- Justus Perthes
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Johann Georg Justus Perthes (* 11. September 1749 in Rudolstadt; † 1. Mai 1816 in Gotha) war ein deutscher Buchhändler und Verleger.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Er war der Sohn des Rudolstädter Hofarztes Johann Justus Perthes; der spätere fürstliche Steuersekretär Christoph Friedrich Perthes war sein Bruder. Der Verleger Friedrich Christoph Perthes war sein Neffe.
Perthes heiratete 1784 Ernestine Duerfeldt, die Schwester seines Geschäftspartners und Kupferstechers Friedrich Duerfeldt. Mit ihr hatte er 15 Kinder, darunter Wilhelm Perthes, der ab 1816 den Verlag weiterführte.
Leben
Nach seiner Ausbildung zum Kaufmann bekam Perthes eine Anstellung in der Buchhandlung von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha. Zusammen mit diesem und seinem späteren Schwager Friedrich Duerfeldt gründete Perthes 1778 eine Firma, um die Ettinger'sche Buchhandlung in eigener Regie fortzuführen.
Im September 1785 erweiterte Perthes zusammen mit seinem Geschäftspartnern diese Firma in Gotha zum geografisch-kartografischen Verlag, welcher besonders durch seine (Schul-)Karten und Atlanten weltweite Anerkennung erlangte.
Die Ettinger'sche Buchhandlung ging im Verlag Justus Perthes auf. Bis 1815 wurde der Gothaische Genealogische Hofkalender unter Ettingers Namen herausgegeben, noch heute bekannt unter der Bezeichnung „Der Gotha“. Der Almanach de Gotha gründete sich auf den almanach nécessaire, den Wilhelm von Rotberg 1763 für den Hof in Gotha veröffentlichte.
Der Verlag Justus Perthes und August Petermann, der 1854 von London nach Gotha wechselte, setzten die Tradition der wissenschaftlichen Geografie und Kartografie fort, die in Gotha um 1800 vom Astronomen Freiherrn Franz Xaver von Zach begründet worden war.
Der Verlag überdauerte die Teilung Deutschlands und wurde (1. April 1953 bis 31. März 1994) als Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt in Darmstadt, bzw. nach der entschädigungslosen Enteignung durch den Rat der Stadt Gotha (DDR) im Januar 1953, ab Oktober 1955 umbenannt in VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha, in der damaligen DDR weitergeführt.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Gothaer Stammhaus im März 1992 reprivatisiert; beide Verlage wurden von Stephan Justus Perthes an den Ernst Klett Schulbuchverlag Stuttgart verkauft, da beide Verlage nicht auf Dauer aus eigener Kraft lebensfähig gewesen wären. 2003 wurde die Firmierung der nun 100%igen Klett-Tochtergesellschaft erneut in Klett-Perthes Verlag GmbH geändert.
2004 wurde das Archiv Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt (1. April 1953 bis 31. März 1994) in die Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein überführt. Die renommierte Zeitschrift Petermanns Geographische Mitteilungen (herausgegeben seit 1855, als erste deutschsprachige wissenschaftliche Zeitschrift zur Geographie) wurde im 149. Jahrgang in Gotha eingestellt.
2005 wurde der Verlagsbereich 'Schulbuch' zum Ernst Klett Verlag Leipzig verlagert.
2008 firmierte die Klett-Perthes Verlag GmbH in Gotha erneut um in Ernst Klett Verlag GmbH, Zweigniederlassung Gotha, Gymnasialverlag, Programmbereich Klett-Perthes. Mit dieser Neufirmierung erlosch nach fast 223 Jahren der bis dahin stets firmenrechtlich selbständige Verlag mit dem Namen bzw. Namensbestandteil Justus Perthes am Gründungsort Gotha.
2010: Die Stadt Gotha wird Eigentümerin der Häuser und Grundstücke Justus-Perthes-Straße 1-9 ('Perthes-Forum': künftig mit kultureller Nutzung) und Gotthardstraße 6 ('Perthes-Villa'; künftige Nutzung noch unbestimmt).
Damit endeten die unternehmerischen Aktivitäten der Familie Perthes in Gotha nach sieben Generationen und fast 225 Jahren.
