- Kassandraruf
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Der Begriff Kassandra-Syndrom (auch Kassandrarufe genannt) definiert schlechte bzw. unvorteilhafte Vorhersagen über die fremde oder eigene Zukunft, das Schicksal betreffend, welche situationsbedingt nicht abgewendet werden können, später (meist schmerzlich) eintreffen und als wahr angenommen werden müssen.
Bsp: Jemand sitzt im Gefängnis und weiß, dass einer bestimmten Person außerhalb des Gefängnisses ein Unglück widerfährt. Da er gefangen ist, kann er dieser Person nicht helfen. Und weil er als Gefängnisinsasse gilt, glaubt ihm niemand.
Die Person, welche die Vorhersage trifft, kann mit sich selbst in seelischen Konflikt geraten, weil sie einerseits die Möglichkeit verneint andererseits das Ergebnis eines wirklichen Eintreffens fürchtet. Sie kann auch in diesen Konflikt geraten, wenn sie nicht fähig ist, das Problem mit anderen als den eigenen Kräften zu lösen.
Ursprünglich geht der Terminus auf die griechische Seherin Kassandra zurück, Tochter des trojanischen Königs Priamos. Der Sage nach wurde Kassandra von Apollo die Hellsehergabe gegeben, jedoch verwandelte sich die Gabe in einen Fluch, als sie den Gott zurückwies. Sie war auf ewig verdammt, vorauszusehen und die Ereignisse nicht beeinflussen zu können, da ihr auch niemand Glauben schenken würde. Kassandra sagte Unheil für den Raub Helenas von Paris voraus, und sie rannte durch die Straßen, als sie vor dem trojanischen Pferd zu warnen suchte, jedoch wurde die Stadt überrannt und die Seherin verschleppt, wonach sie schließlich als Sklavin den Tod fand, da sie das schreckliche Schicksal ihres Herren Agamemnon gesehen hatte.
Das Kassandra-Syndrom wird in der heutigen Psychologie oft in Zusammenhang mit dem Asperger-Syndrom genannt. Das Asperger-Syndrom stellt eine leichte Form des Autismus dar und zeigt sich in einer Reihe von Symptomen, in denen auch die Umrisse des Kassandra-Stoffes zu erkennen sind. Die Betroffenen leben nach einem selbst erstellten Schema (die "Vorhersagen"), reagieren unangemessen auf Verständnislosigkeit der Außenwelt und entwickeln neben sprachlichen und verhaltenstechnischen Besonderheiten nicht selten auch Inselbegabungen und hohe Intelligenz. Tony Attwood, ein auf das AS spezialisierter Psychologe, hat den Kassandra-Begriff (als "cassandra phenomenon") in die Studien des AS eingeführt und Aspekte der Krankheit damit in Zusammenhang gebracht.
Fiktive Beispiele in der Moderne
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