Dreißigacker

Dreißigacker
Dreißigacker
Stadt Meiningen
Koordinaten: 50° 34′ N, 10° 23′ O50.55972222222210.387222222222400Koordinaten: 50° 33′ 35″ N, 10° 23′ 14″ O
Höhe: 400–460 m
Einwohner: 1.459 (1. Jan. 2009)
Eingemeindung: 1. Okt. 1990
Postleitzahl: 98617
Vorwahl: 03693

Dreißigacker ist ein Ortsteil der Kreisstadt Meiningen im Süden des Freistaates Thüringen mit 1.459 Einwohnern.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Dreißigacker liegt am östlichen Rand einer Hochebene im Werratal rund einen Kilometer westlich der Kernstadt an der Landesstraße 2621 zum Stadtteil Herpf auf einer Höhe von 430 Meter über NN (Ortskern).

Geschichte

Dreißigacker wird in einer Urkunde des Grafen Berthold [VII.] von Henneberg[-Schleusingen], die er am 22. August 1311 für das Kloster Rohr ausstellte, erstmals urkundlich als in dem dorp zu Drizichaccher[2] erwähnt.

Am 13. Oktober 1320 wird der Ort nochmals urkundlich als Drizichacher erwähnt, als 30 Acker Wald für die Ansiedlung von Bauern gerodet wurden, was zugleich den Ortsnamen erklärt. Es gehörte zum Amt Maßfeld in der Grafschaft Henneberg. Im Mai 1525 wurde während des Bauernkrieges bei einer Schlacht nahe dem Dorf das Bauernheer Bildhäuser Haufen vernichtend von fürstlichen Truppen geschlagen. Im Dreißigjährigen Krieg zerstörten 1641 kaiserliche Truppen den Ort durch Brandlegung.

Blick auf Dreißigacker

1710 ließ Herzog Ernst Ludwig I. ein Jagdschloss erbauen, in dem von 1801 bis 1843 die erste Forstakademie Thüringens untergebracht war, zu deren erstem Direktor Johann Matthäus Bechstein berufen wurde. Da im nahen Meiningen bis Mitte des 19. Jahrhunderts jüdischen Bürgern das Wohnrecht verwehrt wurde, bildete sich in Dreißigacker eine große jüdische Gemeinde. 1863 weihte die Gemeinde ihre neue Kirche ein. Nach einem Großbrand 1867 wurde der Ortskern neu errichtet. 1920 gründete Eduard Weitsch eine Heimvolkshochschule, die vorbildlich für die Weimarer Volksbildung war. 1946 etablierte sich im Schloss ein Institut für Lehrerbildung, das an den Standorten Dreißigacker und Meiningen bis 1990 existierte. 1969 errichtete der Meteorologische Dienst der DDR, heute in den Deutschen Wetterdienst integriert, auf dem höchsten Punkt des Ortes eine Wetterwarte.

Am 1. Oktober 1990 erfolgte die Eingemeindung nach Meiningen[3], um die Errichtung eines Gewerbegebietes zu ermöglichen. In Dreißigacker lebten 1990 rund 900 Einwohner.

1991 wurde am westlichen Ortsrand das 89 ha große Gewerbegebiet errichtet, weiter entstanden mehrere Neubaugebiete. 1995 eröffnete das neue Klinikum Meiningen, in dem heute mehr als 900 Mitarbeiter[4] beschäftigt sind. Weitere medizinische Einrichtungen folgten im Umfeld des Krankenhauses.

Die Einwohnerzahl des Ortsteiles stieg auf 1.133 Bürger im Jahr 1998 und auf 1.459 Bürger im Jahr 2009 an.[1]

Politik

Ortsteilbürgermeisterin von Dreißigacker ist Annelie Reukauf. Die Wählergemeinschaft Dreißigacker hat seit 2009 einen Sitz im Stadtrat Meiningen, der von Sascha Kellner eingenommen wird.

Öffentliche Einrichtungen

In Dreißigacker befinden sich das Verkehrsamt des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, das Klinikum Meiningen und eine Wetterwarte des DWD. Des Weiteren entstanden hier seit 1990 im Umfeld des Klinikums mehrere Ärztehäuser, ein Dialysezentrum, ein Medizinisches Versorgungszentrum und ein DRK-Pflegeheim.

Unternehmen

Im Gewerbegebiet Dreißigacker haben sich seit 1991 73 Unternehmen mit über 2.000 Beschäftigten angesiedelt.[5] Hier sind jene aufgeführt, die mehr als 50 Beschäftigte haben.

Gewerbegebiet Dreißigacker
Reinraum des Hightech-Unternehmens Aifotec

Das weltweit tätige börsennotierte Hightech-Unternehmen ADVA Optical Networking AG ist ein führender Anbieter für optische Netzwerklösungen im Datentransport. Im Meininger Betrieb ist der Unternehmenssitz, die Entwicklung & Forschung und die Produktion mit 300 Mitarbeitern angesiedelt.

Das mit 316 Mitarbeitern zu den größten Unternehmen zählende Backhaus Nahrstedt betreibt 69 Bäckereifilialen und Bistros in Süd- und Westthüringen sowie in Ober- und Unterfranken.[6]

Die Werkstätten der Lebenshilfe Meiningen beschäftigen im Gewerbegebiet 230 Behinderte und Nichtbehinderte, die zumeist für benachbarte Unternehmen Montage- und Lohnarbeiten durchführen.

Die Winkhaus Türtechnik GmbH & Co. ist ein Unternehmen der Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG und produziert seit 1995 mit rund 300 Mitarbeitern (Stand: 2011) Fensterschließtechnik und Sicherheitstürverriegelungen.

In der Meininger Niederlassung von MIWE Backofentechnik GmbH stellen heute 140 Mitarbeiter Industriebacköfen, Backöfen für Bäckereifilialen und Bäckereitechnik her.

Als eines der ersten Unternehmen hat sich in Dreißigacker die Meininger Wurstwaren GmbH mit heute rund 150 Beschäftigten niedergelassen.

Die 1991 aus einem Werkzeugbau hervorgegangene Lemuth GmbH produziert mit rund 100 Mitarbeitern Anlagen und Maschinen für den automatisierten Fensterbau.

Ein weiteres wachsendes Hightech-Unternehmen mit rund 70 Beschäftigten ist die ABS electronic GmbH. Das 1998 gegründete Unternehmen führt unter anderem automatische Bestückungen von elektronischen Bauteilen durch.

Des Weiteren haben sich im Gewerbegebiet, so unter anderem in Gründerzentrum Meiningen, mehrere Hightech-Unternehmen neu gegründet oder von außerhalb angesiedelt.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Dreysigacker. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 2. Band, Zwickau 1815, S. 281–283.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Einwohnermeldeamt der Stadt Meiningen
  2. H.A. B 10 Fach 4 Nr. 27
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. Angabe laut Klinikum Meiningen
  5. Wirtschaftsdezernat der Stadt Meiningen
  6. Website Backhaus Nahrstedt

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