Kirsten Heiberg

Kirsten Heiberg

Kirsten Heiberg (* 25. April 1907 oder 1912 in Kragerø, Norwegen; † 2. März 1976 in Oslo) war eine norwegische Sängerin und Schauspielerin. Sie war ein Ufa-Star und Femme fatale des deutschen Films im Dritten Reich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie wuchs in einem künstlerisch orientierten bürgerlichen Elternhaus auf. Nach dem Besuch von Schulen und Internaten in Lausanne, Dijon und Paris ging sie zum Studium nach Großbritannien, um in Oxford Englisch zu studieren. Dort erhielt sie auch eine Schauspielausbildung. Sie debütierte am 17. Dezember 1929 in Bergen am Theater Den Nationale Scene. Entgegen deutschen Quellen war sie nie am Nationaltheater in Oslo beschäftigt. Es folgten zahlreiche Engagements in Bergen und Oslo. 1937 ging sie nach Wien um dort in der Revueoperette "Pam-Pam" im Theater an der Wien die Hauptrolle zu spielen. Ursprünglich sollte sie die Nachfolge von Zarah Leander in dem Stück Axel an der Himmelstür antreten, was sie jedoch ablehnte. In Wien lernte sie den Komponisten Franz Grothe kennen (der das Stück besuchte) und den sie 1938 in Oslo heiratete. Mit ihm zog sie nach Berlin.

Nachdem sie bereits 1934 in ihrer norwegischen Heimat in Syndere i sommersol vor der Kamera gestanden hatte, folgten zwei weitere norwegische und drei schwedische Filme. Anderslautende zeitgenössische Berichte in deutschen Filmjournalen sind falsch. 1938 stellte Grothe sie Curt Goetz vor, der sie für seinen Film Napoleon ist an allem schuld für die Rolle der Fiffi engagierte. Ihr Auftritt mit dem Lied Warum hat der Napoleon.. wurde der Beginn ihrer kurzen (Film-)Karriere in Deutschland.

Von der Ufa wurde sie als "erotische Botschafterin des hohen Nordens" aufgebaut. Ihre Rolle in dem Film Frauen für Golden Hill (1938 mit Viktor Staal) geriet zum Musterbeispiel des raffinierten Divaauftritts. Es folgten 1939 Alarm auf Station III mit Gustav Fröhlich und Der Singende Tor (deutsch-italienische Co-Produktion mit Benjamino Gigli - in Italien als La casa lontana). Als rassige "femme fatale" trat sie in Abenteuer- und Spionagefilmen auf und sang sich als Chansonnière vor allem mit den Filmliedern ihres Ehemannes Franz Grothe in die Herzen der Zuschauer.

Ihr dunkles Timbre und ihre erotische Ausstrahlung verliehen ihrem Vortrag einen besonderen Reiz. In Achtung! Feind hört mit! (1940), Falschmünzer (1940) und Die Goldene Spinne (1943) riss sie als verführerischer "Engel noir" die Männer ins Verderben.

Nachdem sie sich geweigert hatte, in die Partei einzutreten und ihren Unmut über die Besetzung ihrer norwegischen Heimat geäußert hatte, erhielt sie zwei Jahre Auftrittsverbot. Danach bekam sie, bis auf die Hauptrolle in dem Revuefilm Liebespremiere (1942/43), nunmehr nur noch kleinere Rollen in Titanic (1943) oder Philharmoniker (1944). In Eines Tages (1943) und Die Schwarze Robe (1944) hatte sie ausdrucksstarke Auftritte (auch musikalischer Art in Eines Tages mit Ich steh´ allein), verlor aber den Held (jeweils Richard Häussler) an die deutsch wirkenden Heldinnen Magda Schneider bzw. Lotte Koch. Ihr letzter Film Rätsel der Nacht (1945) war bei Kriegsende abgedreht aber noch ungeschnitten. Er wurde nur in Ost-Berlin 1950 aufgeführt.

Ein Zeitzeuge berichtete, dass Kirsten Heiberg 1945 Berlin nicht mehr verlassen konnte und im Luftschutzkeller eines Hotels festsaß. Sie flehte einen Wehrmachtssoldaten an, sie aus dem "Kessel" herauszubringen. Dieser lehnte ab, da er dies nicht dürfe. Fraglich ist, wo sich ihr Mann Franz Grothe zu diesem Zeitpunkt aufhielt; einem Zeitzeugen zufolge befand er sich nicht mit im Luftschutzkeller.

Kurz nach Kriegsende trat sie als Synchronsprecherin in Erscheinung: 1946 lieh sie in der deutschen Fassung des Spielfilms Martin Roumagnac Marlene Dietrich ihre Stimme.

