Kartoffelpest

Kartoffelpest
Phytophthora infestans
Schnitt durch eine von der Knollenfäule befallene Kartoffel.

Schnitt durch eine von der Knollenfäule befallene Kartoffel.

Systematik
Abteilung: Eipilze (Oomycota)
Klasse: Oomycetes
Ordnung: Peronosporales
Familie: Peronosporaceae
Gattung: Phytophthora
Art: Phytophthora infestans
Wissenschaftlicher Name
Phytophthora infestans
(Mont.) De Bary

Phytophthora infestans ist eine Protistenart aus der Abteilung der Eipilze (Oomycota). Dieses Pathogen ist bezüglich seiner Wirte hochspezialisiert. Es wird eine Reihe von Nachtschattengewächsen (Solanaceae) und vereinzelte Vertreter aus den Familien der Korbblütler (Asteraceae), Convolvulaceae und Nyctaginaceae befallen. Wirtschaftlich bedeutende Wirtsarten von Phytophthora infestans sind Kartoffeln, Tomaten und Petunien; ein Befall von Auberginen und Paprika ist sehr selten.

Inhaltsverzeichnis

Symptome und Biologie

Die durch das Pathogen verursachte Krankheit wird bei Tomaten Kraut- und Braunfäule und bei der Kartoffel Kraut- und Knollenfäule genannt. Bei Kartoffeln führt der Befall zu beachtlichen Ertragsausfällen, die besonders in feuchten Sommern zum Teil auch im Frühling, in denen der Erreger optimale Bedingungen für die Vermehrung vorfindet, regelmäßig 20 % des durchschnittlichen Ertrages übersteigen können. Bei Freilandtomaten kann die von Phytophthora infestans hervorgerufene Krankheit bis zum Totalausfall der Ernte führen.

Erste Symptome der Krankheit werden an Blättern und Stängeln sichtbar: Von den Blatträndern her treten dunkelbraune Flecken auf. Sie vergrößern sich rasch bei feuchtem Wetter oder starker Taubildung und bilden auf der Unterseite der Blätter einen weißen Pilzrasen, der an Schimmel erinnert. An den Enden der Pilzfäden entstehen Sporenbehälter (Sporangien). Die Sporen werden bei Nässe freigesetzt und dringen mit Hilfe eines Keimschlauchs aktiv in das pflanzliche Gewebe ein. Bei Temperaturen über 10 °C keimen die Sporangien auch direkt aus. Der Pilz gelangt über Wunden, natürliche interzellulare Öffnungen (Lentizellen) und Keimanlagen schon während der Vegetationszeit oder bei der Ernte in die Knollen. Befallene Knollen weisen graublau verfärbte Flecken und braunes Knollenfleisch – ohne scharfe Abgrenzung zum gesunden Gewebe – auf. Sie sind ungenießbar. Der Pilz überwintert in den Knollen. Schon eine infizierte, faule Knolle kann ausreichen, um eine Epidemie in einem Kartoffelbestand zu entfachen.

Bekämpfung

Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln

Befallene Kartoffelpflanzen

Die Krautfäule der Kartoffel kann mit verschiedenen Fungiziden bekämpft werden. Diese müssen bis zur Ernte (je nach Präparat) mehrfach ausgebracht werden. Für die Vorhersage der optimalen Bekämpfungstermine gibt es Prognosemodelle (z. B. SIMPHYT, PhytophthoraModell Weihenstephan). Auch muss beachtet werden, dass Fungizidresistenzen gegenüber einigen Wirkstoffen (z. B. Metalxyl–M und Famoxadone) häufig auftreten.

Um den Übertritt des Erregers vom befallenen Kartoffelkraut in die Knollen zu verhindern, wird das Kraut etwa drei Wochen vor der Ernte mit Ätzherbiziden oder durch Abschlegeln abgetötet.

Neben den chemischen Bekämpfungsstrategien kann der Ertragsverlust auch durch die Wahl resistenter Sorten und das Vorkeimen der Pflanzkartoffeln reduziert werden. Bei der Sortenwahl ist zu beachten, dass bei Kartoffeln die Blattresistenz sich von der Knollenresistenz unterscheidet.

Kraut- und Braunfäule bei Tomaten

Phytophthora an Tomate

Effektiver als der Einsatz von Fungiziden lässt sich der Erreger durch das Überdachen der Pflanzen und das Vermeiden von nassen Blättern beim Gießen verhindern. Grund hierfür ist, dass der Erreger zur Keimung flüssiges Wasser braucht. Wie auch bei Kartoffeln gibt es bei Tomaten Sorten mit geringerer Anfälligkeit, diese sind jedoch häufig kleinfrüchtiger. Auch sollte eine räumliche Nähe von Tomaten zu Kartoffeln vermieden werden, da der Erreger zumeist aus den Kartoffeln in die Tomaten überwechselt.

Geschichte

Der Erreger wurde um das Jahr 1840 aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Mitte der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts vernichtete eine Phytophthora-Epidemie fast die gesamte Kartoffelernte in Irland. Durch die extreme Abhängigkeit der Bevölkerung von der Nutzpflanze Kartoffel waren die Auswirkungen verheerend. Es kam zur Großen Hungersnot in Irland, die eine Auswanderungswelle in die Vereinigten Staaten auslöste. Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde aus dem Genzentrum von Phytophthora infestans in Mexiko eine „neue“ Population nach Europa eingeschleppt. Die „neue“ Population unterscheidet sich von der vorherigen durch die Fähigkeit der sexuellen Vermehrung und eine höhere Aggressivität.

Literatur


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