Hugo Erich von Boehmer

Hugo Erich von Boehmer
Hugo Erich von Boehmer

(Hugo) Erich von Boehmer (* 15. September 1857 in Potsdam; † 11. Juli 1939 in Berlin-Lichterfelde) war ein deutscher Ingenieur, Geheimer und Oberregierungsrat sowie Patentanwalt und Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Gesundheitsingenieur“.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Erich von Boehmer, Sohn des königlichen Kreisgerichtsrats Justus Henning Friedrich von Boehmer (1807–1867) und der Friederike Auguste von Görtzke (1823–1866) sowie in fünfter Generation abstammend von Justus Henning Boehmer (1674–1749), wurde bereits mit 10 Jahren Vollwaise und musste daher seine Schulzeit im Zivilwaisenhaus in Potsdam absolvieren. 1873 begann er aus finanziellen Gründen zunächst eine Ausbildung bei der Firma Schäfer & Heuschner, Aktiengesellschaft für Gas- und Wasseranlagen in Berlin, die ihn nach erfolgreicher Abschlussprüfung auch als Angestellten übernahm. Im Jahre 1877 wechselte er zur Firma Rietschel & Henneberg, Heizungs- und Klimatechnik, und bereitete sich nebenher auf die Aufnahme an der Technischen Hochschule Karlsruhe vor. Nach einem Freiwilligenjahr 1881 beim Garderegiment konnte er schließlich mit einem Stipendium seines Arbeitgebers Hermann Immanuel Rietschel ab 1882 Maschinenbau in Karlsruhe studieren.

Nach Abschluss seines Studiums wurde von Boehmer 1886 zunächst bei der Firma Poßmann & Kühnemann übernommen, leitete bis 1888 deren Filiale in Budapest und wechselte dann als Zivilingenieur zum Unternehmer Johannes Einbeck. Nachdem dieser mit Adolph Müller die Accumulatorenfabrik Müller & Einbeck gegründet hatte, übernahm Boehmer deren Stuttgarter Büro, wechselte aber bereits 1889 nach München, wo er mit einem eigenen Ingenieurbüro bis 1899 namhafte Firmen wie beispielsweise die Sulzer AG, Winterthur, betreute und als Mitglied des Vorstandes für Heizung und Lüftung den Münchener Fachkongress leitete.

Im Jahr 1899 entschloss sich von Boehmer, in das Reichspatentamt zu wechseln, wo er bereits zwei Monate später zum Regierungsrat und einige Jahre später zum Geheimen Oberregierungsrat befördert sowie ab 1912 Mitglied der Beschwerde- und Nichtigkeitsabteilung des Amtes wurde. In dieser Behörde blieb er bis zur Pensionierung im Jahre 1923, nur während des Ersten Weltkriegs unterbrochen von seinem Einsatz als Hauptmann und Kompanieführer einer Pioniereinheit unter anderem in Brüssel und in Flandern.

Bereits 1904 zählte von Boehmer zum Herausgeberstab der Fachzeitschrift „Der Gesundheitsingenieur“, die bis heute vom R. Oldenbourg Verlag herausgegeben wird, und veröffentlichte von Zeit zu Zeit selbst Berichte darin. Mit 66 Jahren begann er, sich auf die Prüfung zum Patentanwalt vorzubereiten, die er schließlich im Jahr 1928 bestand. Unmittelbar anschließend gründete er in Berlin ein Patentbüro, welches er wie seine Redaktionsarbeit bis zum Lebensende fortführte.

Nebenberuflich erforschte von Boehmer im Verlauf seines gesamten Lebens die Genealogie der eigenen Familie sowie der seiner Frau. Die zahlreichen Informationen, Urkunden und alten Schriften fasste er in einer Familiengeschichte zusammen, die 1892 erstmals erschien. Um darüber hinaus die familiären Bande zu festigen und die historischen Nachlässe zu sichern, wurde außerdem auf seine Initiative hin und auf der Grundlage einer von ihm verfassten und am 16. August 1921 beschlossenen Satzung der Familienverband von Boehmer gegründet.

Das Wesen von Boehmers war ähnlich wie das seiner Ehefrau gekennzeichnet durch Freundlichkeit, Ausgewogenheit und Bescheidenheit. So unterstützte er über viele Jahre hinweg finanziell seinen Bruder Bruno in dessen Studium, obwohl er selbst damals nur in bescheidenen Verhältnissen leben konnte, und verfasste 1928 „meinen Hinterbliebenen unmaßgebliche Nachrichten“, worin er darum bat, in Stille und ohne Geistlichen beerdigt zu werden und den Grabhügel ohne Schmuck, ohne Grabdenkmal und ohne Namensangabe liegen zu lassen: „Da das für so viele im Kriege Gefallene genügt hat, wird es auch für meinen Leibe genügen.

