Neusiedler See

Neusiedler See
Neusiedler See
Satellitenfoto des Neusiedler Sees
Satellitenfoto des Neusiedler Sees
Geographische Lage nördl. Burgenland, Westungarn
Zuflüsse Wulka, Kanäle
Abfluss Einser-Kanal (künstlich)
Städte am Ufer Neusiedl am See, Rust, Purbach
Daten
Koordinaten 47° 49′ 4″ N, 16° 44′ 55″ O47.81777777777816.748611111111115.45Koordinaten: 47° 49′ 4″ N, 16° 44′ 55″ O
Neusiedler See (Burgenland)
Neusiedler See
Höhe über Meeresspiegel 115,45 m ü. A.
Fläche 285 km² (mit Schilfgürtel)
157 km² (offene Wasserfläche)dep1f5
Länge 34 kmf6
Breite 4,5 bis 8 kmdep1f7
Volumen 0,325 km³dep1f8
Maximale Tiefe 1,8 mdep1f10
Mittlere Tiefe 1 mdep1f11
Einzugsgebiet 1.120 km²dep1f4
Besonderheiten

besonders flach

Der Neusiedler See (ungar. Fertő-tó, fertő bedeutet wortwörtlich „Sumpf“) ist wie der Plattensee einer der wenigen Steppenseen in Europa. Der See liegt sowohl auf österreichischem als auch auf ungarischem Staatsgebiet. Von der Fläche des österreichischen Teiles her gesehen ist es gleichzeitig der größte See Österreichs (Österreichs Anteil am ansonsten größeren Bodensee ist sehr klein). Er zeichnet sich durch seinen Schilfgürtel, seine geringe Tiefe und sein mildes und windiges Klima aus. Die einzigartige Fauna und Flora wird durch die beiden Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel und Fertő-Hanság und die Ernennung zum UNESCO-Welterbe mit der Bezeichnung Kulturlandschaft Fertő/Neusiedler See hervorgehoben.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Panoramabild des Neusiedler Sees von Westen in den Weinbergen über Rust aufgenommen. Der Standort gewährt einen Blick bis weit hinein in die Pannonische Tiefebene. Links im Vordergrund die Stadt Rust, rechts im Vordergrund die Seebühne von Mörbisch
Panoramabild des Neusiedler Sees von Westen in den Weinbergen über Rust aufgenommen. Der Standort gewährt einen Blick bis weit hinein in die Pannonische Tiefebene. Links im Vordergrund die Stadt Rust, rechts im Vordergrund die Seebühne von Mörbisch

Gliederung

Neusiedler See, gesehen von Norden

Der See hat annähernd die Form eines Schuhlöffels, das nördliche Drittel wird Neusiedler Bucht genannt, die schmalste Stelle ist die Illmitzer Seeenge.

Ausmaße

Die Seefläche beträgt je nach Wasserstand durchschnittlich 285 km², wovon 220 km² in Österreich und 65 km² in Ungarn liegen. Der österreichische Teil bildet damit die größte Seefläche in Österreich. Das Einzugsgebiet des Sees beträgt 1.120 km². Die Hauptausdehnung in nord-südlicher Richtung beträgt 34 Kilometer, die Breite zwischen 4,5 und 8 Kilometer. Die Höhe der Erdkrümmung beträgt zwischen Neusiedl am See und Mörbisch 9,60 Meter, so dass man nicht von einem Ende zum anderen sehen kann.

Schilfgürtel

Der See ist fast vollständig von einem Schilfgürtel umgeben, er bildet den Lebensraum der einzigartigen Tierwelt der Region und ist nach dem Donaudelta das größte zusammenhängende Schilfgebiet in Europa. Durch die vorherrschende nordwestliche Luftströmung wächst am Ostufer deutlich weniger Schilf als am Westufer. Bei Donnerskirchen ist das Schilf bis zu fünf Kilometer breit, Podersdorf liegt am einzigen schilffreien Strandabschnitt von zwei Kilometern Länge. Die Passagen durch den Schilfgürtel bezeichnet man als Schluichten. Teilweise wächst der Schilfgürtel Richtung Seemitte und umschließt damit wiederum Bereiche wie den Silbersee im Süden.

Schilf war bis Mitte des 19. Jahrhunderts am Seeufer nur stellenweise und vornehmlich im Waasen anzutreffen. Der Schilfgürtel ist ab 1909 bis 1965 stark angewachsen und bedeckt heute eine Fläche allein in Österreich von annähernd 100 km². Ursachen der Verschilfung sind einerseits der Eintrag von Dünger aus der Landwirtschaft und andererseits der Einser-Kanal, der eine Ausdünnung des Salzgehaltes des Wassers bewirkte. Das konkurrenzstarke Schilf konnte sich rund um den See verbreiten.

10 bis 15 Prozent des Schilfgürtels werden von Landwirten und einigen professionellen Schilfschneidern im Winter maschinell geerntet und teilweise auch weiterverarbeitet. Dazu wäre das einjährige Schilf am besten geeignet, der Nationalpark erfordert aber eine mehrjährige Rotationsbewirtschaftung der Schilfflächen. Das führte in der Vergangenheit immer wieder dazu, dass alte Schilfbestände gesetzeswidrig in Brand gesteckt wurden, um Flächen für junges Schilf zu erhalten. Die burgenländische Landesregierung plant nun in Neusiedl am See ein Biomassekraftwerk, welches das alte Schilf verwerten soll, um damit der drohenden Verschilfung des Sees entgegenzuwirken.

Ein schon altes Produkt des Sees ist das Schilf als Baumaterial, obgleich sich auch die Anwendung erweitert hat. Es wird heutzutage, genauso wie früher, für Stuckatur und für die Dachdeckung verwendet, da es Kieselsäure eingelagert hat und dadurch besonders widerstandsfähig ist. Außerdem wird es heute als Wärmedämmung und Sichtschutz verarbeitet. Es ist beliebt und wird in größerem Stil exportiert.

