Kastanienallee (Berlin)

Kastanienallee (Berlin)
Kastanienallee
Kastanienallee, 1957
Schwedter Straße Ecke Kastanienallee, 1958
Blick auf die Kastanienallee am U-Bahnhof Eberswalder Straße.

Die Kastanienallee ist eine Allee, die im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg an der Eberswalder Straße/ Ecke Schönhauser Allee beginnt und bis zur Fehrbelliner Straße im Ortsteil Mitte führt. Sie verbindet den Weinbergsweg im Süden mit der Pappelallee im Norden.

Die kreuzende Schwedter Straße teilt die Kastanienallee in einen längeren (nördlichen) Teil, der zum Ortsteil Prenzlauer Berg gehört, und einen kleineren zum Ortsteil Mitte gehörenden Abschnitt.

Neben der hier behandelten Straße tragen noch sechs weitere Berliner Straßen den Namen Kastanienallee.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Besetztes Haus, 1990

Die Kastanienallee wurde 1826 vom Grundbesitzer Wilhelm Griebenow als Verlängerung des Weinbergsweges angelegt und erhielt ihren Namen nach ihrer Erstbepflanzung, den Rosskastanien, die hier damals als Alleebäume gepflanzt wurden.

Zu DDR-Zeiten sollte die ganze Gegend zuerst entmietet und dann abgerissen werden, um ein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm durchzuführen. Dafür fehlten letztlich Geld oder Baustoffe. In die teilweise leerstehenden Häuser zogen illegal, aber geduldet, junge Leute ein, die sich dort auch mit alten Ofenheizungen wohlfühlten und sich im weitesten Sinne als Künstler oder Lebenskünstler verstanden. So entstand in den 1980er Jahren der Hirschhof.

Nach der Wende wurden die Häuser größtenteils saniert und modernisiert sowie Kriegslücken geschlossen. Die noch vorhandenen Bäume waren durch undichte Gasleitungen geschädigt und wurden entfernt. Ende der 1990er Jahre wurden auf kompletter Länge neue Kastanien gepflanzt. Die Kastanienallee und ihre Umgebung wurden ein beliebtes Vergnügungsviertel mit vielen Kneipen und Galerien, das nach wie vor einen Ruf als dieSzenemeile“ von Prenzlauer Berg genießt, nicht zuletzt in zahlreichen Berliner Reiseführern. Durch die Gentrifizierung des Gebietes und die zunehmende Geschäftstätigkeit fand eine Verteuerung der Mieten statt, sodass viele der früheren Hausbewohner abwanderten. Nach wie vor wird die Straße jedoch von einem überwiegend jungen Publikum bewohnt und für ihre hohe Wohnqualität geschätzt.

Geplanter Ausbau

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung plant eine Veränderung der Kastanienallee zwischen 2011 und 2012. Der Verkehr soll während der gesamten Bauzeit in beiden Richtungen aufrechterhalten bleiben. Die Anzahl der Pkw-Stellplätze soll hierbei deutlich eingeschränkt werden, wobei sich die geplanten Gesamtbaukosten auf rund 1,5 Mio. Euro belaufen werden.[1][2] Der Umbau ist bei den Anwohnern umstritten. Eine Bürgerinitiative will den Umbau mit einem Bürgerbegehren stoppen.[3]

Sonstiges

Am nördlichen Ende der Kastanienallee auf dem Fußgängerweg an der Schönhauser Allee erinnert ein 1999 eingelassenes Mosaik des Berliner Künstlers Manfred Butzmann an die Brüder Skladanowsky. Die Pioniere der Kinematografie hatten im dortigen Eckhaus der Kastanienallee auf dem Dachboden ihr Atelier und Max Skladanowsky filmte bereits 1896 vom Dach des Hauses die Straßenkreuzung. Vier Jahre zuvor, am 20. August 1892, hatte Skladanowsky seinen Bruder Emil bei gymnastischen Übungen im dortigen Atelier des Fotografen Fenz aufgenommen; es sind die ersten deutschen Filmaufnahmen. Seit 1995 befindet sich an der Kastanienallee das kleine Programmkino Lichtblick Kino,[4] das 2004 und 2007 mit dem Kinoprogrammpreis ausgezeichnet wurde.

Schräg gegenüber liegt der Berliner Prater, ein traditionsreicher Biergarten. In der Nähe befindet sich ein Eingang zum Hirschhof, einem der Zentren der alternativen DDR-Kultur, der sich im Straßenblock zwischen Kastanienallee, Oderberger Straße und Eberswalder Straße befindet. Auf der anderen Straßenseite steht an der Oderberger Straße das ehemalige Stadtbad Oderberger Straße. Im Südosten öffnet sich die Kastanienallee zum Zionskirchplatz mit der Zionskirche. Hier befand sich eines der Zentren der kirchlichen Bürgerrechtsbewegung bis 1989. Im Haus Nummer 86 befindet sich das Tuntenhaus, ein von schwulen Männern bewohntes und ehemals besetztes Haus.

Im Berliner Volksmund wird die Kastanienallee wegen ihrer teils exklusiven Designerboutiquen samt entsprechendem Publikum mitunter scherzhaft auch „Castingallee“ genannt.[5] Der Kabarettist Rainald Grebe dichtete dazu ein gleichnamiges Lied.[6]

Weblinks

 Commons: Kastanienallee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Umbau der Kastanienallee dauert bis 2012. In: Berliner Morgenpost vom 23. November 2010
  2. Bauarbeiten in der Kastanienallee beginnen. In: Welt Online. 11. April 2011, abgerufen am 11. April 2011.
  3. Initiative sammelt Unterschriften gegen Kastanienallee-Umbau. In: Berliner Morgenpost. 30. März 2011, abgerufen am 11. April 2011.
  4. Homepage des Lichtblick Kino
  5. Henning Sußebach: Bionade-Biedermeier, Teil 2 In: zeit.de
  6. Liedtexte von Rainald Grebe


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