- Kaolinit
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Kaolinit Chemische Formel Al4[(OH)8|Si4O10] Mineralklasse Schichtsilikate (Phyllosilikate)
VIII/H.25-10 (nach Strunz)
71.01.01.02 (nach Dana)Kristallsystem triklin Kristallklasse triklin-pinakoidal , pseudohexagonal Farbe weiß, auch mit rötlichem, braunem oder blauem Stich Strichfarbe weiß Mohshärte 2 bis 2,5 Dichte (g/cm3) 2,61 bis 2,68 Glanz erdig Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig Bruch uneben Spaltbarkeit vollkommen nach {001} Habitus blättrig, erdige, massige und schuppige Aggregate Häufige Kristallflächen {001} Zwillingsbildung sehr selten Kristalloptik Brechungsindex α=1,553-1,563 β=1,559-1,569 γ=1,560-1.570 Doppelbrechung
(optische Orientierung)Δ=0,007 ; zweiachsig negativ Pleochroismus sehr schwach Weitere Eigenschaften Chemisches Verhalten nicht löslich in Säuren Ähnliche Minerale Dickit, Nakrit, Halloysit, Allophan, Imogolit Besondere Kennzeichen im Wasser plastisch verformbar Kaolinit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Schichtsilikate und wird der Kaolinit-Serpentin-Gruppe zugeordnet. Es ist ein typischer Vertreter der Tonminerale. Kaolinit kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der kristallchemischen Zusammensetzung Al4[(OH)8|Si4O10] und entwickelt meist blättrige, schuppige, erdige oder massige Aggregate, selten aber auch pseudohexagonale Kristalle von überwiegend weißer Farbe. Durch Verunreinigungen kann seine Farbe aber auch ins rötliche, bräunliche oder bläuliche spielen. Seine Strichfarbe ist weiß.
Kaolinit hat eine Mohs'sche Härte von 2 bis 2,5, eine Dichte von 2,61 bis 2,68 g/cm³. Im Wasser wird das Mineral plastisch verformbar.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Der Name Kaolinit ist aus dem Gestein Kaolin abgeleitet, dessen Hauptbestandteil es ist. Kaolin wiederum leitet sich aus dem ersten Fundort ab, dem chinesischen Ort 高岭 Gaoling (von chin.: gāo lĭng = hoher Hügel).
Obschon die Herstellung von Stein- und Tongut so alt ist wie das Sesshaftwerden der Menschen, hat die Herstellung von Porzellan aus Kaolinit und Feldspat in einer primitiven Form wahrscheinlich erst im siebten nachchristlichen Jahrhundert in China stattgefunden.
Verwendet wurde das Mineral dort aber bereits im Jahre 105 als Füllstoffmineral bei der Papierherstellung. 600 Jahre später wurde es dann nahe dem oben genannten Hügel als Rohstoff für die chinesische Keramik- und Porzellanindustrie verwendet. Die Entwicklung dieser Art von Keramik ging mit der Entwicklung von Hochtemperatur-Brennöfen einher, die eine ausreichend hohe Temperatur von 1450 °C für die Verglasung (Vitrification) von Kaolinit und Feldspat zur Verfügung stellen konnten. Chinaporzellan war denn auch anfangs eine der wichtigsten Handelswaren zwischen Europa und China. Seit 1707 wurde nahe Meißen die erste Kaolinit-Lagerstätte zur Porzellanherstellung in Europa ausgebeutet.
Bildung und Fundorte
Kaolinit besteht aus submikroskopischen Kristallen mit blättrigem Habitus (Erscheinungsbild). Er ist zumeist Bestandteil derjenigen Tonmineralfraktion eines Sediments, der per Definition ein Korndurchmesser unterhalb von zwei Mikrometern zugeordnet wird. Das Mineral ist ein allgegenwärtiges Alumosilikat in den Böden feuchtwarmer Regionen und ein typisches Produkt der chemischen Verwitterung anderer Alumosilikate durch Säure oder partielle Hydrolyse, im Besonderen von Mineralen der Feldspat-Gruppe. Kaolinit ist Bestandteil verschiedener diagenetischer Abfolgen, und kann als Füllmineral in Porenräumen von Sedimenten angetroffen werden. Es wird bei Temperaturen unterhalb von 300 °C, niedrigem Druck und bei pH-Werten zwischen 3 und 5 sowie bei geringen Kalium-Konzentrationen gebildet. Bei höheren Konzentrationen entsteht stattdessen das Phyllosilikat Illit.
Das Ausgangsgestein ist zumeist ein saurer Magmatit wie zu Beispiel Granit oder Rhyolit. Ausgangsminerale sind sowohl Feldspäte als auch Muskovit. Die Umsetzung von Kalifeldspat zu Kaolinit unter Oberflächenbedingungen wird bei einem pH-Wert unter 5 als Säurehydrolyse oder partielle Hydrolyse bezeichnet:
- 4 KAlSi3O8 (s) + 6 H2O (l) → Si4Al4O10(OH)8 (s) + 8 SiO2 (s) + 4K(OH) (aq)
- Kalifeldspat setzt sich mit Wasser zu Kaolinit, Quarz und Kaliumhydroxidlösung um.