Bei den sogenannten Inseln des Neusiedler Sees, auch Schoppen (Singular: der Schoppen) genannt, handelt es sich meist um keine echten Inseln, sondern um von offenem Wasser umgebene Schilfbestände. Hierzu gehören:[1]

  • Bauminsel oder Podersdorfer Schoppen
  • Oggauer Schoppen
  • Fünf Schoppen
  • Möwenschoppen
  • Schotterinsel
  • Vogelinsel

Umland

Neusiedler See – Winterlicher Blick von Neusiedl nach Süden

Der See liegt in der kleinen ungarischen Tiefebene, die den westlichen Ausläufer der Ungarischen Tiefebene darstellt. Er wird im Nordwesten von den letzten Ausläufern der Alpen, dem Leithagebirge, und im Norden von der Parndorfer Platte begrenzt. Weiters liegt der Seewinkel im Osten, das Ruster Hügelland im Südwesten und der Waasen, ungarisch auch Hanság genannt, im Süden und Südosten.

Bade- und Hafenanlagen haben im Bezirk Neusiedl am See die Orte Illmitz, Podersdorf, Weiden, Neusiedl am See, Jois und im Bezirk Eisenstadt-Umgebung Breitenbrunn am Neusiedler See, Purbach, Oggau, Mörbisch und die Freistadt Rust in Österreich, sowie Fertőrákos in Ungarn.

Weitere Orte im Umland sind Apetlon, Gols, Winden am See, Donnerskirchen, Oslip, Fertőboz, Fertőd, Balf, Wolfs, Fertőhomok, Hegykő, Sarród und Fertőújlak (Mekszikópuszta).

Hydrogeologie

Abendstimmung am Neusiedler See; Blick von Podersdorf Richtung Westen

Seebecken

Der Untergrund des Sees ist meist sandig, an einigen Stellen finden sich Schotterbänke. Die Strömung verhindert die Ablagerung der schwebenden Sedimentteilchen und damit die Bildung von Schlamm. Nur in Bereichen ohne Strömung nahe dem Schilf oder in Buchten und Häfen lagert sich verrottende Biomasse und Faulschlamm ab und bildet die markanten Methan- und Schwefelwasserstoffgase. Diese sind auch die Ursache der ungewöhnlichen eisfreien Stellen, wenn im Winter der See sonst vollständig zugefroren ist.

Wasserhaushalt/Wasserspiegel

Problematik

Der seichte See wird überwiegend durch Niederschläge gespeist und durch Verdunstung entwässert. Dadurch ist der Wasserstand den Wetterbedingungen unterworfen und schwankt naturgemäß stark. Der Wasserspiegel liegt im Mittel bei etwa 115,45 m ü. A., die maximale Tiefe beträgt nur 1,8 Meter. Die unterjährige Schwankungsspanne liegt bei 60 bis 80 Zentimeter. Im August werden die niedrigsten Wasserstände gemessen.

Niederschläge und Trockenheit können einerseits erhebliche Überflutungen und andererseits die Austrocknung des Sees zur Folge haben. Die Wasserzufuhr erfolgt zu etwa 80 Prozent durch die Niederschläge und 20 Prozent durch die kleineren Zuflüsse, wie Wulka, Wolfsbrunnbach, Angerbach, Rákosbach und die Ortskanalisationen. Die wenigen aus dem Leithagebirge gespeisten Süßwasserquellen sind für den Wasserstand vernachlässigbar. Da das Seebecken vom Seewinkel durch dichte Tegelschichten getrennt ist, kommt von dorther auch kein Grundwasser in den See. Der See hat keine natürlichen Abflüsse, die Verdunstung ist für 90 Prozent des Wasserverlustes verantwortlich. Da der See in einer windreichen Gegend liegt, werden durch den Wind hohe Wassermengen in den Schilfgürtel geführt, die von den Pflanzen rasch aufgesogen werden.

Durch den wehrgesteuerten Einser-Kanal wird winterliches Hochwasser über die Rabnitz in die Donau entsorgt, um Überschwemmungen im Frühjahr zu vermeiden. Wenn der See, so wie im Frühjahr 1996, doch einmal über seine Ufer tritt, werden neben den Gebäuden und Anlagen in Ufernähe auch die Kläranlagen in ihrem Betrieb gestört. Das überflüssige Wasser lässt sich später im Jahr aber auch nicht mehr über den Einser-Kanal ableiten, da die Flüsse dahinter dann ebenfalls Hochwasser führen. Wird im Winter aber zu viel Wasser abgeleitet, so leiden im Sommer Tourismus und Landwirtschaft durch das Niedrigwasser. Außerdem sind solche Eingriffe aus ökologischer Sicht bedenklich.

Mehrjährige Schwankungen

Die mehrjährige Schwankungsspanne des Wasserspiegels ist seit 1965 mit knapp 90 Zentimeter deutlich geringer und damit der Wasserstand des Sees stabiler als davor. Vorher waren Schwankungen von 1,6 Metern üblich. Seit 1965 ist das Risiko von Überschwemmungen auch deutlich gesunken. Dies wurde durch Einsatz genau definierter Prozeduren zur Stabilisierung des Wasserstandes zwischen Österreich und Ungarn im Jahre 1965 ermöglicht. Diese so genannte Seeregulierung wird über den Einser-Kanal durch das Seerandschleuse genannte Wehr zwischen Apetlon und Mekszikópuszta auf ungarischem Staatsgebiet geregelt. Bilaterale wasserwirtschaftliche Fragen werden durch die Österreichisch-Ungarische Gewässerkommission behandelt.

Vor den Regulierungsarbeiten im 19. Jahrhundert setzte sich der See im weiten Sumpfland des Waasen fort, von dem im Süden noch Reste erhalten sind. Er stand somit in einer engen Verbindung mit der Donau und der Raab. Dieses System wurde durch das Hochwassertor von Győr und die Trockenlegung (durch Dämme und Kanäle) des Waasen im Seewinkel zerstört.

Historische Schwankungen und Auswirkungen

Im Laufe der Jahrhunderte stieg und fiel der Seespiegel ständig, was auch das Leben rund um den See beeinflusste. Der Wasserstand des Neusiedler Sees war in der Vergangenheit starken Schwankungen ausgesetzt: 1740, 1773, 1811-13 und 1864-70 trocknete der See (fast) völlig aus, andererseits wies dieser 1741/42, 1786, 1797-1801, 1838 und 1941 die größten Ausdehnungen auf.

Anfang des 17. Jahrhunderts trocknete der See über mehrere Jahrzehnte langsam aus, so dass sogar schon eine Rekultivierung des Seebodens erwogen wurde. Doch nach einigen Jahren war der See wieder voll und erreichte 1768 mit einer Fläche von 515 km² einen Höchststand. Dabei wurde viel Weidefläche überschwemmt, so dass sogar Bauern abwandern mussten.

