Cato (Pseudonym)

Cato (Pseudonym)

Hans Dichand (* 29. Januar 1921 in Graz) ist ein österreichischer Journalist und Herausgeber der Kronen Zeitung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dichands Vater war Schuhoberteilzuschneider und später Werkmeister bei Humanic in Graz. Seine Mutter verdiente als Vorleserin bei einer österreichischen Gräfin ihr Geld. Seine Familie war sehr gut situiert, so wuchs Dichand in einer Villa im Stiftingtal auf.

Durch Inflation, Fehlspekulationen mit Aktien und Intrigen kam es zur Pleite der Familie. Dichand und seine Eltern waren gezwungen, in ein Barackenlager aus dem Ersten Weltkrieg im Süden von Graz zu ziehen. Durch den materiellen Absturz kam es zu immer mehr Streitereien zwischen seinen Eltern, bis sein Vater schließlich auszog.

Da es Dichands Traum war, Journalist zu werden, bewarb er sich schon im Alter von vierzehn Jahren bei der damaligen Kronen Zeitung. Der damalige Chefredakteur Lipschütz riet ihm, eine Lehre als Schriftsetzer zu beginnen, um später in der Abendschule die Matura nachzuholen.

Dichand bekam bald eine Stelle bei einer Eggenberger Druckerei, die er bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs behielt. Bei seiner Musterung zum Kriegsdienst meldete er sich freiwillig zur Kriegsmarine, bei der er den gesamten Zweiten Weltkrieg blieb. Er gehörte nach eigenen Angaben zur Besatzung der „Leverkusen“, einem 10.000-Tonnen-Transportschiff, das behelfsmäßig mit leichten Geschützen kriegstauglich gemacht wurde und für den Nachschub von Erwin Rommels Afrikakorps eingesetzt wurde. Er war auf der „Bordflak Süd“ eingesetzt, die am 1. Mai 1941 nach einem Torpedoangriff des britischen U-Boots „Upholder“, gefolgt von einem Luftangriff durch sechs Bomber, auch zum Einsatz kam, wobei zwei Bomber schwer beschädigt wurden: „Eine schwarze Rauchwolke zeigte an, dass der Pilot Malta wohl nicht mehr erreichen würde. Bei solchen Angriffen hatte man nur die Maschine vor sich, der Mensch, der sie lenkte, blieb meist unsichtbar. Das erleichterte den Kampf“. Nach einem zweiten Torpedotreffer sank das Schiff. Hans Dichand gehörte zu dem Teil der Besatzung, der sich retten konnte. Er rettete sich mit einem Sprung ins Wasser von der unbeschädigten, höher über dem Meeresspiegel gelegenen Seite des Schiffes, wobei er sich ein Bein brach. Er wurde dennoch vom Sog des untergehenden Schiffes erfasst und ins Schiffsinnere gesaugt: „Nun versuchte ich verzweifelt, möglichst schnell vom sinkenden Schiff wegzukommen. Dabei behinderte mich nicht nur mein gebrochenes Bein, sondern vor allem meine vulominöse (sic!) Schwimmweste mit ihrer Füllung aus imprägnierter Watte. Unaufhaltsam trieb mich die Strömung zu den Torpedolöchern.“ Das Schiff drehte während des Sinkens jedoch noch einmal, so dass er wieder herausgespült wurde. Nach mehreren Stunden mit einem gebrochenen Bein, Quetschungen und blutenden Wunden, geschützt durch die wärmende Schwimmweste und eine „Kulani“ genannten Jacke, wurde er von einem italienischen Zerstörer geborgen und in ein Lazarett bei Tripolis gebracht.[1]

Im Oktober 1945 kehrte Dichand nach Graz zurück. Durch einen absolvierten Büroschulungskurs der britischen Militärregierung wurde er bei der Bewerbung um einen Redakteurposten im Britischen Nachrichtendienst bevorzugt. Es war seine Aufgabe, aus dem Radio BBC Texte zu stenographieren und für den Druck in der Neuen Steirischen Zeitung aufzubereiten.

