Karlovasi

Karlovasi
Karlovasi
Καρλόβασι
Karlovasi (Griechenland)
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Basisdaten
Staat: Griechenland
Region: Nördliche Ägäis
Regionalbezirk: Samos
Gemeinde: Samos
Geographische Koordinaten: 37° 47′ N, 26° 42′ O37.79165833333326.705061111111Koordinaten: 37° 47′ N, 26° 42′ O
Einwohner: 5895 (2001[1])
LAU-1-Code-Nr.: 840400
Ortsgliederung: 10
Postleitzahl: 832 00
Telefonvorwahl: 22730

Die Hafenstadt Karlovasi (griechisch Καρλόβασι (n. sg.)) ist nach der Stadt Samos die zweitgrößte Stadt auf der griechischen Insel Samos. Seit 1986 hat die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität der Ägäis ihren Standort in Karlovasi. Für die drei Stadtteile Paleo, Neo und Meseo war früher bei den Einwohnern die Pluralform Ta Karlovasia (n. pl.) gebräuchlich.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Karlovasi erstreckt sich vom Hafen ostwärts über etwa 3,5 km entlang der Nordküste der Insel. Die Stadt untergliedert sich in fünf Stadtteile, die aufgrund ihrer Geschichte jeweils einen eigenen Charakter haben. Limena Karlovasiou (Λιμάνι Καρλοβασίου) ist der westlichste Stadtteil, etwas südlich liegt Paleo Karlovasi (Παλαιό Καρλόβασι). Unmittelbar östlich von Limena grenzt Meseo Karlovasi (Μεσαίο Καρλόβασι) an. Östlich davon am Meer liegt Ormos (Όρμος) und etwas im Hinterland Neo Karlovasi (Νέο Καρλόβασι) der heute größte Stadtteil.

Neo Karlovasi, Rathaus und die Kirche Panagia
  • Paleo Karlovasi (Παλαιό Καρλόβασι)

wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert von so genannten Chiosamii gegründet und ist somit der älteste Stadtteil. Der Ort konnte sich bis heute seinen dörflichen Charakter bewahren.

  • Neo Karlovasi (Νέο Καρλόβασι) wurde im 18. Jahrhundert als Neochori von Familien aus Ikaria, Naxos, Kreta und vom Peloponnes gegründet. Neo Karlovasi ist das Zentrum der Stadt mit Geschäften, der Verwaltung und der Naturwissenschaftlichen Schule der Universität der Ägäis (|Πανεπιστήμιο Αιγαίου).
  • Meseo Karlovasi (Μεσαίο Καρλόβασι) liegt östlich von Paleo Karlovasi mit ehemals prächtigen Villen.
  • Ormos (Όρμος), im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Ledergerbereien und zusätzlich Tabakfabriken, Ölmühlen und die Weinkellerei. Dadurch wurde Karlovasi im 19. Jahrhundert wohlhabend. Die Gerbereien wurden im Zweiten Weltkrieg und im Bürgerkrieg zerstört. Der Leerstand der Ruinen vermittelt den Eindruck einer Geisterstadt.
  • Limena Karlovasiou (Λιμάνι Καρλοβασίου) oft auch einfach Limani genannt entstand Ende des 19. Jahrhunderts um den 1871 erbauten Hafen. Hier befinden sich zahlreiche Urlaubshotels von Reiseveranstaltern.

Geschichte

Aufgrund von Ruinen und zahlreichen Gräbern wird angenommen, dass das Gebiet des heutigen Paleo Karlovasi wahrscheinlich schon zu antiker Zeit dicht besiedelt war und dass hier die antike Stadt Gorgyia (auch Gorgyra, Γοργυία oder Γόργυρα) mit einem Tempel zu Ehren des Dionisos Gorgyia lag.

Überreste einer Kirche und byzantinische Münzen, die bei einer provisorischen Ausgrabung entdeckt wurden, lassen darauf schließen, dass die Gegend auch in der byzantinischen Zeit bewohnt war.

Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 erhob das Osmanische Reich Anspruch auf die genuesische Kolonie. In der Folgezeit verließen bis etwa 1470 die meisten Menschen die Insel Richtung Chios, das bis 1566 Kolonie Genuas war. Samos war die nächsten hundert Jahre nahezu unbewohnt. Wenige Familien lebten versteckt in den Bergen. Auslöser für die Wiederbesiedlung der Insel waren weitreichende Privilegien, die der Sultan dem Verwalter Kilic Ali Pascha gewährte.

An der Wiederbesiedlung von Samos in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren Nachfahren von Samioten, so genannte Chiosamii (Χιοσάμιοι) maßgeblich beteiligt. Im heutigen Zentrum von Paleo Karlovasi ließen sie sich bei dem kleinen Hügel Alonaki (Αλωνάκι) auf den Ruinen einer alten Siedlung nieder. Aber auch Menschen vom Peloponnes, Ikaria und von den Kykladen siedelten sich hier an. Erste schriftliche Erwähnungen belegen die Bezeichnung Karlovasi bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts.

Von den frühen Jahren der Wiederbesiedlung an spielte Karlovasi eine bedeutende historische Rolle auf Samos. Die Bewohner betrieben Landwirtschaft, vor allem Weinbau und gelangten durch den Handel zu Wohlstand, so dass im Jahre 1678 die Bürger Karlovasis zu den reichsten der Insel zählten. Karlovasi entwickelte sich zum wirtschaftlichen und finanziellen Zentrum, während Chora und später Samos wegen ihrer Nähe zu Kleinasien die administrative Zentren der Insel darstellten.

