Ki-84

Ki-84
Nakajima Ki-84 Hayate

Die Nakajima Ki-84 Hayate (jap. 四式戦闘機「疾風」, Yon-shiki sentōki „Hayate“, dt. Jagdflugzeug Typ 4 "Sturmwind‘“), alliierter Codename: Frank, war im letzten Jahr des Pazifikkrieges das leistungsfähigste Jagdflugzeug der Kaiserlichen Japanischen Heeresluftwaffe. Wie die von Nakajima hergestellten Vorgängermodelle war auch die Ki-84 ein freitragender Ganzmetall-Tiefdecker mit Einziehfahrwerk und luftgekühltem Sternmotor.

Die Ki-84 erreichte ähnliche Flugleistungen wie ihre Gegner, z. B. die Chance Vought F4U oder auch die North American P-51. Während die Höchstgeschwindigkeit nicht ganz das Niveau der amerikanischen Jäger erreichte, war die Ki-84 durch ihr geringes Gewicht deutlich wendiger und konnte auch besser steigen. Das Leistungspotential des Typs konnte allerdings mangels hochoktanigem Flugbenzin nicht voll ausgeschöpft werden. Gegen Ende des Krieges stand der Heeresluftwaffe nur niederoktaniges Flugbenzin zur Verfügung, das den verwendbaren Ladedruck und damit die Motorleistung begrenzte.

Japan benötigte dieses Flugzeug in den letzten Monaten des Krieges so dringend, dass geplant wurde, in unterirdischen Fabrikanlagen monatlich 200 Stück dieses Typs herzustellen.

Inhaltsverzeichnis

Die Entstehungsgeschichte

Die Planung der Ki-84 begann schon kurz nach der Entfesselung des Pazifikkrieges. Sie sollte die Antwort auf die in den USA entwickelten Jäger sein und als Nachfolger für die Nakajima Ki-43 dienen.

Die japanische Heeresluftwaffe verlangte, dass die Ki-84 die Wendigkeit der Ki-43 und die Geschwindigkeit und Steigfähigkeit der Ki-44 haben sollte. Gleichzeitig sollte das Flugzeug mit einer Panzerung und selbstdichtenden Treibstofftanks ausgerüstet werden.

Als Motor sollte ein luftgekühlter 18-Zylinder-Doppelsternmotor Nakajima Ha-45 mit 1926 PS zum Einsatz kommen. Zwei 12,7-mm-Typ-1-MGs (Ho-103) und zwei 20-mm-Ho-5-Kanonen bildeten die Bewaffnung der geplanten Ki-84.

Größe und Auslegung der Ki-84 entsprachen etwa denen der ebenfalls von Nakajima hergestellten, sehr erfolgreichen Ki-43, die verbesserte Leistungsfähigkeit wurde im wesentlichen durch den erheblich stärkeren Motor erzielt. Die Ki-44, die wesentlich kleiner und kompakter als die Ki-43 war, hatte nur geringen Einfluss auf die Konstruktion der Ki-84.

Im April 1943 startete vom Luftstützpunkt Ojima der Prototyp der Ki-84 zum ersten Flug. Nach einigen Modifikationen erreichte der vierte Prototyp im Geradeausflug eine Geschwindigkeit von 634 km/h in einer Höhe von 6650 m. Im Sturzflug konnten Geschwindigkeiten von 798 km/h erreicht werden.

Im Oktober 1943 fanden weitere Tests der Ki-84 unter Einsatzbedingungen statt. Die Einsätze waren für alle sehr zufriedenstellend, und die Serienproduktion lief unter der Bezeichnung Ki-84-Ia an.

Einsatzgeschichte

Neben ihrer Rolle als Abfangjäger erzielte die Ki-84 auch beachtliche Erfolge als Sturzkampfflugzeug und auf Langstreckeneinsätzen. Auch wenn die Ki-84 ursprünglich für die Offensive entwickelt wurde, kam sie auf Grund der Lage Japans in den letzten Kriegswochen für den Schutz der japanischen Kerninseln zum Einsatz. Am 15. April 1945 flogen elf Ki-84 einen Überraschungsangriff auf den amerikanischen Flugplatz auf Okinawa. Obwohl eine beträchtliche Anzahl amerikanischer Flugzeuge zerstört wurde, kamen nur drei der elf Flugzeuge wieder zurück.

