Julius Ebbinghaus

Julius Ebbinghaus

Julius Ebbinghaus (* 9. November 1885 in Berlin; † 16. Juni 1981 in Marburg) war ein deutscher Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Julius Ebbinghaus war der Sohn des Psychologen Hermann Ebbinghaus. Sein Vater wurde 1894 als Professor der Psychologie nach Breslau berufen. Julius Ebbinghaus besuchte hier ab 1897 das Maria-Magdalenen-Gymnasium. Nach dem Abitur im Jahre 1904 studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Kunstgeschichte an den Universitäten von Lausanne, Grenoble, Berlin, Halle und Heidelberg. Hier erfolgte unter Wilhelm Windelband 1909 die Promotion zum Dr. phil.. Der Titel der Dissertation: Historisch-systematische Untersuchung über den Weg von Kant zu Hegel. Nach einjährigem Militärdienst und einem Aufenthalt in England traf er bei der Vorbereitung auf die Habilitation in Freiburg auf den Privatdozenten Richard Kroner, den er vom Magdalenäum in Breslau her kannte. Es folgte der Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg. Erst 1919 trat Ebbinghaus wieder in den Dienst der Wissenschaft. Er heiratete 1922. Nach dem frühen Tod seiner Frau ging er im Jahre 1930 mit seinem siebenjährigen Sohn Carl-Hermann nach Rostock.

Nachdem Julius Ebbinghaus im Februar 1921 unter Edmund Husserl habilitiert worden war, wirkte er anschließend an der Universität Freiburg als Privatdozent. In dieser Zeit begann seine Freundschaft mit Martin Heidegger. In dem „Philosophischen Kränzchen“, dem er sich in Freiburg anschloss, gründeten sich auch Freundschaften mit dem Philologen Ludwig Deubner und dem Archäologen Hans Dragendorff. 1926 wurde Ebbinghaus in Freiburg zum außerordentlichen Professor der Philosophie ernannt. 1930 folgte er einem von Wilhelm Burkamp unterstützten Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Rostock. Im Jahre 1940, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Ebbinghaus – mit Unterstützung des Philosophen Hans-Georg Gadamer – Professor an der Philipps-Universität Marburg, musste aber gleichzeitig als Heerespsychologe zur Verfügung stehen. In dieser Zeit befreundete er sich mit dem Mathematiker Kurt Reidemeister und dem Theologen Rudolf Bultmann. Nach Kriegsende, im Oktober 1945, wurde er von den Amerikanern zum Rektor der Marburger Universität ernannt, die ihn zu ihren großen und bedeutendsten Philosophen zählt.

Ebbinghaus, den nach seinen eigenen Worten der Neukantianismus tief in die Arme der hegelschen Philosophie getrieben hatte, wandte sich erst nach seiner Habilitation intensiv der kantischen Philosophie zu. Er versuchte in der Folge zu einem von allen Missverständnissen des Neukantianismus freien Verständnis der kantischen Lehre selbst zu kommen. Dabei ging es ihm nicht nur um eine möglichst genaue Nachzeichnung des kantischen Gedankens, vielmehr war er der Meinung, dass die kantische Philosophie nach wie vor ungebrochene Aktualität besitze. Er hat dies in einer Reihe von ebenso scharfsinnigen wie stilistisch brillanten Aufsätzen darzulegen versucht. Am wirkmächtigsten waren seine Thesen zur Rechtslehre Kants. Ihm ging es vor allem darum, die Unabhängigkeit der Rechtslehre von der Idealität von Raum und Zeit nachzuweisen. Zu seinen Schülern gehörten Georg Geismann, Manfred Baum und auch der Aphoristiker und Capital-Herausgeber Johannes Gross.

Ebbinghaus veröffentlichte bedeutsame Arbeiten zu Kant und zur Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie. Zu den Hauptwerken und wichtigen Veröffentlichungen von Julius Ebbinghaus zählen Kants Lehre vom ewigen Frieden und die Kriegsschuldfrage (1929), Zu Deutschlands Schicksalswende (1946 / 1947), Die Atombombe und die Zukunft des Menschen (1957) und Die Strafen für Tötung eines Menschen und Prinzipien einer Rechtsphilosophie der Freiheit (1968). Ebbinghaus wurde 1954 emeritiert, hielt aber noch bis 1966 Vorträge. Er war Herausgeber des „Archiv für Philosophie“ sowie der „Revue internationale de la philosophie“. An der Universität Wuppertal befindet sich das Julius-Ebbinghaus-Archiv.

Werke (Auswahl)

Gesammelte Schriften:

  • Bd. 1: Sittlichkeit und Recht, Praktische Philosophie 1929- 1954, Bonn 1986;
  • Bd. 2: Philosophie der Freiheit, Praktische Philosophie 1955 - 1972, Bonn 1988;
  • Bd. 3: Interpretation und Kritik, Schriften zur Theoretischen Philosophie und zur Philosophiegeschichte 1924 - 1972, Bonn 1990;
  • Bd. 4: Studien zum Deutschen Idealismus, Schriften 1909 - 1924, Bonn 1994

Literatur

  • Ludwig J. Pongratz (Herausgeber): Philosophie in Selbstdarstellungen. Band 3, Meiner, Hamburg 1977, S. 1-59 (Julius Ebbinghaus: Selbstdarstellung).
  • DBE (Deutsche Biographische Enzyklopädie, 1995) Bd. 2
  • O. Eitner (Hg.), Das Gymnasium St. Maria-Magdalena zu Breslau, Bad Honnef 2003

Weblinks


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