Johann Heinrich von Luxemburg

Johann Heinrich von Luxemburg
Wappen Johann Heinrichs, welches luxemburgische und mährische Elemente kombiniert

Johann Heinrich (Jan Jindřich) (* 12. Februar 1322 in Prag; † 12. November 1375 in Brünn) war der jüngere Sohn des böhmischen Königs Johann von Luxemburg aus dessen erster Ehe mit Elisabeth von Böhmen. Johann Heinrichs älterer Bruder war der spätere Kaiser Karl IV.

Johann Heinrich war von 1335 bis 1341 Graf von Tirol und von 1349 bis 1375 Markgraf von Mähren. Johann Heinrichs Grabstätte ist in der Gruft der Kirche Sankt Thomas in Brünn.

Lion Feuchtwanger stellte Johann Heinrich in seinem Roman Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch als schwache und hinterhältige Figur dar.

Inhaltsverzeichnis

Die Jahre 1322 bis 1330

Aufgrund ihrer zerrütteten Ehe und den unsicheren Verhältnissen in Böhmen flüchtete Königin Elisabeth mit dem Säugling Johann Heinrich zu ihrer ältesten Tochter Margarete nach Cham in Niederbayern.

Nach dem gemeinsamen Sieg der Heere Ludwigs des Bayern und Johanns von Luxemburg in der Schlacht bei Mühldorf am 28. September 1322 über das Heer des Gegenkönigs Friedrich den Schönen konnte der Bayer seine Position im Reich festigen. Er belehnte seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg und seine Tochter Mechthild (1313 -1346) heiratete Friedrich den Ernsthafen, Markgraf von Meißen, der bisher der Verlobte von Johanns Tochter Guta (Jutta) war.

Diese Handlungen des Wittelsbachers führte zu Rissen in der bisherigen Koalition. Johann von Luxemburg näherte sich deswegen in geheimen Verhandlungen Heinrich von Kärnten und Tirol - den ehemaligen Rivalen im Kampf um die böhmische Krone. Als Ergebnis dieser Verhandlung fand 1327 die Verlobung ihrer Kinder Johann Heinrich und Margarete statt. Da Heinrich von Kärnten und Tirol söhnelos war (und blieb) und seine zweite Tochter Adelheid aufgrund einer Geisteskrankheit regierungsunfähig war, konnten die Luxemburger mit einer beträchtlichen Erweiterung ihrer Hausmacht rechnen.

Das Jahr 1330

Die Wittelsbacher, Habsburger und Luxemburger unterzeichneten am 6. August 1330 in Haguenau einen Vertrag, der ihre Versöhnung herbeiführen sollte.

Am 16. September 1330 erfolgte in Innsbruck die Vermählung der Kinder Johann Heinrich und Margarete. Diese Heirat sicherte Johann von Luxemburg den Zugang zu den Tiroler und Kärntner Pässen und ermöglichte ihm den Einfall in Oberitalien. Allerdings standen ihm als König von Böhmen keine Reichsansprüche auf die Krone Italiens zu. Deswegen stimmten Ludwig der Bayer und die Habsburger nochmals ihre Interessen ab. Sie beschlossen am 26. November 1330 in Augsburg, dass nach dem Ableben Heinrichs von Kärnten und Tirol die Habsburger Kärnten, Krain und Teile Südtirols, die Wittelsbacher den Norden Tirols erhalten sollen. Johann Heinrich und Margarete sollen nur im Süden Tirols herrschen.

Die Jahre 1335 bis 1336

Am 2. April 1335 verstarb Heinrich von Kärnten und Tirol. Der Erbgang Tirols und Kärntens über eine weibliche Vermittlung war an eine Genehmigung des Kaisers gebunden, die Ludwig der Bayer im Februar 1335 erneuerte. Am 2. Mai 1335 wurden die beiden Herzöge von Österreich Albrecht II. und Otto mit Kärnten, Krain, Südtirol und über die Vogtei der Bistümer Trient und Brixen belehnt. Beide Habsburger verwiesen auf ihr mütterliches Erbteil, da ihre Mutter Elisabeth dem Geschlecht der Meinhardiner entstammte und eine Schwester Heinrichs von Kärnten und Tirol war. Der Tiroler Adel und die Städte wehrten sich gegen die Landnahme der Wittelsbacher und Habsburger.

Johann von Luxemburg beauftragte deswegen seinen ältesten Sohn Karl mit der Eroberung Tirols und führte selbst die Friedensverhandlungen mit dem polnischen König Kasimir rasch zu Ende. Er verzichtete auf seine Ansprüche auf den polnischen Königstitel, führte jedoch die schlesischen Herzogtümer der böhmischen Krone zu.