Weitere Einsatzgebiete neben den japanischen Kerninseln waren die Philippinen, Okinawa, Taiwan und Süd-Ost-Asien.

Die Ki-84 blieb im Einsatz in der Motorleistung beschränkt, da alle in den Einsatzversionen verwendeten Homare-Motoren auf 2900 U/min bei +250 mm Hg Ladedruck begrenzt waren. Die Prototypen waren mit erheblich höherer Motorleistung bei 3000 U/min und +350 mm Hg Ladedruck getestet worden. Trotz Detailverbesserungen gegenüber den Prototypen, insbesondere der Einführung von Einzelauspuffdüsen, um den Schub des Abgasstrahls zur Geschwindigkeitssteigerung zu nutzen, blieb die Höchstgeschwindigkeit der Ki-84 daher mit 624 km/h in etwa 6,5 Kilometern Höhe relativ niedrig.

Die Ki-84 im Luftkampf

Die Ki-84 war ein Flugzeug mit überragenden Eigenschaften. Ihr herausragendes Merkmal war ihre Geschwindigkeit in niedrigen und mittleren Höhen. Kein amerikanisches Flugzeug war in der Lage, ihr dort zu folgen, was Abfangversuche von vornherein vereitelte. Ebenso herausragend war die Steigfähigkeit. Eine Höhe von fünf Kilometern konnte die Ki-84 in knapp 6 Minuten erreichen, eine Leistung, zu der ebenfalls kein amerikanisches Flugzeug in der Lage war. Einzig in großen Höhen verlor die Ki-84 deutlich an Leistung gegenüber der P-51 oder auch der P-47.

Als Vorteil für die Japaner stellte sich auch heraus, dass viele amerikanische Piloten auf Grund des ähnlichen Erscheinungsbildes die Ki-84 mit der Ki-43 verwechselten und an einen leichten Sieg glaubten, um dann sehr schnell feststellen zu müssen, dass sie es mit einem gänzlich anderen Flugzeug zu tun hatten.

Doch die Ki-84 war bei weitem kein unbesiegbares Flugzeug. Die japanische Wirtschaft befand sich in einem desolaten Zustand. Das für den Flugzeugbau notwendige Material konnte oft, wenn überhaupt, nur mit Verspätung bereitgestellt werden. Die Industrie lag, insbesondere in den letzten Monaten, im Visier der amerikanischen Bomber. So gelang es Japan nicht mehr, genügend Hochleistungsstahl zu produzieren, der Zähigkeit, Bruchfestigkeit, Ermüdungsresistenz auf der einen Seite und Härte auf der anderen Seite verband. Zudem wurden erfahrene Arbeiter zum Militärdienst eingezogen, so wie auch in Deutschland. Dies führte dazu, das die Qualität der Flugzeuge enorm litt; die Leistung wurde von Flugzeug zu Flugzeug geringer und die Technik unzuverlässiger. Oftmals kam es zu Defekten an der Hydraulik oder am Einspritzsystem des Motors, oder zu Defekten wegen der mangelnden Güte des Stahls. Eine andere Fehlerquelle war, dass das Fahrwerk wegen minderwertiger Materialqualität und Ermüdung oftmals brach. Viele der Ki-84 wurden daher bei der Landung zerstört, ohne dass sie im Luftkampf auch nur den geringsten Schaden hatten erleiden müssen.

Versionen

Ki-84-Ia, Ib, Ic

Länge    9,92 m
Höhe    3,39 m
Spannweite    11,24 m
Antrieb    Nakajima Ha-45 Modell 11 (1825 PS T.O)

Nakajima Ha-45 Modell 12 (1850 PS T.O.)
Nakajima Ha-45 Modell 21 (2018 PS T.O.)
Nakajima Ha-45 Modell 23 (1926 PS T.O.)

