- Kell (Brohltal)
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Basisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Kreis: Mayen-Koblenz Stadt: Andernach Höhe: 270 m ü. NN Einwohner: ca. 1000 Postleitzahl: 56626 Vorwahl: 02632 Kfz-Kennzeichen: MYK Politik Ortsvorsteher: Reinhard Hauter (CDU) Kell ist ein Stadtteil von Andernach, einer Großen kreisangehörigen Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz. Es liegt ca. 10 km von der Kernstadt entfernt in westsüdwestlicher Richtung im Brohltal.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Kell liegt auf einer Hochfläche zwischen dem Brohltal und dem Richtung Eich führenden Pöntertal im Westen der Stadt Andernach.
Geschichte
Erste Besiedlungsnachweise datieren ins 5. - 3. Jahrhundert v. Chr. Während der Römerzeit begann der Abbau von Tuffstein im Brohltal. Die in der Region entspringenden Quellen (St. Antonius(stein)quelle oder Tönissteinquelle, als Tillerborn im Volksmund bekannt, und Helpert) waren bereits während der römischen Besiedlungsepoche als Quellen mit heilender Wirkung erkannt und besonders geschätzt. Die Tönissteiner Quellen gelten als die ältesten Römerquellen Deutschlands (mehr als 2050 Jahre alt, bewiesen durch Münzfunde aus Cäsars und Konstantins I. Zeiten 48 v. Chr. bis 408 n. Chr. in der 1862 wiederentdeckten römischen Quellfassung). Eine Besiedlung zur Frankenzeit während des Frühmittelalters wird durch ein 1993 südlich von Kell entdecktes fränkisches Gräberfeld bezeugt. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde Kell unter dem Namen „Chella“ erstmals urkundlich erwähnt. 1330 erfolgte der Bau einer Kirche, eine zweite erfolgte 1744-45. Im Jahre 1389 fanden nach einer Überlieferung ein Hirte aus Kell im heutigen Tönissteiner Tal eine Pietà (Gnadenbild) mit dem Hl. Antonius in einem brennenden Dornbusch, nach anderer Beschreibung leuchtete ein seltsames Licht in besagtem Busch, dem sich dann der mutige Hirte näherte. Nachdem das Bild dreimal in die Keller Kirche gebracht und daraus wieder zum Fundort hin "verschwand", wurde eine der Gottesmutter, dem Heiligen Antonius und dem Heiligen Wendelin geweihte Kapelle an diesem heiligen Ort errichtet und am 17. Januar 1390, am Feste des hl. Antonius, eingeweiht. Das Bild gab Tal und später Kloster seinen Namen St. Antoniusstein, das mundartlich zu Tönisstein (von Tönnes=Anton(ius)) verschliffen wurde. Einsetzende Wallfahrten führten wegen des riesigen Andrangs zur Gründung des Karmeliterklosters St. Antoniusstein („zu sente Antoniussteyn") im Jahre 1465 (1495 vollendet), das durch reiche Zuwendungen durch den Adel, darunter eine Schenkung des Adeligen Rollmann von Geisbüsch seiner in der Keller Gemarkung liegenden "Güter, Renten und Pächten dem Kirchlein unserer schmerzhaften Mutter zu Tönisstein" im Jahre 1463 erst ermöglicht wurde. Die Urkunde dieser Schenkung befindet sich heute im Landeshauptarchiv Koblenz. Der Propst von St. Georg zu Köln und päpstlicher Kommissar, Johann Becke, genehmigte am 29. April 1465 die Errichtung eines Klosters, die von Johann II. als Diözesanoberer am 20. Juni 1465 unter Wahrung der Rechte der Keller Pfarrkirche bestätigt wurde, so dass am 31. Juli 1465 die Klostergründung durch Johannes, Magister generalis des Karmeliterordens, vollzogen wurde. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts stand das Kloster in hoher Blüte. Die Karmeliter verwandten das Wasser ebenfalls zu Heilzwecken, die Quelle Helpert im Pöntertal wurden 1501 erstmals als „Heylborn“ (Heilbrunnen) in den Andernacher Annalen urkundlich erwähnt und 1565 von Dr. Johann Winter aus Andernach empfohlen. Seit 1620 hieß auch der entstehende Kurort wie das Kloster "Tönisstein". 