- Johannes Faulhaber
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Johannes Faulhaber (* 5. Mai 1580 in Ulm; † 10. September 1635 in Ulm) war ein deutscher Mathematiker, Ingenieur und Festungsbaumeister.
Leben
Faulhaber lernte zunächst Weber, wurde aber, als Schüler des Rechenmeisters David Selzlin und des Eichmeisters Johannes Krafft später Stadtmathematiker und Feldmesser in Ulm. Zeitweilig musste er die Stadt verlassen, da er durch Vorhersagungen und kabbalistische Zahlenspekulationen das Missfallen der Ulmer Kirchenbehörde erregt hatte. Er arbeitete unter anderem mit Johannes Kepler und Ludolph van Ceulen zusammen. Neben seiner Tätigkeit als Rechenmeister arbeitete er an den Befestigungsanlagen verschiedener Städte wie Basel, wo er 1622 bis 1624 Festungsbauingenieur war. Zu diesem Zweck hielt er sich auch bei Prinz Moritz von Nassau-Oranien in den Niederlanden auf. Er baute auch Wasserräder in seiner Heimatstadt und geometrische Instrumente vor allem zu militärischen Zwecken. In seiner „Ingenieurschul“ (4 Teile, 1632–1633) machte er die Brigg’schen Logarithmen in Deutschland bekannt.
Nach seiner Heirat eröffnete Faulhaber im Jahr 1600 seine eigene Schule in Ulm. Mit ihm wurde eine letzte Blüte der Mathematik der Rechenmeister erreicht.
Seine mathematischen Arbeiten beschäftigen sich hauptsächlich mit Summen über Potenzen natürlicher Zahlen bis zum Exponenten 17 (Faulhabersche Formel), der Lösung der allgemeinen Gleichung 4. Grades, den Sätzen von Pythagoras und Heron von Alexandria im dreidimensionalen Raum. Bei der Einführung der später so benannten Bernoulli-Zahlen bezog sich Jakob Bernoulli auf Faulhaber.
Faulhaber beschäftigte sich, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, mit Alchemie, Astrologie und Zahlenmystik. Er war Mitglied der Rosenkreuzer, seine Arbeiten beeinflussten den jungen Descartes. Im Jahr 1619, nach seiner Beteiligung am Ulmer Kometenstreit (1618), veröffentlichte er sein Werk „Fama Syderea Nova“ mit Wahrsagungen in Zusammenhang mit dem Großen Kometen von 1618 (C/1618 W1) und dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Man beschuldigte ihn des Plagiats von Daten seines Freundes Johannes Kepler, doch konnte er das widerlegen.
Johannes Faulhaber ist der Stammvater einer Familie von Mathematikern und Ingenieuren. Sein Sohn Johann Mathäus Faulhaber (1604–1683) war ebenfalls Festungsbaumeister in Ulm.
Literatur
- Dr. Kurt Hawlitschek: Johann Faulhaber 1580–1635. Eine Blütezeit der mathematischen Wissenschaften in Ulm. Ulm: Stadtbibliothek 1995. 376 Seiten
- Dr. Kurt Hawlitschek: Johann Faulhaber 1580–1635 und René Descartes 1596-1650 auf dem Weg zur modernen Wissenschaft. Ulm: Stadtbibliothek 2006. 192 Seiten
- Ivo Schneider: Johannes Faulhaber: 1580–1635. Rechenmeister in einer Welt des Umbruchs. Birkhäuser, Basel 1993, ISBN 3-7643-2919-X.
- Höchstetter.: Faulhaber, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 581–583.
- Gottlob Kirschmer: Faulhaber, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 31.
Weblinks
- Druckschriften von und über Johannes Faulhaber im VD 17
- Faulhaber, Jo.. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 9, Leipzig 1735, Spalte 317.
- Johannes Faulhaber. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
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