Vom Krieg gegen Polen entlastet, konnte Johann von Luxemburg 1336 Oberösterreich militärisch besetzen. Die Habsburger waren daraufhin bereit, ihre Kampfhandlungen in Tirol zu beenden. Schließlich verzichtete der böhmische König zugunsten der Habsburger im Frieden von Enns vom 9. Oktober 1336 auf Kärnten und Krain. Ludwig der Bayer zog sich aus Tirol zurück. Margarete und Johann Heinrich konnten ihre Herrschaft beginnen.

Die Jahre 1336 bis 1341

Johann von Luxemburg versprach den Tiroler Ständen keinen Ausländer mit einem Amt in Tirol zu betrauen. Außerdem stellte er den Tirolern großzügige finanzielle Unterstützung in Aussicht. Beide Absprachen wurden seitens der Luxemburger nicht eingehalten. So fungierte Karl von 1335 bis 1340 als Regent des Landes. Sein wichtigster Ratgeber war der Bischof von Trient, Nikolaus von Brünn. 1340 übertrug Karl die Verwaltung der Grafschaft Tirol auf Nikolaus von Brünn. Weitere einträgliche Ämter und Herrschaften wurden an das böhmische Umfeld von Karl und Johann Heinrich vergeben. Dies führte zu einer Entfremdung des Tiroler Adels. Auch die Ehe zwischen Johann Heinrich und Margarete verlief für beide Partner unglücklich, ihre Beziehung war durch gegenseitige Abneigung vergiftet.

Im Mai 1340 reisten Karl und Johann Heinrich nach Krakau zum polnischen König, danach besuchten sie den ungarischen König in Visegrad. Während dieser Zeit zettelten einige Tiroler Adlige gemeinsam mit Margarete einen Aufstand gegen die Luxemburger Herrschaft an. Nikolaus von Brünn organisierte die Niederschlagung des Aufstandes und forderte die sofortige Rückkehr der Luxemburger. Johann Heinrich kehrte nach Tirol zurück und die Führer der Aufständischen wurden hingerichtet. Margarete wandte sich deshalb an Ludwig den Bayern und mit dessen Hilfe wagte sie erneut den Aufstand gegen die Luxemburger. Am 1. November 1341 verweigerte sie den von der Jagd kommenden Johann Heinrich den Einlass in ihr Schloss Tirol. Der ausgesperrte Johann Heinrich flüchtete zum Patriarchen von Aquileia und verbrachte dort ein Jahr.

Margarete bezichtigte Johann Heinrich öffentlich der Impotenz. Ludwig der Bayer beauftragte die Gelehrten Marsilius von Padua und William von Ockham mit der Erstellung eines Gutachtens, aus dem er die Nichtgültigkeit der Ehe Margaretes mit Johann Heinrich ableiten kann. Die Gelehrten begründeten die Ungültigkeit der Ehe damit, dass Johann Heinrich aufgrund seiner Impotenz keinen Geschlechtsverkehr ausüben konnte, deswegen die Ehe nicht vollzogen wurde und somit nicht rechtskräftig war. Daraufhin ordnete Ludwig der Bayer die Scheidung Margaretes von Johann Heinrich an und am 10. Februar 1342 verheiratete der Kaiser Margarete mit seinem eigenen Sohn Ludwig den Brandenburger. Nach kirchlichen Recht blieben Margarete und Johann Heinrich verheiratet, aber die Luxemburger Herrschaft in Tirol war beendet.

Die Jahre 1342 bis 1349

Die Luxemburger waren nicht bereit diese Demütigungen zu akzeptieren. Seit 1342 residierte in Avignon der Papst Clemens VI. Dieser war der ehemalige Lehrer Karls am französischen Hof. Die Grundlagen einer antikaiserlichen Koalition bestehend aus Papst, französischen König und den Luxemburgern wurden geschaffen. Karl führte auch Verhandlungen mit Ludwig dem Bayer. Johann Heinrich sollte eine Tochter Ludwigs heiraten und mit der Niederlausitz belehnt werden. Diese Verhandlungen wurden im Februar 1344 seitens der Luxemburger abgebrochen, da Papst Clemens VI. bereit war, Karl als Kandidaten für das Gegenkönigtum in Deutschland aufzubauen. 1345 zeugte der angeblich impotente Johann Heinrich ein uneheliches Kind. Am 26. August 1346 fiel Johann von Luxemburg in der Schlacht bei Crecy. Johann verfügte testamentarisch, dass Johann Heinrich mit der Verwaltung der Markgrafschaft Mähren betraut wurde.