Zwischen 1775 und 1780 wurde ein Kanal durch den Hanság (deutsch: Waasen) gegraben und eine Dammstraße zwischen Pamhagen und Esterháza errichtet. In den kommenden 40 Jahren trocknete der See abermals aus und füllte sich wieder. Der Kanal wurde erweitert. Dabei wurden weite Teile der Moore trockengelegt und bei Magyaróvár (deutsch: Altenburg) entstanden große Wiesen. Das Umland erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, in der Folge konnten sogar Bauernsöhne studieren.

1838 führte der See aber wieder Hochwasser und zerstörte viele landwirtschaftliche Kulturen. Zum Schutz der Landwirtschaft plante Karl Kecskés die komplette Trockenlegung des Sees. Man entwässerte den sumpfigen Hanság. In der Folge gefror der See im Winter bis auf den Grund, alle Fische verendeten, und das Projekt wurde aus Geldmangel fallengelassen.

Bei der letzten Austrocknung von 1864 bis 1870 wurde im trockenen Seebett Reis angebaut. Bis 1871 verblieb nur mehr ein schmaler Streifen Wasser. Der Boden härtete aus und verkrustete. Der Wind trug den salzigen Staub in die umliegenden Orte und vor allem in die Weingärten. Der Seeboden selbst war aber landwirtschaftlich kaum nutzbar, und es siedelten sich salzresistente Pflanzen an, die sonst nur an der Meeresküste vorkommen. Wege zwischen den Seegemeinden, zum Beispiel von Illmitz nach Mörbisch, wurden angelegt.

1872 war aber der See bereits wieder voll. Für 1878 vermerkt das Handbuch "Statistik von Österreich - Ungarn" hingegen, dass der See neuerlich beinahe vollständig ausgetrocknet war. In der Folge wurde die Raabregulierungsgesellschaft gegründet, die die Aufgabe hatte, den See für immer trockenzulegen. In Meyers Konversations-Lexikon von 1905 steht dazu:… Aus Anlass der Raabregulierung und der Trockenlegung des Hanság plant man eine gänzliche Ablassung des Sees … So wird 1885 mit der Planung eines Kanals von Pamhagen zur Rabnitz (Burgenland) begonnen. Aber erst 1895 wurde mit dem Bau des Einser-Kanals begonnen, und 1909 wurde er fertiggestellt. Durch ständige Verschlammung und Verlandung diente er bestenfalls zur Regulierung des Sees, aber nicht zur Trockenlegung. Dazu wären weitere Kanäle geplant gewesen, deren Namen „Zweierkanal“, „Dreierkanal“ und so weiter lauten sollten. Weitere Kanäle wurden nicht gebaut, Trockenlegungspläne für den See wurden indes weiterverfolgt. So fand am 24. und 25. April 1918 eine Begehung im Seegebiet statt. Beteiligt waren der Direktor der Regulierungsgesellschaft der Raab, Ministerialbeamte, Ingenieure als Sachverständige und der Rechtskonsulent von Nikolaus IV. Fürst Esterházy (1869–1920). Ergebnis deren Ermittlungen und Beratungen war:

  • Die „Weiterführung“ der Seeregulierung als „dringliche Sache“, weil die wasserbedeckte Fläche für die Landwirtschaft nicht „benützbar“ sei. Wegen des niedrigen Wasserstands sei der See auch für die Fischerei ungeeignet.
  • Der ältere Plan des Baus eines „Verbindungsgrabens“ im See zur Wasserableitung mit einer Sohlbreite von 15 Metern und hohen Dämmen von der Einmündung der Wulka bis zum Hanságkanal sei undurchführbar.
  • Zweckmäßig sei die Eindämmung eines Seeteils. Diese für Zwecke der Landwirtschaft ungeeignete Teilfläche mit erhöhtem Wasserstand solle der „Fischteichwirtschaft“ dienen, aber auch mit „Schilfrohrbeständen“ verbleiben. Der (bisher) andere Seeteil werde indes gänzlich austrocknen. Damit würde der für eine landwirtschaftliche Nutzung brauchbare Boden gewonnen; dieser könne im Bedarfsfall aus dem Seerest bewässert werden.
  • Die Hälfte des Seebeckens „gegen Westen“ sei „des guten Schlammbodens wegen für die Bodenkultur zu retten“. Das betreffe etwa 30.000 Joch zwischen Jois und Balf (Wolfs). Der östliche Teil zwischen Podersdorf und Illmitz, etwa 12.000 Joch, sei für die Fischerei einzurichten. Die übrigen Flächen seien nach den Wünschen der Eigentümer der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen.

Am 18. Mai 1918 lud Nikolaus IV. Fürst Esterházy alle „Seeinteressenten“ zu einer Konferenz am 15. Juni 1918 in Győr (Raab) ein. Darin betonte er, der Neusiedler See habe als solcher „keine Bedeutung mehr“ und es sei „für die Zwecke der Landwirtschaft … bisher ein verhältnismäßig kleines Gebiet gewonnen worden“. Er schloss mit der Wendung: „Wir sündigen gegen das Interesse der Landeskultur und gegen unser eigenes wirtschaftliches Interesse, wenn wir die Seefrage nicht ehestens ihrer endgültigen Lösung zuführen.“ Die Versammlung am 15. Juni 1918 fand unter dem Vorsitz des Fürsten statt. Ihr Gegenstand war das zuvor zusammengefasste Vorhaben. Die Interessenten konstituierten „einstimmig und mit Begeisterung“ eine Seeregulierungsgesellschaft. Auch der Bischof von Győr (Raab) Anton (Antal) Fetser trat „wärmstens für die Seeregulierung ein“. „Die Teilnehmer verließen die animierte Konferenz“ sodann „in der Überzeugung, dass die Angelegenheit der Regulierung des Neusiedler Sees sich in bestem Fahrwasser befinde. …“ Dieser nach deren Ansicht „verheißungsvolle Entwässerungsplan“ scheiterte jedoch durch den Anschluss des Burgenlands an Österreich. Die Umsetzung weiterer Pläne zur Trockenlegung des Neusiedler Sees verhinderten 1921 Jäger, Naturschützer und die Bevölkerung, die eine Klimaänderung befürchteten.

Im Jahr 1929 gefror der See bis zum Boden, und der Fischbestand wurde erneut vernichtet.

