Kallusdistraktion

Kallusdistraktion

Die Kallusdistraktion, auch Distraktionsosteogenese, ist ein chirurgisches Verfahren zur Verlängerung von Knochen. Der zu verlängernde Knochen wird chirurgisch durchtrennt und die beiden Hälften mittels Fixateur externe über Wochen langsam und kontinuierlich entlang ihrer Längsachse auseinanderbewegt. Zwischen den Hälften bildet sich dabei neue Knochensubstanz.

Geschichtliche Entwicklung

Hopkins und Penrose verlängerten 1889 intraoperativ einen Knochen mittels Einführung eines Knochenblocks[1]. Im Jahre 1905 führte Alessandro Codivilla operative Techniken zur Verlängerung der unteren Extremitäten ein [2]. Diese frühen Operationstechniken hatten eine hohe Komplikationsrate, insbesondere während der Phase der Knochenheilung. Oftmals wurde das Ziel, nämlich die Knochenverlängerung, nicht erreicht[3].

Der Durchbruch gelang erst dank einer durch den Russischen Orthopäden Gavril Ilizarov eingeführten Technik [4]: Ilizarov entwickelte ein Verfahren basierend auf der Biologie des Knochens und der Fähigkeit der umgebenden Weichgewebe, sich unter Zugbelastung zu regenerieren. Dies geschah unter Zuhilfenahme eines speziellen Fixateur externe, des Ilizarov-Ringfixateurs[4]. Obschon die eigentliche Art der Komplikationen sich nicht änderte (Infektion als häufigste Komplikation besonders an den Eintrittsstellen des Fixateur externe, Schmerzen, Irritation von Nerven und Weichteilen [4]), konnten Inzidenz und Schwere der Komplikationen mit der Technik nach Ilizarov reduziert werden[5]. Der Eingriff wurde sicherer [6] und das Ziel der Knochenverlängerung besser erreicht.

Einzelnachweise

  1. Zit.n. P.B. Magnuson: Lengthening shortened bones of the leg by operation. Ivory screws with removable heads as a means of holding the two bone fragments.. In: SGO: Surgery Gynecology & Obstetrics". Nr. 17, 1913, S. 63-71.
  2. Alessandro Codivilla: On the means of lengthening in the lower limbs, the muscles, and tissues which are shortened through deformity.. In: American Journal of Orthopedics Surgery". 2, 1905, S. 353.
  3. V. Mosca, Moseley, C.F.: Complications of Wagner leg lengthening and their avoidance. In: orthop. trans.. 10, 1986, S. 462.
  4. a b c Rainer Baumgart, Augustin Betz, Leonhard Schweiberer: A Fully Implantable Motorized Intramedullary Nail for Limb Lengthening and Bone Transport. In: Clinical Orthopaedics & Related Research. 343, Oktober 1997, S. 135–143. Abgerufen am 27. Dezember 2006.
  5. Dror Paley: Problems, Obstacles, and Complications of Limb Lengthening by the Ilizarov Technique.. In: Clinical Orthopaedics & Related Research. 250, Januar 1990, S. 81–104. Abgerufen am 21. Dezember 2006.
  6. Dror Paley: Current techniques of limb lengthening. In: Journal of Pediatric Orthopaedics. 8, 1988, S. 73–92.

Weiterführende Literatur

  • Gerfried Giebel: Kallusdistraktion: klinische Anwendung, 1999, ISBN 3137739039
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