Porfyriada-Schule

Durch die Handelsbeziehungen gelangten moderne fortschrittliche Ideen in die Stadt, die besonders den Bildungsbereich beeinflussten. Die Schule von Karlovasi später nach dem Gründer in Porfyriada-Schule benannt wurde im Jahr 1781 gegründet.[2] Aus dieser Schule ging Logothetis Lykurgos, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts für wenige Jahre eine demokratische Versammlung etablierte und während der Griechischen Revolution eine führende Rolle auf Samos einnahm.

Ende des 19. Jahrhunderts führte die Reblauskatastrophe zum erliegen des Weinbaus auf der Insel. Produzenten und Händler verlagerten ihre beruflichen Tätigkeiten. Im Umland wurde auf Tabakanbau umgestellt in der Stadt entstanden Tabakfabriken und große Gerbereien. Der schnell vollzogene Strukturwandel bedeutete erneut Wachstum in allen Bereichen. Der Hafen wurde 1871 erbaut, in der Stadt entstanden Kirchen und zahlreiche neoklassizistischen Gebäude und ein öffentlicher Park. Eine von Pferden gezogene Straßenbahn nahm 1905 den Betrieb auf, die bis 1939 in Betrieb war.[3]

Karlovasi erlebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Niedergang. In Folge des Griechisch-Türkischen Krieges wurden 1923 zahlreiche kleinasiatische Flüchtlinge in Riva (Ρίβα) im Stadtteil Ormos angesiedelt. In den 1930er Jahren kam die Gerberei-Industrie zum erliegen, die Gebäude wurden während des Zweiten Weltkriegs und dem darauffolgenden Griechischen Bürgerkrieg zerstört. Italienische Truppen besetzten 1940 während des Zweiten Weltkriegs die Stadt, viele Einwohner beteiligten sich am Widerstand. Am 30. August 1943 wurden in Kastania, etwa 5 km südlich von Karlovasi, wegen des Widerstands auf der Insel 27 Dorfbewohner hingerichtet. Nach dem Krieg kam das wirtschaftliche Leben in Karlovasi, wie auf der ganzen Insel zum erliegen. Anstrengungen den Tourismus in der Stadt und der Umgebung anzusiedeln, blieben bisher ohne großen Erfolg. Lediglich in Limena Karlovasiou befinden sich zahlreiche Urlaubshotels von Reiseveranstaltern. [4]

Die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität der Ägäis hat seit 1986 ihren Standort in Karlovasi.[5]

Einwohnerentwicklung von Karlovasi [6][7]
Jahr 1666 1828 1864 1920 1928 1940 1951 1961 1971 1981 1991 2001
Einwohner 2000 697 1006 5.656 7.579 7.309 6.463 5.426 4.488 4.843 5.357 5.895

Die Gemeinde Karlovasi (Δήμος Καρλοβασίων) entstand 1952 aus der Zusammenlegung der selbständigen Landgemeinden Neo Karlovasi, Meseo Karlovasi und Paleo Karlovasi. Mit der Umsetzung der Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm im Jahr 1997 erfolgte die Eingliederung der Landgemeinden Kondakeika, Ydroussa, Kondeika, Platanos, Agii Theodori, Leka, Kastania, Kosmadei und Drakei. Diese bilden zum 1. Januar 2011 zusammen mit der Stadt Karlovasi den Gemeindebezirk Karlovasi (Δημοτική Ενότητα Καρλοβασίων) in der neu geschaffenen Gemeinde Samos (Dimos Samou Δήμος Σάμου).

Verkehr

Fährverbindungen mit Piräus über die Kykladen bestehen täglich.

Über die Nationalstraße 62, die entlang der Nordküste verläuft ist Karlovasi mit Samos verbunden. Die Entfernung beträgt 31 km. Die Entfernung zum Flughafen Nahe Pythagorio im Südosten der Insel liegt bei etwa 41 km.

Busverbindungen mit Samos werden Wochentags mehrmals täglich von KTEL Samos (ΚΤΕΛ Σάμου) angeboten, in die umliegenden Dörfer jedoch nur wenige Male die Woche.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nationaler Statistischer Dienst Griechenlands (ΕΣΥΕ) nach Volkszählung 2001, S. 286 (PDF, 1.009 kb)
  2. Πορφυριάδα Σχολή (Porfyriada), Gemeinde Karlovasi (griechisch)
  3. Τραμ (Tram), Gemeinde Karlovasi (griechisch)
  4. Ιστορία (Geschichte), Gemeinde Karlovasi (griechisch)
  5. Schools and Departments, University of the Aegean (englisch)
  6. Einwohnerzahlen von Karlovasi, www.samosin.gr (englisch)
  7. Einwohnerzahlen von Karlovasi 1920–2001, Καλλιόπη Σταύρου Σταυριανού: Αλλαγές στις χρήσεις γης και στο φυσικό περιβάλλον στη Σάμο κατά τον 20ο αιώνα (Land Use and Natural Environment Changes in Samos Island during the 20th century). Thessaloniki 2009, S. 63. (griechisch)
  8. KTEL Samos

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