Im Jahr 1938 wurden Projekte zur Erhaltung und Stabilisierung des Sees geprüft. Dazu gehörten Zuleitungen von Donau beziehungsweise Leitha zur Hebung des Wasserspiegels, Wehre beim Einser-Kanal und sogar der Einbau von Turbinen. Ein Querdamm von Mörbisch nach Illmitz sollte ein Staubecken im nördlichen Teil des Sees füllen und zur Trockenlegung des ungarischen Teils führen. Ein Querdamm und zwei Längsdämme am West- und Ostufer sollten eine Trockenlegung des Schilfgürtels bewirken. Dies konnte aber, unter anderem auch durch Stephan Aumüller, verhindert werden.

1941 erreichte der See seine größte Ausdehnung seit Menschengedenken. Er trat viele Kilometer weit über die Ufer und überflutete einige Teile von Anrainergemeinden. Straßennamen wie die Seeufergasse mitten in Apetlon zeigen noch heute, wie weit sich der See ausdehnen konnte.

1965 begann die Regelung in Mekszikópuszta, damit wurde die Überflutungsgefahr eingedämmt und das Schilfwachstum gebremst.

Prognose und Maßnahmen

Im Jahr 2003 sank der Wasserstand des Neusiedler Sees wieder stark ab und führte zu einem Problem für manche Segler, die mit ihren Booten nicht auslaufen konnten. Die Behörden beauftragten deshalb die Universität für Bodenkultur Wien, die Zukunft des Sees in einigen Studien zu prognostizieren. Vorhergesagt wird eine weitestgehende Austrocknung des Neusiedler Sees ab 2010 bis 2050.[2] Die globale Erwärmung und immer geringere Niederschlagsmengen sollen zu einer sukzessiven Austrocknung des Sees in den kommenden Jahrzehnten führen. Derzeit wird untersucht, ob eine Zuleitung von Donauwasser in den Norden des Neusiedler Sees möglich ist. Als problematisch wird dabei, neben den bautechnischen Erfordernissen, vor allem der Unterschied in der Zusammensetzung der beiden Binnengewässer gesehen. So könnte der zusätzliche Nährstoffgehalt und der geringere Salzgehalt des Donauwassers das Wachstum des Schilfgürtels wieder beschleunigen.[3]

Der Wasserspiegel des Sees liegt im Jahr 2010 mit 115,8 m ü. A. im höheren Jahresdurchschnitt. [4]

Seit 2011 wird in einem dreijährigen Forschungsprojekt der See und das Hanság neu vermessen. Erstmals werden die Messungen in Österreich und Ungarn gleichzeitig durchgeführt. Dabei sollen nicht nur die offenen Wasserflächen sondern auch die Schlammdicken am Grund aufgenommen werden, sodass ein digitales Geländemodell entsteht.[5]

Hydrologie

Wassertemperatur

Der seichte See passt seine Wassertemperatur rasch an die umgebende Lufttemperatur an. An besonders heißen Tagen können Wassertemperaturen bis an die 30 °C erreicht werden. Allerdings kühlt der See bei Durchzug einer Gewitterfront auch wieder rasch ab. Im Sommer werden durchschnittlich 22 bis 23 °C gemessen.

Strömungen

Die Strömung des Sees dreht im Uhrzeigersinn, das Westufer des Sees weist eine Nordströmung auf und auf der Ostseite eine Südströmung. Daneben gibt es im Bereich von Buchten und Inseln zahlreiche Kreiselströmungen. Die Richtung der Strömung am Grund kann der Oberflächenströmung entgegengesetzt verlaufen. Dabei kommt es oft zu einer schichtweisen Überlagerung von kühleren und wärmeren Wassermassen. Damit lassen sich auch vermeintliche warme Quellen erklären, die beim Baden im See auffallen.

In den Kanälen im Schilf können bei stärkerem Wind Strömungsgeschwindigkeiten von 0,5 bis 1 m/s auftreten.

Wellen

Die Wellen sind steiler als jene auf tiefen Gewässern, haben jedoch das gleiche Wellenbild mit drei kleinen und zwei großen Wellen. Die Wellen sind auch höher, als man es vom seichten See erwarten würde. Die Wellenbewegung folgt selten exakt der Windrichtung und weicht eher nach rechts ab. Wassersportler nennen das Wellenbild am Neusiedler See Kabbelwelle.

Wasserqualität

Seit 1972 überwacht das Biologische Forschungsinstitut für das Burgenland bei Illmitz auch die Wasserqualität des Sees. Dabei wird regelmäßig die Badewasserqualität des Wassers nach den Richtwerten der EU-Richtlinie gemäß 76/160/EWG bestätigt. Die Wassergüte des Neusiedler Sees wird alle fünf Jahre im Trophiensystem festgestellt und seit 1990 als mesotroph bis eutroph beschrieben.

Durch die Strömungen und die geringe Tiefe des Sees entsteht die prägnante Eintrübung des Wassers durch schwebende Sedimentteilchen. Der Neusiedler See ist kein Süßwassersee, er hat eine leicht erhöhte Salzkonzentration; mit 0,2% ca. ein Zwanzigstel von Meerwasser, aber die doppelte Konzentration des Grenzwerts von Süßwasser. Durch die Eintrübung kommt trotz der geringen Tiefe auch kaum Sonnenlicht zum Seeboden, was zusätzlich zum Salzgehalt Algenbewuchs und Verschilfung verhindert.

Der Salzgehalt ist auf den Untergrund des Seebeckens zurückzuführen. Die salzigen Tethyssedimente wurden in den Eiszeiten mit einer Schicht von Donausedimenten zugedeckt. Grundwasser diffundiert durch die kochsalzhaltige Schicht hindurch nach oben. Dabei sättigt es sich mit Salz. In der darüber liegenden, eiszeitlichen Sedimentschicht werden die Na- und Cl-Ionen des Salzes per Ionenaustausch durch Mg-, SO4- und CO3-Ionen ersetzt.

Dabei entstehen die Salze des Sees, nämlich Kochsalz (NaCl), Glaubersalz (Na2SO4), Bittersalz (MgSO4) und als Hauptbestandteil Soda (Na2CO3) die im regionalen Dialekt Zick genannt werden. Auch der Name des im Seewinkel liegenden Zicksees rührt daher.

