- Kartätsche (Munition)
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In der Waffentechnik bezeichnet man als Kartätsche eine Schrotladung der Artillerie.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Ohne Behälter von der Artillerie verschossenes Schrot aus gehacktem Blei, Eisen oder Nägeln bezeichnete man nicht als Kartätsche, sondern als Hagel. Dieser war mindestens seit dem frühen 15. Jahrhundert bekannt, aber nur auf sehr kurze Distanz wirksam (zum Beispiel im Enterkampf auf Schiffen).
Die Kartätsche wurde spätestens um 1449 erfunden und bestand aus einem Papier- oder Stoffbehälter, der mit kleinen Stein- oder Metallkugeln gefüllt wurde.
Ladungen mit vielen kleinen Kugeln wurden als Beutelkartätsche, mit wenigen großen Kugeln als Traubenkartätsche bezeichnet. Der Behälter besaß einen Treibspiegel aus Holz.
Ende des 16. Jahrhunderts kamen Beutelkartätschen auf, bei denen die Kugeln in verschnürten Zwilchbeuteln steckten. Die Beutelkartätschen erhielten Halt durch eine im Spiegel steckende Spille. Bei den Trauben- oder Tannzapfenkartätschen wurden auf den Spiegel größere und kleinere Kugeln mit Pech angeklebt, mit Leinwand bezogen und verschnürt.
Seit dem 17. Jahrhundert bestand der Behälter in der Feldartillerie aus Eisen- oder Zinkblech (Büchsenkartätsche); die Kugeln wurden in eine Masse aus Gips, Wachs oder Schwefel eingebettet. In der Festungsartillerie wurden noch weitere zwei Jahrhunderte lang Beutelkartätschen eingesetzt.
Im späten 19. Jahrhundert kam das in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges oft eingesetzte Schrapnell, beziehungsweise die Granatkartätsche auf. Bei diesen Geschossen werden die Kugeln erst im Zielbereich durch eine Treibladung nach vorne Richtung Ziel ausgestoßen. Sie waren vor allem gegen ungeschützte Flächenziele wirksam.
Auch im Zweiten Weltkrieg waren für einige Geschütze mittlerer Kaliber Kartätschen zur Nahverteidigung der Geschützstellung verfügbar.
Die Bedeutung der Kartätsche ging bereits im 19. Jahrhundert mit der flächendeckenden Einführung gezogener Läufe bei Infanteriegewehren und der dadurch steigenden Kampfentfernung zurück. Durch die Entwicklung von Schrapnell und Maschinengewehr wurden Kartätschen fast vollständig verdrängt. Eine moderne Waffe nach diesem Prinzip ist die US-amerikanische 120-mm-Patrone M1028 zur Bekämpfung von nahen Zielen in Städten. Diese verschießt etwa 1150 Wolframkugeln direkt aus der Mündung der Glattrohrkanone.[1]
Einsatz
Kartätschen werden von der Artillerie gegen ungedeckte Menschen, sogenannte Weichziele eingesetzt. Dies konnten angreifende Truppenverbände oder sonstige Bevölkerungsansammlungen sein. In Festungen konnten damit Gräben wirksam bestrichen werden.
Besonders verheerende Wirkung wurde durch einen Ricochetschuss erzielt: Die Kartätsche wurde in flachem Winkel vor den angreifenden Truppen gegen den Boden geschossen. Die aus dem aufplatzenden Behälter in alle Richtungen abprallenden Kugeln sorgten für mehr Verwundete und Tote als ein direkt treffendes Einzelgeschoss.
Die wirksame Reichweite beträgt 300 bis 600 Meter. Auf kürzerer Entfernung ist die Streuung zu gering, auf zu großer Entfernung lassen Durchschlagskraft und Feuerdichte nach.
Bekannte Einsätze sind zum Beispiel:
- Schlacht bei Waterloo
- Schlacht von Gettysburg (Amerikanischer Bürgerkrieg)
- Kartätschenprinz: abwertender Beiname von Kronprinz Wilhelm von Preußen, später Wilhelm I., der ihm aufgrund seiner Forderung nach entschiedener militärischer Gewalt zur Niederschlagung der Revolution von 1848 von Max Dortu beigelegt wurde
Quellen
- Militair-conversations-lexikon, 1834 [1]
- Codex Latinus Monacensis 28800: De rebus militaribus by Mariano di Jacopo (Taccola), 1449,
- Das Feuerwerkbuch von 1420 [2]
Einzelnachweis
- ↑ http://www.globalsecurity.org/military/systems/munitions/m1028.htm Beschreibung und Bilder
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