Karl Eduard v. Liphart

Karl Eduard v. Liphart
Karl Eduard von Liphart

Karl Eduard Freiherr von Liphart (* 16. Mai 1808 auf Alt-Kusthof (estnisch: Vana-Kuuste), Kirchspiel Kamby, Kreis Tartu, Estland; † 15. Februar 1891 in Florenz) war ein livländischer Baron, Mediziner, Naturwissenschaftler, Kunsthistoriker, Kunstsammler.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Liphart stammte aus einer alten livländischen Familie. Seine Kindheit verbrachte er auf dem väterlichen Schloss Ratshof bei Dorpat, wo er gemeinsam mit dem späteren Maler Woldemar Friedrich Krüger (1807–1893) erzogen wurde. Er studierte Medizin, Mathematik und Naturwissenschaften in Dorpat, Königsberg und Berlin, wo er zum Dr. med. promoviert wurde. Hier kam er auch mit den Künsten in nähere Berührung, deren Erforschung er sich mehr und mehr widmete.

Nach verschiedenen Reisen in Deutschland, besonders zu den Kunstschätzen in Dresden und München, ging er ab 1834 mit Krüger nach Italien, wo er ursprünglich am Meeresbiologischen Institut von Neapel forschen wollte, sich stattdessen aber endgültig für die Kunst entschied. In Rom trat er in Verbindung mit der deutschen Kolonie um die Preußische Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl, die zu der Zeit von Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (1791–1860) geleitet wurde und mit der Künstlergruppe der Nazarener um Friedrich Overbeck (1789–1869) und Bertel Thorvaldsen (1768–1844).

Von Januar bis Mai 1836 begleitete er den Philologen Gustav Kramer (1806–1888) aus Berlin, später Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale, mit dem er sich in Florenz und Rom angefreundet hatte, auf einer Studienreise um die Insel Sizilien.

Nach Deutschland zurückgekehrt, ließ sich Liphart zunächst wieder in Berlin nieder. Am 3. Januar 1839 heiratete er in Köln Caroline Gräfin von Byland (1809–1891) und zog für einige Jahre nach Bonn. Aus seiner Ehe gingen vier Kinder hervor, darunter der Maler Ernst Friedrich von Liphart (1847–1932).

Zusammen mit einem jüngeren Bruder bereiste er 1843 Spanien und besuchte die großen Kunstsammlungen, namentlich in Madrid.

Nachdem er 1844 vorübergehend mit seiner Familie nach Estland zurückgekehrt war, ließ er sich 1863 endgültig mit Frau und Kindern als Privatgelehrter in Florenz nieder. Er erwarb eine Wohnung in der Via Romana, die bald zu einem lebendigen Treffpunkt für reisende Gelehrte wurde. Er betätigte sich als Kunstkenner, als Sammler und Berater.

Hier machte er auch 1871 die Bekanntschaft des Berliner Kunsthistorikers Wilhelm von Bode (1845–1929), den er auf seinen Reisen in Italien begleitete und beim Ankauf von italienischer Kunst für die Berliner Museen beriet und unterstützte.

Zeitweise war er Lehrer des mit seiner Mutter Großfürstin Maria Nikolajewna von Russland in Florenz lebenden Sergei Maximilanowitsch, Sohn von Maximilian Napoléon Fürst Romanowskij.

Schloss Ratshof, das noch kurz vor seinem Tode durch Erbschaft in seinen Besitz kam, wurde nach völliger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und beherbergt heute das Estnische Nationalmuseum, dessen Bestand zum großen Teil auf die erhaltenen Kunstsammlungen von Lipharts Vorfahren zurückgeht.

Porträts Karl Eduard von Liphart

  • Franz von Lenbach, Karl Eduard von Liphart als „Heiliger Josef“ in „Flucht nach Ägypten“, um 1865, München, Stadtmuseum.
  • ders., 1865/68, München, Schloss Nymphenburg.
  • ders., 1867/68, München, Stadtmuseum.
  • ders., 1880, Berlin, Berlin-Museum.
  • ders., um 1880, Bonn, Kunstmuseum.
  • ders., um 1880?, München, Schloss Nymphenburg.
  • Ernst von Liphart: Karl Eduard von Liphart in seinem Studio, 1883, Florenz, Galleria d’arte moderna di Palazzo Pitti.

Werke

  • Notice historique sur un tableau de Raphael représentent Julien de Medicis, duc de Nemours, Paris, J. Claye, 1867

Literatur

  • Wilhelm von Bode: Karl Eduard von Liphart †, in: Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd. 14, 1891
  • Wilhelm von Bode: Mein Leben, Berlin, Nicolai, 1912; Ausg. in 2 Bänden. a.a.O., 1997
  • Erik Thomson: Schloss Ratshof in Estland, vom Musenhof zum Nationalmuseum, Lüneburg, Nordostdeutsches Kulturwerk, 1985
  • Genealogisches Handbuch des Adels: Adelige Häuser, B Bd. XIX, Limburg, Starke, 1990
  • Giacomo Agosti: Una famiglia di studiosi leonardeschi nei ricordi di Adolfo Venturi: i Liphart, padre e figlio, in: I leonardeschi in Milano, hrsg. v. Maria Teresa Fiorio, Mailand, Electa, 1991, 255-266
  • Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen, I, 2, München, Saur, 2002
  • Kataloge zu verschiedenen Versteigerungen seiner Kunstsammlungen.

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