Der Gehalt an verschiedenen Salzen von 2000 Gramm pro Kubikmeter ist etwa mit dem Mineralstoffgehalt in Mineralwasser zu vergleichen. Nicht zu verwechseln ist der wesentlich höhere Salzgehalt in den benachbarten kleinen Seen im Seewinkel, wie der Langen Lacke.

Meteorologie

Klimatische Verhältnisse

Der See liegt im Einflussbereich des kontinentalen pannonischen Klimas. Im Regenschatten der Alpen sorgt die Thermik des Sees dafür, dass im Sommer nur noch wenig Niederschläge das Land östlich des Sees bewässern, da Gewitterwolken meist nach Norden abgedrängt werden. Im Jahresmittel werden unter 600 Millimeter Niederschläge gemessen, dafür werden aber hier 300 Sonnentage pro Jahr gezählt, was dem Tourismus zum Vorteil gereicht. Die temperaturausgleichende Wirkung des Sees sorgt für einen milden Herbst. Dies bietet für den Weinbau optimale Bedingungen.

Wind

Der See gilt als windreich, was für Windenergieanlagen und von Seglern, Windsurfern und Kitesurfern genutzt wird.

Die vorherrschende Windrichtung ist Nordwest. In den Sommermonaten sind auch Winde aus Südost bis Südwest häufig. Plötzlich auftretende Böen und Stürme können für Schifffahrt und Wassersport gefährlich werden, da sich die Winde während eines Sturmes jederzeit verstärken und oft innerhalb weniger Minuten Stärken von sechs bis zehn Beaufort annehmen können. Die meisten Stürme entstehen im Anschluss an eine südliche Luftströmung, die dann rasch auf starken Nordwest-Wind umschlägt.

Etwa zwei mal im Jahr werden orkanartige Stürme ab zehn Beaufort registriert. Dabei kann je nach Richtung und Dauer des Sturmes eine Schiefstellung des Wasserspiegels bis zu 80 Zentimeter entstehen. Die jemals höchste gemessene Schieflage war am 29. März 1888 mit 81 Zentimeter. Im Jahr 1926 gab es einen über fünf Tage durchgehenden Sturm, der durch seine Stärke 80 km² des Sees trockenlegte.

Gefahren

Vom 1. Mai bis zum 30. September werden an jedem Strandbad Sturmwarnungen durch gelbe Leuchtsignale ausgegeben. Viele Wassersportler unterschätzen die Gefahren des seichten Sees, was alle paar Jahre zu Todesopfern führt. Die hohe Frequenz und Wucht der Wellen bei Windstärken ab acht Beaufort machen ein Überleben im Wasser auch für Rettungsschwimmer oft unmöglich. Man kann bei Grundsee weder stehen noch schwimmen. Daher ist in Gefahrensituationen, wie beim Kentern eines Bootes, dringend empfohlen beim Boot zu bleiben und sich daran festzuhalten bis Hilfe eintrifft.

Geschichte

Urgeschichte und Antike

Steinzeitliche und bronzezeitliche Funde belegen, dass das Land rund um den See seit 8000 Jahren besiedelt ist. Als die Römer im Jahr 9 die Provinz Pannonien gründeten, nannten sie das Land um den Neusiedler See Boierwüste, da es dünn von den Boiern besiedelt war. Um das Jahr 70 wurde der See von Plinius dem Älteren mit Lacus Peiso, möglicherweise nach dem Stamm Pei, der beim See lebte, benannt.[6] Bei Aurelius Victor erscheint als Name des Sees Pelso.[7] Die dichten Eichenwälder des Seewinkels wurden zur Römerzeit abgeholzt, da das Holz in Carnuntum gebraucht wurde. Durch Versteppung entstand die heute bekannte, waldarme Pusztalandschaft. Erste Weingärten entstanden spätestens unter der Regierung des Kaiser Probus.

Mittelalter

Am Ende der Völkerwanderung hatten die Ostgoten viele Siedlungen am Neusiedler See, ihnen folgten Awaren, Franken, Slawen und schließlich die Magyaren. Um die Jahrtausendwende dürfte der See nach einer Wärmeperiode ausgetrocknet sein. 1074 wurde der Stagnum Ferteu, von dem der ungarische Name stammen dürfte, erstmals urkundlich erwähnt. Dabei wurde er je nach Wasserstand abwechselnd als Sumpf, Fluss oder See bezeichnet. Die besiegten Petschenegen werden von den Ungarn als Grenzwächter des Gyepűsystems um den See angesiedelt, daneben kommen auch bayrische Siedler ins Land. Im Jahr 1242 vernichteten die Mongolen die Bevölkerung am See, in den Folgejahren wurden wieder süddeutsche Siedler ins Land geholt. Diese besiedelten auch die Ruinen der Stadt Samstagmarkt neu, woraus der Name der Stadt Neusiedl und dann auch der deutsche Name des Sees abgeleitet wurden. Vom Nordosten kommend siedelten sich in dieser Zeit auch Slawen an, was heute nur noch durch Flur- und Ortsnamen erkennbar ist.

Neuzeit

Während der Türkenkriege, von 1526 mit der ersten Wiener Türkenbelagerung bis zur Schlacht am Kahlenberg im Jahr 1683, und den Kuruzzenaufständen bis 1711 war die Region umkämpftes Grenzland. Die überlebenden Bewohner verbargen sich während der kriegerischen Auseinandersetzungen im sumpfigen Waasen.

Moderne

Die Fischerei war ein bedeutender Wirtschaftszweig, Fisch wurde wagenweise als Zehent nach Eisenstadt zu den Fürsten Esterházy geliefert.

In Neusiedl am See betrieb die k.u.k. Kriegsmarine eine Kadettenschule, junge Seeleute lernten hier Segeln. Die dafür verwendeten Jollen wurden in einer Werft zwischen Podersdorf und Weiden produziert und gewartet.

Das gesamte Burgenland gehörte bis 1920/1921 zu Deutsch-Westungarn. Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Name Fertö-tó verwendet werden.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn 1919 in den Verträgen von Saint-Germain und Trianon Österreich zugesprochen. Der See gehört seit 1921 überwiegend zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes und Volksabstimmung 1921 im Burgenland). Danach kamen die ersten Touristen an den See, die Weltwirtschaftskrise zwang jedoch viele Burgenländer in die Emigration.

Während des Zweiten Weltkrieges fanden über dem See Luftkämpfe zwischen Bombern, die Wiener Neustadt angriffen, und der deutschen Luftwaffe statt. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden Wracks und Geschosse aus dem See geborgen.

