Kilmister

Kilmister
Lemmy Kilmister 2006 mit Gitarre
Lemmy Kilmister in typischer Gesangspose (Reds, Edmonton, Mai 2005)

Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister (* 24. Dezember 1945 in Stoke-on-Trent, Staffordshire, England) ist ein britischer Rockmusiker, Gründungsmitglied der Heavy-Metal-Band Motörhead und deren Sänger und Bassist.

Inhaltsverzeichnis

Zur Person

Lemmy Kilmister wurde 1945 in Burslem, einem Stadtteil von Stoke-on-Trent, geboren. Sein Vater war Feldkaplan der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg, seine Mutter Bibliothekarin. Der Vater verließ die Familie kurz nach Lemmys Geburt. Kilmister besuchte die Grundschule in Madeley, einem Dorf nahe seiner Geburtsstadt.

Als er zehn Jahre alt war, heiratete seine Mutter den ehemaligen Profifußballer und Fabrikanten George Willis und die Familie zog nach Benllech, ein Seebad auf der zu Wales gehörenden Insel Anglesey. Nachdem Kilmister mit 15 Jahren ohne Abschluss der Schule verwiesen wurde, jobbte er auf einer Reitschule und in einer Fabrik, bis er mit 16 sein Elternhaus verließ und nach Manchester zog, wo er bei verschiedenen Bands spielte. Ende der 1960er Jahre ging Lemmy Kilmister nach London und hielt sich zunächst mit Gelegenheitsjobs über Wasser, u. a. als Roadie bei Jimi Hendrix. 1975 gründete er Motörhead, 1990 verlegte er seinen Wohnsitz nach Los Angeles, wo er bis heute lebt.

Lemmy Kilmister war nie verheiratet und hat zwei Söhne: Sean und Paul.

Markenzeichen

Seine Markenzeichen sind zwei große Leberflecken auf der linken Gesichtshälfte, die zuweilen fälschlicherweise auch als Warzen bezeichnet werden. Seine raue, unausgebildete Stimme gilt als Folge seines beträchtlichen Alkoholkonsums, speziell seine Vorliebe für „Jack and Coke“ (Mixgetränk aus Jack Daniel’s Old No.7 und Coca Cola auf Eis).

Er lehnt den Glauben an Gott strikt ab und bringt dies auch in einigen seiner Texte zum Ausdruck (u. a. (Don’t Need) Religion, Bad Religion oder God Was Never On Your Side). Darauf angesprochen, antwortete er:

„Eine Jungfrau wird von einem Geist geschwängert? Come on! Piss off![1]

Er gilt als Sammler von Nazi-Devotionalien und kann laut eigenem Bekunden nicht mehr seine Wohnung betreten, ohne dass ihm NS-Gegenstände entgegenfallen. Wegen dieser Sammelleidenschaft war er schon des Öfteren in der Kritik[2] und betont immer wieder, dass er keinesfalls Anhänger dieser Ideologie ist[1].

Karriere als Musiker

Im Jahr 1957 nahm Kilmister erstmals eine Gitarre in die Hand, es war die Hawaii-Gitarre seiner Mutter[3], weil er damit den Mädchen seiner Schule imponieren wollte. Er hatte nie Gitarrenunterricht, sondern brachte sich das Spielen selber bei. Die erste Band, in der er noch in seiner Heimat Wales spielte, hieß The Sundowners (später The DeeJays)[3].

Als er Anfang der 1960er Jahre nach Manchester kam, entstand dort und in Liverpool gerade eine lebendige Musikszene, die in Anlehnung an den Fluss Mersey, der durch Manchester und Liverpool fließt, Merseybeat genannt wurde[4]. Kilmister spielte in verschiedenen Bands, so u. a. bei The Rainmakers und danach für ca. 3 Jahre bei The Motown Sect. 1965 wurde er schließlich Gitarrist bei Reverend Black and The Rocking Vicars (später kurz Rocking Vicars). Mit ihnen nahm er in den Jahren 1965 bis 1967 die Singles „Zing! Went The Strings Of My Heart“ (1965), „It’s Alright“ (1965) und „Dandy“ (1966) auf. Er verließ die Band Anfang 1967 und ging nach London.

