John Fisher, Erster Baron Fisher

John Fisher, Erster Baron Fisher

John Arbuthnot Fisher, 1. Baron Fisher of Kilverstone GCB, OM, GCVO (* 25. Januar 1841 in Sri Lanka; † 10. Juli 1920 in London) war ein sehr einflussreicher britischer Admiral der Royal Navy während des Ersten Weltkrieges. Als Erster Seelord (1905–1910 und 1914–1915) prägte er die Royal Navy und führte dort die Großkampfschiffe (Dreadnoughts) ein. Allgemein bekannt wurde er unter den Spitznamen „Jackie Fisher“.

Leben

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges: Churchill holt Fisher aus dem Ruhestand zurück. Karikatur aus dem Punch (1914).

Fisher wurde in Sri Lanka (früher Ceylon) als das älteste von elf Kindern in einer englischen Familie geboren. Sein Vater war Kapitän William Fisher, ein Offizier der Britischen Armee. 1854 begann seine 60-jährige Laufbahn in der Royal Navy in England, wo er auf traditionellen hölzernen Segelschiffen diente.

Nach seiner Grundausbildung auf der HMS Britannia wurde er als jüngstes Mannschaftsmitglied der HMS Kalkutta zugeteilt, die zur Blockieren des russischen Seeweges im Finnischen Meerbusen während des Krimkrieges geschickt wurde. Einige Monate später kehrte das Schiff nach Großbritannien zurück, Fisher wurde anschließend der HMS Agamemnon zugewiesen, die bei Kriegsende nach Konstantinopel (jetzt Istanbul) geschickt wurde.

1882 nahm er als Kapitän als Angehöriger der Mittelmeerflotte unter dem Kommando von Admiral Seymour an der Bombardierung Alexandrias in Ägypten teil.

1890 wurde Fisher zum Konteradmiral ernannt. Zwischen 1891 und 1892 war er als dritter Seelord verantwortlich für den Zustand und der Ausrüstung der gesamten Britischen Flotte. Ab 1897 war er Oberbefehlshaber der Nordatlantik- und Karibikflotte. 1902 wurde er zum Zweiten, 1905 zum Ersten Seelord ernannt. 1910 ging er in den Ruhestand, wurde jedoch bei Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 zurückberufen und erneut zum Ersten Seelord ernannt. 1915 kritisierte Fisher die Schlacht von Gallipoli und trat kurz darauf aus Protest von seinem Amt zurück.

1909 wurde Fisher als Baron Fisher of Kilverstone in den erblichen Adelsstand erhoben. Er wählte Fear God and dread nought als Motto.

Er starb 1920 in London an Krebs.

Wirken

Während seiner Zeit als hoher Admiralitätsoffizier betrieb Fisher fieberhaft die Entwicklung der Großkampfschiffe, sowohl die Einführung des Schlachtschiffs als auch des Schlachtkreuzers gehen ganz wesentlich auf seine Initiative zurück und bestimmten die Entwicklung auch bei anderen Marinen, die sich dem neuen Standard schnell anpassten. Dabei favorisierte Fisher eindeutig das Konzept, aus dem später der erste Schlachtkreuzer entstand: ein Schiff mit sehr schweren Geschützen mit großer Reichweite, überlegener Geschwindigkeit und nur schwacher Panzerung. Das Konzept beruhte darauf, dass das Schiff mit Hilfe seiner hohen Geschwindigkeit außer Reichweite des Gegners bleiben und ihn mit seiner eigenen weitreichenden Bewaffnung aus sicherer Entfernung vernichten sollte. Im Falle einer Begegnung auf kürzere Entfernung sollte die hohe Geschwindigkeit das Schiff vor Schaden bewahren, was mit den damaligen Theorien der Feuerleitung durchaus übereinstimmte. Sein Wahlspruch in dieser Beziehung lautete: Speed is the best protection (Geschwindigkeit ist die beste Panzerung).

Der Entwicklung des langsamen und stark gepanzerten Schlachtschiffes stieß auf seinen Widerstand, aber er konnte sich damit nicht durchsetzen. Immerhin wurden die neuen Schlachtkreuzer nach seinen Vorgaben gebaut und bewährten sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs bei der Jagd nach deutschen Kreuzern auch recht gut, weshalb die Admiralität den Bau neuer Schlachtkreuzer vorantrieb, die als neuer Trumpf im Seekrieg angesehen wurden. Die Schiffe der Renown-Klasse waren das Ergebnis dieser Erfolge, sie waren ganz nach Fishers Vorlieben entworfen. Sie erreichten eine beispiellose Geschwindigkeit von 32 Knoten, trugen sechs 38,1 cm-Geschütze und waren nur schwach geschützt. Ähnlich gestalteten sich die ursprünglich als leichte Schlachtkreuzer ausgelegten Schiffe der Courageous-Klasse, die im Rahmen einer geplanten britischen Landungsunternehmung an der deutschen Ostseeküste (Fishers Ostsee-Plan) auf Kiel gelegt wurden. Sie waren ebenfalls sehr schnell, kaum gepanzert und mit völlig überdimensionierten Waffen bestückt, in einem Fall zwei 45 cm-Geschütze, welche allerdings vornehmlich zum Küstenbeschuss gedacht waren. Unglücklicherweise waren die Verbände der Schiffe nicht stark genug, dem starken Rückschlag dieser Riesengeschütze standzuhalten, und es kam schon nach wenigen Schüssen zu strukturellen Schäden. Die Schiffe bewährten sich nicht, auch weil die geplante Unternehmung nach dem Fiasko von Gallipoli abgeblasen wurde, und fanden später ihre endgültige Bestimmung als Flugzeugträger.

Spätestens in der Skagerrak-Schlacht wurde deutlich, dass Fishers Konzept gravierende Schwächen aufwies und nur gegen unterlegene Gegner durchschlug, nicht aber gegen ähnlich schwer bewaffnete Schiffe. Die britischen Schlachtkreuzer gerieten mit ihren deutschen Gegenstücken ins Gefecht, und trotz ihrer hohen Geschwindigkeit erzielten die Deutschen zahlreiche Treffer, welche sich bei der unzureichenden Panzerung verheerend auswirkten. Volltreffer in Geschütztürme lösten eine Kettenreaktion aus, so dass die Pulverkammer zur Explosion gebracht wurde und drei Schlachtkreuzer binnen Sekunden zerfetzte, beinahe hätte dasselbe Schicksal einen vierten ereilt. Die Deutschen mit ihren wesentlich besseren Schutzeinrichtungen (stärkerer Panzer, feuersichere Munitionskammern) verloren zwar auch einen Schlachtkreuzer, allerdings explodierte dieser nicht, und es gelang, die Besatzung zu bergen. Die überlebenden britischen Schlachtkreuzer wurden nach dem Krieg bis auf die modernen Einheiten der Renown-Klasse schnell verschrottet, die beiden Schiffe unterzogen sich einer umfassenden Umrüstung, die sie essentiell zu schnellen Großkampfschiffen machte. Der letzte britische Schlachtkreuzer HMS Hood (51) ging ironischerweise an denselben Schwächen zugrunde wie seine Vorgänger im Skagerrak 25 Jahre zuvor: die zu schwache Panzerung hielt einem Glückstreffer der Bismarck nicht stand und brachte die Munitionskammer zur Explosion, die das Schiff zerriss.

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