Unter dem Pseudonym Cato veröffentlichte er zeitkritische Kommentare.

Karriere

Bereits 1946 wurde Dichand Chefredakteur und Verlagsleiter der Murtaler Zeitung, die damals den drei Parteien ÖVP, SPÖ und KPÖ gehörte. Danach ging er als Redakteur und Kolumnist zum Steirerblatt.

Durch einen Redakteur dieser Zeitung wurde er auch nach Wien zur Neuen Wiener Tageszeitung geholt, für die er zusammen mit Hugo Portisch im Ressort Außenpolitik arbeitete. Dichand und Portisch wurden gute Freunde, später wurde Portisch von Dichand für den Neuen Kurier von New York nach Wien zurück geholt.

1949 bewarb sich Dichand bei der Kleinen Zeitung in Graz, womit er zunächst scheiterte. Durch seine Fähigkeit, aus Radionachrichten drucktaugliche Nachrichten zu produzieren, die er nach dem Krieg im britischen Dienst gelernt hatte, konnte er jedoch ein großes Problem der Kleinen Zeitung lösen. Denn die Österreichische Presseagentur APA, damals eine Genossenschaft aller Parteizeitungen, hatte sich geweigert, der Kleinen Zeitung ihren Nachrichtendienst zur Verfügung zu stellen. Dichand benutzte das Radio als eine Ersatz-Nachrichtenagentur, und half so der Kleinen Zeitung ungemein bei ihrem Aufstieg. Bald wurde er ihr Chefredakteur.

1954 verließ Dichand die Kleine Zeitung und wurde Chefredakteur des sogenannten Neuen Kuriers, des heutigen Kurier. Dichand stand in dieser Position in direkter Konkurrenz mit Gerd Bacher, dem Chefredakteur der Zeitung Bild-Telegraf. Während des sogenannten Wiener Zeitungskriegs musste Dichand kurzzeitig zwei Zeitungen mit einer Redaktion herstellen.

Aufgrund eines Streites mit dem damaligen Herausgeber des Kurier, Ludwig Polsterer, verließ Dichand den Kurier und startete das Erfolgsprojekt Kronen Zeitung. Nach dem Erwerb der Titelrechte für die Zeitung zu einem Preis von 170.000 Schilling waren Dichands Finanzreserven völlig ausgeschöpft. Der damalige Vizepräsident des Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB), Franz Olah, schlug Dichand vor, die Finanzierung der Zeitung zu übernehmen. Er sorgte für einen 12 Millionen Schilling Kredit bei der Zentralsparkasse. Kurt Falk, ein ehemaliger Persil-Angestellter wurde von Olah als kaufmännischer Leiter vorgeschlagen.

Am 11. April 1959 wurde dann die erste Ausgabe der Kronen Zeitung unter neuer Führung gedruckt.

Seitdem hat sich die Krone, wie sie umgangssprachlich genannt wird, zur mächtigsten Tageszeitung Österreichs entwickelt. Laut Österreichischer Media-Analyse (MA) hat die Zeitung eine Reichweite von über 43 Prozent.

Dichands Macht in Österreich

Von Beobachtern der österreichischen Politik und des österreichischen Journalismus wird Hans Dichand als einer der mächtigsten Männer des Landes angesehen. In der journalistischen Berichterstattung außerhalb der Kronen Zeitung, daneben auch in Kabarettprogrammen und Karikaturen wurde Dichand oft als „Kanzlermacher“ dargestellt, der durch seine publizistische Macht entscheiden kann, wer in Österreich Wahlen gewinnt.

