- Johann Albert Fabricius
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Johann Albert Fabricius (* 11. November 1668 in Leipzig; † 30. April 1736 in Hamburg) war ein deutscher klassischer Philologe und Bibliograph.
Leben
Eine erste Ausbildung erhielt Fabricius bei seinem Vater Werner Fabricius, Musikdirektor an der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig, der ihn auf seinem Sterbebett der Obhut des Theologen Valentin Alberti anvertraute.
Er studierte bei J. G. Herrichen, anschließend bei Samuel Schmid in Quedlinburg, in dessen Bibliothek er die beiden Bücher fand, nämlich F. Barths Adversaria and Daniel Georg Morhofs Polyhistor Literarius, die ihn zu seiner Bibliothecæ anregten, dem Werk, auf das sich sein Ruf gründet.
Nach seiner Rückkehr nach Leipzig 1686 veröffentlichte er anonym zwei Jahre später sein erstes Werk, Scriptorum recentiorum decas, einen Angriff auf zehn Autoren seiner Zeit. Sein Decas Decadum, sive plagiariorum et pseudonymorum centuria (1689) ist die einzige seiner Arbeiten, das er mit dem Namen Faber signiert hat. Er wandte sich dem Studium der Medizin zu, das er dann zugunsten der Theologie aufgab, und ging 1693 nach Hamburg, wo er eine Auslandsreise plante, als die unerwartete Nachricht, dass die Kosten seiner Ausbildung das gesamte väterliche Erbe aufgezehrt und ihn sogar bei seinem Treuhänder verschuldet hatten, dazu brachte, das Projekt aufzugeben. 1694 wurde er Famulus und Bibliothekar von Johann Friedrich Mayer, Hauptpastor an der Hamburger Kirche St. Jacobi und Professor in Kiel.
Er blieb als Bibliothekar bei J. F. Mayer in Hamburg. 1696 begleitete er seinen Patron nach Schweden, und wurde kurz nach der Rückkehr als Kandidat für den Lehrstuhl für Logik und Philosophie am Akademischen Gymnasium gehandelt. Die Abstimmung ging zwischen Fabricius und Sebastian Edzardus, einem seiner Gegner, unentschieden aus, worauf die Ernennung durch das Los Edzardus zufiel. Im Jahre 1699 wurde er an der Universität Kiel zum Doktor der Theologie promoviert. Fabricius folgte Vincent Placcius (1642-1699) auf dem Lehrstuhl für Rhetorik und Ethik am Hamburger Gymnasium, den er bis zu seinem Tod innehatte, wobei er Rufe nach Greifswald, Kiel, Gießen und Wittenberg abzulehnte. Von 1708 bis 1711 übernahm er zusätzlich das Rektorat der Hamburger Lateinschule Johanneum. Einer seiner Schüler am Akademischen Gymnasium und späterer Kollege und Schwiegersohn war Hermann Samuel Reimarus.
Fabricius werden 128 Bücher zugeschrieben, jedoch ist er bei vielen davon lediglich Herausgeber. Eines der berühmtesten davon ist Bibliotheca Latina (1697, in verbesserter und berichtigter Form 1773 von Johann August Ernesti neu herausgegeben). Seine Kompilationen betreffen: die Autoren aus der Zeit des Kaisers Tiberius, die aus der Zeit der Antoninen, sowie aus der Zeit des Verfalls der Sprache. Ein weiterer Bereich sind die Fragmente alter Autoren und Kapitel über frühe christliche Literatur. Als Fortsetzung erschien die auf das Mittelalter bezogene Bibliotheca Latina mediae et infimae Aetatis (1734–1736; Ergänzungsband von Johann Christian Schöttgen, 1746; ed. Mansi, 1754, Neudruck 1858f). Fabricius trug auch - nicht nur durch seine Übersetzung der Physikotheologie von William Derham 1728 - viel zur Popularisierung dieser zur damaligen Zeit beliebten Versuche theologischer Gottesbeweise in Deutschland bei.
Sein Hauptwerk bleibt aber die 14bändige Bibliotheca Graeca (1705-1728, durchgesehen und fortgeführt von Gottlieb Christoph Harleß, 1790-1812), die zu Recht als maximus antiquae eruditionis thesaurus bezeichnet wurde. Ihre Abschnitte werden durch Homer, Platon, Jesus, Konstantin der Große und die Eroberung Konstantinopels 1453 markiert; ein sechster Abschnitt ist dem kanonischen Recht, der Jurisprudenz und der Medizin gewidmet.
Von den übrigen Werken sind erwähnenswert:
- Bibliotheca Antiquaria (1713), ein Bericht über die Autoren, die hebräische, griechische, römische und christliche Antiquitäten schildern.
- Centifolium Lutheranum, eine lutherische Bibliographie (1728).
- Bibliotheca Ecclesiastica (1718).
- Codex Apocryphus Novi Testamenti, Collectus, Castigatus, Testimoniisque Censuris et Animadversionibus Illustratus. Hamburg 1703, das lange als unverzichtbare Autorität zu apokrypher christlicher Literatur angesehen wurde.
- Codex Pseudepigraphus Veteris Testamenti, Collectus, Castigatus, Testimoniisque Censuris et Animadversionibus illustratus, Hamburg und Leipzig 1713, Bd. 2 Hamburg 1723, mit diesem Werk prägte Fabricius den Begriff "Pseudepigraphen".
Nach Fabricius wurde die Fabriciusstraße im Hamburger Stadtteil Bramfeld benannt.
Literatur
Details seiner Biographie können dem Buch De Vita et Scriptis J. A. Fabricii Commentarius seines Schwiegersohns Hermann Samuel Reimarus entnommen werden, dem bekannten Herausgeber von Cassius Dio (Hamburg, 1737). Siehe auch C. F. Bähr in Ersch und Grubers Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste und John Edwin Sandys' History of Classical Scholarship, Bd. 3 (1908).
- Jacob Achilles Mähly; Carl Bertheau: Fabricius, Johann Albert. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 518–521.
- Werner Raupp: Johann Albert Fabricius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Udo Krolzik: Johann Albert Fabricius (1668-1736). In: Manfred Büttner (Hrsg.): Zur Entwicklung der Geographie vom Mittelalter bis zu Carl Ritter. Schöningh, Paderborn u. a. 1982, ISBN 3-506-78763-2, (Abhandlungen und Quellen zur Geschichte der Geographie und Kosmologie 3), S. 131–146.
Weblinks
- Bibliotheca Latina Mediae et Infimae Aetatis, Ed. Johannes Dominicus Mansi, Florenz 1858–1859 (Digitale Version)
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