Johannes Petrus Olivi

Johannes Petrus Olivi

Petrus Johannis Olivi OFM (* 1247/ 48 in Sérignan (Languedoc-Roussillon); † 14. März 1296/98 in Narbonne (Département Aude) war ein französischer Theologe.

Um 1260/1261 trat Olivi in Béziers (Languedoc-Roussillon) in den Orden der Franziskaner ein. Nach Beendigung seiner Schulzeit studierte Olivi in Paris - u.a. war er Schüler des Theologen Bonaventura von Bagnoregio - erlangte dort aber nicht die Baccalaureats- und Magisterwürde.

Beeinflusst durch die Bewegung der südfranzösischen Spiritualen, machte Olivi Bekanntschaft mit den Lehren von Joachim von Fiore und geriet daraufhin in Konflikt mit seinem Orden. Gerade in Fragen der evangelischen Vollkommenheit und der Armut des Ordens konnte sich Olivi mit seinen Ordensoberen nicht einigen. Diese Auseinandersetzungen führten um 1278 zur ersten Anzeige beim Ordensgeneral Girolami d´Ascoli, dem späteren Papst Nikolaus IV.. Olivi konnte sich nicht nur rechtfertigen, sondern wurde später von Papst Nikolaus III. zur Mitarbeit an dessen päpstlicher Bulle Exiit qui seminat aufgefordert, in der u.a. die Auslegung von Ordensregeln thematisiert wurde.

Mit Duldung von Papst Martin IV. wurde 1282 in Paris ein weiterer Prozess gegen Olivi angestrengt, da man ihn wegen einzelner Aussagen seines Sentenzenkommentars der Häresie verdächtigte. Olivi widerrief öffentlich seine Ansichten, doch das hinderte drei Jahre später das franziskanische Generalkapitel in Mailand nicht, Olivis gesamtes schriftliches Werk zu verbieten. Nach längeren Streit über die Auslegung seiner Schriften, wurde Olivi 1287 durch das Generalkapitel von Montpellier vollständig rehabilitiert. Noch im selben Jahr berief ihn der damalige Generalminister, Kardinal Matteo de Acquasparta als Lector an das Ordenskolleg nach Florenz, wo er zwei Jahre lang als Dozent lehrte. 1289 ging Olivi in gleicher Funktion dann nach Montpellier, wo er bis kurz vor seinen Tod lehrte. Im Alter von ungefähr 56 Jahren starb Petrus Johannis Olivi 1296/1298 in Narbonne.

Nach seinem Tod ging man wieder heftiger gegen seine Lehren, Schriften und Schüler vor, vor allem der Ordensgeneral Giovanni Minio de Murovalle, der seine Schriften erneut verbieten ließ. Das Konzil von Vienne (1311-12) versuchte vergeblich seine Verurteilung als Häretiker zu erreichen, doch wurde zumindest seine Apokalypsenpostille 1326 von Johannes XXII. als häretisch verworfen.

Das Denken des Petrus Johannis Olivi ist zutiefst den Ideen der franziskanischen Spiritualen verhaftet. Das Ziel des christlichen Lebens ist die evangelische Vollkommenheit, der Weg dahin die contemplatio, die Einsenkung in Gott und die Betrachtung alles Geschöpflichen aus dem Licht Gottes heraus, die ihn auch zu einer Ablehnung eines rein innerweltlichen Kultur- und Wissensbegriff kommen ließ. Seine Schriften sind biblisch geprägt und handeln von der Abhängigkeit des Menschen vom göttlichen Heilswerk in der Teilhabe an den Sakramenten und dem sich daraus ergebenden Gehorsam in Liebe. Problematisch für die damalige Kirche waren vor allem seine auf Joachim von Fiore beruhende apokalyptische Zeitenlehre, die einer Vervollkommnung und reformatio der Kirche, hin zu einer hierarchielosen, vollkommen monastisch geprägten Kirche führen sollte.

In abgewandelter Form sind seine Ideen bei Duns Scotus, Wilhelm von Ockham, sowie auch bei Martin Luther zu finden; seine asketischen Anschauungen dagegen bei Johannes von Capestrano und Bernhardin von Siena. Einem breiten Publikum ist er sicherlich durch seine Rolle in Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose" bekannt.

Literatur

  • L. Hödl, E. Pasztor: Petrus Johannis Olivi. In: Lexikon des Mittelalters Bd. 6 (2002), Sp. 1976-1977.
  • V. Heynck: Petrus Johannis Olivi. In: Lexikon für Theologie und Kirche 7 (2. Aufl. 1962), Sp. 1149-1150.
  • Pierre de Jean Olivi (1248-1298). Pensée scolastique, dissidence spirituelle et société. Actes du colloque de Narbonne (mars 1998), édité par Alain Boureau et Sylvain Piron, Paris, Vrin (Études de philosophie médiévale, 79), 1999, 412 p.
  • S. Piron: Olivi et les averroïstes. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie, 53-1 (2006), s. 251-309.

Weblinks


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