Kajkawisch

Kajkawisch

Das Kajkavische [ˈkajkaːʋiʃɛ] (kroat. kajkavski, kajkavština) bildet neben dem Čakavischen und Štokavischen eine der drei Dialektgruppen des Kroatischen bzw. neben Čakavisch, Štokavisch und Torlakisch eine der vier Dialektgruppen des Serbokroatischen. Wie das Čakavische und im Gegensatz zum Štokavischen wird das Kajkavische ausschließlich im kulturell kroatisch geprägten Raum gesprochen und - mit Ausnhahme der wenigen kajkavischen Varietäten des Burgenlandes, wo die burgenlandkroatische Schriftsprache verwendet wird - vollständig von der kroatischen Standardsprache überdacht. Die Kajkavischen Mundarten werden im nördlichen Kroatien gesprochen, vor allem im Gebiet zwischen der Kupa im Süden und der ehemaligen Grenze zwischen Zivilkroatien und der Militärgrenze im Südosten und den Staatsgrenzen Kroatiens zu Slowenien und Ungarn im Nordwesten und Norden. Zwischen dem Kajkavischen und den benachbarten slowenischen Mundarten besteht eine Dialektkontinuum, so Mundarten im grenznahen Raum benachbarten Mundarten auf der jeweils anderen Seite der kroatisch-slowenischen Grenze oft ähnlicher sind als weiter entfernten auf der eigenen Seite; die Staatsgrenze ist lediglich auf der Ebene der Standardsprachen auch eine Sprachgrenze. Die Bezeichnung Kajkavisch rührt von dem in den Mundarten dieser Dialektgruppe ebenso wie im Slowenischen gebräuchlichen Fragewort kaj (deutsch was) her – im Unterschied zum čakavischen ča und zum štokavischen što/šta. Die kajkavischen Dialekte sind diejenigen von allen kroatischen Dialekten, die sich am stärksten von der auf dem Štokavischen basierenden Standardsprache unterscheiden. Sie sind deshalb für Sprecher, die nur die Standardsprache beherrschen, oftmals schwer zu verstehen.

Inhaltsverzeichnis

Kennzeichnende Merkmale

Das Kajkavische unterscheidet sich, abgesehen von dem namengebenden Fragewort, durch eine Reihe charakteristischer pkonologischer und morphologisch-syntaktischer Merkmale von den übrigen kroatischen und serbokroatischen Varietäten.

Ein auffallendes morphosyntaktisches Unterscheidungsmerkmal ist die Bildung des Futurs im Kajkavischen. Anstelle der Bildung mit "ću", "ćeš", "će", etc. in Verbindung mit Supinum bzw. Infinitiv verwenden die Sprecher des Kajkavischen "bum", "buš", "bu", etc. (oder "budem", ...) in Verbindung mit dem Partizip Perfekt Aktiv auf -l, was der Futurbildung im Slowenischen entspricht.

  • Ein Beispiel für "Ich werde dir das zeigen":

Kajkavisch "Bum ti pokazal" (oder "... pokazao"; slowenisch "Bom ti pokazal") statt standardkroatisch "Pokazat ću ti"

Außerdem wird im Kajkavischen das Futur (statt der einfachen Präsens-Form) für die nahe Zukunft viel häufiger verwendet als in der kroatischen Standardsprache.

Sprachgebiet

Verbreitung des Kajkavischen

Das Sprachgebiet der kajkavischen Dialekte erstreckt sich von der Kupa im Südwesten bis an die Staatsgrenzen Kroatiens zu Slowenien und Ungarn im Norden. Im Osten und Süden entspricht die Dialektgrenze des Kajkavischen zum Štokavischen ungefähr der früheren Grenze Zivilkroatiens zur ehemaligen Militärgrenze und zu Slawonien. Entlang dieser Dialektgrenze gibt es auf beiden Seiten Sprachinseln der jeweils anderen Dialektgruppe. Die Dialekte der Region um Karlovac bilden Übergangsdialekte des Kajkavischen zum Čakavischen, mit dem sie im Südwesten eine kurze gemeinsame Grenze haben. Mit den im Nordwesten angrenzenden östlichen slowenischen Dialekten bildet das Kajkavische ein Dialektkontinuum, das sich erst unter dem Einfluss der unterschiedlichen Standardsprachen in jüngerer Zeit aufzulösen beginnt.

Traditionelle städtische Zentren des kajkavischen Gebietes sind Zagreb und Varaždin. Vor allem in Zagreb wurde der Gebrauch des Kajkavischen jedoch in jüngerer Zeit unter dem Einfluss der Standardsprache und infolge der Zuwanderung aus anderen Landesteilen zurückgedrängt. In ländlichen Gebieten wie dem Hrvatsko Zagorje oder dem Turopolje herrscht das Kajkavische hingegen bis heute vor.

Die Dialekte des Gorski kotar an der kroatisch-slowenischen Grenze nördlich von Rijeka werden in Übersichten über die Dialekte des Kroatischen oder Serbokroatischen oft ebenfalls zum Kajkavischen gezählt, da sie einige Gemeinsamkeiten mit diesem aufweisen, unter anderem auch das Fragewort kaj. Sie haben jedoch keine territoriale Verbindung zu den übrigen kajkavischen Dialekten und sind typologisch und genetisch betrachtet Übergangsdialekte zwischen dem Čakavischen und dem Slowenischen.

Die kroatische Bevölkerung der beiden Ortschaften Hidegség und Fertőhomok südlich des Neusiedler Sees im ungarischen Komitat Győr-Moson-Sopron spricht ebenfalls Kajkavisch. Sie gehören zur Gruppe der in Ungarn lebenden Burgenlandkroaten.

Sprachbeispiele

  • Fragewort was?
    • kajkavisch kaj?
    • standardsprachlich što?
  • Was soll ich machen?
    • kajkavisch: kaj bum?
  • Sei nicht dumm, Esel.
    • kajkavisch Naj biti bedast, magarec jeden.
    • standardsprachlich Nemoj biti glup, magarče jedan.
  • Ich habe vorher Brot gegessen.
    • kajkavisch Jel sam malo predi falačec kruha.
    • standardsprachlich Jeo sam malo prije komad kruha.
  • Das wird nicht gehen/funktionieren.
    • kajkavisch Ne bu (to) išlo.
    • standardsprachlich Ne može tako. (Es geht so nicht.)
  • Bestes Beispiel aus der Region Turopolje: "wird´s heut´noch was..."
    • kajkavisch: jel bu kaj?
  • Kaj buš ti, bum i ja! (Das was du machst, das mach' ich auch!)

Weblinks


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