Nach dem Ende der Besatzungszeit durch die Sowjets kamen Tourismus und Landwirtschaft auf der österreichischen Seite in Schwung, der See ermöglichte den agrarisch organisierten Seegemeinden den Wandel zu Tourismus-Zentren. 1956, während des ungarischen Volksaufstands, flohen viele tausend Menschen über die Brücke von Andau, die den Einser-Kanal quert, nach Österreich. Viele Migranten überwanden bis 1989 den Eisernen Vorhang, indem sie durch den See und den Schilfgürtel in den Westen flüchteten. Dabei ließen einige ihr Leben.

Natur

Ein Jahr am See

Der Frühling ist gekennzeichnet vom hohen Wasserstand und der Ankunft der Zugvögel.

Im Sommer hat der Wasserstand bis zu 80 Zentimeter verloren und Touristen und Wassersportler bevölkern den See. Im Schilfgürtel entstehen abflusslose und klare Tümpel, die so genannten Blänken, in denen die Vögel ihre Nahrung finden. Im Schilf wird der Nachwuchs langsam flügge.

Durch die wärmespeichernde Funktion des Sees kommt der Herbst meist spät und mild, die Zugvögel ziehen wieder ab, und der See beginnt sich langsam zu füllen. Der Wasserstand wird reguliert, um Überflutungen im flachen Umland vorzubeugen.

Fast jedes Jahr friert der See im Winter für ein paar Wochen oder gar Monate zu. Wenn es dann aber schneit und stürmt, versinkt die ganze Gegend in Schneeverwehungen. Der Winter ist zu Ende, wenn sich die angetauten Eisplatten, vom starken Nordwest-Wind getrieben, am Ostufer des Sees zum meterhohen Eisstoß auftürmen.

Ein für die Region typisches Storchennest

Flora und Fauna

Pflanzen

Neben dem oben erwähnten Schilf wachsen noch viele andere für die Region typische Gräser wie die Knollenbinse, Salz-Simse, Lücken-Segge, Salz-Schwingel oder das Pannonische Zypergras. Besonders außergewöhnlich ist der fleischfressende Wasserschlauch (Utricularia spp.), der in den Blänken im Schilf anzutreffen ist.

Auf den salzigen Böden wachsen Salz-Spezialisten wie die Salzkresse, den Salz-Wermut, die Pannonische Salzaster, der Queller und die Strand-Salzmelde.

Auch verschiedene Orchideen wie das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loesilii) die Orchidee des Jahres von 1994, der gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus), die grün-braune Spinnen-Ragwurz, das violette Kleine Knabenkraut, sowie Wanzen-, Helm-, Sumpf- und Frühlings-Brand-Knabenkraut haben hier noch einen Lebensraum. Zuletzt blüht ab August die Herbst-Drehwurz.

Auf den salzfreien Trockenwiesen blühen Österreichischer Lein, Boden-Tragant, Purpur-Königskerze und Zwerg-Schwertlilie. Man findet aber auch viele geschützte Heidekrautgewächse.

Fast alle diese Pflanzen sind durch das Natura-2000-Abkommen und durch österreichische Bundesgesetze geschützt. Einheimische und Bedienstete des Nationalparks achten darauf, dass die Natur möglichst unberührt bleibt. Wer mit gepflückten geschützten Pflanzen angetroffen wird, muss mit einer empfindlichen Strafe rechnen.

Säugetiere

Über 40 Säugetierarten wie das Ziesel, der Steppeniltis und der Hamster leben um den See.

Vögel

Im Bereich des Sees leben über 300 Vogelarten. Davon sind 150 Arten Brutvögel. Das sind 40 Prozent aller europäischen und 80 Prozent aller österreichischen Vogelarten. Darunter befindet sich auch das größte Brutgebiet der Silberreiher mit bis zu 700 Paaren. Der Graureiher ist mit etwa 35 Paaren vertreten und Großtrappen gibt es noch etwa 70. Am bekanntesten ist der Weißstorch, der ähnlich einem Wappentier in der gesamten Region behandelt wird. Auch Löffler, Purpurreiher, Östlicher Kaiseradler, Seeadler, Graugans, Pirol, Bienenfresser, Säbelschnäbler, Kampfläufer, Seeregenpfeifer, Fluss-Seeschwalbe, Rotschenkel, Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Schafstelze, Sumpfohreule, Wiesenweihe und viele weitere geschützte Vögel sorgen für reges Interesse von Ornithologen und Naturliebhabern.

Fische

Autochthone Speisefische sind der Hecht, der Zander, der Wildkarpfen und der Wels, des Weiteren bevölkern verschiedene Weißfische wie Stichling, Laube, Güster und Brachse, sowie der Kaulbarsch den See. Der Aal kommt im Neusiedler See ursprünglich nicht vor, denn er laicht in der Sargassosee im Atlantik. Doch als begehrter Speisefisch wurde er von Menschenhand im See ausgesetzt. Da sich der Aal auch vom Laich einheimischer Fische ernährt, wurde das Aussetzen von Glasaalen auf Grund auftretender Probleme zuletzt verboten. Die Giebel-Bestände bestehen ausschließlich aus Weibchen, sie vermehren sich parthenogenetisch. Der Sonnenbarsch wurde aus Nordamerika importiert.

Amphibien und Reptilien

Noch ist der Laubfrosch am Neusiedler See relativ häufig
Östliche Smaragdeidechse

Typisch für den Schilfgürtel- und Uferbereich sind verschiedene Amphibien, wie die Erdkröte, die Wechselkröte und die Knoblauchkröte, der Europäische Laubfrosch, der Balkan-Moorfrosch, der Springfrosch, der Kleine Wasserfrosch, der Seefrosch, der Teichfrosch und die Rotbauchunke. An Schwanzlurchen sind Donau-Kammmolch und Teichmolch anzutreffen.[8]

Unter den Reptilien findet man häufig die Ringelnatter und Eidechsen wie die Östliche Smaragdeidechse, die Zauneidechse und die Waldeidechse. Zu den selteneren Schlangenarten zählen Würfelnatter und Wiesenotter. Von letzterer gibt es allerdings seit 1973 keinen sicheren Nachweis mehr.[9]

Gliederfüßer

Neben den unbeliebten Gelsen tummeln sich am Ufer auch Exoten wie die Südrussische Tarantel (Lycosa singoriensis) und der Mondhornkäfer. Hier wurden auch 1500 Schmetterlingsarten nachgewiesen.

