- Johann Hermann Detmold
-
Johann Hermann Detmold (* 24. Juli 1807 in Hannover; † 17. März 1856 ebenda) war ein deutscher Jurist, Politiker in der deutschen Nationalversammlung, Zeichner und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johann Hermann Detmold wuchs in der Nähe der Clemenskirche auf, in der seinerzeit noch selbstständigen Calenberger Neustadt vor Hannover. Zu seinen Vorfahren gehören mütterlicherseits die Bankiers der Familie Oppenheimer in Hannover. Seine Familie — Vater war der jüdische Arzt Georg Heinrich Detmold (1771-1842) — trat 1815 mit der Taufe in der evangelischen Neustädter Kirche zum Christentum über. Nach der Schulzeit im Gymnasium und bestandenem Abitur studierte Detmold an den Universitäten Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften und ließ sich 1830 in Hannover als Advokat nieder. Während seiner Studienzeit wurde er 1827 Mitglied der Alten Göttinger Burschenschaft und 1828 der Alten Heidelberger Burschenschaft.[1][2]
Neben seinem Beruf beschäftigte sich Detmold viel mit Kunststudien. 1832 war er, neben Bernhard Hausmann, Mitbegründer des Kunstvereins Hannover und wurde dessen stellvertretender Sekretär. 1833 schrieb er eine „Anleitung zur Kunstkennerschaft“ (Hannover 1833, 2. Aufl. 1845), einen Lokalscherz voll frischen Humors und scharf einschneidender Satire. 1835 und 1836 gab Detmold gemeinsam mit Georg Osterwald, die Hannoverschen Kunstblätter heraus, die der Kunstverein Hannover zu Ausstellungen veröffentlichte[3]. Auch für Poesie interessierte er sich und war mit Heinrich Heine befreundet.
1836/37 hielt sich Detmold in Paris auf, kehrte aber wegen der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August I. vorzeitig zurück. 1838 wurde Detmold zum Deputierten der Stadt Hann. Münden erwählt. Er beteiligte sich an dem passiven Widerstand gegen die neue Verfassung sowohl in der Kammer als auch in Zeitungskorrespondenzen und Privatbriefen und ward deshalb von der Regierung auf alle Weise verfolgt und 1843 zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt. Er veröffentlichte damals die „Randzeichnungen“ (Braunschweig 1843), die zu dem Besten im Genre der feinen Satire gehören.
Konservativen Grundsätzen huldigend, zeigte er sich den revolutionären Bewegungen von 1848 entschieden abgeneigt, und im Mai 1848 im Osnabrückschen in die deutsche Nationalversammlung gewählt, schloss er sich der äußersten Rechten an. Als Mitglied des Verfassungsausschusses gehörte Detmold zu den wenigen, die sich aufs entschiedenste den Grundrechten und dem Verfassungsentwurf widersetzten und an dem Vereinbarungsstandpunkt festhielten. Viele Gegner machte er sich damals durch die Satire „Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer“ (Frankfurt/Main 1849).
In der Oberhauptsfrage opponierte er entschieden dem preußischen Kaisertum. Daher ließ er sich auch bewegen, nach Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. und dem Rücktritt Heinrich von Gagerns in das vom Reichsverweser gebildete neue Ministerium einzutreten, welches Österreich die Rückkehr zu den alten Verhältnissen ermöglichen sollte. Er übernahm das Portefeuille der Justiz, bald darauf, nach Grävells Austritt, auch noch das des Innern und hielt allen Versuchen gegenüber, das Ministerium und mit ihm den Reichsverweser zum Rücktritt zu bewegen, so lange stand, bis am 21. Dezember 1849 der Reichsverweser selbst die Gewalt der Bundeszentralkommission übergab.
Detmold ging nach Hannover zurück und wurde bald darauf vom König zum hannöverschen Bevollmächtigten bei der provisorischen Bundeszentralkommission, nachher zum Gesandten beim Bundestag ernannt. In dieser Stellung wirkte er dahin, das Bundesrecht wieder zum Ausgangspunkt der Ordnung der deutschen Verhältnisse zu gewinnen.
Durch das Ministerium Münchhausen von seinem Frankfurter Posten abgerufen, kehrte Detmold im Juli 1851 nach Hannover zurück, wo er am 17. März 1856 verstarb.
Detmold war seit 1850 mit der Frankfurterin Sophie von Guaita, der Tochter von Georg Friedrich von Guaita verheiratet. Im selben Jahr wurde Sohn Georg (1850-1917) geboren.
Auszeichnungen
- 1850: Guelphen-Orden vierter Klasse
- um 1850: Kommandeurkreuz des Österreichisch-kaiserlichen Leopold-Orden
Werke
- Die Kunst, in drei Stunden ein Kunstkenner zu werden (Anleitung zur Kunstkennerschaft oder Kunst, in drei Stunden ein Kenner zu werden und andere Satiren), Hahn, Hannover 1833, 2. Auflage 1845
- mit Georg Osterwald (Hrsg.): Hannoversche Kunstblätter, 1835 und 1836
- Briefe über den Pariser Salon, in: Cotta’sches Morgenblatt, Mai bis Juli 1837
- mit Johann Carl Bertram Stüve: Hannoversches Portfolio. Sammlung von Actenstücken zur Geschichte des Hannoverschen Verfassungskampfes,4 Bde., Krabbe, 1838–41
- Randzeichnungen, Braunschweig 1843
- Die todte Tante, Roman, Hannover 1845
- Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer, Abgeordneten zur constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. - Frankfurt am Main : Jügel, 1848-1849. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Gustav Stüve (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Stüve und Detmold in den Jahren 1848-1850, in: Quellen und Darstellung zur Geschichte Niedersachsens Bd. 13, Hahn, Hannover/Leipzig 1903
Literatur
- Ferdinand Frensdorff: Detmold, Johann Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 82–88.
- Bernhard Mühlhan: Detmold, Johann Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 619 f.
- Johann Hermann Detmold. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 4, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 728.
- Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 196-197.
- Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover, S. 124
Weblinks
-
Wikisource: Johann Hermann Detmold – Quellen und Volltexte
- Literatur von und über Johann Hermann Detmold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 196.
- ↑ Peter Kaupp: Burschenschafter in der Paulskirche, Broschüre der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung, 1999
- ↑ Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, (ISBN 978-3-89993-662-9) Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 2009, S. 490
Kategorien:- Rechtsanwalt (Deutschland)
- Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Burschenschafter
- Freimaurer (19. Jahrhundert)
- Deutscher Freimaurer
- Träger des Guelphen-Ordens
- Träger des ö.k. Leopold-Ordens (Komtur)
- Person (Hannover)
- Geboren 1807
- Gestorben 1856
- Mann
Wikimedia Foundation.