Eberswalder Straße

Eberswalder Straße
Eberswalder Straße (2011)

Die Eberswalder Straße ist eine Straße im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow). Sie ist vor allem durch den gleichnamigen U-Bahnhof und den unmittelbar angrenzenden Mauerpark bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die zirka einen halben Kilometer lange Straße beginnt an der Kreuzung der Oderberger, Schwedter und Bernauer Straße, am südlichen Zugang des Mauerparks und damit unmittelbar an der Grenze zu den Ortsteilen Mitte und Wedding. Etwa in der Mitte knickt die bis dahin nordöstlich verlaufende Straße in südöstlicher Richtung ab und führt zur Straßenkreuzung mit Schönhauser Allee, Kastanienallee, Danziger Straße und Pappelallee. Am Knick teilt sich die Eberswalder Straße und führt wenige Meter nördlich zum südlichen Eingang des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks; kurz davor mündet in sie die Einbahnstraße Topsstraße. Dieser kurze nördliche Abschnitt wurde durch den Bau des Sportparks in die Eberswalder Straße (Nr. 36-39) eingegliedert.

In städtebaulichen Gutachten ist sie die nördliche Begrenzung des Gebiets Teutoburger Platz.

Geschichte

11. November 1989 Grenzübergang Eberswalder Straße

Am 12. April 1889 [1] gab der Magistrat hiesiger königlichen Haupt- und Residenzstadt bekannt, dass Wilhelm II. die Straße nach der nordöstlich von Berlin gelegenen Stadt Eberswalde, heute Kreisstadt des Landkreises Barnim, benannt hat, so wie auch andere Straßen der näheren Umgebung die Namen von Ortschaften des Barnim tragen (Bernau, Chorin etc.). Der vorher namenlose Feldweg trug die Nummer 53, Abteilung XI des Bebauungsplanes von 1862.

Im Norden der Straße befand sich seit 1825 einer der drei großen Exerzierplätze des nördlichen Berlin. In diesem Jahr hatte der Gutsbesitzer Wilhelm Griebenow das Ackergelände für 9518 Taler an den Militärfiskus verkauft. 1912 erwarb die Stadt das Gelände, das danach zu einer Sportstätte umgewidmet wurde.

Auf dem eingegliederten nördlichen Abschnitt am Knick verlief vorher die Sonnenburger Straße, die aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung von 1912 um den Abschnitt von der Gaudy- bis zur Eberswalder Straße verlängert wurde. Dieser Teilabschnitt auf dem Exerzierplatz trug ursprünglich die Nummer 9, später 16b der Abteilung XI des Bebauungsplans. Von 1920 bis 1935 hieß der Abschnitt Rudolf-Mosse-Straße, danach erneut Sonnenburger Straße. In den 1950er Jahren wurde die verlängerte Sonnenburger Straße durch den Bau des Sportparks wieder eingezogen.

Mit Beginn des Mauerbaus 1961 lag die Eberswalder Straße im Grenzgebiet zu West-Berlin, die Berliner Mauer verlief unmittelbar am Ende der Eberswalder Straße quer über die Kreuzung am Übergang in die Bernauer Straße. Oderberger, Schwedter und Eberswalder Straße waren von nun an Sackgassen und nur für Anwohner über den Bürgersteig miteinander verbunden. Blumenschalensperren zur Durchfahrtsicherung, die im Laufe der Jahre angelegt worden waren, befinden sich heute noch in der Oderberger Straße und auf dem Parkplatz an der Wendeschleife der Straßenbahn in der Eberswalder Straße. Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 wurden bereits in der Nacht vom 10. zum 11. November die ersten Abrissarbeiten an der Kreuzung Oderberger/Schwedter/Bernauer Straße vollzogen. Noch am gleichen Morgen wurde der Grenzübergang Eberswalder Straße für Fußgänger eröffnet.

Gedenktafel

Des deutschen Widerstandskämpfers Kurt Lehmann (1906–1944) aus der Gruppe um Robert Uhrig wurde an dessen Wohnhaus in der Eberswalder Straße 29 mit einer aus dem Jahr 1975 stammenden Gedenktafel gedacht. Diese wurde von Unbekannten entfernt. Der gemeinnützige Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin brachte jedoch 1993 eine inzwischen ebenfalls verschwundene Ersatztafel mit der Inschrift

Hier, an seinem Wohnhaus, war eine Gedenktafel für / Kurt Lehmann / 10.11.1906–21.8.1944 / Er war seit 1931 Mitglied der KPD, 1934–1936 / im Zuchthaus Luckau in Haft. Nach seiner Freilassung / beteiligte er sich am Aufbau der illegalen Partei- / Organisation. 1942 erneut verhaftet, wurde / Kurt Lehmann nach zwei Jahren Haft hingerichtet.

an.[2]

Verkehr

Eberswalder Straße; Blick zur Schönhauser Allee (2011)

Am 30. November 1908 wurde entlang der Eberswalder Straße eine Straßenbahnlinie eingeweiht, die durch den Mauerbau am 13. August 1961 unterbrochen wurde und eine Wendeschleife für die Bahn in der Eberswalder Straße notwendig machte (1975–1976 Erweiterung der Endhaltestelle und Gleisschleife). Der West-Berliner Teil der Straßenbahnlinie entlang der Bernauer Straße wurde wenige Jahre nach dem Mauerbau eingestellt.

