Johann Unterweger

Johann Unterweger

Johann „Jack“ Unterweger (* 16. August 1950 in Judenburg, Steiermark; † 29. Juni 1994 in Graz) war ein Schriftsteller und verurteilter Serienmörder.

Leben

Jack Unterweger wurde als unehelicher Sohn eines US-Soldaten und einer Wienerin geboren. Als 24-Jähriger, 1974, wurde er wegen Mordes an einer 18-jährigen Deutschen, die er im Drogenrausch nach einem missglückten Einbruch in deren Elternhaus auf brutale Weise mit dem Draht eines BHs vor den Augen seiner damaligen Freundin stranguliert hatte, zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits damals stand er in Verdacht, einen weiteren Mord im April 1973 begangen zu haben, jedoch wurden die erhebenden Beamten vom Fall abgezogen, da er „ohnehin schon lebenslang“ bekommen hatte.

Unterweger begann in der Haft zu schreiben, unter anderem die Autobiografie „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“. Er war daher bald als „Knastpoet“ bzw. in Österreich als „Häfenliterat“ bekannt. Nach Abbüßung von 16 Jahren seiner Strafzeit wurde er 1990 nach Petitionen zahlreicher Intellektueller (u.a. Ernest Bornemann, Milo Dor, Barbara Frischmuth, Peter Huemer, Elfriede Jelinek, Günther Nenning und Erika Pluhar) nach Zustimmung des Justizministers Egmont Foregger vom damaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim begnadigt.

Unterweger wurde erst von der Wiener High Society als Paradebeispiel für geglückte Resozialisierung präsentiert und bewegte sich als Dandy in diesen Kreisen. Sechs Monate nach der Entlassung begann eine Serie von Morden an Prostituierten (acht in Prag, Graz, Bregenz und Wien, drei in Los Angeles), die alle auf die gleiche Weise, ihre Unterwäsche zu einem Henkersknoten gebunden und stranguliert, ermordet wurden. Unterweger wurde verdächtigt, floh gemeinsam mit einer minderjährigen Freundin und wurde am 27. Februar 1992 in Miami vom FBI verhaftet, als er versuchte, einen Vorschuss für ein Interview mit dem Magazin Success zu beheben.

Unterweger leugnete die ihm zur Last gelegten Taten. Es gab jedoch verschiedene Indizien gegen ihn. So wurden auf dem Autositz von Jack Unterwegers BMW Haare gefunden, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:13 der in Prag ermordeten Frau zugeordnet wurden (Dirnhofer, DNA-Sachverständiger). Ein weiteres Indiz war, dass an der Kleidung eines anderen Opfers Textilfasern gefunden wurden, die mit dem Material von Unterwegers Schal identisch waren. Verdächtig war auch, dass Jack Unterweger sich bei allen Verbrechen in der Nähe des Tatortes aufgehalten und für die Tatzeit kein Alibi hatte.

Jack Unterweger wurde am 29. Juni 1994 von einem Grazer Geschworenengericht wegen neunfachen Mordes wieder zu lebenslanger Haft verurteilt (in zwei Fällen wurde er im Zweifel freigesprochen, da durch den Zustand der Leichen bei ihrer Auffindung keine brauchbaren Indizienbeweise mehr gewonnen werden konnten). In der Nacht nach dem Urteil erhängte er sich mit der Kordel seiner Jogginghose, zu einem bei allen Opfern identischen Henkersknoten gebunden, in der Justizanstalt Graz. Das Urteil erlangte aufgrund des vorzeitigen Todes von Unterweger nie Rechtskraft, da das Verfahren durch seinen Tod automatisch eingestellt wurde. Der Fall Unterweger wird allgemein bis heute als Musterbeispiel für fehlgeschlagene Resozialisierungsmaßnahmen betrachtet.

Literatur

  • Astrid Wagner: Jack Unterweger: ein Mörder für alle Fälle. Militzke, Leipzig 2001, ISBN 3-86189-232-4. (spätere Auflagen unter dem Titel Mörder, Dichter, Frauenheld: Der Fall Jack Unterweger)
  • Ernst Geiger: Es gibt durchaus noch schöne Morde: Die spannensten und skurrilsten Kriminalfälle der letzten 25 Jahre. Kremayr & Scheriau, Wien 2005, ISBN 3-218-00759-3
  • John Leake: Entering Hades: The Double Life of a Serial Killer. Farrar, Straus and Giroux, New York 2007, ISBN 0374148457
  • John Leake: Der Mann aus dem Fegefeuer: Das Doppelleben des Jack Unterweger. übersetzt aus dem Amerik. von Clemens J. Setz, Residenz Verlag, St. Pölten 2008, ISBN 978-3-7017-3101-5

Weblinks


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