- Johann Daniel Lawaetz
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Johann Daniel Lawaetz (* 19. Februar 1750 in Rendsburg; † 7. Oktober 1826 auf seinem Landsitz bei Neumühlen) war ein deutscher Kaufmann und dänischer Etatsrat.
Leben
Johann Daniel Lawaetz weilte 1762-1772 zur kaufmännischen Ausbildung bei der Firma Pierre His in Hamburg. Er ließ sich nach verschiedenen Auslandsreisen 1778 als Händler und Manufakteur in Altona nieder. 1793 kaufte er sich in Neumühlen nahe Ottensen an und errichtete mehrere bedeutende Industriebetriebe.
Er war Philanthrop und Sozialreformer und von den Ideen der Französischen Revolution geleitet.
Leistungen
Johann Daniel Lawaetz wurde zum erfolgreichen Kaufmann und Textilindustriellen, war geschäftstüchtig und sozial sehr engagiert. Aus der Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Staats- und Wirtschaftskrisen und deren Auswirkungen vor allem für die, wie er es sah, „unteren Bevölkerungsschichten“, leitete Lawaetz die Notwendigkeit einer staatlichen „Arbeitspolitik“ ab.
1815 erschien das Buch mit dem Titel: Über die Sorge des Staats für seine Armen und Hülfsbedürftigen. Der Kerngedanke seiner Schrift war es, Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit nicht mit Almosen, sondern durch „Gelegenheit und Mittel“ zu bekämpfen, die „ihn (den Hülfsbedürftigen) auf den selbst gewünschten Weg des Erwerbs bringt“, also Hilfe zur Selbsthilfe.
Lawaetz war Direktor der Armenkolonie Friedrichsgabe, die er 1821 gegründet hatte und aus der sich der heutige Ortsteil Norderstedts entwickelte. Er war zudem Vizepräsident der 1812 von ihm gegründeten Schleswig-Holsteinischen Patriotischen Gesellschaft (siehe Gedenkmünze von 1827) sowie Förderer der Armenunterstützungsinstitute.
Lawaetz-Stiftung
Zu seinen Lebenszeiten regte Lawaetz die Schaffung eines Institut an. Gegründet wurde die gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts 1986 durch die Freie und Hansestadt Hamburg. Als Stiftungskapital stellte die Hansestadt das Lawaetz-Haus, Neumühlen 16-20, am Fuß des Elbhanges zur Verfügung. Dieses langgestreckte Haus wurde 1802 als Teil eines größeren Fabrikkomplexes erbaut. Zwischen 1986 und 1989 in denkmalgerechter Form instand gesetzt, bietet das Lawaetz-Haus Platz für Büro- und Beratungsräume sowie für Ausstellungen und Veranstaltungen.
Ziel der in Hamburg ansässigen Stiftung ist nach eigener Aussage, sozial- und wirtschaftlich benachteiligten Personengruppen über innovative Methoden der Mobilisierung von Selbstorganisationspotenzialen Zugänge zum Arbeits-, Ausbildungs- und Wohnungsmarkt zu ermöglichen:
„Aufgabe der Stiftung ist es, auf der Grundlage der Zwecke der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege solche Projekte zu initiieren und zu fördern, die für sozial benachteiligte Personen Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten schaffen.“
– Satzung der Lawaetz-Stiftung[1]
Die Lawaetz-Stiftung fördert seit 1987 Wohn- und Mietergruppen, die mit Eigenleistung alte Gebäude instandsetzen und damit bezahlbaren Wohnraum erhalten oder schaffen. Als zusätzlich Aufgabe hat die Lawaetz-Stiftung 1988 die Verwaltung von städtischen Liegenschaften übernommen und der Johann Daniel Lawaetz-Stadtentwicklungs-GmbH übertragen. 1990 erwarb die Lawaetz-Stiftung mit Hilfe öffentlicher Mittel einen Großteil der Falkenried-Terrassen und übergab sie der Falkenried-Mietergenossenschaft zur Selbstverwaltung.[2]
Die Lawaetz-Stiftung fungiert als Landeskoordinierungsstelle für Hamburg im Netzwerkt Kompetent für Demokratie.[3] Nach einer ersten Phase der Konsolidierung wurde der Aufbau und die Koordination eines mobilen Beratungsteams an Arbeit und Leben Hamburg e.V. und die DGB-Jugend Nord übertragen.[4]
Neben der Johann Daniel Lawaetz-Stadtentwicklungs GmbH existiert eine weitere hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stiftung, die Lawaetz-Service GmbH, die seit etwa 1995 im Wohnungsbau für Wohnungslose engagiert ist.
Werke
- Ueber die Sorge des Staats fuer seine Armen und Huelfsbeduerftigen. Hammerich, Altona 1815.
- Ueber Armen-Kolonien. Zum Besten, der in Holstein zuerst zu errichtenden Armen-Kolonie. Hammerich, Altona 1821.
Literatur
- Heinrich Würzer: Ein Spazziergänger in Altona. Wohlleben, Hamburg 1997, S. 197, ISBN 3-88159-048-X (zuerst 1801–1804).
- Horst Beckershaus: Die Hamburger Straßennamen. Kabel, Hamburg 1997, S. 221, ISBN 3-8225-0421-1.
- Manfred von Essen: Johann Daniel Lawätz und die Armenkolonie Friedrichsgabe. Wachholtz, Neumünster 1992, ISBN 3-529-02197-0.
- Behörde für Arbeit, Jugend und Soziales (Hg): Armut, Arbeit und bürgerliche Wohltätigkeit. Johann Daniel Lawaetz und seine Zeit, Hamburg 1987
- Carsten Erich Carstens: Lawätz, Johann Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 86 f.
Einzelnachweise
- ↑ Lawaetz-Stiftung: Wie alles anfing
- ↑ Mietergenossenschaft Falkenried-Terrassen: Gründung der Mietergenossenschaft und Selbstverwaltung
- ↑ „kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“
- ↑ Landesjugendring Hamburg: Ein Angebot gegen Rechts
Weblinks
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