Am 27. Juli 1913 öffnete unter dem Namen Danziger Straße der heutige U-Bahnhof Eberswalder Straße am östlichen Ende ebendieser. Zu DDR-Zeiten wurden die Danziger Straße und der U-Bahnhof in Dimitroffstraße umbenannt. Nach dem Fall der Mauer entbrannte eine Diskussion über die Rückbenennung. Die BVG benannte den U-Bahnhof daraufhin Anfang der 1990er Jahre in Eberswalder Straße um; die Danziger Straße erhielt erst 1995 ihren ursprünglichen Namen zurück.

2006 wurde im Rahmen der Planungen für den Innenstadtring die Bernauer Straße grundlegend erneuert und das Kopfsteinpflaster gegen eine Asphaltdecke ausgetauscht, Fahrradwege angelegt und die Straßenbahnlinie (M10) in der Straßenmitte von der Eberswalder Straße wieder entlang der Bernauer Straße bis zum Nordbahnhof verlängert und ersetzt auf dieser Strecke die Buslinie 245 Richtung Zoologischer Garten. Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Gleisanlagen in der Eberswalder Straße erneuert. Von 2008 bis 2010 wurde in der Eberswalder Straße in drei Bauabschnitten auch die Fahrspur neben den Gleisen erneuert. Zusätzlich wurden die Bürgersteige ausgebaut und auf diesen beidseitig Fahrradwege und Parktaschen angelegt. Dabei wurden zum Teil die vorhandenen alten und neue Charlottenburger Platten, zum Teil moderne Granitplatten sowie Pflastersteine im typischen Verlegeraster des Bernburger Mosaikpflasters neu gestaltet. Des Weiteren wurden die Straßenbeleuchtungsanlagen und zahlreiche Versorgungsanlagen erneuert und als Weiterführung der Baumreihen in der Bernauer Straße hauptsächlich Platanen gepflanzt.

Seit dem 1. Oktober 2010 gehört die Eberswalder Straße zur Parkraumbewirtschaftung der Zone 41 und 43.

Bebauung

Ehemaliges Lehrerwohnhaus in der Eberswalder Straße (2011)

Die erste Bebauung in der Straße fand vor 1856 mit dem denkmalgeschützten Eckhaus in der Schönhauser Allee 145/Eberswalder Straße 24 statt, in dem sich heute eine Filiale der Berliner Sparkasse befindet.

Als Putzbau, in den Formen des Berliner Spätklassizismus, errichtete der Baumeister Friedrich August Wilhelm Strauch, von 1876 bis 1877, in der heutigen Eberswalder Straße 17-18 das St. Elisabeth-Stift als kirchliches Siechenhaus für Frauen. Bereits 1882 bis 1883 sowie 1892 bis 1893 erhielt das heutige Altersheim mehrere Erweiterungen durch Seitenflügel. 1877 ebenfalls eröffnet, wurde auf dem heutigen Gelände des Mauerparks ein Bahnhof (Güterbahnhof der Nordbahn bzw. Nordbahnhof, 1950 in Eberswalder Güterbahnhof umbenannt), der trotz des Mauerbaus bis Anfang der 1980er Jahre in West-Berlin in Betrieb war.

1881 begann unter dem Architekten Hermann Blankenstein die Planung zum Bau einer Gemeindeschule, die als 117. und 178. Doppel-Gemeindeschule zwischen 1886 und 1888 gebaut und im April 1889 in der Eberswalder Straße 10 eröffnet wurde.[3] Durch eine Neuaufteilung der Standesämter befand sich dort ab dem 1. September 1889[1] auch das Standesamt Nr. XB (10B), zuvor in der Schönhauser Allee 29, in dem Lehrerwohngebäude. Die Unterteilung des Standesamt X in XA und XB fand bereits 1884 statt.[4] Zur Straße hin kleidet das denkmalgeschützte Lehrerwohnhaus auch heute noch ein roter Klinkerverblendbau mit grün und gelb glasierten Ziegeln. Die Turnhalle ist ähnlich gestaltet.