Dort hatte er zunächst Jobs bei verschiedenen Musikern, z.B. bei P. P. Arnold, bis er 1968 als Sänger bei Sam Gopal anfing. Mit der Band nahm er 1969 das Album „Escalator“ auf, für das er unter dem Namen „Ian Willis“ (dem Nachnamen seines Stiefvaters) einige Songs beisteuerte[5]. Nach dem Scheitern der Band war er für kurze Zeit Mitglied bei Opal Butterfly, mit ihnen nahm er 1970 die Single „Groupie Girl“ auf, verließ die Band jedoch noch vor der Veröffentlichung der Single und des dazu gehörenden Filmes[6].

Über Dikmik Davies kam 1971 der Kontakt zu Hawkwind zustande. Gitarrist Huw Lloyd Langton und Bassist Dave Anderson hatten innerhalb kurzer Zeit die Band verlassen und Kilmister hoffte, als Gitarrist in die Band einsteigen zu können. Auf Vorschlag von Dikmik Davies wurde er jedoch schließlich der neue Bassist der Band[7]. Er sang für sie die Single „Silver Machine“, die bis auf Platz 2 der Charts gelangte. Die Band trennte sich 1975 aufgrund der Festnahme Kilmisters am kanadischen Zoll wegen Drogenbesitzes von ihm.

Kurz danach gründete Kilmister eine neue Band, die er Bastard nennen wollte. Auf Anraten seines Managers nannte er die Band jedoch Motörhead in Anlehnung an den letzten Song, den er für Hawkwind geschrieben hatte. Bis heute ist die Band unter diesem Namen und mit Kilmister als musikalischem Kopf aktiv.

Lemmy Kilmister ist auch als Autor und Produzent für andere Musiker tätig. So schrieb er u. a. die Texte zu vier Songs des Album „No More Tears“ von Ozzy Osbourne, komponierte „Head Over Heels“ für Girlschool, „Can't Catch Me“ für Lita Ford und produzierte den Song „Go Home Anne“ von der „Bonzo Goes to Bitburg“-EP der Ramones.

Basstechnik und Equipment

Lemmy Kilmister hat als Bassist einen ungewöhnlichen Stil. Ursprünglich begann er als Gitarrist, war jedoch nach seiner eigenen Einschätzung nicht gut genug[1] und wechselte bei seinem Einstieg bei Hawkwind zur Bassgitarre. Dabei behielt er jedoch die Technik bei, wie sie üblicherweise bei Rhythmus-Gitarristen Verwendung findet.

Er spielt bevorzugt auf Instrumenten der Firma Rickenbacker[8] die er selbst Rickenbastard nennt[1] und benutzt Verstärker des Herstellers Marshall. Den typischen Basssound erreicht er, indem er an der Bassgitarre sämtliche Regler auf die lauteste Stufe stellt. Am Verstärker selber dreht er die Höhen und Tiefen leise und die Mitten auf volle Lautstärke. 2008 brachte Marshall einen Verstärker mit dem Namen 1992LEM auf den Markt, ein Nachbau von Kilmisters 1992er Super Bass Unit[9].

Kilmister positioniert sein Mikrofon stets etwas zu hoch, so dass er seinen Kopf in den Gesangspassagen anheben muss. Dies ist ein typisches Markenzeichen seiner Bühnenpräsenz und dient nach seinen Aussagen der Bequemlichkeit und soll ein Relikt aus den Anfangstagen sein, als die Band nur wenige Zuschauer hatte.

