- Jerusalem (Meiningen)
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Jerusalem (Meiningen) Stadt MeiningenKoordinaten: 50° 36′ N, 10° 25′ O50.59222222222210.415833333333310Koordinaten: 50° 35′ 32″ N, 10° 24′ 57″ O Höhe: 310–380 m Einwohner: 4.500 (1. Jan. 2009) Postleitzahl: 98617 Vorwahl: 03693 Jerusalem ist ein Stadtteil der thüringischen Kreisstadt Meiningen mit rund 4.500 Einwohnern und besteht aus den zwei Wohngebieten Utendorfer Straße und Kiliansberg. Jerusalem ist überwiegend ein Plattenbaugebiet, das vornehmlich zwischen 1969 und 1983 entstanden ist.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Jerusalem liegt im Norden der Stadt zwischen den Stadtteilen Helba und Welkershausen auf leicht ansteigendem Gelände am Fuße des Kiliansberges (488 m) in einer Höhe zwischen 310 und 380 Metern. Westlich führt direkt anliegend die Bundesstraße 19 vorbei. Durch den Stadtteil verläuft weiterhin eine Landstraße zur Nachbargemeinde Utendorf.
Geschichte
Anfang des 19. Jahrhunderts ließ der meiningische Staatsminister Freiherr von Könitz eine weitläufige Parkanlage mit Villa und Gutshof namens Jerusalem errichten[1], die südlich von Welkershausen im westlichen Teil des heutigen Stadtteils an der heutigen Bundesstraße 19 lag. Dieses 1913 umgebaute und erweiterte Anwesen wurde in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges zerstört. 1936 ließ die Wehrmacht im östlichen Teil innerhalb weniger Monate die Barbarakaserne erbauen. Dort zog das Artillerie-Regiment 74 ein. Ab 1939 diente sie als Lazarett und Nebenstelle des Heereszeugamtes Kassel. Von 1945 bis 1991 belegte das 23. Panzerbataillon der 8. Gardearmee der Sowjetarmee die Kaserne.
Ab 1967 wurde der nahe dem Ortsteil Helba liegende „Wohnbezirk 20“ Utendorfer Straße im Zuge der Errichtung von Robotron[2], ein Werk für Mikroelektronik, erbaut. Es entstanden 27 Vier- bis Sechsgeschosser mit sozialen Einrichtungen. 1980 begann man mit dem Bau des „Wohnbezirks 21“ Kiliansberg, das die Lücke zwischen der Utendorfer Straße und Welkershausen schloss. Dazu mussten landwirtschaftliche Anlagen der VEG Welkershausen abgerissen werden. Hier entstanden weitere 18 Sechsgeschosser und die dazu benötigten öffentlichen Einrichtungen. Vermieter der Wohnblöcke in beiden Wohngebieten wurden die Arbeiterwohngenossenschaft (AWG) und die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBG). In beiden Wohngebieten lebten 1989 zusammen rund 6.500 Einwohner.
Nach der Wende schloss die Stadt die beiden Wohnbezirke zum „Stadtteil Jerusalem“ zusammen. Eine Oberschule wurde in ein Gymnasium umgewandelt. 1991 gründeten sich die Stadtwerke Meiningen neu und etablierten ihren Firmensitz in Jerusalem. Das Werk „Robotron Meiningen“ wandelte sich zur GmbH und wurde 1992 unter dem Namen „Robotron Dünnschichttechnologie GmbH“[2] bis 1998 weiter geführt, um dann von Schott übernommen zu werden. Die Firma nutzte einen Teil der Produktionshallen bis 2007, die seitdem leerstehen. Hier sollen in Zukunft das Meininger Zweiradmuseum und ein Museum für historische Feuerwehrfahrzeuge einziehen. In die Verwaltungsgebäude des Robotrons zog ab 1995 das Landratsamt ein. Durch eine hohe Arbeitslosigkeit und den Wegzug vieler Besserverdienender entwickelte sich der Stadtteil in den 1990er Jahren zum sozialen Problemviertel.
Ende der 1990er Jahre entstand um den neuerbauten Obertshäuser Platz ein neues Stadtteilzentrum mit Einkaufszentrum und öffentlichen Einrichtungen. Auch ein Parkhaus für Anwohner ist entstanden. Ab 2000 riss man die leerstehende Barbarakaserne teilweise ab und die Stadt wies auf dem nördlichen geräumten Teil des Kasernengeländes ein neues, heute komplett bebautes Eigenheimgebiet aus.
Auf Grund von Wegzügen, Umzügen in andere Stadtteile und Geburtenrückgang sank die Einwohnerzahl auf heutige 4.500. Dies zwang die beiden Meininger Großvermieter AWG und WBG, die in Jerusalem 466 beziehungsweise 1.302 Wohnungen unterhalten (Stand 2010), einige Plattenbauten zurückzubauen. So wurden in der Utendorfer Straße ein Wohnblock und am Kiliansberg vier Wohnblöcke mit insgesamt rund 300 Wohnungen abgerissen.[3] Bis heute sind fast alle Wohnblöcke durch die Großvermieter nach modernsten Standard saniert und teilweise umgebaut worden. Weiterhin konnten die sozialen Konflikte im Stadtteil deutlich verringert werden.
Naturdenkmäler
Eine Besonderheit ist der 2006/2007 entstandene Fledermausturm. Im Drempel eines Sechsgeschossers, der ursprünglich komplett zurückgebaut werden sollte, entdeckten Bauleute 2003 eine große Kolonie mit 1.500 Tieren der Fledermausart Großes Mausohr, rund 500 Tiere des Abendseglers und einige Exemplare von Zwerg-, Breitflügel- und Zweifarbfledermäusen. Der Eigentümer entschloss sich, für die unter Naturschutz stehenden Tiere einen Aufgang stehenzulassen und ansehnlich umzubauen. Der Turm wird auch von Naturschützern als Quartier und Forschungsstätte genutzt.
Einrichtungen
In Jerusalem befinden sich neben zwei kleinen Einkaufszentren und einem Supermarkt das Landratsamt, das Kreisarchiv, das Henfling-Gymnasium, eine Grundschule, eine Regelschule, ein AWO-Pflegeheim, die Sport- und Kulturhalle „Multihalle“ und ein 2007 neueröffnetes Jugendzentrum. In der Utendorfer Straße haben die Stadtwerke Meiningen ihren Sitz.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Meiningen
- ↑ a b robotrontechnik abgerufen 15. Juni 2009
- ↑ Meininger Tageblatt abgerufen 28. Mai 2009
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