Jean-Louis Borloo

Jean-Louis Borloo
Jean-Louis Borloo (2007)

Jean-Louis Borloo (* 7. April 1951 in Paris) ist ein französischer Politiker und hatte vom 19. Juni 2007 bis zum 14. November 2010 das Amt des Staatsministers für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Raumplanung im Kabinett von Premierminister François Fillon inne. Außerdem bekleidet Borloo seit Dezember 2005 das Amt des Vizepräsidenten des Parti radical valoisien innerhalb der konservativen Regierungspartei UMP.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Jean-Louis Borloo verbrachte seine Schulzeit am Pariser Gymnasium Lycée Janson de Sailly, wo er sich für Philosophie und Geschichte begeisterte, gleichzeitig engagierte er sich mehrere Jahre in einer Pfadfinderbewegung. 1972 erreichte Borloo den Abschluss einer doppelten „Licence“ in Recht und Philosophie, später außerdem in Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Seine Ausbildung vollendete er mit weiterführenden Studien in Finanzwissenschaften am Handelsinstitut der Universität von Manchester im Rahmen eines MBA-Programms. Anfang der 1980er Jahre wurde er als Anwalt in Paris zugelassen und gründete eine Kanzlei mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht. Er wurde zum Staranwalt für Konkursrecht und Firmensanierungen und zählte 1980 laut Fortune zu den fünf bestverdienenden Advokaten der Welt.

Borloo bekam eine Professur für Finanzanalyse an der Elitehochschule für Handel (HEC). Von 1986 bis 1991 übernahm er den Vorsitz des Fußballvereins von Valenciennes, im Jahr 1989 erfolgte seine Kandidatur und Wahl zum Bürgermeister von Valenciennes – seinem Einwirken war die Niederlassung verschiedener Unternehmen in der Region zu verdanken und damit verbunden die industrielle Weiterentwicklung und der Rückgang der Arbeitslosenquote. Zwischen 1989 und 1992 war er Europaabgeordneter, 1993 gewann er ein Abgeordnetenmandat im 21. Wahlbezirk des Départements Nord. Im Jahr 1994 wurde Borloo bei den Bürgermeisterwahlen in Valenciennes wiedergewählt, zudem konnte er 1997 sein Abgeordnetenmandates für die UDF erneuern. 2001 wurde er zum Pressesprecher der Partei ernannt und erneut als Bürgermeister von Valenciennes gewählt.

Mandate

  • Seit 1993 Abgeordneter des 21. Wahlbezirkes des Départements Nord
  • Mitglied der Gesetzeskommission und Vorsitzender der Studiengruppe der Nationalversammlung zur die Zukunftsfähigkeit des Bankensystems
  • 1989 bis 2002 Bürgermeister von Valenciennes (Nord) und Präsidentschaft der Großgemeinde mit ihren Außenbezirken (Val Métropole)
  • 1992 bis 1993 und 1998 Mitglied des Regionalrates von Nord-Pas-de-Calais
  • 1989 bis 1992 Europaabgeordneter

Politische Funktionen

  • 2001 Pressesprecher für den UDF
  • 2002 Beigeordneter Minister für Stadtplanung und –entwicklung (Regierung von Raffarin)

Minister für Arbeit und sozialen Zusammenhalt (Cohésion sociale)