Höchstgeschwindigkeit    631 km/h auf 6.120 m
Reisegeschwindigkeit    446 km/h
Maximale Reichweite    2.168 km
Dienstgipfelhöhe    10.500 m
Leergewicht    2.659 kg
Startgewicht    3.608 kg
Maximalgewicht    3.890 kg
Bewaffnung    Zwei 12,7-mm-Ho-103-MGs, zwei 20-mm-Ho-5-Kanonen (Ia)

Vier 20-mm-Ho-5-Kanonen (Ib)
Zwei 20-mm-Ho-5-Kanonen, zwei 30-mm-Ho-105-Kanonen (Ic)

zusätzlich    Zwei 250-kg-Bomben oder zwei Zusatztanks


Ki-84-II Die Ki-84-II war baugleich mit der Ki-84-I, abgesehen davon, dass der hintere Flugzeugrumpf, einige Beschläge und die Tragflächenspitzen aus Holz gefertigt wurden, daher sind in der folgenden Tabelle nur die Unterschiede zur Ki-84-I aufgeführt.

Antrieb    Nakajima Ha-45 Modell 21 (2018 PS T.O.)

Nakajima Ha-45 Modell 23 (1926 PS T.O.)
Nakajima Ha-45 Modell 25 (2028 PS T.O.)

Höchstgeschwindigkeit    669 km/h
Maximale Reichweite    2.170 km
Dienstgipfelhöhe    10.500 m
Maximalgewicht    3.853 kg
Bewaffnung    Vier 20-mm-Ho-5-Kanonen

oder
Zwei 20-mm-Ho-5-Kanonen, zwei 30-mm-Ho-105-Kanonen

zusätzlich    Zwei 250-kg-Bomben oder zwei Zusatztanks

Nie gebaut, geflogen oder im Einsatz gewesen

Ki-84-III
Die Ki-84-III war für den Einsatz in sehr großen Höhen gedacht; dem kam jedoch das Kriegsende zuvor, ein Prototyp wurde nicht gebaut. Zum Einsatz sollte der Nakajima Ha-45-Ru kommen, der mit einem Turbolader ausgerüstet war.

Ki-106
Um Aluminium einzusparen, wurde diese Version der Ki-84 komplett aus Holz gebaut. Als Antrieb wurde der Nakajima Ha-45 Modell 21 eingesetzt. Allerdings erhöhte sich das Gewicht durch den Einsatz des Holzes um knapp 280 Kilogramm, was sich negativ auf Kurven- und Steigrate auswirkte. Von diesem Typ wurden nur drei Prototypen gebaut.

Ki-113
Bei dieser Version der Ki-84-Ib wurde an vielen Stellen Stahl eingesetzt, um Aluminium zu sparen. Der Prototyp hob allerdings auf Grund von massiven Gewichtsproblemen nie ab.

Ki-116
Wegen der Zuverlässigkeitsprobleme mit dem Nakajima Ha-45 setzte man einer Ki-84-I einen Mitsubishi Ha-33 Modell 62 mit 1520 PS ein. Da dieser Motor wesentlich leichter als der Nakajima war, musste, um den Schwerpunkt zu erhalten, die Motoraufhängung verlängert werden. Gleichzeitig wurde auch das Heck modifiziert. Insgesamt sparte man damit gegenüber der normalen Ki-84 fast 450 kg an Gewicht ein. Ein Prototyp wurde gebaut, das Projekt wurde aber mit dem Ende des Krieges gestoppt.

Ki-84N (Ki-117)
Die N-Version wurde als Abfangjäger für große Höhen konzipiert. Dazu wurde die Flügelfläche vergrößert und ein stärkerer Motor, der Nakajima Ha-44 Modell 13 mit 2535 PS, eingesetzt. Zu Kriegsende befand sich dieser Typ aber noch in der Planung.

Ki-84P
Dies war ein weiterer Abfangjäger für große Höhen. Der Unterschied zur Ki-84N war lediglich eine nochmals vergrößerte Tragfläche. Zugunsten der Ki-84N wurde die Entwicklung eingestellt.

Ki-84R
Eine weitere Version für große Höhen, die baugleich mit der Ki-84-I war. Als Motor wurde allerdings der Nakajima Ha-45 Modell 44, der zusätzlich über einen zweistufigen Kompressor verfügte, mit 2028 PS genutzt. Der Bau des Prototyps wurde aber nicht mehr abgeschlossen.

Vergleichbare Typen

Siehe auch


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