Japanenzephalitis

Japanenzephalitis
Klassifikation nach ICD-10
A83.0 Japanische Enzephalitis
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
Verbreitung der Japanischen Enzephalitis in Asien basierend auf Daten von 1970 bis 1998

Die Japanische Enzephalitis (Abkürzung: JE) ist eine durch Viren ausgelöste Tropenerkrankung, die vor allem in Ost- und Südostasien vorkommt.

In Südostasien gibt es regelmäßig zur Monsunzeit Epidemien, die in den Ländern, die noch kein effektives Impfprogramm implementiert haben, hunderte bis tausende von Opfern fordern.

Inhaltsverzeichnis

Erreger

Die Japanische Enzephalitis wird durch das Japan B-Enzephalitis-Virus ausgelöst, ein Arbovirus, das wie der Erreger des Gelbfiebers zu den Flaviviridae gehört. Es existieren mehrere Subtypen des Virus, bisher konnten die Varianten Nakayama und JaGar-01 identifiziert werden.

Infektion

Die Japanische Enzephalitis ist eine Zoonose – das Erregerreservoir (Hauptwirte, Reservoirwirte) bilden vor allem wildlebende Vögel (unter anderem Reiher), aber auch Reptilien und Fledermäuse. Zwischenwirte für die Infektion des Menschen sind häufig Haustiere (Schweine, Pferde). Als Vektoren dienen Mücken der Gattungen Culex und Aedes, die die Erreger über Stiche weitergeben. Zu den wichtigsten Überträgern zählen Culex tritaeniorhynchus, C. fuscocephala und C. annulus.

Das Infektionsrisiko für Touristen ist vergleichsweise gering. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht in den Endemiegebieten vor allem auf dem Land, vorzugsweise am Ende der Regenzeit. Nur ein Teil der Mücken sind Virusträger. Die Durchseuchungsrate ist regional unterschiedlich und wird bei den übertragungsfähigen Gattungen mit 1:100 bis 1:300 angeben. Das Risiko steigt damit proportional zur Zahl der Stiche.

Epidemiologie

Die Japanische Enzephalitis ist in Asien weit verbreitet, wo etwa drei Milliarden Menschen in JEV-Endemiegebieten leben. In Japan selbst tauchen – bedingt durch die systematische Durchimpfung von Haustieren – nur noch wenige Fälle auf. Hauptsächlich betroffen sind China, Indien, Sri Lanka, Nepal, Vietnam, die Philippinen und das nördliche Thailand. Jährlich werden weltweit 35.000 bis 50.000 Fälle mit mehr als 10.000 Toten registriert, wobei die tatsächliche Anzahl der Erkrankungen deutlich höher liegen dürfte.

Symptomatik

In den meisten Fällen verläuft die Infektion mild oder sogar asymptomatisch. Bei schwererem Verlauf stellt sich nach einer Inkubationszeit von 5-15 Tagen ein grippeähnliches Krankheitsbild mit Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ein.

Befällt das Virus das Zentralnervensystem (ZNS), entwickelt sich eine Enzephalitis mit Bewusstseinstrübung, Krampfanfällen, Reflexstörungen, Paresen und Meningitiszeichen, die in ca. 30% der Fälle tödlich enden kann. Bei einem weiteren Drittel blieben dauerhafte neurologische Ausfälle zurück.

Diagnostik

Bei entsprechender Exposition kann die Verdachtsdiagnose aus dem klinischen Bild gestellt werden. Die weiterführende Diagnostik umfasst:

Differentialdiagnosen stellen die zerebrale Malaria, eine bakterielle Meningitis oder das Reye-Syndrom dar.

Therapie

Da zur Zeit keine wirksamen Virostatika gegen JE verfügbar sind, ist die Therapie rein symptomatisch und beschränkt sich auf Schadensbegrenzung. Sie umfasst u. a. die Kontrolle des Flüssigkeitshaushalts, die Verhinderung von Sekundärinfektionen und gegebenenfalls Beatmung.

Vorbeugung

Basismaßnahme ist die Vermeidung von Stichen. Touristen sollten sich mit Repellents, Insektennetzen und langärmeliger Kleidung schützen. Bei längerem Aufenthalt in Endemiegebieten empfiehlt sich eine Schutzimpfung gegen JE, die nach dreimaliger s.c.-Injektion (0, 7, 14-28 Tage) einen sehr guten Schutz bietet. Bei einem längeren Aufenthalt im Endemiegebiet sollte die Impfung alle zwei Jahre aufgefrischt werden. Der Totimpfstoff kann in Deutschland über internationale Apotheken bezogen werden, er ist in Deutschland nicht offiziell zugelassen. Auf dem 10. Forum Reisen und Gesundheit in Berlin, wurde 2009 über einen neuen Totimpfstoff (vorgesehener Handelsname: Ixiaro®, Hersteller Intercell, Wien) berichtet, der sich im europäischen Zulassungsverfahren befindet und immunogener als bisherige Vakzine sein soll.

