Johannes Fastenrath

Johannes Fastenrath
Johannes Fastenrath

Johannes Fastenrath (* 3. Mai 1839 in Remscheid; † 16. März 1908 in Köln) war ein deutscher Jurist, Schriftsteller und Übersetzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fastenraths Eltern waren der Großkaufmann Johannes Fastenrath sen. (1798–1867) und Rosalie geborene Hürxsthal. Nach der Übersiedlung der Eltern von Remscheid nach Köln im Jahre 1847, besuchte er hier zunächst das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, ab 1856 studierte er in Bonn, Heidelberg, München, Berlin und Paris die Rechtswissenschaften. Am 20. März 1860 promovierte er in Berlin zum Dr. jur. utr. und trat dann als Gerichtsreferendar bei Landgericht Köln ein. Nach eineinhalb Jahren gab er seine juristische Laufbahn auf und lebte seitdem in Köln mit ausschließlich literarischen Arbeiten. Verschiedene Reisen führten den Verehrer romanischer Wesensart und Sprache vor allem nach Spanien, wo er 1864 erstmals für vier Monate weilte. Dort beschäftigte er sich eingehend mit der zeitgenössischen Literatur – sowohl mit der spanischen als auch mit der katalanischen. Die zweiter Spanienreise erfolgte 1869, die ebenfalls vier Monate dauerte. Auf dieser Reise gelang es ihm, bedeutende persönlich und literarische Verbindungen zu knüpfen, darunter zu dem Dichter Don Manuel Juan Diana.

Er übersetzte Dianas Lustspiel Rezept gegen Schwiegermütter („La Receta contra las Suegras“) ins Deutsche (2. Aufl. 1872), wie es bereits Ludwig I. getan hatte und lieferte in einer Reihe von Gedichtsammlungen frei nachbildende Übertragungen alt- und neuspanischer Dichtungen: Ein spanischer Romanzenstrauß (Leipzig 1865), Klänge aus Andalusien (Leipzig 1866), Die Wunder Sevillas, Romanzen und Lieder (Leipzig 1867), Hesperische Blüten (Leipzig 1869) und Immortellen aus Toledo (Leipzig 1869), denen sich später Das Buch meiner spanischen Freunde (Leipzig 1870, 2 Bde.) und Stimmen der Weihnacht, Lieder nach Ventura Ruiz Aguilera (ebenda 1880), anschlossen.

Dr. Johannes Fastenrath um 1900

Diese Dichtungen erregten in Spanien ungewöhnliches Aufsehen und trugen Fastenrath bei seiner zweiten Reise dorthin 1869 seltene Auszeichnungen ein. 1870 gab er Kriegs- und Siegeslieder: Den deutschen Helden von 1870 (6. Aufl., Leipzig 1871), heraus. In spanischer Sprache veröffentlichte er 1872 Pasionarias de un Alemán-Español, eine Beschreibung des Oberammergauer Passionsspiels, und La Walhalla y las glorias de Alemania (1872 ff., 6 Bde.), worin er den Spaniern eine Galerie hervorragender deutscher Männer von Armin bis Kaiser Wilhelm I. vorführt.

Im Jahre 1879 weilte Fastenrath zum dritten Mal in Spanien. Im Mai 1881 nahm er als Delegierter des „Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes“ an der Feier des 200. Todestages von Calderón in Madrid teil.

1891 wurde Fastenrath Gründungsmitglied des von Joseph Stöckle ins Leben gerufenen Deutschen Scheffelbundes. Im „Scheffeljahrbuch für 1894“ setzte er seinem Freund mit dem vierstrophigen Gedicht „Zu Joseph Stöckles Gedächtnis“ ein kleines Denkmal. Der „Scheffelbund“ ernannte Fastenrath später zu seinem Ehrenmitglied.

Am 13. Mai 1893 wurde die „Literarische Gesellschaft Köln e.V.“ im Kölner Gürzenich gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Fastenrath gewählt, er behielt das Amt bis zu seinem Tode. Von 1898 bis 1914 richtete die Gesellschaft alljährlich poetische Wettkämpfe, die ‚Kölner Blumenspiele‘ aus. Auf einer seiner Reisen wurde Fastenrath auf den aus dem Mittelalter stammenden Brauch der Blumenspiele (vgl. dazu auch Jocs Florals) aufmerksam. Bei diesen Blumenspielen handelte es sich ursprünglich um dichterische Wettstreite, die der Pflege der Sprache der Trobadors dienen sollten. Ihren Namen führten sie nach silbernen Blumen, mit denen die aus den Wettstreiten als Sieger hervorgegangenen Dichter ausgezeichnet wurden. Im Preisrichterkollegium der ‚Kölner Blumenspiele‘ saß von 1899 bis 1905 der lyrische Dichter Ernst Scherenberg.