1984 unterstützte die Kronen Zeitung auf Initiative Dichands die Anliegen der Umweltschützer während der Besetzung der Hainburger Au und war damit an der Verhinderung der Errichtung eines Donaukraftwerkes in der Au und der Eingliederung in den Nationalpark Donau-Auen beteiligt. Als 1986 Kurt Waldheim, der ÖVP-Kandidat zur Präsidentschaftswahl, mit massiver Kritik wegen seiner Rolle während des Zweiten Weltkrieges konfrontiert wurde (Waldheim-Affäre), ergriff Dichand und mit ihm die Kronen Zeitung Partei für ihn und trug das Seine zu dessen Wahl bei.

In den, nicht zuletzt auch von der Kronen Zeitung angefachten, Auseinandersetzungen um den aus Deutschland stammenden Burgtheater­direktor Claus Peymann, in der Kronen Zeitung regelmäßig als „der Piefke“ bezeichnet, lag Dichand auf einer Linie mit dem in den späteren 1980er Jahren aufstrebenden Jörg Haider, damals noch (FPÖ, später BZÖ). In Kolumnen, Glossen und bald auch den Seiten zur Innenpolitik wurde Stimmung gegen Künstler wie Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek, deren Stücke am Burgtheater aufgeführt wurden, gemacht. Vor allem nach der Uraufführung von Bernhards Drama Heldenplatz (1988), in dem es heißt: „Sie ersparen sich Unsummen für Tabletten, wenn sie sich schon in der Frühe gleich dem totalen Stumpfsinn der Kronen Zeitung und des Kurier ausliefern“, wurden die Anstrengungen, den ungeliebten Burgtheaterdirektor aus dem Amt zu drängen und damit auch Einfluss auf den Spielplan zu nehmen, verstärkt.

In der Folge wurde in den 1990er Jahren auch der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Rudolf Scholten (SPÖ) zum Ziel von Angriffen der Kronen Zeitung. Der Kolumnist Wolf Martin dichtete über den Juden Scholten: „Der Scholten ist bei uns Minister. Oft Gast im Heiligen Land ist er. Das ist schon gut. Das ist schon recht. Wär’s umgekehrt, wär’s auch nicht schlecht.“ Zugleich ließ Haider im Wahlkampf plakatieren: „Was wollt Ihr – Scholten, Peymann, Jelinek – oder Kultur?“ 1997 wurde Scholten durch Caspar Einem abgelöst, der seinerseits nach kurzer Zeit abgelöst wurde, auch in dem Fall hatte die Kronen Zeitung zuvor gegen ihn angeschrieben. Beobachter meinten, dass er von seiner Partei nach den Kampagnen gegen ihn fallen gelassen wurde. Claus Peymann wechselte 1999 nach Berlin.

Während der 1990er Jahre hatte die FPÖ bei fast allen Wahlen stark zugelegt, während die SPÖ Wähler verlor. Begleitet wurde dies von einer Berichterstattung und Kolumnen in der Kronen Zeitung, die sich fast immer im Einklang mit Jörg Haider befand. Als 1999 der Nigerianer Marcus Omofuma, dessen Asylantrag abgelehnt worden war, während der Abschiebung im Flugzeug nach Sofia (Bulgarien) unter den Knebeln erstickte, stilisierte ihn die Zeitung mit Schlagzeilen wie „Ausländische Dealer beinhart abschieben“ oder „Mörder unserer Kinder haben hier nichts verloren“ zum Drogendealer – ein Verbrechen das er nicht begangen hatte. Der damalige Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) verschärfte wenig später die Gesetze für Asylwerber. Von Haider, die FPÖ war noch Oppositionspartei, wurde er daraufhin als sein „bester Mann in der Regierung“ bezeichnet.

Einen ersten deutlichen Umschwung brachte die Nationalratswahl 1999. Während des Wahlkampfs hatte Dichand die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Viktor Klima unterstützt. Wahlsieger mit den höchsten Stimmenzuwächsen war dennoch die FPÖ unter Haider, die knapp vor der ÖVP auf den zweiten Platz hinter der SPÖ kam. Auch konnte Dichand die von ihm persönlich abgelehnte Koalition von ÖVP und FPÖ nicht verhindern. Dies gilt als erste bedeutende politische Richtungsentscheidung Österreichs der letzten 30 Jahre, die gegen den deklarierten Willen von Hans Dichand und der Kronen Zeitung zustande kam.

