- Karen Gloy
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Karen Gloy (* 21. Dezember 1941 in Itzehoe) ist eine deutsche Philosophin.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Karen Gloy studierte Philosophie, Germanistik, Physik, Kunstgeschichte und Psychologie an den Universitäten Hamburg und Heidelberg. Zu ihren Lehrern gehörten unter anderen Carl Friedrich von Weizsäcker, Hans-Georg Gadamer, Karl Löwith, Dieter Henrich, Ernst Tugendhat und Michael Theunissen.
1975 promovierte sie mit einer Arbeit über Immanuel Kant. Die Habilitation erfolgte 1980 mit der Schrift „Einheit und Mannigfaltigkeit“ an der Universität Heidelberg. 1982 wurde sie außerordentliche Professorin in Heidelberg. Von 1985 bis 2006 war sie Ordinaria für Philosophie und Geistesgeschichte an der Universität Luzern (emeritiert seit 2007). Im Jahr 1996 hatte sie ein Forschungssemester an der Harvard Universität, Cambridge, MA./USA. Seit 2002 war Karen Gloy auch als ständige Gastprofessorin an der Universität Wien tätig. Außerdem lehrt sie nach wie vor an den Universitäten München und Ulm.
Gloy ist Mitbegründerin der Internationalen Gesellschaft „Systeme der Philosophie“ und Mitglied in den Wissenschaftlichen Beiräten des Wiener Jahrbuchs, der Zeitschrift für Deutsche Philosophie Beijng, der Fichte-Studien, des Internationalen Jahrbuchs des Deutschen Idealismus und der Internationalen Zeitschrift für Philosophie. Sie hat Gastprofessuren in aller Welt wahrgenommen, so in China, Taiwan, Japan, Korea, Kolumbien, Argentinien, Peru, Griechenland und Österreich.
Schwerpunkte
Die Schwerpunkte der Arbeiten Karen Gloys wurden durch zwei ihrer Lehrer, Carl Friedrich von Weizsäcker und Dieter Henrich, sowie durch die frühen Begegnungen mit verschiedenen Kulturen geprägt.
Carl Friedrich von Weizsäcker motivierte sie zu naturwissenschaftlichen und naturphilosophischen Fragestellungen, denen nicht nur ihre Dissertation, sondern auch verschiedene andere Werke gewidmet sind.
Die Anregung zur Beschäftigung mit spekulativer Philosophie kam von Dieter Henrich. Dieses Interesse bildete sich zunächst in der Auseinandersetzung mit dem Deutschen Idealismus, Kant, Fichte, Hegel und Schelling heraus. Diesbezügliche Untersuchungen sowohl zu historischen Gestalten des Idealismus wie auch selbständige Überlegungen zur Dialektik erwuchsen zu fundamentalem Interesse und fanden ihren Niederschlag in Karen Gloys Habilitationsschrift sowie in anderen Werken und Aufsätzen.
Gastprofessuren und Vorträge nach Ostasien, Nord- und Südamerika brachten Karen Gloy in Kontakt mit heterogenen Kulturen, Mentalitäten und Denkweisen. Daraus ergab sich die Fragestellung nach verschiedenen Rationalitätstypen und Denkmustern, die Thema verschiedener ihrer Werke sind. In ihrem Buch Vernunft und das Andere der Vernunft (2000) behandelte Gloy das in der abendländischen Metaphysik Ausgeschlossene und den Logozentrismus, der das Andere der Vernunft als ‚irrational’ deklariert und entsprechend für nicht bedenkenswert hält. Diesem stellt Gloy andere Denkformen zur Seite: die sumerische Listenmethode, das dialektische Verfahren und das analogische Denken.
Auszeichnungen
- 2002: Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Ioannina / Griechenland
Schriften
Forschungsbericht
- Unter Kannibalen. Eine Philosophin im Urwald von Westpapua, Primus Verlag, Darmstadt 2010 ISBN 978-3-89678-681-4
Naturwissenschaftliche und naturphilosophische Fragen
- Die Kantische Theorie der Naturwissenschaft. Eine Strukturanalyse ihrer Möglichkeit, ihres Umfangs und ihrer Grenzen. Dissertation. de Gruyter, Berlin, New York 1976, ISBN 3-110-06569-X.
- Studien zur Platonischen Naturphilosophie im Timaios. Königshausen & Neumann, Würzburg 1986.
- Das Verständnis der Natur. Band 1: Die Geschichte des wissenschaftlichen Denkens. Band 2: Die Geschichte des ganzheitlichen Denkens. Beck, München 1995/1996. Lizenzausgabe, Köln 2005, ISBN 3-406-38550-8, ISBN 3-406-38551-6.
- Zeit. Eine Morphologie. Alber, Freiburg, München 2006, ISBN 3-495-48200-8.
- Philosophiegeschichte der Zeit. Fink, Paderborn 2008, ISBN 978-3-7705-4671-8.
Spekulative Philosophie
- Einheit und Mannigfaltigkeit. Eine Strukturanalyse des „und“. Systematische Untersuchungen zum Einheits- und Mannigfaltigkeitsbegriff bei Platon, Fichte, Hegel sowie in der Moderne. Habilitationsschrift. de Gruyter, Berlin, New York 1981, ISBN 3-110-08418-X.
Denkmuster und Rationalitätstypen
- Vernunft und das Andere der Vernunft. Alber, Freiburg, München 2001, ISBN 3-495-47890-6.
- Bewusstseinstheorien. Zur Problematik und Problemgeschichte des Bewusstseins und Selbstbewusstseins. 3. Auflage. Alber, Freiburg, München 2004, ISBN 3-495-48117-6.
- Kollektives und individuelles Bewußtsein. Fink, Paderborn 2009, ISBN 978-3-7705-4868-2.
- Denkanstöße zu einer Philosophie der Zukunft. Passagen, Wien Jahr=2002, ISBN=978-3-85165-518-6. )Buchvorschau bei Libreka)
- Von der Weisheit zur Wissenschaft. Alber, Freiburg, München 2007.
- Das Analogiedenken. Vorstöße in ein neues Gebiet der Rationalitätsforschung. hg. zus. mit M. Bachmann, Alber, Freiburg, München 2000.
Einführungen
- (Hrsg.) Kunst und Philosophie. Passagen, Wien 2003, ISBN=978-3-85165-600-8. (Buchvorschau bei Libreka)
- Wahrheitstheorien. Eine Einführung. UTB, Tübingen, Basel 2004, ISBN 3-825-22531-3.
- Grundlagen der Gegenwartsphilosophie. Eine Einführung. UTB, Paderborn 2006, ISBN 3-825-22758-8.
Literatur
- Wladimir Alekseevič Abaschnik: Das Vernunftverständnis im postmetaphysischen Zeitalter. Mit besonderer Berücksichtigung der Positionen von Karen Gloy und Wolfgang Welsch. In: Karen Gloy (Hrsg.): Unser Zeitalter – ein postmetaphysisches? Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2938-0 (Studien zum System der Philosophie. Bd. 6), S. 73–81 (online).
Weblinks
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