Die Jahre 1349 bis 1375

Nach der kanonischen Scheidung heiratete Johann Heinrich 1349 Margarete von Troppau. Karl belehnte seinen Bruder am 26. Dezember 1349 mit der Markgrafschaft Mähren. Die Belehnung der Markgrafschaft war 1349 nicht eindeutig geregelt. Mähren besaß keine rechtskräftige Tradition als Reichslehen. Karl verpflanzte das in Frankreich und Deutschland übliche Lehnsrecht nach Böhmen und versuchte Mähren an die böhmische Krone zu binden. Aus der ursprünglichen Markgrafschaft wurden das Bistum Olmütz und das Herzogtum Troppau als direkte Lehen der Krone Böhmens herausgelöst (Statut vom 7. April 1348). Die Untertanen des Markgrafen von Mähren waren an den König von Böhmen als Oberlehnsherr gebunden. Johann Heinrich verzichtete für sich und seine Nachkommen auf die Krone Böhmen, wenn Nachkommen von Karl vorhanden sind. Die Belehnung wurde mehrmals wiederholt. Johann Heinrich verzichtet nach der Belehnung mit Mähren auf die leeren Titel eines Grafen von Tirol bzw. Herzog von Kärnten. Dadurch konnten Karls Diplomaten eine Verständigung mit den Habsburgern erreichen.

Johann Heinrich herrschte in der Markgrafschaft Mähren persönlich. Während der Abwesenheit seines Bruders führte er die Regentschaft in Böhmen. Die umsichtige Regierung Johann Heinrichs führte zu einer Blütezeit in Mähren. Das Verhältnis der beiden Brüder zueinander war sehr gut. Johann Heinrich war immer ein verläßlicher Mitstreiter seines Bruders.

Ehefrauen und Kinder

Johann Heinrich war dreimal verheiratet: Am 16. September 1330 heiratete er Margarete Maultasch, die Tochter Heinrichs von Kärnten und Tirol. Diese Ehe wurde 1341 durch Ludwig dem Bayern geschieden. Die Scheidung nach kanonischem Recht erfolgte 1349.

1349 heiratete Johann Heinrich mit Margarete von Troppau (1330-1363). Nach deren Tod vermählte er sich am 26. Februar 1364 mit Margarete von Österreich (1346-1366). Sie war die Tochter Albrechts II. von Österreich und Witwe von Meinhard III. von Tirol, einem Sohn der Margarete Maultasch aus ihrer zweiten Ehe mit Ludwig dem Brandenburger. D.h. Johann Heinrich heiratete die verwitwete Schwiegertochter seiner geschiedenen Ehefrau. Möglicherweise schloss Johann Heinrich noch eine vierte Ehe mit Elisabeth von Öttingen.

Der Ehe mit Margarete von Troppau entstammen folgende Kinder:

  • Jost (Jobst, Jodokus) (1351-1411); Markgraf von Mähren 1375-1411, Markgraf von Brandenburg 1388-1411, deutscher König 1410-1411
  • Katharina (1352-1378); seit 1372 verheiratet mit Heinrich, Herzog von Falkenberg († 1382)
  • Prokop (um 1355-1405); Markgraf von Mähren 1375-1405
  • Johann (Jan) Sobieslav (nach 1355-1404); Bischof von Leitomischl, Patriarch von Aquileja
  • Elisabeth (nach 1355-1400); heiratete 1366 Wilhelm, Markgraf von Meißen (1343-1407)
  • Anna (Lebensdaten nicht bekannt)

Weblinks


Bibliografie

  • Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger - Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308 - 1437. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart ; Ausg. 2000; ISBN 3-17-015159-2
  • Seibt, Ferdinand: Karl IV. - Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München, 5. Aufl. 1994. ISBN 3-423-04641-4
  • Spevacek, Jiri: Karl IV. - Sein Leben und seine staatsmännische Leistung. Academia Praha - Union Verlag Berlin 1979
  • Riedmann, Josef: Geschichte Tirols. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1988, ISBN 3-7028-0284-3
  • Die Chronik Österreichs. Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH Gütersloh/München. 4. überarbeitete und aktualisierte Ausgabe 1994, ISBN 3-570-14400-3
  • Zdeněk Fiala: Předhusitské Čechy 1310-1419. Prag 1968.



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