Nationalpark

Bereits 1935 gibt es erste Bestrebungen einen Nationalpark einzurichten. Doch erst 1993 wurde der See mit seinem Umland tatsächlich auf Grund der für Mitteleuropa einzigartigen Flora und Fauna zum Nationalpark erklärt. Der Park besteht aus dem österreichischen Teil Neusiedler See-Seewinkel mit 9700 Hektar und dem von 6500 Hektar auf 23.500 Hektar erweiterten weit größeren ungarischen Teil Fertő-Hanság. Der grenzüberschreitende Nationalpark unterliegt der Ramsar-Konvention und dem Natura-2000-Übereinkommen. Da am Neusiedler See das westliche Ende des eurasischen Steppengürtels liegt, sind hier schon solche typischen Einrichtungen wie der Ziehbrunnen zu finden, der eigentlich ein romantisches Motiv der Puszta ist.

Weltkulturerbe

Das Gebiet um den Neusiedler See wurde 2001 zum UNESCO-Welterbe ernannt. Die Verleihung fand zeitgleich am 18. Mai 2003 in Pamhagen in Österreich sowie auf Schloss Esterházy in Fertőd statt.

Tourismus und Wirtschaft

Erholungsgebiet

Für das Burgenland hat die Region eine große touristische Bedeutung, da sich zwei Drittel hier konzentrieren. Für Westungarn ist der See nicht so wichtig. Der Tourismus auf ungarischer Seite profitiert eher vom Nationalpark als vom einzigen Seebad im Hafen von Fertőrákos. Dieser war früher für die kommunistischen Kader reserviert und daher bis 1989 nicht allgemein zugänglich.

Durch seine ehemalige Trennung durch den Eisernen Vorhang wurde der See in Österreich aus der geographischen Nähe zum Ballungsraum Wien hauptsächlich von Wienern besucht und darum auch als Meer der Wiener bezeichnet. Bis in die 1980er-Jahre kamen überwiegend Wiener und deutsche Gäste für durchschnittlich zwei Wochen in die Badeferien an den See. Durch das geänderte Urlaubsverhalten werden heute eher Kurzurlaube am Neusiedlersee verbracht. Aber es verweilen immer noch viele (Hobby-)Sportler, Naturliebhaber und Familien länger in diesem Gebiet. In der Vor- und Nachsaison wählen viele österreichische Schulen die Region für Schulsportwochen. Auch einige Campingplätze für Dauer oder kurzfristiges Zelten sind am Ufer gelegen, wie in Podersdorf, Oggau, Rust oder Purbach.

Sämtliche Strandbäder am See wurden in den letzten Jahren mit Ziel-1-Geldern der Europäischen Union bestens ausgebaut und bieten die erforderliche Infrastruktur an Parkplätzen, Liegewiesen, Bootsliegeplätzen, Restaurants, Sanitäranlagen, Kiosken und so weiter. Dafür und für die Erhaltung wird pro Person Eintritt verlangt, die Preise liegen bei rund drei Euro.

Podersdorf am See hat sich als Zentrum des Tourismus am Neusiedler See etabliert. Die Gemeinde hat die höchsten Nächtigungszahlen, das breiteste Angebot und liegt am einzigen schilffreien Strandabschnitt des Sees.

Sport

Blick von Podersdorf Richtung Westen, 120°-Panoramafoto

Hauptsächlich profitiert der Fremdenverkehr durch Veranstaltungen und Einrichtungen für Segeln, Surfen, Kitesurfen, Beachvolleyball, Inlineskaten, Reiten und auch Radfahren vom See. So gibt es unter anderen einen Radrundkurs um den See, den Neusiedler See-Radweg, mit einer Länge von 135 Kilometer, wovon 38 Kilometer in Ungarn und 97 Kilometer in Österreich verlaufen.

Bekannte sportliche Ereignisse sind die jährliche Seedurchquerung von Mörbisch nach Illmitz und der Austriathlon in Podersdorf. Jährlich finden Ende April Kitesurf- und Windsurf-Bewerbe beim Summer-Opening am Strand von Podersdorf statt. Im Mai 2006 trug die ISAF eine Weltmeisterschaft in Segeln und Windsurfen am Neusiedler See aus. Im Winter kommt der Wintersport auch in den Osten Österreichs. Eissegeln, Schlittschuhlaufen und Langlaufen sind die beliebtesten Wintersportarten auf der weiten Fläche des gefrorenen Sees.

Weinbau

Durch das günstige Klima mit 2000 Sonnenstunden jährlich wird in der Region auch viel Weinbau betrieben, wobei einerseits viel Wein in andere Regionen verkauft wird, aber auch in zahlreichen Heurigenbetrieben und Vinotheken direkt vermarktet wird. In den Weinbauregionen Neusiedler See und Neusiedlersee-Hügelland werden insgesamt rund. 16.500 Hektar bewirtschaftet. Die dominierenden Weißweinsorten sind der Welschriesling und Weißburgunder. Bei den Rotweinen sind es der Zweigelt, der St. Laurent und der Blaufränkische. Das Weinbaugebiet ist in den 1960er- und 1970er-Jahren mit Spezialitäten wie Trockenbeerenauslese und Eiswein bekannt geworden. Nach dem Weinskandal 1985 ging der Weinbau einige Jahre stark zurück, in der Zwischenzeit hat die Qualität der produzierten Weine aber Weltklasseniveau erreicht. Spitzenbewertungen bei renommierten Kritikern wie Robert Parker belegen den Führungsanspruch der Weinbauregion in Österreich.

Fischerei

Es gibt heute nur noch eine Handvoll Berufsfischer am See, die mit Reusenanlagen die beliebten Speisefische fangen. Viele Einheimische und Gäste lösen eine Anglerkarte und ziehen mit etwas Glück und Ortskenntnis beachtliche Fische an Land.

Kultur

Bekannt sind die alljährlich in den Sommermonaten auf einer Seebühne aufgeführten Operetten der Seefestspiele Mörbisch. Im Steinbruch von St. Margarethen werden abwechselnd Opern und Passionsspiele aufgeführt. Und in Parndorf führen Laienschauspieler jeden Juli und August Shakespeare-Stücke auf.

Als alternatives Kulturzentrum hat sich die Cselley Mühle bei Oslip etabliert, hier finden Lesungen, Kabaretts und Pop- und Rock-Konzerte ihre Plattform.

