- Ludwig Grauert
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Ludwig Grauert (* 9. Januar 1891 in Münster (Westfalen); † 4. Juni 1964 in Köln) war ein deutscher Staatssekretär im Preußischen Innenministerium in der Zeit des Nationalsozialismus.
Leben
Nach dem Schulbesuch studierte Grauert Rechtswissenschaften und legte 1913 sein Referendarexamen ab. Während des Ersten Weltkrieges war er als Pilot an der Westfront eingesetzt. Bei der Staatsanwaltschaft Münster wurde er 1921 Gerichtsbeisitzer. Anschließend wurde er in derselben Funktion nach Bochum versetzt.
Grauert wurde 1923 zum Abteilungsleiter des Arbeitgeberverbandes der Hüttenbetriebe Düsseldorf ernannt. In den Jahren 1928 bis 1931 agierte er als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Arbeitgeberverbände Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller (Gruppe Nordwest). Im Rahmen dieser Tätigkeit förderte er die NSDAP finanziell, ohne dies mit dem Vorstand der Nordwest-Gruppe, Ernst Poensgen abgesprochen zu haben. Fritz Thyssen erstattete dem Verband den Betrag von 100.000 Reichsmark, den Grauert an die Partei gezahlt hatte; deswegen wurde Grauert nicht von den einflussreichen Männern Poensgen und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, dem Besitzer der Friedrich Krupp AG, entlassen.
Im Frühjahr 1933 trat Grauert mit Eintrittsdatum vom 1. Mai 1933 offiziell in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.262.849). Am 22. Februar 1933 wurde er von Hermann Göring als Nachfolger von Erich Klausener zum Ministerialdirektor der Polizeiabteilung des preußischen Innenministeriums ernannt. In dieser Eigenschaft war er in den folgenden Monaten maßgeblich an der Säuberung des preußischen Beamtenapparates, und zumal der Polizei, im nationalsozialistischen Sinne beteiligt. 1934 wurde ihm in Anerkennung dieser "Leistung" öffentlich attestiert, daß unter seiner Leitung die Umordnung der Polizei und der Einbau des Führergedankens in die preußische Verwaltung erfolgt sei.
In der Nacht des Reichstagsbrandes vom 28. Februar 1933 schlug Grauert die Verabschiedung einer „Notverordnung gegen Brandstiftung und Terrorakte“ vor, die schließlich eine der Grundlagen der Reichstagsbrandverordnung bildete, durch welche die Grundrechte der Weimarer Republik außer Kraft gesetzt wurden[1] und somit die Grundlage für die Beseitigung des Rechtsstaates und die Errichtung der NS-Diktatur gelegt wurde. Es ist in der Forschung umstritten, ob Grauert die Verordnung in der Nacht des Reichstagsbrandes spontan vorschlug oder ob sie bereits vorher ausgearbeitet worden war und nur noch "aus der Schublade" geholt zu werden brauchte. Ebenso ist es nicht eindeutig geklärt, ob er in starkem Maße an ihrer inhaltlichen Ausarbeitung und Gestaltung beteiligt war oder ob er lediglich das fertige Dokument der Regierung bei der Ministerbesprechung im Innenministerium in der Nacht vom 27. zum 28. Februar oder der Kabinettsitzung vom 28. Februar vorlegte. Im Ergebnis lieferte die von Grauert vorgelegte Verordnung jedenfalls die juristische Grundlage für die ersten Massenverhaftungen von politischen Gegnern der Nationalsozialisten und die Errichtung der ersten KZs.[2].
Am 11. April 1933 wurde Grauert auf Veranlassung Görings zum Staatssekretär im Preußischen Innenministerium ernannt, während der Posten des Ministerialdirektors auf Kurt Daluege überging. In seiner Funktion als Staatssekretär erließ Grauert unter anderem am 22. Juni 1933 die Anordnung zur Errichtung der Emslandlager. Ebenfalls 1933 wurde er zum Mitglied des Preußischen Staatsrates ernannt. Infolge der schrittweisen Übertragung der Kontrolle über die Polizei an die SS wurde Grauert zum 1. Juli 1936 - zu dieser Zeit im Rang des zweiten Staatssekretärs des inzwischen vereinigten Reichs- und Preußischen Innenministeriums stehend - in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Grauert trat am 2. Juni 1933 in die SS ein und wurde - wahrscheinlich aufgrund seiner hohen Position als Staatssekretär - direkt zum SS-Oberführer befördert. Am 20. April 1935 folgte seine Ernennung zum SS-Brigadeführer.
In der Wehrmacht war er im Mai 1943 Oberfeldwebel der Reserve und 13 Monate lang Kommandant des Fallschirm-Panzer-Ersatz- und Ausbildungs-Regiment Hermann Göring.
Literatur
- Ernst Klee: Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt/Main 2005 (Überarbeitete Taschenbuchausgabe). ISBN 3-596-16048-0
Anmerkungen
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