- Kampagnenjournalismus
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Als Hetzkampagne oder auch Schmutzkampagne werden öffentliche Aktionen bezeichnet, die mit unfairen Mitteln und bestimmter Zielsetzung gegen eine bestimmte Person, Gruppe oder Institutionen geführt werden. Die (angestrebte) Wirkung ist eine öffentliche Rufschädigung (Rufmord). Mitunter wird Massenmedien unterstellt, solche Kampagnen zu führen, wobei es häufig schwierig ist, Beweise zu erbringen. Der Begriff wird auch als politischer Kampfbegriff benutzt, um Kritiker zum Schweigen zu bringen oder kritische Berichterstattung in ein negatives Licht zu rücken. Außerhalb der Öffentlichkeit wäre ein synonym verwendeter Begriff Mobbing.Charakteristisch für eine so genannte Hetzkampagne:
- Die Ausrichtung auf die Öffentlichkeit oder eine bestimmte Zielgruppe, meist in der Form, dass den Medien gezielt bestimmte Informationen oder Fehlinformationen zugänglich gemacht werden, oft in einer abgestimmten zeitlichen Reihenfolge, so dass beispielsweise eine Person oder Personengruppe längere Zeit nicht aus den Schlagzeilen verschwindet.
- Dabei handelt es sich oft um ethnische und religiöse Minderheiten, aber auch Teile der eigenen Bevölkerung wie z. B. Arbeitslose sehen sich oft als Opfer einer Hetzkampagne.
- Die Unverhältnismäßigkeit (zuweilen auch Unsachlichkeit) der Argumente und angewandten Mittel, deren Ziel weniger die Aufklärung eines Sachverhaltes als vielmehr die Diffamierung des Opfers ist. Oft werden auch sachliche Argumente mit rein emotionalen und diffamierenden Gesichtspunkten vermengt.
Den Ablauf einer Hetzkampagne in der Form einer Pressekampagne einer Boulevardzeitung beschreibt Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll in seinem Roman Die verlorene Ehre der Katharina Blum.
Inhaltsverzeichnis
Methoden
So genannte Hetzkampagnen werden mit Methoden der Propaganda geführt und umfassen nach Ansicht einiger Autoren auch tendenziöse Berichterstattung der Medien, indem bestimmte negativ besetzte Begriffe eingesetzt werden. Sachliche Argumente spielen eine untergeordnete Rolle. Vorwürfe basieren auf Gerüchten oder Vermutungen und werden nicht bewiesen. Fakten werden selektiv ausgewählt oder verfälscht dargestellt. Eine solche Hetzkampagne könne als Ablenkungsmanöver dienen, um die Aufmerksamkeit von einer Sache weg auf eine Person zu lenken.
Beispiele
Deutschland
- Westdeutsche Politiker sollen nach den Unterlagen der Gauck-Behörde beim Staatssicherheitsdienst der DDR Dossiers über andere Politiker bestellt haben, die dann im Wahlkampf in den Medien auftauchten und zu Skandalen führten.
Schweiz
- Affäre Kopp: Die erste Schweizer Bundesrätin, Elisabeth Kopp, musste 1989 auf Grund einer öffentlichen Kampagne wegen der angeblichen Verstrickung ihres Mannes in einer Affäre wegen Geldwäsche und angeblicher Amtsgeheimnisverletzung zurücktreten, obwohl das Bundesgericht sie selbst freigesprochen hatte. Die Geldwäsche-Anschuldigungen wurden vollumfänglich erfunden, die Justizministerin, die sich gerade für eine scharfe Geldwäschestrafnorm bemühte, konnte durch diese Methode besonders bloss gestellt werden.
- Affäre Hocké: Gegen den UNO-Flüchtlingshochkommissar Jean-Pierre Hocké lief eine diskreditierende Medienkampagne wegen angeblich missbräuchlicher Verwendung von Geldern aus einem dänischen Fonds. Hocké, der 1989 unter dem Druck der Kampagne zurücktrat, wurde durch einen Untersuchungsbericht in Dänemark vollständig rehabilitiert, darüber wurde aber kaum mehr berichtet. „Der Rufmord bleibt – und bleibt ungesühnt.“ (Zitat: Rudolf Friedrich)
- Affäre Borer: Der frühere Schweizer Botschafter in Deutschland, Thomas Borer, verlor sein Amt, weil die Boulevardzeitung Blick über eine angebliche sexuelle Affäre berichtet hatte, die er dementierte und die von der angeblichen Geliebten später ebenfalls widerrufen wurde.
- Ein Tierschutzverein prangert auf seiner Internetseite Privatpersonen als angebliche Tierquäler mit Adresse und Telefonnummer an, weil diese ihre Kaninchen in Kästen halten und nicht in Freilaufgehegen.
USA
- In den 1960er Jahren wurde der Verbraucherschützer Ralph Nader das Ziel einer Hetzkampagne, weil er sich für sichere Autos einsetzte. Sie hat seine Arbeit aber nicht nachhaltig gestört, er ist nach wie vor aktiv.
Literatur
- Jeanne Hersch (Hg): Rechtsstaat im Zwielicht - Elisabeth Kopps Rücktritt, Verlag Peter Meili, 1991, ISBN 3-85805-153-5
- Brigitte Klump: Das rote Kloster, Verlag Ullstein, 1993, ISBN 3-548-34990-0
- Hubertus Knabe: Der diskrete Charme der DDR - Stasi und Westmedien, Econ Verlag, 2001, ISBN 3-549-07137-X
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