Karapapaken

Karapapaken

Die Karapapaken (türk. Karapapah, aserbaid. Qarapapax) sind Angehörige der Turkvölker. Sie sind auch unter dem Namen Terekeme (türk./aserbaid. Terekeme) bekannt.

Heute zählen sich rund 81.000 Menschen des Kaukasus zu dieser Volksgruppe. Die Karapapaken sind sprachlich und kulturell mit den Türken verwandt. Die größten Gemeinsamkeiten weisen sie jedoch mit den Aserbaidschanern auf. (siehe hierzu auch den Abschnitt „Sprache und Religion“.)

Die Karapapaken leben heute vereinzelt in der Türkei, in Iran, Georgien, Russland, Ukraine, Kasachstan und in Europa.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Die Karapapaken sind Nachfahren des Oghusenstamms Eymür und waren lange Zeit im Nordosten des Kaukasus beheimatet. Dort wurden sie von der einheimischen Bevölkerung „Karapapak“ genannt, da die Karapapaken früher schwarze Lammfellmützen zu den Volkstrachten getragen haben. Dadurch werden sie jedoch oftmals fälschlich mit den Karakalpaken gleichgesetzt, die in ihren Volkstrachten ebenfalls schwarze Fellmützen verwenden. Unmittelbar miteinander verwandt sind diese beiden Ethnien jedoch nicht, wie es oft vermutet bzw. behauptet wird. (siehe hierzu auch den Abschnitt „Geschichte“.)

Sprache und Religion

Die Sprache der Karapapaken weist sehr große Ähnlichkeiten mit dem benachbarten Aserbaidschanischen auf. Die sprachlichen Unterschiede zwischen beiden sind äußerst minimal, sodass die Sprache der Karapapaken in Aserbaidschan oftmals nur als „besonderer Dialekt“ und nicht als eigene Sprache angesehen wird.

Die Karapapaken sind heute Muslime. Mehrheitlich gehören sie als Hanefiten dem sunnitischen Islam an. Nur eine Minderheit von ihnen bekennt sich zur schiitischen Glaubensrichtung.

Vereinzelnd üben einige Karapapaken auch den Tengrismus aus und orientieren sich damit an die vorislamische Zeit der Turkvölker.

Geschichte

Die Karapapaken stammen von mehreren turksprachigen Stämmen ab, die einst die Kaukasusregion beherrschten. So werden Proto-Bulgaren, Kiptschak-Kumanen und Chasaren als mögliche Vorfahren angesehen. Heute führen sich die Karapapaken auf die sogenannten „Borcali-Kasachen“ (aserbaid. Qazax) zurück. Diese Nomaden, die nicht mit den heutigen Kasachen identisch sind, zogen einst durch die Region Boracalo, die sich im östlichen Georgien befindet. Im Mittelalter zog ein großer Teil dieser Nomanen nach Nordosten ab und ließ sich in der Kaspischen Senke nieder. Dort bildeten sie einen Clan der Nogaier-Tataren, die dort das Khanat Astrachan gründeten. Zeitweise beherrschten die Nogaier die westkasachischen Gebiete bis zum Aralsee. So wird auch vermutet, dass sich die ehemals georgischen Borcali-Kasachen im Laufe der Zeit mit Teilen der zentralasiatischen Kasachen zum neuen Volksstamm der Karakalpaken verschmolzen sind. Mit dieser Verbindungstheorie wird eine Brücke zu den heutigen Karapapaken geschlagen. Doch ist diese selbst unter Turkologen umstritten. Der im Kaukasus verbliebene Teil der Borcali-Kasachen wanderte nach Westen ab und ließ sich in der Nähe der meschetischen Siedlungsgebiete nieder. Mit diesen scheinen die heutigen Karapapaken sprachlich eng verwandt zu sein, da beispielsweise das „Metzler Lexikon Sprache“ das Meschetische als Untergruppe des Karapapakischen aufführt.[1]

1944 wurden die kaukasischen Karapapaken nach Zentralasien deportiert und durften erst 1967 in die alten Siedlungsgebiete zurückkehren.

Heutige Siedlungsgebiete

Die Karapapaken leben heute zum größten Teil in den nachfolgenden Staaten:

Türkei

Traditionell an der westlichen Schwarzmeerregion und Nordanatolien, daneben auch in den Großstädten:

Bevölkerungszahlen in der Türkei

Laut Friedrich von Hellwald (1878) lebten vor der russischen Invasion auf osmanischem Boden, auf 115 Dörfer verteilt, etwa 29.000 Karapapaken.

Laut Barthold/Wixman's Islam Enzyklopädie (1978) waren 15 % der Gesamtbevölkerung der Provinz Kars Karapapaken. Das entsprach (1975) ungefähr 106.000 Menschen. Dort werden sie allgemein als Teil der aserbaidschanischen Minderheit angesehen.

Iran

Hauptsächlich in der Provinz West-Aserbaidschan und dort um Naghadeh/Sulduz.

Armenien

Hauptsächlich in der Schirak Provinz, von Agbaba bis Gjumri. Heute lebt jedoch fast keiner in Armenien, da viele dieser Karapapaken mit dem Zusammenbruch der UdSSR (1989/91) entweder in die benachbarte Türkei (Provinzen Kars und Ardahan) oder nach Georgien geflüchtet sind.

Russland

Diese sind Flüchtlinge aus Zentralasien. Ursprünglich wurden sie 1944 aus dem Gebiet um Südwestgeorgien (Samzche-Dschawachetien) zusammen mit den anderen turksprachlichen Bevölkerungsgruppen wie den Mescheten aus dem georgisch-türkischen Grenzgebiet nach Sibirien und Zentralasien zwangsumgesiedelt. Aber nach dem Fergana-Blutbad (Usbekistan, 1988) wurden sie im russischen Gebiet von Stawropol angesiedelt. Ihnen wurde jedoch die ihnen zugesicherte russische Staatsangehörigkeit nicht verliehen. Und so begann die Auswanderung in die Türkei und in die USA.

Georgien

  • Südwestgeorgien (Region: Samzche-Dschawachetien) um die Ortschaften Achalkalaki, Ninotsminda und Gorelovka.
  • Ostgeorgien, hauptsächlich im Gebiet um Marneuli (ehemals Borçalı bzw. Bortschali). Dort werden sie der aserbaidschanischen Minderheit zugerechnet.

Ukraine

Es sind ebenfalls Flüchtlinge aus Zentralasien. Ursprünglich wurden sie 1944 aus dem Gebiet um Südwestgeorgien (Samzche-Dschawachetien) zusammen mit Mescheten aus dem georgisch-türkischen Grenzgebiet nach Sibirien und Zentralalsien zwangsumgesiedelt. Nach dem Fergana-Blutbad (Usbekistan, 1988) in der Ukraine angesiedelt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, Anhang „Karte Kaukasische Sprache“ (S. 774)

Weblink


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