- Kabylei
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Kabylei Gesamtbevölkerung: 7,5 Millionen (geschätzt) bedeutende Bevölkerung in: Algerien –
Kabylei-Region: 5 Millionen (geschätzt)
Algier: 1,5 Millionen (geschätzt)
Frankreich: 1,1 Millionen (geschätzt)Sprache: Kabylisch Religion: Überwiegend Muslime verwandte ethnische Gruppen: Berber Die Kabylei (kabylisch ⵜⴰⵎⵓⵔⵜ ⵏ ⵍⴾⴱⴰⵉⵍ - Tamurt n Iqbayliyen, arabisch منطقة القبائل, DMG Minṭaqat al-Qabāʾil ‚Gegend der Volksstämme‘) ist die Region in Algerien, in der die Mehrheit der Bevölkerung der Kabylen die Berbersprache Kabylisch spricht. Es sind aber auch die Namen Tamurt Idurar (Land der Berge) oder Tamurt Leqbayel (Land der Kabylen) gebräuchlich, vor allem in der dort lebenden Bevölkerung. Zentren der Kabylei sind die küstennahen Städte Tizi Ouzou und Bejaia östlich von Algier. Die Kabylei ist eine der Regionen, in der sich ein Großteil der Bevölkerung gegen den islamischen Fundamentalismus stellt. In den letzten Jahren ist es vielfach zu Übertritten zum Christentum gekommen.
Die Kabylei zählt zu den ärmsten Gebieten in Algerien. Der Boden ist steinig und meist sehr trocken und die bäuerliche Arbeit wenig ertragreich, jedoch gibt es kaum wirtschaftliche Alternativen. Hier drängt sich die Bevölkerung mit der höchsten Dichte im ganzen Land. Die Arbeitslosigkeit ist erdrückend, und die Regierung ändert daran wenig. Die meisten, die eine bessere Zukunft wollen, wandern hauptsächlich nach Europa (meist Frankreich) oder nach Kanada aus.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kabylei war schon in phönizischer Zeit, also vor der Zeitenwende besiedelt. Eine Unterwerfung der berberischen Bevölkerung fand dabei genauso wenig statt, wie später zu Zeiten der römischen bzw. arabischen Eroberer. Im 16. Jahrhundert konnten spanische Hegemonialansprüche abgewehrt werden. Erst 1857 konnte die Kabylei durch die Franzosen besetzt werden. 1962 erfolgte die Unabhängigkeit der Kabylei.[1]
Politik
Nachdem Algerien 1962 die Selbständigkeit erlangt hatte, übernahm es die zentralistische Struktur der einstigen französischen Kolonie. Die Minderheit der Berber (Eigenbezeichnung Masiren), die sich in der FLN am Freiheitskampf gegen Frankreich beteiligt hatte, war enttäuscht, weil die algerischen Politiker der arabischsprachigen Mehrheit die Versprechungen nicht verwirklichten, ihnen im Rahmen des neuen Staates Autonomie zu gewähren, sondern eine entschiedene Arabisierungspolitik verfolgten, die zur Zeit von Bouteflika weitergeführt wird. In der Verfassung von 1996 wurde Arabisch als einzige offizielle Sprache und als Amtssprache festgeschrieben. Mit jahrelangen Schulboykotten haben Kabylen durchgesetzt, dass in manchen Schulen nicht nur arabisch und französisch, sondern auch kabylisch unterrichtet wird. Die Unzufriedenheit wuchs. Seit dem „Berber-Frühling“ im Jahr 1980, als die Unruhen in der Kabylei von den algerischen Sicherheitskräften blutig niedergeschlagen wurden, kam es immer wieder zu Demonstrationen und Zusammenstößen zwischen der einheimischen Bevölkerung und der Zentralregierung, vor allem wegen der Nichtanerkennung des Kabylischen als Amtssprache.
Nach Demonstrationen im Jahr 2001 („Schwarzer Frühling“), bei denen über 100 Todesopfer zu beklagen waren, darunter Massinissa Guermah (eine unvollständige Liste der Opfer wurde in der soziokulturellen Zeitschrift IZURAN veröffentlicht [2]), hat die Regierung eingelenkt und die Sprache als Nationalsprache, nicht jedoch als Amtssprache in der Verfassung verankert. Die Kabylen wollen aber, darin grenzübergreifend einig mit den Masiren in den anderen nordafrikanischen Staaten, volle sprachliche, kulturelle und politische Autonomie.
Die Autonomiebestrebungen bündeln sich im Bewegung für die Autonomie der Kabylei (kurz MAK, kabylisch Timanit i Tmurt n Iqbayliyen), dessen Mitbegründer und charismatischer Anführer, der Volkssänger Ferhat Mehenni, in den vergangenen 30 Jahren mehr als ein Dutzend Mal zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurde.
Bekannte Kabylen
Persönlichkeiten des Algerischen Widerstands
- Colonel Amirouche
- Krim Belkacem
- Belkacem Radjef
- Abane Ramdane
- Lalla Fatma N'Soumer
Politiker
- Hocine Aït Ahmed
- Nordine Ait Hamouda
- Ferhat Mehenni
- Ahmed Ouyahia, Premierminister.
- Saïd Sadi
- Sidi Said
- Khalida Toumi
Sportler
- Zinédine Zidane (*1972), französischer Fußballstar; in Marseille als Nachfahre kabylischer Auswanderer geboren.
- Tarek Benhabiles, professioneller Tennisspieler.
- Omar Kouidri, Boxer.
- Mohammed Zaaf, Radfahrer (Tour de France).
- Rabah Madjer, Fußballspieler.
- Noureddine Morceli, (* 28. Februar 1970 in Tenes, Leichtathlet-Weltrekordler).
- Karim Benzema, (* 1987), französischer Fußballspieler; in Lyon als Nachfahre kabylischer Auswanderer geboren
Schriftsteller
Literatur
- Tilmann Hannemann: Recht und Religion in der Großen Kabylei (18./19. Jahrhundert). Zu rechtskulturellen Wandlungsprozessen im tribalen Gewohnheitsrecht. Diss. Universität Bremen 2002
- Makilam: Die Magie kabylischer Frauen und die Einheit einer traditionellen Berbergesellschaft. Kleio Humanities, Bremen 2007, ISBN 978-3-9811211-3-1
- Makilam: ZeichenSprache. Magische Rituale in der Kunst kabylischer Frauen. Kleio Humanities, Bremen 2007, ISBN 978-3-9811211-4-8
Weblinks
- Enzyklopädie Kabylpedia
- Le média portail du peuple Kabyle. Internetportal mit Informationen zu Kabylen und Berbern, franz.
- Mohand Tilmatine: Welche Autonomie? Widersprüche von Autonomiebewegungen am Beispiel der Kabylei. Universidad de Cádiz
- Adam Shatz: The other Intifada. Boston Globe 8. Juni 2003
- Akhli Kebaili: Die freien Menschen Nordafrikas. GfbV
Einzelnachweise
- ↑ Birgit Agada, Adolf Schuster, Algerien
- ↑ IZURAN - Racines, Nr. 28, April 2002; http://www.izuran.com
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