Josef Stini

Josef Stini

Josef Stini (auch: Stiny; * 20. Februar 1880 in Wappoltenreith, Niederösterreich; † 28. Januar 1958 in Wien), war ein österreichischer Geologe. Er gehört mit seinen grundlegenden geologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit Talsperren- und Tunnelprojekten zu den Mitbegründern der Bau- oder „Ingenieurgeologie“. Er lieferte auch Arbeiten über die Auswahl und Beurteilung der Straßenbaugesteine.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stini studierte Forstwirtschaft und Wildbachverbauung an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, sowie die Fächer Bauingenieurwesen und Geologie in Graz. In den Jahren 1911 bis 1915 und während des Ersten Weltkrieges arbeitete Stini im Bereich der Wildbachverbauung. 1919 begann seine Lehrtätigkeit, zunächst an der Höheren Forstlehranstalt in Bruck an der Mur, ab 1925 lehrte Stini an der Technischen Hochschule in Wien als ordentlicher Professor für Geologie, wo er zwei Jahrzehnte lang maßgeblich an der Entwicklung des Instituts beteiligt war.

Die Verdienste von Josef Stini lagen im Bemühen, das Grenzgebiet zwischen Geologie und Bauwesen als eigenständige Disziplin, die Ingenieurgeologie, zu entwickeln. Sein Hauptaugenmerk richtete er dabei auf Erkundung der geologischen Verhältnisse durch genaue Beobachtung, Kartierung aller geologischen Erscheinungen im Gelände und Einarbeitung sämtlicher Informationen in die Baupläne, womit er zum Wegbereiter für die Felsmechanik wurde.

Neben der Lehrtätigkeit ist seine Rolle als Verfasser und Herausgeber hervorzuheben. Die vom ihm gegründete Fachzeitschrift Geologie und Bauwesen erschien drei Jahre im Selbstverlag bis der Springer-Verlag die Zeitschrift übernahm. Sie wurde ab 1963 unter dem Titel Felsmechanik und Ingenieurgeologie und wird heute als Rock Mechanics immer noch von Springer publiziert. Die Herausgeberschaft übernahm nach seinem Tod sein Schüler Leopold Müller, der die Felsmechanik auf eine breite, wissenschaftliche Basis stellte.

Der umfangreiche fachliche Nachlass Stinis wurde durch das Land Niederösterreich käuflich erworben und besteht neben Manuskripten, geologischen Karten und 105 Feldtagebüchern aus über 700 Gutachten, die sich auf Österreich und das benachbarte Ausland beziehen. Darin werden unter anderen Themen wie die Beurteilung von Gesteinen, Baugrundfragen im Straßen-, Stollen- und Tunnelbau, Kraftwerksbau, Fragen zur Wasserversorgung, Risikofaktoren wie Muren und Rutschungen erörtert.

1956 wurde die Stinygasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.

Auszeichnungen

  • Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Geologie
  • Träger der Eduard-Suess-Medaille der Österreichischen Gesellschaft für Geologie

Werke

  • Technische Gesteinskunde, Waldheim-Eberle, Wien 1919
  • Technische Geologie, Encke, Stuttgart 1922
  • Die Quellen, Springer, Wien 1933
  • Die Auswahl und Beurteilung der Straßenbaugesteine, Springer, Wien 1935
  • Tunnelbaugeologie, Springer, Wien 1950
  • Mineralogie für Ingenieure des Tief – und Hochbaues und der Kulturtechnik, Springer, Wien 1952
  • Gebirgsgeologie, 1955
  • Artikel Gebirgsgeologie im Grundbau-Taschenbuch 1955, 1966

Weblinks

  • Nachruf des Instituts für Geotechnik der TU Wien (PDF-Datei)

Quellen


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stini — Josef Stini (auch: Stiny; * 20. Februar 1880 in Wappoltenreith, Niederösterreich; † 28. Januar 1958 in Wien), war ein österreichischer Geologe. Stini war ab 1925 Professor an der Technischen Hochschule Wien. Er gehört mit seinen grundlegenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Stiny — Josef Stini (auch: Stiny; * 20. Februar 1880 in Wappoltenreith, Niederösterreich; † 28. Januar 1958 in Wien), war ein österreichischer Geologe. Stini war ab 1925 Professor an der Technischen Hochschule Wien. Er gehört mit seinen grundlegenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Stini — Stini,   Josef, österreichischer Geologe, Stiny, Josef …   Universal-Lexikon

  • Liste der Straßennamen von Wien/Favoriten — Straßen in Wien I. Innere Stadt | II. Leopoldstadt | III. Landstraße | IV. Wieden | V. Margareten | VI. Mariahilf | VII.  …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Sti — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Müller-Salzburg — Leopold Müller beim Geomechanik Kolloquium 1966 in Salzburg Leopold Müller (* 9. Jänner 1908 in Salzburg, † 1. August 1988 ebenda) war ein Hochschullehrer in Karlsruhe, sowie ein österreichischer Pionier der Felsmechanik, des Tunnelbaus und der… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Müller — beim Geomechanik Kolloquium 1966 in Salzburg Leopold Müller, auch Leopold Müller Salzburg, (* 9. Jänner 1908 in Salzburg; † 1. August 1988 ebenda) war ein Hochschullehrer in Karlsruhe, sowie ein österreichischer Pionier der Felsmechanik, des… …   Deutsch Wikipedia

  • Grundbau-Taschenbuch — Das Grundbau Taschenbuch ist ein Handbuch der Geotechnik, das im Verlag Ernst Sohn (Berlin) erscheint und im deutschsprachigen Raum eine führende Stellung einnimmt. An dem immer wieder neu mit wechselnden Verfassern bearbeiteten Handbuch, das… …   Deutsch Wikipedia

  • tunnels and underground excavations — ▪ engineering Introduction        Great tunnels of the world Great tunnels of the worldhorizontal underground passageway produced by excavation or occasionally by nature s action in dissolving a soluble rock, such as limestone. A vertical opening …   Universalium

  • Eberhard Clar — (* 23. Juli 1904 in Graz; † 7. Dezember 1995 in Bad Ischl) war ein österreichischer Geologe und Hochschullehrer. Er studierte Naturgeschichte, Leibeserziehung und Geologie an der Universität Graz, wo er 1926 promovierte. Danach war er Assistent… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”