- Josef Fenz
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Hermes Phettberg (* 5. Oktober 1952 in Hollabrunn als Josef Fenz) ist ein österreichischer Schauspieler, Autor und Talkshow-Moderator.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Phettberg wuchs als Sohn von Weinbauern in Unternalb bei Retz (Niederösterreich) auf, arbeitete zunächst als Bankangestellter. Nach einer theologischen Fortbildung wurde er Pastoralassistent in der Erzdiözese Wien. Mitte der 1980er Jahre war er in Wien Mitbegründer des Vereins Libertine Sadomasochismusinitiative Wien und des Projektes Polymorph Perverse Klinik Wien. Öffentlich bekannt wurde er mit sadomasochistischen Kunstaktionen gemeinsam mit Walter Reichl, wie beispielsweise 1993 mit einer „Verfügungspermanenz“ in Zürich.
Ab 1991 spielte er in verschiedenen Inszenierungen der Theatergruppe Sparverein Die Unz-Ertrennlichen um Kurt Palm meist skurrile Rollen.
Ab 1992 schrieb Hermes Phettberg für die Wiener Stadtzeitung Falter die wöchentliche Kolumne Phettbergs Predigtdienst, die in Form einer Predigt auf den liturgischen Texten des jeweiligen Sonntags im katholischen Kirchenjahr aufbaute.
Im Rahmen des 4. Österreichischen Lesben- und Schwulenforums im Herbst 1994 in Wien las Hermes Phettberg um fünf Uhr früh auf einer öffentlichen Bedürfnisanstalt – vor einem „Jeansboy“ kniend – aus seinen Texten.
Ab 12. November 1994 trat er als Talkmaster in der von Palm produzierten Bühnen-Talkshow Phettbergs Nette Leit Show mit dem von Oliver Hangl verkörperten Assistenten Robin auf, in der vor allem Wiener Prominente, Wissenschaftler und Angehörige „interessanter Berufsgruppen“ zu Gast waren. Einige der Sendungen gelten als legendär, beispielsweise das Interview mit Opernkenner Marcel Prawy, der wie Phettberg seine persönlichen Besitztümer vorwiegend in Plastiksäcken aufbewahrte. Auch die Anfangsfrage an die Gäste wurde oft zitiert: „Frucade oder Eierlikör?“ und ist der Titel eines Buches mit Auszügen aus den Interviews. Als 1995 und 1996 19 Folgen dieser Show von ORF und 3sat im Fernsehen ausgestrahlt wurden, wurde Phettberg durch seine unkonventionellen Fragen und die schonungslose Darstellung seiner eigenen Probleme, sexuellen Phantasien und auch genüsslich ausgeweideten Wissenslücken rasch einem größeren Publikum in Österreich, Deutschland und der Schweiz bekannt. 2003/2004 gab es auf dem ersten terrestrischen Privatfernsehen Österreichs ATVplus eine Beichtstuhlshow namens Beichtphater Phettberg (Regie und Redaktion: Thomas Holzinger, Mandy E. Mante und Paul Poet).
2000 wurde Phettberg (gemeinsam mit Mandy E. Mante) durch eine wöchentliche online ausgestrahlte Fernsehsendung, in der er sich fesseln und auspeitschen ließ und währenddessen seinen Predigtdienst vortrug, zu einem Pionier des Internetfernsehens als Massenmedium. Im März 2001 betrieb er dann eine Woche, also 168 Stunden, ununterbrochenes Internetfernsehen (gemeinsam mit Thomas Holzinger), wo Phettberg von halbnackten, mit gespreizten Beinen dastehenden „Jeansboys“ bewacht, im Verlies einer Arche Phettberg gefangen gehalten und live gesendet wurde.
Seither tritt Phettberg vor allem bei künstlerischen und sexuellen Performances sowie Talkshows an allen denkbaren Orten auf. Phettberg proponiert außerdem die Gründung eines Vereins zur Schaffung einer Hochschule für Pornographie und Prostitution.
Ein jährlicher Fixpunkt ist sein Auftritt auf der Regenbogenparade, wo er sich Zeitung lesend über den Wiener Ring kutschieren lässt.
Im Januar 2007 erlitt Phettberg zum wiederholten Mal einen Schlaganfall und musste nach ärztlicher Behandlung in ein Rehabilitationszentrum. Infolgedessen ist Hermes Phettberg momentan mittellos, verschuldet und Sozialhilfeempfänger. Zudem ist er von 170 auf 70 Kilo abgemagert.
Auszeichnungen
- 1993: Franz-Grillparzer-Preis der "Anonymen Aktionisten"
- 2002: Preis der Stadt Wien für Publizistik
Werke
- Hermes Phettberg, Kurt Palm: Frucade oder Eierlikör. Droemer Knaur, München 1996 ISBN 3426-60536-8 (Interviews und Monologe aus Phettbergs Nette Leit Show)
- Hermes Phettbergs Predigtdienst für alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahrs. Falter, Wien 1995 ISBN 3-85439-156-0 (eine erste Sammlung der Kolumnen)
- Hundert Hennen. Katechesen 1992-2003. (3 Bände) Galrev, Berlin 2004 ISBN 3-933149-35-5 (585 Kolumnen als Faksimile der Typoskripte)
Literatur
- Klaus Kamolz: Hermes Phettberg. Die Krücke als Zepter. Links Verlag, Berlin 1996 ISBN 3-86153-106-2
- Franzobel: Phettberg. Eine Hermes-Tragödie. Edition selene, Wien 1999 ISBN 3-85266-099-8
- Fritz Ostermayer: Hermes Phettberg räumt seine Wohnung zamm. Edition selene, Klagenfurt/Wien 1995 ISBN 3-85266-019-X (zwei leicht divergierende Auflagen)
- Beatrix Pirchner: Phettbergs Phaxen. Edition Va Bene, Wien/Klosterneuburg 1995 ISBN 3-85167-044-2 (Comic)
- Gerald Grassl: Nachrichten aus dem 31. Stock/ Sonderausgabe Phettberg, Lust & Laune, Wien, Nov. 1993 (Zeitschrift)
- Joseph Kühn: Phettbergs Stationen, Verlag Vido, Wien 1996 (Ausstellungskatalog)
Libretto
- Schutt, Musik: Gilbert Handler. Uraufführung sirene Operntheater 2004
Zeitschriften
- Unter Druck – Printmedium der Libertine Sadomasochismusinitiative Wien, Nullnummer im Frühjahr 1987
- Stock im Eisen – Von der Fleischeslust der Abartigen, Ursprünglich das Organ des Vereins „Polymorph Perverse Klinik Wien“ - Heft 1 im Winter 1990/91
Weblinks
- Offizielle Homepage: www.phettberg.at
- Homepage zu Phettberg, Elender - Der Film 2007
- Literatur von und über Hermes Phettberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hermes Phettberg in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Laudatio auf Hermes Phettberg – Von Günter Kaindlstorfer
Personendaten NAME Phettberg, Hermes ALTERNATIVNAMEN Fenz, Josef KURZBESCHREIBUNG österreichischer Künstler, Schauspieler, Autor und Talkmaster GEBURTSDATUM 5. Oktober 1952 GEBURTSORT Hollabrunn
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