Sonstiges
Justus Perthes fand seine letzte Ruhestätte auf dem Gothaer Alten Gottesacker (auch Friedhof I genannt) zwischen Bürgeraue und Eisenacher Straße. Nach der Beräumung des Friedhofs für den Bau der Arnoldischule (1911) fand Perthes' Grabstein vorübergehend einen neuen Standort auf dem oberhalb der Eisenacher Straße gelegenen Friedhof II. Nach dessen Aufhebung 1968/69 wurde der Grabstein auf den Hauptfriedhof gebracht, wo er heute im Ehrenhain neben den Steinen anderer bedeutender Gothaer Persönlichkeiten steht. Die ursprüngliche Grabstelle Perthes' befindet sich auf dem heutigen Schulhof der Arnoldischule, direkt am Fuß der großen Eingangstreppe.
Rezeption
In dem 2011 erschienenen Roman Dinner for One auf Goth’sch wird behauptet, dass Justus Perthes das Vorbild für die Figur des Sir Toby im berühmten Sketch Dinner for One gewesen sei.[1] Von 1811 bis zu seinem Tode habe er als enger Freund Herzogin Sophie Karoline Amalies von Sachsen-Gotha-Altenburg im Gothaer Winterpalais alljährlich den Geburtstag der Fürstin gefeiert (zusammen mit seinen Zeitgenossen, dem Gymnasialprofessor Johann Georg August Galletti, dem Unternehmer Ernst-Wilhelm Arnoldi und Oberst Maximilian Franz Karl Ritter von Gadolla). Nach dem Tod ihrer Freunde habe die Herzogin ihren Diener angewiesen, den Part der Verstorbenen trinkend und sprücheklopfend zu übernehmen. Die Anekdote von diesem seltsamen Geburtstagsritual sei, so der Roman, 1845 nach dem Gotha-Besuch Prinz Alberts von Sachsen-Coburg und Gotha, des Lieblingsenkels der Herzogin, nach Großbritannien gekommen, wo sie der Theaterautor Lauri Wylie in den 1930er-Jahren zufällig wiederentdeckte und erstmals als Dinner for one für die Bühne adaptierte, wobei aus Justus Perthes Sir Toby wurde.[2]
In dem seit 2009 alljährlich am Silvestervorabend in Gotha aufgeführten Theaterstück Dar neunzschsde Gebordsdaach oder Dinner for one auf Goth'sch[3] zitiert der Darsteller des Dieners den verstorbenen Perthes mit deutlich dem Verlagsgeschäft entlehnten, absurden Trinksprüchen(z.B. "Prost, Euer hochfürstlicher Atlas!", "Sophie, meine zerknüllte Landkarte!").[4]
Werke
- Gothaischer Genealogischer Hofkalender, Verlag Justus Perthes, Gotha 1913 (siehe Genealogisches Handbuch des Adels).
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Pallmann: Perthes, Justus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 400 f.
- Haupt-Katalog von Justus Perthes, Geographische Anstalt und Verlagsbuchhandlung Gotha (nachgewiesen für 1915 und 1925).
- Werner Painke: 200 Jahre Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Gotha-Darmstadt 1785-1985, Perthes, Darmstadt 1985
- Stadtverwaltung Gotha, Gartenamt (Hrsg.): Vom Alten Gottesacker zum Hauptfriedhof: ein Streifzug über die Friedhöfe der Stadt Gotha, Gotha 1995
- Bernhard Perthes: Justus Perthes in Gotha, Perthes, Gotha 1885
- Andreas M. Cramer: Dinner for One auf Goth’sch. Die beinahe wahre Geschichte des Dinners; KreativWerkstatt, Gotha 2011
Einzelnachweise
- ↑ Andreas M. Cramer: Dinner for One auf Goth’sch, Gotha 2011, S. 19ff.
- ↑ ebda., S. 74
- ↑ Dinner for one auf Goth'sch
- ↑ Andreas M. Cramer: Dinner for One auf Goth’sch, Gotha 2011, S. 34
Weblinks
Commons: Justus Perthes – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Verleger (18. Jahrhundert)
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