Die Grabplatte trug dann zwar doch seinen Namen, aber im Übrigen war das Doppelgrab im Parkfriedhof Berlin-Lichterfelde tatsächlich sehr schlicht. Seine Ehefrau, die 1954 in Düsseldorf starb, wurde allerdings dort beerdigt, das Doppelgrab in Berlin kaum gepflegt und 1965 neu belegt.

Ehrungen

  • Während seiner Münchener Zeit wurde von Boehmer mit dem Ludwigsorden des bayerischen Königs ausgezeichnet.
  • Im Jahr 1904 wurde er zum Ehrenritter und 1919 zum Rechtsritter des Johanniterordens ernannt.
  • Für seine Verdienste um die Ausbildung der Rekruten und Offiziersanwärter des Eisenbahnerregiments IV wurde von Boehmer mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Familie

Erich von Boehmer, Bruder des Wasserbauingenieurs Bruno von Boehmer (1866–1943), war verheiratet mit Ellinor Seliger (1868–1954), Tochter des Gutsbesitzers und Kammergerichtsreferendars Carl Gustav Albert Seliger (1829–1901) und damit Nachkommin des Johann Gotthilf Seliger, und der Mary Barbara Rennie (1836–1920) aus New Alredsford / Hantshire / Schottland, Schwester der Dichterin Eliza Rennie[1] und über die weibliche Linie Nachkommin des Pilgergouverneurs William Bradford (1590–1657), der 1620 zusammen mit den Pilgrim Fathers auf der Mayflower nach Plymouth (Massachusetts), USA ausgewandert war. Die Nachkommen von Erich von Boehmer können daher Mitglied der renommierten Mayflower Society[2] werden.

Erich von Boehmer und Ellinor Seliger hatten zusammen vier Kinder:

  • Rennie Agathe Gerda von Boehmer (1899–1925), verheiratet mit Heinrich Michaelis (1896–1974), Ingenieur unter anderem bei Riedel-de Haën, Sohn des Professors am Königlichen Wilhelms-Gymnasium Reinhold Michaelis, Eltern des Historikers und Genealogen Hans-Thorald Michaelis (1925–2004).
  • Henning von Boehmer (1903–1987), Oberregierungsrat, verheiratet mit Hanna Hugenberg (1901–1982), Tochter des Medienunternehmers und Reichsministers a. D. Alfred Hugenberg, sowie in zweiter Ehe mit Birute Baronesse von der Ropp (* 1917), Tochter von Friedrich von der Ropp (1879–1964); Bergwerkdirektor sowie Mitbegründer und Leiter der „Baltischen Brüderschaft“, einer Vorläuferorganisation des heutigen Brüderlichen Kreises.
  • Hasso von Boehmer (1904–1945), Oberstleutnant im Generalstab der Wehrmacht und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, verheiratet mit Käthe Torhorst (* 1911), Tochter des Facharztes Hermann Torhorst, Eltern unter anderem des Immunologen Harald von Boehmer.
  • Thilo von Boehmer (1911–1997), Leitender Regierungsdirektor, verheiratet mit Brigitte Poensgen (1922–1986), Tochter von Dr. phil. Reinhard Helmuth Poensgen aus der rheinischen Poensgen-Familie.

Werke

  • Genealogie der von Justus Henning Boehmer abstammenden Familien Boehmer und von Boehmer sowie auch einiger de mit ihnen verschwägerten Familien. Knorr & Hirth, München 1892.
  • Offenkundiges Vorbenutztsein von Erfindungen als Hinderniss für die Patentertheilung und als Nichtigkeitsgrund für Patente. J. Springer Berlin, 1901.
  • Die Patentfähigkeit von Erfindungen. Grundsätze für ihre Prüfung und für die Erteilung von Patenten. L. Simion, Berlin 1911.
  • Patentrechtliches Beurteilen von Erfindungen. C. Heymann, Berlin 1931.

Literatur

Einzelnachweis

  1. Eliza Rennie in der englischsprachigen Wikipedia
  2. General Society of Mayflower Descendants in Massachusetts, USA

Wikimedia Foundation.

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