An dieses Wohnhaus grenzt, in der Nummer 11, ein 1955 errichteter Kindergarten sowie dahinter eine 1970 gebaute Krippe, deren Garten sich auf dem Gelände der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gemeindeschule befindet. Heute bilden beide Häuser gemeinsam eine Kindertagesstätte mit dem Namen Kindergarten am Hirschhof unter dem Träger Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg e.V.

13. Oktober 1958: Briefträger vor dem Postamt N 58 in der Eberswalder Straße

Das ehemalige Postamt N 58 in der Eberswalder Straße 6-9 wurde zwischen 1913 und 1915 als neubarocker Putzbau gebaut. In dem siebenachsigen Mittelbau des viergeschossigen Gebäudes mit ornamentiertem Sandsteinportal und Mansarddach mit Turm befand sich ab dem 10. August 1919 zusätzlich das Berliner Fernsprechamt „Humboldt“, das für alle nördlichen Anschlüsse zuständig war. Zusätzlich wurde am 8. Januar 1928 eine Fernvermittlungsstelle „Vineta“ eröffnet, welche dem Fernsprechamt Nord (Berlin N 24) in der Artilleriestraße 19 unterstellt war. Heute befindet sich in dem Gebäude die Polizeidirektion 1 Abschnitt 15; die Post betreibt nur noch auf dem Hinterhof eine Briefsammelstelle für die Postzusteller. Zusätzlich befand sich im ehemaligen Lehrerwohnhaus der Verkehrsunfalldienst der Polizei.

Die ersten Mietshäuser waren bereits 1889 unmittelbar nach der Benennung der Straße im Bau. 1915 war die Straße vollständig bebaut.

Im September 1921[5] wurden in der Eberswalder Straße 37-52, auf dem damaligen Gelände des Exerzierplatzes, drei Baracken für ein Ambulatorium mit Freiluftschule für durchschnittlich 300 tuberkulosekranke Kinder unter dem Stadtmedizinalrat Rabnow eingerichtet. Diese hatten unter der Leitung von Dr. August Bier an drei Tagen in der Woche Schule. Alle selbstständigen Kinder bis zum 15. Lebensjahr hielten sich tagsüber nackt draußen auf, da man bei der chirurgischen Tuberkulose gute Erfahrungen mit der Freiluft-Sonnen-Behandlung in den Heilanstalten Hohenlychen gemacht hatte. Im April 1924 übertrug der Magistrat die Aufgaben an das Desinfektionswesen. Heute befinden sich an dieser Stelle der Straßenbahnwendepunkt und ein Parkplatz.

1937 wurde der ehemalige Exerzierplatz entlang der Eberswalder Straße erneut verkleinert. Es entstanden 215 neue Wohnungen in der neu angelegten Ludwigstraße (benannt nach dem 1932 erschossenen Nationalsozialisten Otto Ludwig; seit 1952 Topsstraße) bis zur Eberswalder Straße.

Am 22. Oktober 1945 beschloss das Bezirksamt den Bau eines Stadions auf dem ehemaligen Exerzierplatz entlang der Eberswalder Straße. Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (inoffiziell zunächst „Exer“ nach dem früheren Exerzierplatz, später nach dem Eingang in der Cantianstraße „Cantian-Stadion“ genannt) wurde am 1. Oktober 1952 anlässlich des 100. Todestages von Jahn eröffnet. Das Stadion war unter anderem Heimspielstätte des FC Vorwärts Berlin und anschließend seit Anfang der 1970er Jahre des BFC Dynamo.

Literatur

  • Heinrich Trost et al.: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Hauptstadt Berlin Band I. Henschelverlag, Berlin/DDR 1984
  • Kurt Wolterstädt, Hermann Zech: Straßen in den Berliner Stadtbezirken Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kulturbund der DDR, Berlin/DDR 1989
  • Malwine Hoerisch, Dieter Schönberg: Prenzlauer Berg: Kunstspaziergänge, 3. Auflage Nicolai, Berlin 2004

Einzelnachweise

  1. a b Landesarchiv Berlin, A Rep. 000-02-01, Nr. 537
  2. Stefanie Endlich, Nora Goldenbogen, Beatrix Herlemann, Monika Kahl, Regina Scheer: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Dokumentation, Band II, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999
  3. Landesarchiv Berlin, A Rep. 000-02-01, Nr. 2918
  4. Landesarchiv Berlin, A Rep. 001-02, Nr. 2839
  5. Artikel: „Die chirurgische Tuberkulosebehandlung“. In: Vossische Zeitung, Nr. 416 Sonntagsausgabe des 4. September 1921

Weblinks

 Commons: Eberswalder Straße (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
52.54128713.408241

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