Sonstiges

Um die Herkunft des Spitznamens „Lemmy“ rankt sich folgende Legende: Er verbrachte auf Tourneen gerne seine freie Zeit an diversen Spielautomaten, wodurch er an chronischer Geldknappheit litt und etliche seiner Kollegen mit den Worten „Can you lem’me five?“ oder „Lemme a fiver“ („Kannste mir ’nen Fünfer leihen?“) um etwas Geld anpumpte. In seiner Autobiographie erklärt Kilmister allerdings, dass er bereits als Zehnjähriger in der walisischen Grundschule den Spitznamen „Lemmy“ erhalten hatte.

Lemmy Kilmister wird zugeschrieben, dem als unmusikalisch geltenden Sex-Pistols-Mitglied Sid Vicious das Bassspielen beigebracht zu haben. Nach den Angaben in seiner Autobiografie hat Kilmister ihm tatsächlich ein bisschen Bass-Unterricht gegeben, sagte jedoch in Anlehnung an Vicious’ Qualitäten, dass dies schlichtweg nicht möglich gewesen sei.

Kilmister hatte einige kleine Filmrollen, z. B. in Airheads, M.A.R.K. 13 - Hardware als Taxifahrer oder Eat The Rich. Im Videoclip Runnin' Wild der Band Airbourne spielt er außerdem einen Truck-Fahrer.

Diskographie

Mit Rocking Vicars

  • 1964 I go ape (7")
  • 1965 Zing! Went The Strings Of My Heart (7")
  • 1965 It’s Alright (7")
  • 1966 Dandy (7")
  • 2000 The Complete – It’s Alright

Mit Sam Gopal

  • 1969 Escalator (EP promo)
  • 1969 Escalator

Mit Opal Butterfly

  • 1970 Groupie Girl (7")

Mit Hawkwind

  • 1972 Silver Machine (7")
  • 1972 Doremi Fasol Latido
  • 1973 Lord Of Light (7")
  • 1973 Urban Guerilla (7")
  • 1973 Space Ritual
  • 1974 Hall Of The Mountain Grill
  • 1974 Psychedelic Warlords (7")
  • 1975 Kings Of Speed (7")
  • 1975 Warrior On The Edge Of Time
  • 1977 Masters Of The Universe (compilation)
  • 1985 Space Ritual Vol. 2 (compilation live)
  • 1985 In the Beginning (live)
  • 1986 Approved History Of Hawkwind 1967–1982
  • 1999 Epoch Eclipse: 30 Year Anthology (compilation box)

Mit Motörhead:

Mit The Head Cat:

  • 2006 Fool's Paradise
  • 2006 The Head Cat Live (DVD)

Querschnitt:

  • 2006 LEMMY Damage Case (2 CDs mit 31 Songs von Rockin' Vicars bis Motörhead)

Solo-Veröffentlichungen oder Projekte:

  • 1981 Headgirl (Motörhead & Girlschool) – The St. Valentine’s Day Massacre
  • 1982 Lemmy & Wendy O. Williams – Stand By Your Man
  • 1990 Lemmy & The Upsetters – Blue Suede Shoes
  • 2000 Lemmy – Slim Jim & Danny B – Lemmy – Slim Jim & Danny B
  • 2004 Probot – Probot

Exklusive Samplerbeiträge:

  • 1984 Hear ’n Aid
  • 1990 The Last Temptation Of Elvis
  • 1996 Straight Edge as Fuck, Vol. 1–2
  • 1997 Dragon Attack: A Tribute To Queen
  • 1998 Thunderbolt: A Tribute To AC/DC
  • 1999 Hardware (Soundtrack)
  • 2000 Bat Head Soup – Tribute to Ozzy Osbourne
  • 2001 Metallic Assault – A Tribute To Metallica
  • 2001 Twisted Forever – A Tribute To The Legendary Twisted Sister
  • 2002 Guitar Greats
  • 2002 Metal Brigade
  • 2002 Rise Above: 24 Black Flag Songs to Benefit the West Memphis Three
  • 2003 Ash Wednesday (Soundtrack)
  • 2004 Metallic Attack: Metallica - The Ultimate Tribute
  • 2006 Butchering the Beatles – A Headbashing Tribute (Back in the USSR)

