Karl Zeiß (Theologe)

Karl Zeiß (Theologe)

Karl Zeiß (* 15. April 1912 in Langgöns; † 10. Januar 1994 in Gießen) war ein deutscher evangelischer Theologe. Er wurde bekannt als „Olympiapfarrer“ und gilt als Vorreiter der Sportseelsorge.

Zeiß studierte ab 1931 in Gießen evangelische Theologie, wechselte 1933 für ein Jahr nach Halle und legte sein Erstes Examen 1934 in Gießen ab. Bereits 1931 wurde er Mitglied im Gießener Wingolf und organisierte als Fuxmajor der Verbindung einen Kreis von Studenten, die im Gegensatz zum „Führeranspruch“ der Reichskirchenleitung standen und schließlich an den illegalen Predigerseminaren der Bekennenden Kirche in Frankfurt/M. teilnahmen. Diese standen unter der Androhung der Nicht-Anerkennung des Examens seitens der bereits gleichgeschalteten Landeskirchenleitung und der Verweigerung einer späteren Ordination zum Pfarrer.

Nach dem Krieg begann Zeiß gemeinsam mit Propst Ernst zur Nieden Ende der 1940er Jahre die Bedeutung der Sportseelsorge durch Vorträge zu propagieren. Er initiierte die noch heute stattfindenden Sporttagungen der Evangelischen Akademien. Den ersten evangelischen Gottesdienst anlässlich einer großen Sportveranstaltung überhaupt hielt Zeiß während des Motorradrennens auf dem Schottenring 1952. Aufgrund dieser Erfahrungen erwog die Kirchenleitung erstmals, einen Pfarrer (natürlich Karl Zeiß) für die Fußball-Weltmeisterschaft in Bern 1954 zu entsenden. So fand das „Wunder von Bern“ unter seelsorglichem Beistand statt.

Bundesweit bekannt wurde Zeiß schließlich, als der Rat der EKD ihm aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung die Organisation der Seelsorge zu den Olympischen Sommerspielen 1972 in München übertrug; er leitete hierbei die täglichen Besucher-Gottesdienste und die Betreuung der Sportler. Dies brachte ihm seine lebenslange Bezeichnung als erster „Olympiapfarrer“ ein. Seither werden zu allen Olympischen Spielen Seelsorger entsandt.

Am 5. Dezember 1980 wurde Zeiß in Berlin mit der erstmals vom Deutschen Sportbund verliehenen Ludwig-Wolker-Plakette geehrt. Sie wird seither alle zwei Jahre an Personen verliehen, die sich in hervorragender Weise für das Ethos und die Menschenwürde im Sport eingesetzt haben.

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