Jenny Marx

Jenny Marx

Johanna Bertha Julie Jenny Marx, geborene von Westphalen (* 12. Februar 1814 in Salzwedel; † 2. Dezember 1881 in London), war eine deutsche Sozialistin und Ehefrau von Karl Marx.

Jenny von Westphalen, Karl Marx' Frau
Edgar Marx. "Der arme Musch ist nicht mehr. Er entschlief (im wörtlichen Sinne) in meinen Armen"[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jenny von Westphalens Großvater Philipp von Westphalen war der Geheim-Sekretär des Herzogs Ferdinand von Braunschweig und erhielt 1764 den Titel „Edler von Westphalen“. Ihr Vater Ludwig von Westphalen war zuerst Gutsherr, später Regierungsrat im preußischen Staatsdienst in Salzwedel und Trier.

Sie war nicht nur die „Ballkönigin von Trier“[2], sondern verfügte auch über eine umfassende Bildung. Die Verlobungszeit mit ihrem vier Jahre jüngeren Jugendfreund Karl Marx dauerte über sieben Jahre, bis beide am 19. Juni 1843 in der Pauluskirche in Bad Kreuznach getraut wurden.

Danach stellte Jenny Marx ihr Leben in den Dienst ihres Mannes. Sie schrieb viele seiner Manuskripte ab und korrigierte und redigierte sie dabei. Im Laufe ihrer Ehe brachte sie sieben Kinder zur Welt, von denen jedoch nur die drei Töchter Eleanor, Jenny und Laura das Erwachsenenalter erreichten. Auch diese traten in die Fußstapfen ihres Vaters und arbeiteten teilweise für ihn bzw. für die Arbeiterbewegung. Besonders schmerzlich war für sie der Tod ihres Sohnes Edgar am 6. April 1855.

Während ihrer gesamten Ehe litt Jenny unter schwierigen finanziellen Lebensverhältnissen der Familie. Sie begleitete Karl Marx ins Exil nach Brüssel, Paris und London und stand ihm aufopfernd zur Seite. Im Jahr 1860 erkrankte sie an den Pocken.[3] Erst nach der Veröffentlichung des ersten Bandes von Das Kapital im Jahr 1867 besserte sich die finanzielle Situation der Familie Marx. 1880 wurde bei Jenny Krebs diagnostiziert.[4] Im Alter von 67 Jahren starb sie nach jahrelangem Leiden in London. Die Trauerrede hielt Friedrich Engels.[5]

Zum engsten Freundeskreis zählten unter anderen Friedrich Engels, Wilhelm Liebknecht und Heinrich Heine.

Heine besuchte Karl und Jenny Marx zeitweise fast täglich während ihres Exils in der Rue Vanneau des Pariser Stadtviertels Faubourg St. Germain 1843/44. Das nebenstehende Porträt - ein Ölgemälde - schuf ein unbekannter Meister in der Spanne dieser Zeit. Gewissermaßen ein Jugendbildnis von Jenny. [6]

Jenny Marx übte zeitweise das "Amt" des Sekretärs von Marx aus. Sie bezeichnete sich selbst als „sein Sekretär“. Sie kopierte nicht nur einige seiner Zeitungsartikel für die New York Daily Tribune, sondern auch sein Buch Herr Vogt. Manchmal führte sie die Korrespondenz für Marx mit Weydemeyer, Friedrich Engels, Ferdinand Lassalle u. a. Daneben diskutierte sie Marx’ Texte mit ihm. Er legte nach eigener Aussage großen Wert auf ihr politisches Urteilsvermögen.

Jenny Marx hatte großes Ansehen bei dem Kampfgefährten von Marx (z.B. Wilhelm Liebknecht) und veröffentlichte Artikel in deutschen Zeitungen über das Theater in London.

Ehrungen

Bildnis von Jenny Marx auf einer Sonderbriefmarke der DDR zum Frauenkongress 1964
  • Ihr Geburtshaus in Salzwedel besteht heute noch. Es wird „Jenny-Marx-Haus“ genannt und diente seit 1969 als Museum. Seit mehreren Jahren wird es als Musikschule und für wechselnde Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst und zur Zeitgeschichte genutzt. Außerdem befindet sich dort der Memorialkomplex Jenny Marx. Im Garten des Hauses ist eine Bronzeplastik Jenny des Bildhauers Heinrich Apel aus dem Jahr 1981 aufgestellt.
  • Die Sektion der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Rheinland-Pfalz nennt sich nach ihr „Jenny-Marx-Gesellschaft für politische Bildung Rheinland-Pfalz e.V.“.
  • In Trier (Petrisberg) und Salzwedel ist eine Straße nach ihr benannt.