Gastauftritte

Lemmy 2005 bei einem Auftritt mit den DKT/MC5
  • 1974 Robert Calvert – Captain Lockheed And The Starfighters
  • 1979 The Damned – I Just Can’t Be Happy Today
  • 1979 The Damned – Machine Gun Etiquette
  • 1980 The Young & Moody Band – Don’t Do That
  • 1984 Robert Calvert – Freq
  • 1988 Albert Jarvinen Band – Countdown
  • 1989 Nina Hagen – Nina Hagen
  • 1993 The Damned – Tales From The Damned
  • 1994 Fast Eddie Clarke – It Ain’t Over Till It’s Over
  • 1994 Shonen Knife – Tomato Head (Promo-Single)
  • 1994 Shonen Knife – Rock Animals
  • 1996 Skew Siskin – Electric Chair Music
  • 1996 Ugly Kid Joe – Motel California
  • 1996 Myth Dreams of World – Stories of the Greek & Roman Gods & Goddesses
  • 1996 Skew Siskin – Voices From The War
  • 1997 Ramones – We’re Outta Here!
  • 1999 Jetboy – Lost & Found
  • 1999 Skew Siskin – What The Hell
  • 1999 A.N.I.M.A.L. – Usa Toda Tu Fuerza
  • 2000 Swing Cats – A Special Tribute To Elvis
  • 2000 Doro – Calling The Wild
  • 2001 The Pirates – Rock Bottom
  • 2002 Royal Philharmonic OrchestraMike Batt and guests“ – Philharmania
  • 2003 Ace Sounds – Still Hungry
  • 2003 Skew Siskin – Album Of The Year
  • 2005 Böhse Onkelz – Vaya con Tioz
  • 2006 Metallica – Damage Case (beim Novarock-Festival)
  • 2006 Probot – Shake Your Blood (im Hyde Park)
  • 2008 Saxon – I've Got To Rock (To Stay Alive) - (Video)
  • 2008 Airbourne – Runnin’ Wild

Videographie

VHS

  • 1982 Live In Toronto – Castle Hendering
  • 1984 Another Perfect Day EP
  • 1985 Birthday Party
  • 1986 Deaf Not Blind
  • 1987 Eat the Rich
  • 1988 EP
  • 1991 Everything Louder Than Everything Else
  • 1991 Live in Alabama

DVD

  • 2001 25 & Alive Boneshaker – Steamhammer – SPV
  • 2002 Motörhead EP
  • 2002 The Best of Motörhead
  • 2003 The Special Edition EP
  • 2004 Everything Louder Than Everything Else
  • 2005 Stage Fright

Einzelnachweise

  1. a b c d 100 Fragen an Ian „Lemmy“ Kilmister, SZ Online vom 28. November 2003
  2. Metal Hammer, Meldung vom 10. Juli 2008 Metal Hammer online, abgerufen 24. Januar 2009
  3. a b Carol Clerk: The Saga of Hawkwind. Omnibus Press, 2004, ISBN 978-1-84449-101-8, S. 79-80
  4. real.com, abgerufen 25. Januar 2009
  5. Credits zu „Escalator“ auf allmusic.com (abgerufen 27. Januar 2009)
  6. Biografie von „Opal Butterfly“ auf allmusic.com (abgerufen 27. Januar 2009)
  7. Carol Clerk: The Saga of Hawkwind. Omnibus Press, 2004, ISBN 978-1-84449-101-8, S. 77
  8. BassPlayer.com, abgerufen 25. Januar 2009
  9. Produktinformation auf marshallamps.com (abgerufen 28. Januar 2009)

Bücher

  • Lemmy Kilmister mit Harry Shaw: Lemmy, In His Own Words. Bosworth Musikverlag, 2002, ISBN 978-0711991095. 
  • Lemmy Kilmister mit Janiss Garza: White Line Fever - Die Autobiographie. I.P. Verlag Jeske/Mader, Berlin 2004, ISBN 3-931624-25-0. 

Weblinks


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