Die filmische Dokumentation Kronenzeitung: Tag für Tag ein Boulevardstück der Belgierin Nathalie Borgers aus dem Jahr 2002 zeigt Dichand mit dem damaligen österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil in der Wiener Hofburg beim gemeinsamen Kuchenessen – einem Gugelhupf. Danach führt Klestil Dichand stolz durch seine Arbeitsräume in der Hofburg. Dies wurde oft als Kniefall Klestils vor Dichand interpretiert, und bestätigte nach Ansicht von Beobachtern den Machtstatus Dichands. Dichand selbst beschreibt seine Rolle, mit dem von ihm 1996 so betitelten Buch, als Im Vorhof der Macht stehend und relativiert sie kokett. So meinte er in einem Interview, er streichle lieber zu Hause seinen Hund, als politische Macht auszuüben. „Seinen Hund streicheln“ und „Gugelhupf-Essen“ sind seither stehende Bilder in österreichischen Kabarettprogrammen für die politische Macht Dichands. Die Filmdokumentation wurde bis heute nicht von Österreichs öffentlich-rechtlichem Rundfunk (ORF) gesendet – offiziell aufgrund journalistischer Defizite, da Borgers in einer kurzen Filmpassage unautorisiertes, offenbar nur durch Zufall aufgezeichnetes Tonmaterial der Hofburg-Visite, verwendete. Zu sehen war der Film über Satelliten- und Kabelfernsehen auf ARTE – der Kultursender wird seither nicht mehr im täglichen Fernsehprogramm der Zeitung ausgewiesen – und im privaten TV-Sender ATV.

Seit längerem befindet sich Dichand im Streit mit dem zweiten Eigentümer der Zeitung, dem deutschen Medienkonzern WAZ, der sich 1989 mit 315 Millionen Mark an der Kronen Zeitung beteiligte, und insbesondere mit deren Vertreter Erich Schumann. Die WAZ lehnt es ab, Dichands Sohn Christoph als neuen Chefredakteur der Krone zu akzeptieren, diese Entscheidung wurde jedoch bereits von einem Schiedsgericht amtlich gemacht. Dennoch ist Dichands Schwiegertochter Dr. Eva Dichand Herausgeberin der Gratiszeitung Heute, des ehemaligen U-Bahn-Express. Hans Dichand ist mittlerweile Herausgeber der Kronen Zeitung und immer noch mit 50 Prozent beteiligt.

Im Jahre 2007 erhielt Hans Dichand den österreichischen Big Brother Award für ein Leben als „Manipulator der Republik“, da Dichand die Reichweite seiner Tageszeitung für Kampagnenjournalismus nutzt, um politische Stimmungen zu erzeugen.

siehe auch: Kritik an den Inhalten der Kronen Zeitung

Bücher von Dichand

  • Begegnung mit Paris; Wien 1982; ISBN 3-217-01229-1
  • Die Künstler der klassischen Moderne in Österreich; Wien 1989; ISBN 3-549-05311-8
  • Im Vorhof der Macht; Wien 1996; ISBN 3-900436-36-3

Literatur

  • Hans Janitschek: Nur ein Journalist. Hans Dichand: Ein Mann und drei Zeitungen; Wien, München, Zürich: Orac, 1993; ISBN 3-7015-0265-X
  • Lore Jarosch: Hans Dichand; Wien, München: Almathea, 2000; ISBN 3-85002-458-X
  • Peter Muzik: Die Zeitungsmacher. Österreichs Presse: Macht. Meinung und Milliarden; Wien 1984

Einzelnachweise

  1. Hans Dichand: Eine Muttertagsgeschichte ohnegleichen …; in: Kronen Zeitung, Ausgabe vom 13. Mai 2007, Krone Bunt S. 6–9

Weblinks


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