- Jack Unterweger
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Johann „Jack“ Unterweger (* 16. August 1950 in Judenburg, Steiermark; † 29. Juni 1994 in Graz) war ein österreichischer Serienmörder und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Unterweger wurde als unehelicher Sohn eines US-Soldaten und einer Wienerin geboren. Er wurde am 1. Juni 1976 am Landesgericht Salzburg wegen Mordes an einer 18-jährigen Deutschen zu lebenslanger Haft verurteilt. Am 12. Dezember 1974 hatte er die junge Frau, nach einem missglückten Einbruch in deren Elternhaus, auf brutale Weise mit dem Draht eines Büstenhalters stranguliert und anschließend ein Sexualdelikt vorgetäuscht. Bereits im April 1973 stand er im Verdacht, eine 23-Jährige in Salzburg ermordet zu haben. Diese Tat konnte ihm nie nachgewiesen werden – allerdings wurden die Beamten vorzeitig vom Fall abgezogen, da Unterweger „ohnehin schon lebenslang“ bekommen hatte.
Unterweger begann in der Haft zu schreiben, unter anderem die Autobiografie „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“. Er war daher bald als „Knastpoet“ und in Österreich als „Häfenliterat“ bekannt. Nach Abbüßung von 16 Jahren seiner Strafzeit wurde er 1990 nach Petitionen zahlreicher Intellektueller (unter anderem Ernest Bornemann, Milo Dor, Erich Fried, Barbara Frischmuth, Ernst Jandl, Peter Huemer, Elfriede Jelinek, Günther Nenning und Erika Pluhar) nach Zustimmung des Justizministers Egmont Foregger bedingt aus der Haft entlassen. Unterweger wurde zunächst von der österreichischen Kulturszene als Paradebeispiel für geglückte Resozialisierung präsentiert und auf Partys herumgereicht. Sechs Monate nach der Entlassung begann eine Serie von Morden an Prostituierten (acht in Prag, Graz, Bregenz und Wien, drei in Los Angeles), die alle auf die gleiche Weise, ihre Unterwäsche zu einem Henkersknoten gebunden und stranguliert, ermordet wurden. Unterweger wurde verdächtigt, floh gemeinsam mit einer minderjährigen Freundin und wurde am 27. Februar 1992 in Miami vom FBI festgenommen, als er versuchte, einen Vorschuss für ein Interview mit dem Magazin Erfolg zu erhalten.
Unterweger leugnete die ihm zur Last gelegten Taten. Es gab jedoch verschiedene Indizien gegen ihn. So wurde auf dem Autositz von Jack Unterwegers BMW ein Haar gefunden, das bei dem Gutachten des DNA-Sachverständigen Dirnhofer mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:13 der in Prag ermordeten Frau zugeordnet wurde. Ein weiteres Indiz war, dass an der Kleidung eines anderen Opfers Textilfasern gefunden wurden, die mit dem Material von Unterwegers Schal identisch waren. Verdächtig war auch, dass Jack Unterweger sich bei allen Verbrechen in der Nähe des Tatortes aufgehalten und für die Tatzeit kein Alibi hatte.
Verurteilung und Tod
Unterweger wurde am 29. Juni 1994 von einem Grazer Geschworenengericht wegen neunfachen Mordes zu erneuter lebenslanger Haft verurteilt. Da in zwei weiteren Fällen die Leichen keine verwertbaren Spuren aufwiesen und ihm die Taten somit nicht nachgewiesen werden konnten, wurde er in diesen Verfahren freigesprochen. In der Nacht nach dem Urteil beging er in der Justizanstalt Graz mittels Erhängen mit der Kordel seiner Jogginghose Suizid. Wie bei den Opfern der Mordserie war die Kordel zu einem Henkersknoten gebunden.
Das Urteil erwuchs aufgrund seines Todes nie in Rechtskraft, da das Verfahren – wie es das österreichische Strafrecht vorsieht – in einem solchen Fall automatisch eingestellt wurde. Der Fall Unterweger wird allgemein bis heute als Musterbeispiel für fehlgeschlagene Resozialisierungsmaßnahmen betrachtet.
Weiteres
Das Leben Unterwegers diente als Vorlage für das Theaterstück The Infernal Comedy, das 2008 mit John Malkovich in Santa Monica, Kalifornien, uraufgeführt wurde. Der Fall Unterweger wird auch in der 2010 erstmals auf VOX ausgestrahlten Dokumentation „Das Böse nebenan – wenn Menschen zu Bestien werden“ behandelt. Lange davor, bereits 1988, verfilmte der österreichische Schriftsteller und Regisseur Wilhelm Hengstler Unterwegers Autobiographie unter dem Titel: "Fegefeuer."
Die österreichische Horrorpunk-Musikgruppe Bloodsucking Zombies From Outer Space behandelt Unterweger ironisch in ihrem Lied „Legendary Jack“. [1]
Literatur
- Gert Schmidt, Gerlinde Wambacher, Heinz Wernitznig: Wenn der Achter im Zenit steht... Causa Jack Unterweger: Die Dokumentation. ERFOLG-Zeitschriften-Holding, Wien 1993, ISBN 39500223 (formal falsche ISBN).
- Astrid Wagner: Jack Unterweger: ein Mörder für alle Fälle. Militzke, Leipzig 2001, ISBN 3-86189-232-4. (spätere Auflagen unter dem Titel Mörder, Dichter, Frauenheld: Der Fall Jack Unterweger.)
- Ernst Geiger: Es gibt durchaus noch schöne Morde: Die spannendsten und skurrilsten Kriminalfälle der letzten 25 Jahre. Kremayr & Scheriau, Wien 2005, ISBN 3-218-00759-3.
- John Leake: Entering Hades: The Double Life of a Serial Killer. Farrar, Straus and Giroux, New York 2007, ISBN 978-0-374-14845-4.
- John Leake: Der Mann aus dem Fegefeuer: Das Doppelleben des Jack Unterweger. übersetzt aus dem Amerik. von Clemens J. Setz, Residenz Verlag, St. Pölten 2008, ISBN 978-3-7017-3101-5.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Liedtext bei golyr.de
- ↑ Informationen zu Der Mann aus dem Fegefeuer: Das Doppelleben des Jack Unterweger
Weblinks
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