Eintragungen in das Poesiealbum ihrer Tochter

Jenny Marx trug sich folgendermaßen in das Poesiealbum ihrer Tochter Jenny Marx Longuet ein. Dieser Eintrag wurde im März 1865 in englischer Sprache getätigt.[7]

Frage Antwort
Ihre Lieblingstugend (Your favourite virtue) Aufrichtigkeit (sincerity)
… beim Mann (… in man) Beharrlichkeit (perseverance)
… Frau (… woman) Zuneigung (affection)
… Hauptmerkmal (… Chief characteristic) Empfindsamkeit (sensistiveness)
Auffassung vom Glück (Idea of happiness) Gesundheit (health)
… Unglück (… misery) Abhängigkeit (dependence)
Das Laster, das Sie am ehesten entschuldigen (The vice you excuse most) Unentschlossenheit (indecision)
… ehesten verabscheuen (… detest most) Undankbarkeit (ingrattitude)
Ihre Abneigung (Your aversion) Schulden (debts)
Lieblingsbeschäftigung (Favourite occupation) Handarbeit (needle work)
… Dichter (… Poet) Johann Wolfgang von Goethe (Göthe)
Schriftsteller (Prose writer) Martin Luther.
Held (Hero) Gnaeus Marcius Coriolanus (Coriolanus)
Heldin (Heroine) Florence Nightingale
Blume (Flower) Rose (rose)
Farbe (Colour) Blau (blue)
Lieblingsmaxime (Favourite maxime) Alles halb so schlimm (Never mind)
Motto (Motto) Nil desperdandum (Deutsch: Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung.)

Zeitungskorrespondenzen

  • Kurze Umrisse eines bewegten Lebens. [8]
  • Aus der Londoner Theaterwelt. In: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt. Frankfurt am Main, Nr. 328 vom 21. November 1875.
  • Londoner Saison. In: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt. Frankfurt am Main, Nr. 95 vom 4. April 1876.
  • Englische Shakespeare-Studien. In: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt. Frankfurt am Main, Nr. 3 vom 3. Januar 1877.
  • Shakespeares "Richard III" im Londoner Lyceum-Theater. In: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt. Frankfurt am Main, Nr. 39 vom 8. Februar 1877.
  • Vom Londoner Theater. In: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt. Frankfurt am Main, Nr. 145 vom 25. Mai 1877.
  • Die hervorragendesten Persönlichkeiten der englischen Salonwelt. In: Der Sprudel. Allgemeines deutsches Bade-Journal. Wien, IX. Jg., Nr. 3 vom 18. Mai 1879.
  • Irving at home. In: Der Sprudel. Allgemeines deutsches Bade-Journal. Wien, IX. Jg., Nr. 7 vom 23. Juni 1879.

