Max Sauerlandt

Max Sauerlandt

Max Sauerlandt (* 6. Februar 1880 in Berlin; † 1. Januar 1934 in Hamburg) war ein deutscher Kunsthistoriker, Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg und gilt als einer der bedeutendsten Museumsleiter Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich August Max Sauerlandt wuchs in Hamburg auf und studierte in Marburg, München und zuletzt an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin). 1903 wurde er bei Heinrich Wölfflin mit einer Schrift zum Thema Über die Bildwerke des Giovanni Pisano promoviert. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Redaktion des Thieme-Beckers in Leipzig wurde er 1905 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und wenig später Assistent von Justus Brinckmann, dem Spiritus rector des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg. 1908 – mit erst 28 Jahren – wurde er zum Leiter des Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Halle berufen (heute Stiftung Moritzburg). Bis 1919 kaufte Sauerlandt für diese Sammlung die Bilder zahlreicher Expressionisten, aber auch Werke von Hans von Marées, Max Slevogt, Lovis Corinth, Max Liebermann, Wilhelm Lehmbruck, sowie Kunsthandwerk. So erhielt die Hallische Sammlung einen modernen Charakter. Bereits 1913 erwarb er für die Museumssammlung ein frühes Bild Emil Noldes ("Das Abendmahl" von 1909). Es war das erste Nolde-Bild, das von einer öffentlichen deutschen Kunstsammlung angekauft wurde. Bei dem anschließenden Eklat wurde Sauerlandt vor allem von Wilhelm von Bode, dem Generaldirektor der staatlichen Kunstsammlungen in Berlin, kritisiert.

Während des Ersten Weltkrieges war Max Sauerlandt als Batterieführer an der Ostfront eingezogen. Bereits 1915, kurz nach Justus Brinckmanns Tod, wurde Sauerlandt dessen Nachfolge im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg angetragen, die er jedoch erst nach Kriegsende, im Frühjahr 1919, antrat. Er baute in der Folge den Bestand des Museums an Kunstwerken des deutschen Expressionismus, wie den Künstlern Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff, kräftig aus und sicherte die Existenz der jungen Künstlern durch Museumsankäufe und die Vermittlung von Aufträgen. Auch weniger bekannte Künstler – wie Moissey Kogan oder der Bauhausmeister Naum Slutzky – konnten seiner Unterstützung sicher sein. Er verfolgte dabei das Konzept eines ganzheitlichen Museums, in dem Kunsthandwerk und bildende Künste gemeinsam ausgestellt werden sollten. Viele Künstler zählte Sauerlandt zu seinen Freunden und führte mit ihnen eine ausgiebige Korrespondenz.

In dieser Zeit baute sich Sauerlandt – vor allem durch Künstlergeschenke – eine umfangreiche eigene, private Kunstsammlung auf, die Werke der Künstler Nolde, Schmidt-Rottluff, Kirchner, Rolf Nesch und Gustav H. Wolff enthielt. Diese Sammlung war in einer Mietwohnung in der Looegstraße untergebracht, die er mit seiner Frau Alice und seinen sechs Kindern – fünf Töchtern und einem Sohn – bewohnte. Hier waren auch Ada und Emil Nolde oft zu Gast. Alleine von Nolde besaß der Kunstsammler Sauerlandt fünf Bilder.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde Sauerlandt am 5. April 1933 nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als Museumsleiter zwangsbeurlaubt, vor allem wegen seines Eintretens für die moderne Kunst, die als „Entartete Kunst“ bezeichnet wurde. [1] [2] Er erhielt im Museum Hausverbot. Noch bis zum Sommer 1933 hielt er eine Vorlesung über die Deutsche Kunst der letzten dreißig Jahre an der Universität Hamburg [3]. Am 30. September 1933 verlor er seinen Lehrstuhl an der Hamburger Universität und die ihm 1930 übertragene kommissarische Leitung der Landskunstschule (heute: Hochschule für bildende Künste Hamburg). Seine Mitgliedschaft in der Kommission der Hamburger Kunsthalle wurde suspendiert. Am Neujahrstag 1934 starb Max Sauerlandt an einem Magenkarzinom – seine Freunde behaupteten, der Kummer über die Zeitläufte habe ihn umgebracht. Während 1937 seine Sammlung zeitgenössischer Kunst im Museum für Kunst und Gewerbe als „entartet” beschlagnahmt und auseinandergerissen wurde, blieb seine private Sammlung durch das Geschick seiner Frau Alice Sauerlandt unentdeckt [4].

Sauerlandt verfasste über 40 Bücher zur modernen und klassischen Kunst. Sein 1924 bei Langewiesche in Königstein/Ts. erschienenes Werk über Michelangelo erreichte eine Auflage von 120.000 Exemplaren.

Schriften

  • Über die Bildwerke des Giovanni Pisano, Diss. Univ. Berlin, Langewiesche, Düsseldorf & Leipzig 1904. [2]
  • Griechische Bildwerke, Langewiesche, Düsseldorf & Leipzig 1907.
  • (Hrsg.): Norddeutsche Barock-Möbel, Verlag Alexander Schopp, Elberfeld 1922.
  • Kleinplastik der deutschen Renaissance. Langewiesche, Königstein/Ts./Leipzig 1927.
  • Die Kunst der letzten 30 Jahre: Eine Vorlesung aus dem Jahre 1933, herausgegeben von Harald Busch, Rembrandt-Verlag, Berlin 1935.
  • Im Kampf um die moderne Kunst. Briefe 1902–1933, hg. v. Kurt Dingelstedt, Verlag Langen-Müller, München 1957.
  • Ausgewählte Schriften, hg. v. Heinz Spielmann, 2 Bde., Verlag Hans Christians, Hamburg 1971.

Literatur

  • Beatrice Baumann: Max Sauerlandt. Das kunstkritische Wirkungsfeld eines Hamburger Museumsdirektors zwischen 1919 und 1933, Diss. Univ. Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 2002.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] Marlis Roß: Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder 1935, Die Patriotische Gesellschaft im Nationalsozialismus, S. 30.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 511.
  3. Max Sauerlandt: Die Kunst der letzten 30 Jahre : Eine Vorlesung aus dem Jahre 1933, Laatzen, Hamburg 1948.
  4. Doris Blum: Der Mann, der fast alles geschenkt bekam (Die Welt vom 25. September 2001).

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