Johann Plenge

Johann Plenge

Johann Max Emanuel Plenge (* 7. Juni 1874 in Bremen; † 11. September 1963 in Münster (Westfalen)) war ein deutscher Soziologe, Volkswirt und bedeutender Propagandaforscher. Er war Professor für Staatswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität und unter anderem der Doktorvater von Kurt Schumacher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Plenge gehörte zu den deutschen Intellektuellen, die im Zuge des Augusterlebnisses 1914 den Ersten Weltkrieg als Chance sahen, gesellschaftliche Konflikte und Gräben zu überwinden, und in diesem Zusammenhang Begriffe wie „Volksgemeinschaft“ prägten und die spezifisch deutschen Werte und Tugenden, die „Ideen von 1914“ priesen.

Er war Sozialdemokrat und stand der eher konservativ orientierten Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe innerhalb der SPD nahe.

An der Universität Münster unterhielt er ein „Staatswissenschaftliches Institut“, dass Propagandaforschung betrieb. Der Kaffeefabrikant Ludwig Roselius finanzierte dieses Institut im Jahre 1921 mit 250.000 Reichsmark Grundkapital, 30.000 Mark für Grundanschaffungen und weiteren 100.000 Reichsmark für den Betrieb der ersten fünf Jahre.[1]

Plenge wurde 1935 vorzeitig und gegen seinen Willen emeritiert.

Werke (Auswahl)

  • Westerwälder Hausierer und Hausgänger, Duncker & Humblot (= Schriften des Vereins für Socialpolitik 78), Leipzig 1898
  • Gründung und Geschichte des Credit Mobilier. Zwei Kapitel aus Anlagebanken, eine Einleitung in die Theorie des Anlagebankgeschäftes (= Habilitation Leipzig), Laupp, Tübingen 1903
  • Marx und Hegel, Laupp, Tübingen 1911
  • Von der Diskontpolitik zur Herrschaft über den Geldmarkt, Springer, Berlin 1913
  • Der Krieg und die Volkswirtschaft, Borgmeyer, Münster 1915
  • 1789 und 1914: Die symbolischen Jahre in der Geschichte des politischen Geistes, Springer, Berlin 1916
  • Die Revolutionierung der Revolutionäre, Der Neue Geist, Leipzig 1918
  • Zur Vertiefung des Sozialismus, Der Neue Geist, Leipzig 1919
  • Deutsche Propaganda, [1922], ²1965
  • Die Altersreife des Abendlandes, Robert Kämmerer, Düsseldorf 1948
  • Cogito ergo sumus. Eine Auswahl aus den Schriften. Hgg. von Hanns Linhardt, Duncker & Humblot, Berlin 1964

Literatur

  • Bernhard Schäfers: Plenge, Johann. In: Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): Internationales Soziologenlexikon. Band 1: Beiträge über bis Ende 1969 verstorbene Soziologen. 2. neubearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 1980, ISBN 3-432-82652-4, S. 333 ff.
  • Klaus Ansorg: Johann Plenges Sozialismusvorstellungen und ihre Rezeption in der Sozialdemokratie während des Ersten Weltkrieges, R. G. Fischer, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3883235466
  • Steffen Bruendel: Volksgemeinschaft oder Volksstaat. Die "Ideen von 1914" und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg, Akademie Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003745-8
  • Joachim Müller: Die „Ideen von 1914“ bei Johann Plenge und in der zeitgenössischen Diskussion. Ein Beitrag zur Ideengeschichte des Ersten Weltkrieges, Ars Una, Neuried 2001, ISBN 3-89391-116-2
  • Bernhard Schäfers (Hg.): Soziologie und Sozialismus. Organisation und Propaganda. Abhandlungen zum Lebenswerk von Johann Plenge. Mit einem Geleitwort von Leopold von Wiese und einem Anhang: Johann Plenge, Obtinenz und Realität, Enke, Stuttgart 1967
  • Manfred Hermanns: Sozialethik im Wandel der Zeit, Schöningh, Paderborn,2006, insbesondere S. 125-127, 132-143. ISBN 978-3-506-72989-7

Einzelnachweise

  1. Thymian Bussemer: Propaganda: Konzepte und Theorien. Wiesbaden 2008, S. 117. online

Weblinks


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