Unter der Belastung der schwersten Rezession seit einem Jahrzehnt und gleichzeitiger Durchführung von neoliberalen sozial- und wirtschaftspolitischen Reformen (Rentenreform, Gesundheitsreform, Agenda 2006), die von den französischen Bürgern als sozial unausgewogen und ungerecht empfunden wurden („méthode Raffarin“), geriet die rechtsbürgerliche Regierung von Jean-Pierre Raffarin ins Trudeln. Nachdem die Wähler die zwei Runden der Regionalwahlen (21. und 28. März 2004) dazu genutzt hatten die Regierung abzustrafen, nahmen Präsident Chirac und Premierminister Raffarin eine umfassende Kabinettsumbildung vor, bzw. wurde ein Teil der ursprünglich vorgesehenen Kürzungen im Sozialbereich zurückgenommen oder aber abgemildert. Auch in der nunmehr dritten Regierung Raffarin vom 31. März 2004 bis zum 31. Mai 2005 übernahm Jean-Louis Bolloré als Minister für Arbeit und sozialen Zusammenhalt Regierungsverantwortung (Ministre de l'Emploi, du Travail et de la Cohésion sociale / s. auch franz. wiki: Gouvernement Jean-Pierre Raffarin (3)). Angesichts weiter steigender Arbeitslosigkeit und zunehmender Zahl von Franzosen, die das so genannte RMI (Revenu minimal d’insertion – Übergangsgeld zur Eingliederung in das Berufsleben / dt. etwa: Sozialhilfe) erhielten, stellte Borloo am 30. Juni 2004 im Ministerrat einen auf 5 Jahre angelegten „Plan für den sozialen Zusammenhalt“ (Plan de cohésion sociale) vor, eine Art Sozialplan für die „Vergessenen der Republik“, der den ohnehin zu spät bemerkten „sozialen Bruch“ in der französischen Gesellschaft wieder beheben sollte. Durch Einsatz von rund 13 Mrd. Euro und insgesamt 20 staatlichen Förderprogrammen, entlang der Hauptachsen beschäftigungspolitische Maßnahmen, Verbesserung der Wohnsituation, Integration, Chancengleichheit, sollte innerhalb von 5 Jahren die Arbeitslosigkeit deutlich verringert werden. Gezielt fördern wollte man vor allem sozial benachteiligte Jugendliche, alleinerziehende Mütter und Langzeitarbeitslose bzw. Bezieher von RMI (Revenu minimal d’insertion), ihnen ein zum Leben ausreichendes Einkommen verschaffen, um so zu versuchen sie wieder in die französische Gesellschaft zu integrieren. Im Bereich Wohnungsbau sollte dies durch zusätzlichen Neubau von rund 900 000 Wohnungen, Renovierung von Leerstand sowie finanzielle Anreize für private Vermieter erreicht werden. Im Bereich Chancengleichheit sollte eine intensivierte Kinderbetreuung und Ausbau der Internate insbesondere alleinerziehenden Müttern neue Möglichkeiten eröffnen. Im Bereich Beschäftigung sollten insgesamt rund 800 000 neue Ausbildungsverträge für jugendliche Arbeitslose, ABM-ähnliche Maßnahmen für Langzeitarbeitslose, eine Verbesserung der Arbeitsvermittlung durch eine Bündelung der beteiligten Institutionen sowie Schaffung von etwa 300 Jobzentren (maisons d’emploi) Besserung bringen. Mit diesem Plan versuchte man die nach den Regionalwahlen im März 2004 angekündigte Wende in der Sozialpolitik zu realisieren und der französischen Bevölkerung ein humanes und sozial engagiertes Image der Regierung Raffarin zu vermitteln – was in den voraufgehenden Jahren nicht gelungen war und so zu einem Linksruck bei den Wahlen geführt hatte. Am 15.September 2004 verabschiedete das Kabinett den Plan und die Nationalversammlung billigte ihn am 20.Dezember 2004 als Rahmengesetz. Noch bevor sich irgendwelche Wirkungen aus den Umsetzungen des Plans zeigen konnten war die 3. Regierung Raffarin vorzeitig beendet (31. Mai 2005). In dem am 29. Mai 2005 durchgeführten Referendum lehnten rund 55 Prozent der französischen Wähler den EU-Verfassungsvertrag mit ihrem „Non“ ab. Zugleich war dies aber auch ein Votum mit dem sie ihre Unzufriedenheit mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung Raffarin deutlich zum Ausdruck brachten. Das Abstimmungsdebakel zwang Präsident Jacques Chirac zu einer Erneuerung der Regierung. Noch am Wahlabend kündigte er den Austausch der unbeliebten Regierung Raffarin an, und ernannte am 2. Juni 2005 eine neue Regierung unter der Führung von Dominique de Villepin, (der bis dahin den Posten des Innenministers bekleidet hatte). In der Regierung Villepin (2. Juni 2005 bis zum 15. Mai 2007) wurde Jean-Louis Borloo wiederum Minister. Diesmal mit dem Titel: Minister für Beschäftigung, sozialen Zusammenhalt und Wohnungswesen (Ministre de l'Emploi, de la Cohésion sociale et du Logement).

2007 wird Borloo Minister für Ökologie, Energie und nachhaltige Entwicklung unter Präsident Sarkozy und Premierminister Francois Fillon. 2010 wird Jean-Louis Borloo als neuer Premierminister für die im Herbst des Jahres anstehende Kabinettsumbildung gehandelt. Präsident Sarkozy hält dann jedoch an Francois Fillon als Premierminister fest. Borloo gibt daraufhin am 14. November 2010 seinen Ausstieg aus dem Kabinett unter Fillon bekannt.

Privates

Am 21. Juli 2005 heiratete Borloo in Rueil-Malmaison (Hauts-de-Seine) die beim Sender France 2 angestellte Fernsehjournalistin Béatrice Schönberg. Diese Heirat zog wegen der Vermengung von Medien und Politik viel Kritik – insbesondere der Gewerkschaften – auf sich.

Weblinks

 Commons: Jean-Louis Borloo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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