Kalium muss abtransportiert werden, da sich sonst anstelle von Kaolinit Illit bildet. Unter tropischen Bedingungen mit hohen Niederschlagsraten, schneller Entwässerung, niedrigem Grundwasserstand und adäquatem Wasserfluss zum Abtransport der löslichen Komponenten sind Granit und Rhyolit leicht zu Kaolinit und Quarz verwitterbar. Die immobilen Komponenten sind Aluminium und Silizium, während hingegen die Alkali- und Erdalkalielemente als mobil bezeichnet werden können. Bei noch intensiverer Verwitterung wird aus Kaolinit Silizium gelöst und Gibbsit (Hydrargillit) gebildet. Plagioklase verwittern im Allgemeinem vor Kalifeldspat und Muskowit.
Kristallstruktur
Die Kristallstruktur von Kaolinit besteht aus einer Tetraederschicht, die mit einer Oktaederschicht verknüpft ist. Erstere besteht aus Tetraedern, die über basale Sauerstoffe verknüpft (polymerisiert) und ausschließlich mit Silizium besetzt sind. Die Oktaederschicht besteht hingegen aus kantenverknüpften Oktaedern, die ausschließlich mit Aluminium besetzt sind. Diese, aus Tetraeder- und Oktaederschicht bestehende Struktur bezeichnet man als 1:1-Schichtpaket.
Kaolinit ist das am häufigsten auftretende Mineral der Kaolinitgruppe. Dickit und Nakrit sind Polytype von Kaolinit, das heißt sie sind chemisch identisch mit Kaolinit, die Stapelung der 1:1-Schichtpakete erfolgt jedoch in unterschiedlichen regulären Abfolgen.
Dickit und Nakrit sind zum Beispiel „double-layer“ Polytype, das heißt, die Periodizität entlang der kristallographischen c-Achse beträgt 2 mal 7 Ångström, entsprechend zwei 1:1-Schichtpaketen. Halloysit, auch als 10-Å-Halloysit bezeichnet, ist ein hydratisierter Kaolinit, das heißt, zwischen den 1:1-Schichtpaketen befindet sich ein Zwischenschichtpaket aus Wassermolekülen. Diese können die Struktur spontan oder durch vorsichtiges Erwärmen allmählich, bereits bei Raumtemperatur, oder unter Vakuumbedingungen verlassen. Entwässerter 10-Å-Halloysit wird auch als 7-Å-Halloysit bezeichnet. Allophan und Imogolit sind schlecht geordnete, wasserhaltige Alumosilikate.
Strukturumwandlungen
Die Struktur von Kaolinit ändert sich durch thermische Behandlung in Luft bei atmosphärischem Druck (Kalzinierung). Bei 550 – 600 °C beginnt eine Dehydratisierung, die zu amorphem Metakaolin (Al2Si2O7) führt. Eine Dehydroxylierung wurde bis zu 900 °C beobachtet. Diese Phase ist nicht eine einfache amorphe Mischung aus SiO2 und Al2O3, sondern eine größere amorphe Struktur, die aufgrund ihrer hexagonalen Schichten eine gewisse Ordnung hat, ohne kristallin im engeren Sinn zu sein:
2 Al2Si2O5(OH)4 —> 2 Al2Si2O7 + 4 H2O
Bei weiterer Erhitzung auf 925 – 950 °C entsteht ein siliziumarmer Aluminium-Silizium-Spinell (Si3Al4O12), der manchmal als vom Typ γ-Aluminiumoxid bezeichnet wird:
2 Al2Si2O7 —> Si3Al4O12 + SiO2
Bei Kalzinierung auf 1050 °C wird die Spinellphase in Mullit und Cristobalit umgewandelt:
3 Si3Al4O12 —> 2 Si2Al6O13 + 5 SiO2
Verwendung
Kaolinit respektive Kaolin findet überwiegend in der Herstellung von Porzellan, als Füllmaterial in Farben und Plastik, als Füllmaterial und Appretur in der Papierherstellung, sowie bei der Ziegelherstellung und als feuerfestes Material Anwendung. Wichtigstes Verwendungsgebiet ist heutzutage die Beschichtung von Papier, wofür rund 60 % des Kaolins aufgewendet werden.
Siehe auch
Systematik der Minerale, Liste der Minerale
Literatur
- Guggenheim, S., Alietti, A., Drits, V.A., Formoso, M.L.L., Galan, E., Köster, H.M., Paquet, H., Watanabe T., and ex officio members Bain D.C. (Editor, Clay Minerals) and Hundall W.H. (Editor, Clays and Clay Minerals) (1996); Report of the Association Internationale Pour L’Étude des Argiles (AiPea) Nomenclature Committee for 1996. Clays and Clay Minerals, 45, Seite 298
- Murray H., Bundy W. and Harvey C. (1993) Kaolin Genesis And utilization. Special Publication No. 1, The Clay Minerals Society, pp 341.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie (7. Aufl.), Springer Verlag Berlin (2005), ISBN 3-540-23812-3
- Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie, Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
Weblinks
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