1670 stand Kell unter der Herrschaft der Grafen von Bassenheim. Zur Zeit der Französischen Revolution hatte Kell knapp 80 Häuser und um 350 Einwohner. Neben Ackerland, Wald und Wiesen besaß der Ort ca. 4 ha Weinberge. Aufgrund der napoléonischen Säkularisierung wurde das Kloster am 5. Februar 1802 aufgelöst und verfiel in späterer Zeit zur Ruine, Gnadenbild und Teile des Klostermobiliars kamen in die Keller Pfarrkirche. Während der Blütezeit des Klosters im 17. und 18. Jahrhundert wurde Tönisstein von den Kölner Kurfürsten zu ihrem bevorzugten Bade- und Kurort ausersehen. Erster war Ernst von Bayern (1554-1612), seit 1583 Kurfürst zu Köln, der den Ort auserkor. Ein Schloss wurde 1666 von Kurfürst Maximilian Heinrich von Bayern (1650—1688) errichtet und die Badeanlagen erweitert, Erzbischof Clemens August I. ließ 1759 eine Rundkapelle mit Laterne, acht Bogenfenstern und Dachgauben, dazu ein Seitentrakt mit Walmdach in einem seltenen Rokokostil (Architekt: Henri Roth) und ein siebenseitiges Brunnenhaus im Stile eines Pavillons errichten. Der später Bad Tönisstein genannte Ort ist seit langer Zeit durch seine Fachklinik bekannt, und das abgefüllte Mineralwasser fand als „Tönissteiner Sprudel“ den Weg in den Handel. Von Beginn der preußischen Herrschaft bis 1970 war Kell Teil der Gemeinde Burgbrohl. Im Rahmen der Kommunalreform ging das Brohltal und die neugebildete Verbandsgemeinde Brohltal an den Kreis Ahrweiler, Kell kam nach fast einstimmigem Votum als Stadtteil zu Andernach.
Wappen
Kell hat ein eigenes Wappen:
Blasonierung: „Gespalten, vorne in Silber ein durchgehendes schwarzes Balkenkreuz, hinten von Rot und Gold gespalten, oben eine durchgehende Rautengitterung, unten drei grüne Kleeblätter, 2:1 gestellt.“
Sehenswürdigkeiten
Im Ortskern steht eine wunderschöne katholische Wallfahrts- und Pfarrkirche zu besichtigen, in der sich die Pietà aus dem ehemaligen Kloster St. Antoniusstein befindet. Die St. Lubentius-Kirche ist Ziel vieler Wallfahrten wie einst das Kloster. Der neugotische Neubau der Kirche erfolgte in den Jahren 1902/05 in Form einer Quererweiterung unter Beibehaltung des Turmes und des alten Chores der früheren Kirche von 1745. Der Turm wurde erhöht, mit rundbogigen Schallöffnungen ausgestattet und mit dem achtseitigen barocken Helm versehen. Das sogenannte Jägerheim ist der kleinste Bahnhof Deutschlands an der Brohltalstrecke Brohl-Engeln, die in den Sommermonaten regelmäßig vom Vulkanexpress der Brohltalbahn, einer Museumsschmalspurbahn, angefahren wird. Weiterhin ist die Wolfsschlucht im Tönistal und die Ruine des Karmeliterklosters Tönisstein (volksmundlich für Antoniusstein) in Wandererkreisen beliebte Ausflugsziele.
Feuerwehr
Der Löschzug Kell (LZ Kell) wurde als Freiwillige Feuerwehr Kell gegründet. 1969 wurde er im Zuge der Eingemeindung Kells nach Andernach als Löschzug Kell in die Städtische Freiwillige Feuerwehr Andernach integriert.
Literatur
- Wilhelm Ahrens: Geologisches Wanderbuch durch das Vulkangebiet des Laacher Sees in der Eifel. Stuttgart 1930.
- Josef Frechen, Michael Hopmann und Georg Knetsch: Die vulkanische Eifel. Stollfuß Verlag, Bonn 1959.
Weblinks
- http://www.kell.info/ Internetpräsenz von Kell im Brohltal
- http://www.sv-kell.de/heimat/index.htm Internetseite des SV Kell mit Geschichtsangaben
- Kurzporträt von Bad Tönisstein bei SWR Fernsehen
50.44877.3084222222222Koordinaten: 50° 26′ 55,3″ N, 7° 18′ 30,3″ O
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