Impfung

Es gab zuvor nur verschiedene ausländische Impfstoffe wie von Biken oder Denka Seiken. In Deutschland wurde überwiegend Impfstoff verwendet, der in Japan hergestellt wird. Er enthält im Wesentlichen abgetötete Japanische-Enzephalitis-Viren, das aus Mäusehirnen gewonnen und gereinigt wurde. Seine Wirksamkeit wird mit 91 Prozent angegeben. Er wird unter die Haut gespritzt und sollte bei Kindern nach Möglichkeit erst ab einem Alter von einem Jahr eingesetzt werden. Für eine vollständige Grundimmunisierung werden drei Injektionen jeweils an den Tagen 0, 7 und 30 verabreicht. Kinder zwischen einem und drei Jahren erhalten jeweils nur die halbe Dosis. Bei Zeitnot kann auch an den Tagen 0, 7 und 14 geimpft werden. In Ausnahmefällen reichen zwei Impfdosen. Der Schutz wirkt frühestens zwei bis drei Wochen nach der zweiten Impfung. Die letzte Dosis sollte spätestens zehn Tage vor Abreise verabreicht werden. Der Schutz hält zwischen einem und vier Jahren an. Nach zwei Jahren kann eine Auffrischimpfung erwogen werden. Die Japanische-Enzephalitis-Schutzimpfung kann gleichzeitig mit anderen Impfungen vorgenommen werden. Aus Vorsichtsgründen sollten jedoch sieben Tage vor einer Impfung gegen Japanische Enzephalitis andere Impfungen vermieden werden. In Japan selbst gehört die Impfung seit 2005 nicht mehr zum von der Regierung empfohlenen Impfprogramm für Kinder. Bis zu 17 Tage nach einer Impfung kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Bereits bei ersten Anzeichen ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Daher sollten sich geimpfte Personen zumindest in den ersten zehn Tagen nach einer Injektion in Gebieten aufhalten, wo medizinische Hilfe schnell erreichbar ist. Fernreisen sind zu vermeiden. In den ersten 48 Stunden nach einer Impfung ist zudem von übermäßigem Alkoholkonsum abzuraten.

Anfang April 2009 erhielt ein von der österreichischen Firma Intercell entwickelter Impfstoff gegen die Japanische Enzephalitis von der Europäischen Kommission die Zulassung. Der Impfstoff soll unter dem Handelsnamen Ixiaro® von Novartis vertrieben werden. Die Marktzulassung gilt für alle 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie für Norwegen und Island. Ixiaro® ist ein gereinigter, inaktivierter Impfstoff zur aktiven Immunisierung gegen Infektionen mit dem Virus der japanischen Enzephalitis. Er kann bei Personen ab 18 Jahren eingesetzt werden. Zur Herstellung von Ixiaro® werden anstelle von lebenden Organismen Gewebekulturen verwendet. Der Impfstoff wird in zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen verabreicht. Nach zweimaliger Applikation konnte bei 99 Prozent der Probanden ein schützender Antikörper-Titer erreicht werden. Die Wirksamkeit, Haltbarkeit und auch die Bequemlichkeit für den Patienten (zwei statt drei Dosen) sind besser als bei bislang erhältlichen Impfstoffen. Ergebnisse der randomisierten kontrollierten Phase III-Studie wurden im Dezember 2007 im renommierten medizinischen Fachmagazin The Lancet veröffentlicht.

Indikationen für eine Impfung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Impfung nur Asienreisenden, die sich einen Monat oder länger während mückenreichen Jahreszeiten in Gebieten aufhalten, wo die Japanische Enzephalitis gehäuft auftritt. Diese sind China, Indien, Japan, Kambodscha, Korea, Laos, Myanmar, Nepal, Teile Ozeaniens, die Philippinen, Sri Lanka, Thailand und Vietnam.

Gegenanzeigen zur Impfung

Wer an einer akuten, behandlungsbedürftigen Krankheit mit Fieber leidet, soll nicht geimpft werden. Nicht geimpft werden dürfen außerdem Personen mit bekannter oder vermuteter schwerer Überempfindlichkeit gegen Bestandteile des Impfstoffs etwa der Allergie gegen Nagetier-Protein oder Protein aus Nervenzellen sowie Personen, bei denen nach einer früheren Impfung gegen Japanische Enzephalitis eine allergische Erscheinung, hohes Fieber oder eine andere unerwünschte Reaktion aufgetreten ist. Hierzu gehören ein stark juckender Ausschlag am gesamten Körper, ein stark geschwollenes Gesicht oder Schwellungen und Wassereinlagerungen auch an Armen, Beinen oder Hals.

Bei folgenden Personen müssen Nutzen und Risiken der Schutzimpfung gegen Japanische Enzephalitis sorgfältig abgewogen werden:

  • Schwangere und stillende Frauen
  • Kinder im ersten Lebensjahr
  • Personen, die schon einmal an Nesselfieber litten

Literatur

Weblinks

Gesundheitshinweis
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