Der Neusiedler See war 1984 auf einer Briefmarke der Serie Naturschönheiten in Österreich abgebildet.

Verkehr

Personenschifffahrt

Leuchtturm Podersdorf und Ausflugschiffe, 2005

Grundsätzlich sind private Motorboote mit Verbrennungsmotoren auf dem See verboten. Diese sind nur der Polizei und Einsatzorganisationen wie Feuerwehr vorbehalten. Außerdem sind noch vier Schifffahrtsunternehmen am See, die mit flachen größeren Schiffen zu Rundfahrten in die Schilfgürtel oder als Fahrradfähre den See von verschiedenen Orten aus befahren.

Private Schifffahrt

Das Verbot von Motorbooten und der häufige Wind haben dazu beigetragen, dass der Neusiedler See heute alle Arten von windgetriebenen Wassersportarten anzieht. Während der gesamten Saison, von April bis September, finden zahllose Regatten und ähnliche Bewerbe und Rahmenveranstaltungen statt. Segler und Windsurfer haben sich in Vereinen und Clubs organisiert und tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt der Region bei. Dabei haben die Sportler aber gelernt, darauf zu achten, dass die Yachten, Boote und Surfbrett-Finnen nicht zu tief reichen, ein Tiefgang über 50 Zentimeter ist hier meist nicht zu gebrauchen.

Als See auf dem Gebiet der Staaten Österreich und Ungarn ist auch ein Grenzübertritt auf dem Wasser möglich. Seit der Ausweitung der Schengenzone auf Ungarn per Dezember 2007 erübrigt sich die Grenzkontrolle im Hafen von Fertörakos, ein Reisedokument ist aber mitzuführen.[10]

Der südöstliche Teil des Sees, der Silbersee, liegt teils auf österreichischem und ungarischem Staatsgebiet und darf als Vollnaturschutzgebiet und Bewahrungszone weder betreten noch befahren werden.

Seebrücke

Ende der 1960er-Jahre wurde auf Initiative der Burgenländischen Landesregierung mit der Planung einer Straßenbrücke über den See begonnen, damit der Seewinkel besser an das restliche Österreich angebunden wird. Dabei sollte Illmitz mit Mörbisch verbunden werden. Hauptargument war die Gewährleistung von Rettungstransporten im Notfall von jedem Ort in Österreich aus bis zum nächsten Spital innerhalb eines bestimmten Zeitlimits. Dies konnte für den südlichen Seewinkel nicht gewährleistet werden. Auch wirtschaftliche Gründe wurden von burgenländischer Seite für den Bau ins Treffen geführt. Die Republik Österreich beschloss am 1. September 1971 per Gesetz den Bau der betreffenden Straße B52.

Das Projekt löste jedoch starke Proteste unter Naturschützern aus, besonders Klara Köttner-Benigni, von der die Öffentlichkeit eingeschaltet wurde und die die Informationsveranstaltungen mitorganisierte, ist hier zu erwähnen[11]. Diese Proteste brachte die Naturschutzbewegung ins Rollen, der heute der Nationalpark zu verdanken ist. Auch das Problem mit den Rettungstransporten konnte mittlerweile gelöst werden, indem in Frauenkirchen eine Unfallambulanz eingerichtet wurde, außerdem sind heute ÖAMTC-Notarzthubschrauber im Einsatz.

Erreichbarkeit

Bahn

Vom Wiener Südbahnhof gelangt man per Eisenbahn nach Neusiedl am See. Im Osten des Neusiedler Sees verläuft die Neusiedler Seebahn von Neusiedl am See nach Fertőszentmiklós und im Westen die ÖBB-Strecke von Neusiedl am See nach Eisenstadt und Wulkaprodersdorf.

Straße

Von Wien aus ist der See über die A4 (Ost Autobahn) oder die B10 (Budapester Straße) erreichbar, und vom Westen über die S4 (Mattersburger Schnellstraße), S31 (Burgenland Schnellstraße) und B50 (Burgenland Straße) von der A2 (Süd Autobahn) kommend. Auf ungarischer Seite erreicht man den See über die Bundesstraße 85 von Sopron (Ödenburg) oder Győr. Grenzübergänge sind Nickelsdorf, Pamhagen, Andau oder Klingenbach.

Sonstiges

Am 13. November 1973 brachte die Österreichische Post zu diesem Motiv eine Dauermarke der Briefmarkenserie Landschaften aus Österreich zu 10,00 Schilling heraus.

Literatur

  • Johann Nordmann: Ich komme vom Gebirge her! 4. Feuilleton Am Neusiedlersee. 1864.
  • Virginia Schiefermeyer: Die Umwelt des Neusiedler Sees und seiner Randgebiete. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Eisenstadt 1989.
  • Vera Sebauer, Rainer Vesely, Wolfgang Weisgram: Der Neusiedler See. Falter, Wien 1994, ISBN 3-85439-126-9.
  • Ewald Neffe: Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Edition Gutenberg, Wien 2003, ISBN 3-900323-64-X.
  • Andreas Fischer-Nagel: Der Neusiedler See. Bedrohtes Naturparadies. Schillinger, Freiburg im Breisgau 1987, ISBN 3-89155-039-1.
  • Otto Koenig: Führer rund um den Neusiedler See. Verlag für Jugend und Volk, Wien 1964.

Weblinks

 Commons: Fertő / Neusiedlersee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.neusiedlerseewiki.at/Insel Schilfinseln oder Schoppen
  2. Ulrich Leeth u. a.: Dotation des Neusiedler See. (PDF, 290 kB)
  3. Viel Wasser im See auf ORF vom 23. April 2010 abgerufen am 23. April 2010
  4. „Genesee“: Neusiedler See wird neu vermessen auf ORF vom 13. Oktober 2011 abgerugfen am 13. Oktober 2011
  5. Plinius Naturalis historia 3,27
  6. Aurelius Victor De Caesaribus 40
  7. Tierarten auf nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at
  8. Antonia Cabela, Heinz Grillitsch, Franz Tiedemann: Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich. Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. Umweltbundesamt, Wien 2001, ISBN 3-85457-586-6.
  9. Ohne Grenzkontrollen über den See burgenland.orf.at, 25. März 2008
  10. "Burgenländische Heimatblätter" 4/2007 Köttner-Benigni: "Das Projekt einer Brücke über den Neusiedler See", S 214-231
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