1948 wirkte Kirsten Heiberg in einer großen Revue in Hamburg mit. Nach dem Krieg drehte sie noch drei Filme in Deutschland Amico (1949), Hafenmelodie (1949) und Opfer des Herzen/Furioso (1950). Ihre Ehe mit Franz Grothe ging in die Brüche. 1951 kehrte sie in ihr Heimatland zurück, wurde dort aber wegen ihrer Rolle in Nazi-Deutschland als Vaterlandsverräterin abgestempelt und bekam keine Filmangebote. Lediglich auf der Theaterbühne war sie später in Norwegen eine gefragte Schauspielerin und leitete auch eine Theaterschule.

Für ihren letzten Filmauftritt in Deutschland 1954 in dem Film Bei Dir war es immer so schön, kehrte sie noch einmal nach Deutschland zurück. Es war vertraglich vereinbart, dass dieser Film nicht in Norwegen laufen solle. Man hielt sich jedoch nicht daran und der Film kam schon ein paar Wochen nach der Deutschlandpremiere in norwegische Kinos. Dies brachte ihr bei ihren Landsleuten erneut eine negative Presse ein. Danach sollte sie nur noch einmal vor die Kamera treten: in den Sechzigern spielte sie eine kleine Nebenrolle in der norwegischen Produktion "Broder Gabrielsen".

2008 kam im Rahmen des Filmfestivals in Haugesund ein großes Theaterstück über ihr Leben auf die Bühne.

Filmografie

  • 1934: Sangen om Rondane (Norwegen)
  • 1934: Syndere i sommersol (Norwegen)
  • 1935: Du har lovet mig en kone! (Norwegen)
  • 1936: Han, hon och pengarna (Schweden)
  • 1937: Ryska snuvan (Schweden)
  • 1937: O, en så'n natt! (Schweden)
  • 1938: Napoleon ist an allem schuld
  • 1938: Frauen für Golden Hill
  • 1939: Der Trichter. (Nr. III)(nur Sprache)
  • 1939: La casa lontana (ital.Fassung von Der singende Tor)
  • 1939: Der singende Tor /aka Mord um Mitternacht/ Gang in die Nacht
  • 1939: Alarm auf Station III
  • 1940: Achtung! Feind hört mit!
  • 1940: Falschmünzer
  • 1943: Liebespremiere
  • 1943: Titanic
  • 1943: Die goldene Spinne
  • 1944: Philharmoniker
  • 1944: Die schwarze Robe
  • 1945: Rätsel der Nacht
  • 1945: Eines Tages
  • 1949: Amico
  • 1949: Hafenmelodie /aka Verschollen in Sydney
  • 1950: Furioso /aka Opfer des Herzens
  • 1954: Bei Dir war es immer so schön
  • 1966: Broder Gabrielsen (Norwegen)

Diskographie (Auswahl)

  • Abends am Klavier, 1937 (Duett mit Fritz Spielmann )
  • Unsichtbare Tränen, 1937
  • Wie der Schnee vom vergangenen Jahr, 1937
  • Frag nicht nach der Vergangenheit, 1937
  • Warum hat der Napoleon, 1938
  • Ich bin wie ich bin, 1938
  • Schließ deine Augen und träume
  • Zeig der Welt nicht dein Herz,1938
  • Auf den Flügeln bunter Träume, 1938
  • Ganz leise, 1938
  • Mein lieber Freund, sie sind heut eingeladen, 1939
  • Ja und nein, 1939
  • Schenk mir 24 Stunden Liebe, 1939
  • Wallonisches Volkslied, 1940
  • Ich liebe alle Männer, 1940
  • Wenn ein junger Mann kommt, 1940
  • Für eine Stunde Leidenschaft, 1942
  • Serenade vom Rattenfänger, 1942
  • Komm, Zauber der Nacht, 1943
  • Ich bin heut frei, meine Herren, 1943
  • Mein Herz liegt gefangen in deiner Hand, 1943
  • Ich steh' allein', 1945
  • Es bleibt doch unter uns, 1945
  • Didi Song (= Halunkenpostille), 1949
  • Das Lied von den ausfahrenden Schiffen, 1949
  • Die Moritat vom verlorenen Sohn, 1949
  • Valse bleue in Moll, 1950
  • Komm, Zigeuner nimm die Geige, 1950
  • So oder so ist das Leben, 1954

Erhältliche CDs

  • Erfolge 1937-1943, 2005
  • Syngende Skuespillere (Singende Schauspieler), 2009, NOMCD3043 - zwei Lieder von Heibergs einziger norwegischer Schellackplatte

Erhältliche Filme/DVDs

  • Titanic
  • Napoleon ist an allem schuld (Edition Filmmuseum München)

Weblinks


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