Karl Friedrich Wilhelm von Boehmer

Karl Friedrich Wilhelm von Boehmer

Karl Friedrich Wilhelm von Boehmer (* 6. Mai 1783 in Niedersiegersdorf (heute: Landgemeinde Nowogrodziec); † 31. März 1814 in Paris) war preußischer Kapitän und Kompaniechef im Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 und Träger des Ordens Pour le Mérite.

Leben und Wirken

Der jüngste Sohn von Georg Friedrich von Boehmer (1739–1797) und der Johanna Rosina Kleinert (1756–1821), Tochter des Rittergutsbesitzers auf Niedersiegersdorf Caspar Gottfried Kleinert (1702–1759), entschloss sich nach seiner Ausbildung in der Kadettenanstalt ebenso wie seine beiden Brüder, der Kgl. Preuß. Premierleutnant Johann Philipp Friedrich von Boehmer (1775–1841) und der Brigademajor und Generaladjutant Johann Karl Friedrich von Boehmer (1773–1807) zu einer Laufbahn in der Preußischen Armee.

So trat er im Jahr 1798 dem königlich preußischen Füsilierbataillon v. Rühle der niederschlesischen Füsilierbrigade bei und wurde bereits 1801 zum Secondelieutenant befördert. Von Boehmer zeigt sich von Anfang an als ein tatkräftiger und durchsetzungsfähiger Soldat, der dadurch von seinen Vorgesetzten für höhere Aufgaben ausersehen und dem eine glänzende Karriere vorausgesagt wurde. Seinen größten Erfolg verzeichnete er in der Zeit der Belagerung von Danzig während des Vierten Koalitionskrieges in den Jahren 1806/07, wo sein Verband eingesetzt war. In diesen Jahren wurde Danzig von der Seeseite her von den Schweden blockiert und von der Landseite her von der französischen Armee unter General François-Joseph Lefebvre (1775–1820) eingeschlossen und belagert. Trotz tapferer Verteidigung durch den Danziger Befehlshaber und Generalfeldmarschall Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth (1737–1818) bei drückender Überlegenheit der Franzosen, versuchte die preußische Armee strategische Stützpunkte im Vorfeld zu halten bzw. Lücken im Belagerungsring zu erkämpfen, um diesen dadurch zu sprengen und die Versorgung der Stadt zu gewährleisten. Bei einem dieser Vorfeldgefechte, den Sturm auf die „Kalkschanze“ an der Weichsel am 3. und 4. April 1807, führte der noch junge mittlerweile zum Premierleutnant beförderte von Boehmer mit 40 Füsilieren den Stoßtrupp, denen es dadurch gelang, die Kalkschanze für einige Tage zurückzuerobern und eine Bresche in den Belagerungsring zu schlagen. Dies eröffnete den mit eingeschlossenen russischen Verbündeten die Möglichkeit, in Kompaniestärke durch diese Schneise durchzubrechen und die Franzosen von der Flanke her anzugreifen. Dennoch wurde den Preußen dieser Vorposten wieder entrissen, nachdem sie aber vor ihrem Rückzug die Verteidigungsanlagen auf der Kalkschanze unbrauchbar gemacht hatten. Am 24. Mai musste Danzig letztendlich kapitulieren und zwei Monate später wurden mit dem Frieden von Tilsit die Kampfhandlungen endgültig eingestellt. Von Boehmer wurde nun für seinen mutigen Einsatz in Danzig von den russischen Verbündeten mit dem Orden des Heiligen Wladimir sowie von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770–1840) mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.

Weitere Kampfaufträge warteten auf Boehmer und so wurde er im Jahr 1813 mit seinem Verband nach Wartenburg abkommandiert, wo er im Rahmen der Befreiungskriege unter Generalfeldmarschall Ludwig Yorck von Wartenburg (1759–1830) bei der erfolgreichen Elbüberquerung der preußischen Truppen gegen die sich zurückziehenden Franzosen wieder auf sich aufmerksam machte. Für diesen Einsatz wurde er mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse geehrt.

Anschließend wurde von Boehmer zum Kapitän befördert und zum Kompaniechef in einem Stammbataillon des Kaiser Franz Grenadier-Garde-Regiment Nr. 2, welches im Soldatenjargon als "Franzer Bluthunde" bezeichnet wurde, ernannt. Mit diesem verfolgte er die Franzosen bis nach Paris, wo er allerdings bei den Gefechten um Paris schwer verwundet wurde. Karl Friedrich Wilhelm von Boehmer verstarb am 31. März 1814 im Alter von erst 30 Jahren an den Folgen dieser Verletzung. In Erich v. Puttkamers „Geschichte des Königlich Preußischen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2“ wurde von Boehmer auf Seite 13 auf Grund seines Mutes und Einsatzes in besonderer Weise gewürdigt. Es ist allerdings unklar, ob Boehmer bei Paris begraben wurde, aber seine Schwester Louise Karoline Konstanze von Boehmer (* 1773), verheiratet mit dem Deichhauptmann Friedrich Christoph von Saldern auf Plattenburg (1771–1835), ließ im Park des Schlosses von Plattenburg ein Denkmal nebst Inschrift setzen. Boehmer selbst blieb unverheiratet und hatte auch keine Kinder.

Literatur und Quellen

  • Hugo Erich von Boehmer: Genealogie der von Justus Henning Boehmer abstammenden Familien sowie auch einiger der mit ihnen verschwägerten Familien. Knorr & Hirth, München, 1892;
  • Hans-Thorald Michaelis: Geschichte der Familie von Boehmer - In Fortführung der von Hugo Erich von Boehmer im Jahre 1892 verfassten Genealogie der von Justus Henning Boehmer abstammenden Familien sowie auch einiger der mit ihnen verschwägerten Familien. Rheinische Verlagsanstalt, Bonn-Bad Godesberg (1978); 247 Seiten; Privat-Archiv; in Library of Congress [1]
  • Puttkamer, E. v.: Geschichte des Königlich Preußischen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2; Seite 13, (Antiquariat) Berlin: Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1895.

Weblinks


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