Fastenrath war seit 1883 mit der ungarischen Schriftstellerin Luise (Louise) Fastenrath, geborene Goldmann (1858–1914), verheiratet, die nach dem Tod ihres Mannes die „Kölner Blumenspiele“ fortführte. Die Grabstätte Fastenraths befindet sich auf dem Kölner Westfriedhof (Flur D). Das Grabdenkmal – u. a. eine Porträtbüste Fastenraths – wurde von Professor Heinz Brandtsetter gestaltet.

Ehrungen / Auszeichnungen

  • 1868: Ehrenbürgerrecht der Stadt Sevilla.
  • 1869: Korrespondierendes Mitglied der „Academia de la Historia“ in Madrid.
  • 1869: Ritterkreuz der spanischen Krone.
  • 1870: Großkreuz des Ordens Karls III. der spanischen Krone.

Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach verlieh Fastenrath den Titel eines „Großherzoglich Sächsischen Hofrats“, weitere hohe Orden erhielt er von den Königen von Portugal und Württemberg, vom Präsidenten der Republik Venezuela und vom Fürsten von Hohenzollern.

Weitere Werke

  • Luther im Spiegel spanischer Poesie. Bruder Martins Vision (nach Gaspar Nuñez de Arce, 2. Aufl., Leipzig 1881); die Schriften zur Calderon-Feier.
  • Calderón de la Barca (Leipzig 1881) und
  • Calderón in Spanien (Leipzig 1882); einen Band Gedichte.
  • Von Hochzeit zu Hochzeit. Lieder aus sonnigen Tagen (Wien 1883).
  • Autobiografía; in: „Castilla“ (Valladolid), 1. Jg. Nr. 27 vom 19. Juli 1903; S. 7.
  • Granadinische Elegien (Leipzig 1885) und mehrere Dramen nach José Echegaray.

Literatur

  • Fritz Lejeune: Die deutsch-spanischen Freundschaftsbestrebungen von Johannes Fastenrath; in: „Romanisches Museum“ XI., Greifswald 1917; S. 29.
  • Hildegard Schmökel: Johannes Fastenrath, ein Freund Spaniens aus Köln; in: Jahrbuch des kölnischen Geschichtsvereins (JbKölnGV) 42/1968; S. 189–198.
  • Ernst Hirsch: Johannes Fastenrath und die württembergischen Waldenser; in: „Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte“ (ZWLG), Jg. XXX, Heft 2. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag, 1970; S. 408–411.
  • Titus Heidenreich: Johannes Fastenrath und Mexiko. Themen und Folgen der Briefe (1889 ff.) von Otto Engelbert Freiherr von Brackel (1830-1903); in: Manfred Tietz (Hg.): Das Spanieninteresse im deutschen Sprachraum. Beiträge zur Geschichte des Hispanistik vor 1900. Frankfurt am Main: Vervuert Verlag, 1989 (Edition der Iberoamericana III, 27).
  • Ursula Vones-Liebenstein: Johannes Fastenrath (1839-1908); in: „Rheinische Lebensbilder“ Bd. 12, Köln/Bonn 1991, S. 157-178.
  • Johannes Hösle: Katalanistik in der Belle Epoque: Johannes Fastenrath; in: Brigitte Schlieben-Lange & Axel Schönberger (Hg.): Polyglotte Romania: homenatge a Tilbert Dídac Stegmann (Festschrift). Frankfurt a.M.: Domus Ed. Europaea, 1991 (Bd. 1), S. 25-37. ISBN 3-927884-15-4.

Nachlass

  • Die Nachlässe von Johannes und Luise Fastenrath werden im „Historischen Archiv der Stadt Köln“ (HAStK 1032) aufbewahrt und verwaltet. Die spanischen Briefe gingen nach dem Tod von Luise Fastenrath an den König von Spanien, die catalonischen, provenzalischen, französischen und alle aus Barcelona kommenden spanischen Briefe an die Stadt Barcelona.
  • Literatur dazu: Werner Kienitz: Der Nachlaß Fastenrath im Kölner Stadtarchiv; in: Hans Blum (Hg.): Aus kölnischer und rheinischer Geschichte: Festgabe Arnold Güttsches zum 65. Geburtstag gewidmet. Köln: Verlag H. Wamper, 1969; S. 295–334.

Weblinks


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