Karatepe-Arslantaş (Azatiwataya)

Karatepe-Arslantaş (Azatiwataya)

Karatepe-Arslantaş, (Karatepe türkisch, „schwarzer Hügel“), hethitisch Azatiwataya, ist eine neo-hethitische Ruinenstätte in der Provinz Osmaniye im Süden der Türkei. König Azatiwataš, der Ende des 8. bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. über ein spätluwisches Kleinreich herrschte, gründete die Hügelfestung mit seinem Palast an einer damals bedeutenden Fernhandelsroute am Fluss Ceyhan im Süden des Taurusgebirges. Da keine Bauwerke nachfolgender Herrscher ausgegraben wurden, dürfte der Ort bald nach seinem Tod aufgegeben worden sein.

Wandreliefs aus Karatepe

Inhaltsverzeichnis

Lage

Bei dem Königspalast des Azatiwataš (auch Azati-wataš, Azatiwadda, Azatiwata) handelte es sich um eine späthethitische Burganlage aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., die sich in den Ausläufern des kilikischen Mitteltaurus, etwa 135 km nordöstlich von Adana befindet. Westlich des Burgberges und des Ceyhan-Flusses führte die Karawanenstraße Akyol entlang. Der heutige Arslantaş-Stausee überflutete das Flussbett.

Festung

Umfassungsmauer
Karatepe mutter.jpg

Ein innerer und äußerer Mauerring (195×375 m) umgeben den Burgberg, auf dem der Palast stand. Der Zugang erfolgt durch zwei monumentale Toranlagen. Der Palast wurde in vier Bauphasen erstellt. Ein komplexes Entwässerungssystem durchzog den Palastbereich bis in die Befestigungsmauern. Vor dem Palast verlief im südlichen Bereich ein gepflasterter Weg mit einem Kanal, außerdem befand sich hier ein Speichergebäude und ein hallenartiges Bauwerk. Auf der nordwestlichen Terrasse stand ein weiterer Gebäudekomplex. In der Burg stand eine Statue des Wettergottes (Doppelstier) mit einer Inschrift. Die Reliefs und Inschriften tragen luwische Hieroglyphen und phönizische Konsonantenzeichen. Der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Raoul Schrott vertritt die sehr umstrittene These, dass die Festung von Karatepe Homer als Vorbild für dessen Beschreibung Trojas in der Ilias diente [1].

Das Königreich von Azatiwataš

Azatiwataš wurde in sein Königsamt von Urik, dem König von Qu'e, eingesetzt und führt in seiner Inschrift das Haus Mopšos als seine Herkunft an:

„Ich bin Azatiwataš, von Baal gesegnet und Diener Baals….Ich bin der König der Leute von Adana, eingesetzt von Urik/Awarikus….Und das Land von Adana lebte in Frieden und Ruhe. Der Wettergott und die Götter lenkten mich dahin, dass die Festung für alle Zeiten schützen soll die Ebene von Adana und des Mopšos' Haus. Die Götter waren Azatiwataš und dem Haus Mopšos zu Diensten. Wer immer den Namen Azatiwataš aus dem Torweg entfernen sollte oder das Tor zerstört, das Azatiwataš aufbaute, Baal Shamen und EL, der Schöpfer der Erde, und der Sonnengott sollen ihn für immer vernichten.“

Azatiwataš [2]

Erforschung

Karatepe wurde 1946 von dem deutschen Archäologen Helmuth Theodor Bossert entdeckt. Im Auftrag der Universität Istanbul erforschte er das Gelände bis 1950 gemeinsam mit Halet Çambel und Bahadır Alkım. Dabei wurde die Bilingue von Karatepe gefunden, eine zweisprachige Inschrift in Phönizisch und Hieroglyphen-Luwisch. Da der phönizische Teil lesbar war, trug dieser Fund wesentlich zur Entzifferung der damals noch Hieroglyphen-Hethitisch genannten Schrift bei. Ab 1952 standen die Grabungsarbeiten unter der Leitung von Halet Çambel, bis 1957 wurden Restaurierungsarbeiten an den Toranlagen sowie unter der Leitung von Bahadır Alkım weitere Ausgrabungen in einigen Bereichen der Befestigung vorgenommen. 1997 wurden unter der Leitung von Martina Sicker-Akman vom Deutschen Archäologischen Institut in Zusammenarbeit mit Halet Çambel die Arbeiten wieder aufgenommen.[3]

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Raoul Schrott: Homers Heimat. Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe. Hanser, München 2008. ISBN 978-3-446-23023-1
  2. Auszüge aus der umfangreichen Gesamtübersetzung von W. Sperlich, S.87f.
  3. John David Hawkins, Halet Çambel: Corpus of hieroglyphic Luwian inscriptions: Inscriptions of the Iron Age. Walter de Gruyter, 2000 S.1ff. ISBN 9783110148701 bei GoogleBooks

Literatur

  • M. Sicker Akman: Auf der Suche nach verschwundenen Zeiten - Die Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Institutes in der Türkei. Deutsches Archäologisches Institut, Istanbul 1999. ISBN 9-7536-3970-8 (türkisch)
  • Halet Çambel, Aslı Özyar: Karatepe - Arslantaş, Azatiwataya und die Bildwerke. Zabern, Mainz 2003. ISBN 3-8053-3085-5
  • Waltraud Sperlich: Die Hethiter - das vergessene Volk. Thorbecke, Ostfildern 2003. ISBN 3-7995-7982-6

Weblinks

 Commons: Karatepe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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