Literatur

  • Boris Nikolajewski: Jenny Marx. Ein Lebensabriß. Dietz, Berlin 1931.
  • Otto Mänchen-Helfen / Boris Nikolajewski: Karl und Jenny Marx. Ein Lebensweg. Verlag der Bücherkreis, Berlin 1933.
  • Bert Andréas: Briefe und Dokumente der Familie Marx aus den Jahren 1862 – 1873 nebst zwei unbekannten Aufsätzen von Friedrich Engels. In: Archiv für Sozialgeschichte. 2. Bd. Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1962.
  • Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels. 2. durchges. Aufl. Dietz Verlag, Berlin 1965; 5. Aufl. Dietz Verlag, Berlin1983.
  • Bruno Kaiser: Jenny Marx als Theaterkritikerin. Zu einer bedeutsamen Wiederentdeckung. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Berlin 1966, Heft 6, S. 1031-1042.
  • Jürgen Reetz: Vier Briefe von Jenny Marx aus den Jahren 1856-1860. Trier 1970. (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Trier Heft 3)
  • Emile Bottigelli: Sieben unveröffentlichte Dokumente von Friedrich Engels. In: Friedrich Engels. 1820 – 1870. Referate Diskussionen Dokumente. Redaktion: Hans Pelger. Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1971, S. 319-325
  • Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk: Jenny Marx. Liebe und Leid im Schatten von Karl Marx. Eine Biographie nach Briefen, Tagebüchern und anderen Dokumenten. Staatsverl., Wuppertal 1975, ISBN 3-87770-015-2.
  • Heinrich Gemkow: Neu aufgefundene Briefe von Karl und Jenny Marx. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Berlin 1976, Heft 6, S. 1028 ff.
  • Ingrid Donner, Birgit Matthies: Jenny Marx über das Robert-Blum-Meeting am 9. November 1852 in London. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. 4, Berlin 1978, S. 69-78.
  • Jörg H. Damm: Die Persönlichkeit Jennys. Porträt-Grafik, Original 1964 auf Karton 42 x 30 cm. In: Altmärkischer Heimatkalender 1980; 9. Jahrgang, Hrg.: Kreisleitung Salzwedel des Kulturbundes und Abteilung Kultur beim Rat des Kreises Salzwedel, Volksdruckerei Stendal, Aufl. 5000, S.36 (mit Texteinführung S.31-35).
  • Luise Dornemann: Jenny Marx: Der Lebensweg einer Sozialistin. Dietz, Berlin 1980.
  • Heinrich Gemkow: Erbschaftsverzichterklärung von Jenny Marx. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 22.Jg. Berlin 1980, Heft 1, S. 59-62.
  • H. F. Peters: Die rote Jenny. Ein Leben mit Karl Marx. Kindler, München 1984, ISBN 3-463-00880-7.
  • Ruth Zimmermann: Jenny Marx und ihre Töchter. Frauen im Schatten des Revolutionärs. Herder, Freiburg im Breisgau 1984, ISBN 3-451-08176-8.
  • Wolfgang Schwalbach: Jenny Marx bedeutendste Tochter der altmärkischen Stadt Salzwedel. Biographische Skizzen. Hrsg. Kommission zur Erforschung der örtlichen Geschichte der Arbeiterbewegung der SED-Kreisleitung Salzwedel. Volksdruckerei Stendal, Salzwedel ca. 1989.
  • „Sie können sich denken, wie mir oft zu Muthe war...“. Jenny Marx in Briefen an eine vertraute Freundin. Hrsg. von Wolfgang Schröder. Verlag für die Frau, Leipzig 1989.
  • Jenny Marx. Ein bewegtes Leben. Zusammengestellt und eingeleitet von Renate Schack. Illustrationen von Erika Baarmann. Dietz Verlag, Berlin 1989.
  • Manfred Kliem: Neue Presseveröffentlichungen von Jenny Marx über William Shakespeare und Henry Irving im "Sprudel" von 1879 entdeckt. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung 28, Berlin 1989, S. 198-216.
  • Boris Rudjak: Eine erstaunliche Verwechslung. In: Marx-Engels-Forschungsberichte 6. Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig 1990, S. 159-164.
  • Heinz Monz: Zwei Briefe aus Niederbronn (Elsaß). In: Kurtrierisches Jahrbuch. 30.Jg. Trier 1990, S. 237–252.
  • Françoise Giroud: Trio infernale oder das Leben der Jenny Marx. Beltz, Weinheim 1994, ISBN 3-88679-230-7. [9]
  • Galina Golovina, Martin Hundt: Jenny Marx als "Geschäftsführer". Eine neue Quelle zu Marx' Mitarbeit an der New-York Tribune. In: MEGA Studien. 1996/2, Dietz Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-320-01943-0, S. 109-112.
  • Angelika Limmroth: Jenny von Westphalen - Die Frau von Karl Marx. 3. veränd. u. überarb. Aufl. Großbodungen 2006, ISBN 3-00-013060-8. (Bodunger Beiträge, H. 6)
  • Jörn Schütrumpf (Hrsg.): Jenny Marx oder: Die Suche nach dem aufrechten Gang. Karl Dietz Verlag Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02147-4.
  • Heinrich Gemkow: Aus dem Leben einer rheinischen Familie im 19. Jahrhundert. Archivalische Funde zu den Familien von Westphalen und Marx. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 34. Jg. 2008 Sonderdruck, S. 497-524
  • Ulrich Teusch: Jenny Marx. Die rote Baronesse. Rotpunktverlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-85869-459-1.

Weblinks

 Commons: Jenny Marx – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Marx an Friedrich Engels 6. April 1855 - MEW Bd. 28, S. 443
  2. Karl Marx an Jenny Marx 15. Dezember 1863 - MEW Bd. 30, S. 643
  3. Jenny Marx an Louise Weydemeyer 11. März 1861. In: Mohr und General, S.250-261
  4. Brief von Karl Marx an Dr. Fleckles vom 29. September 1880
  5. Die Töchter von Karl Marx. Unveröffentlichte Briefe, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1981 ISBN 3-462-01432-3, S. 337-341
  6. Das Gemäldeoriginal wurde 1958 von Frédéric Longuet, einem Urenkel Karl Marx´, vom Museum für Deutsche Geschichte privat erworben. F. Longuet war selbst Kunstmaler, Landschaftsmaler vor allem. Er hatte die Stationen des Lebens seines Urgroßvaters bereist, hat Skizzen, Federzeichnungen und Aquarelle zu einer Bildmappe zusammengetragen (ein Auftrag des Institutes für Marxismus-Leninismus der KPdSU) und war auch Gast der damaligen Marx-Gedenkstätte in Salzwedel.
  7. Zeit Geschichte 3 2009, Karl Marx, Seite 41
  8. Mohr und General, S. 237-244 (5. Aufl. 1983: S. 184-213)
  9. Heinz Monz: Zur Biographie der Jenny von Westphalen. In: Neues Trierisches Jahrbuch 1996. Dort werden zahlreiche Irrtümer von Françoise Giroud aufgeführt.

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