- Kitesurfen
-
Kitesurfen oder auch Kiteboarden ist ein junger Trendsport, der aus der Familie des Powerkitens entstanden ist, wobei man einen „Kite“ (Lenkdrachen) für die Fortbewegung auf dem Wasser mit Hilfe eines Kiteboards verwendet. Der Sportler befindet sich dabei auf dem „Board“ und wird durch einen lenkbaren „Kite“, auch Windschirm oder kurz Schirm genannt, gezogen.
Weltweit gibt es zurzeit nach Schätzungen von Experten und der Industrie ca. 500.000 Menschen, die diesen Sport regelmäßig betreiben. Die Anzahl der Kitesurfer hat in den letzten Jahren rapide zugenommen, zumal dieser Wassersport leichter zu erlernen ist, als z.B. Windsurfen und gleichzeitig im Vergleich dazu die Ausrüstung günstiger und kompakter ist. Abgesehen davon, ermöglicht kein anderer Wassersport eine so umfangreiche Vielfalt an Sprüngen und Tricks.
In den letzten Jahren hat sich die Ausrüstung, was das Thema Sicherheit betrifft, stark verbessert. Sämtliche Kitehersteller haben ihre Produkte mit umfassenden Sicherheitssystemen ausgestattet, bzw. noch weiter verbessert, was zu einer deutlichen Reduzierung des Gefahrenpotenzials geführt hat. Experten raten daher ab, Kite- und Barsysteme zu benutzen, die vor dem Jahr 2006 erschienen sind, da die signifikanteste Sicherheitsentwicklung erst zu dieser Zeit stattfand.Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In den 1820er Jahren experimentierte der englische Lehrer George Pocock mit großen Lenkdrachen, um damit Kutschen und kleine Boote anzutreiben. Zum Steuern verwendete er ein 4-Leinen System, welches dem heutzutage beim Kitesurfen verwendeten schon sehr nahe kam. Sowohl die Kutschen als auch die Schiffe konnten somit nach Lee fahren, dazu parallel und kleine Sprünge absolvieren.[1] Pococks Absicht war es, das von ihm "Charvolant" genannte System als echte Alternative zu Pferden zu etablieren, um somit die zu seiner Zeit übliche "Pferdesteuer" zu umgehen.[2] Sein Konzept konnte sich aber nicht durchsetzen, so dass es bis Ende des Jahrhunderts fast komplett in Vergessenheit geriet. 1903 entwickelte der Luftfahrtpionier Samuel Franklin Cody den "Man-lifting Kite", verband diesen mit einem kleinen Segelboot und überquerte damit den Ärmelkanal.[3]
Die Entwicklung von Kevlar und Spectra Kunststoffen in den späten 1970er Jahren machten den Siegeszug der Kites erst möglich, denn mit diesen Materialien ließen sich stabilere, reißfestere und effektivere Tücher für die Kites herstellen. Mit dem aus Kevlar und Spectra hergestellten "FlexiFoil" Lenkdrachen gelang es Ian Day mit rund 40 km/h mit seinen Katamaran über das Wasser zu fahren.[2]
In den 70er und Anfang der 80er Jahre entwickelte der deutsche Dieter Strasilla ein Segelsystem, mit dem sowohl auf Land als auch im Wasser und auf Schnee gesegelt werden kann. Mit dem zusammen mit seinem Bruder Udo entwickelten und patentierten „Skywing“-System wurde dann auch das Springen und Fliegen bzw. Gleiten möglich.[4]. Strasilla und ein Freund von ihm, der Schweizer Andrea Kuhn, kombinierten das System mit Skiern, Snowboards, Grasskiern sowie selbstgebauten Buggys. In einem seiner Patente geht Strasilla auch kurz auf die Idee ein, aufblasbare Kites zum Kitesurfen zu verwenden.[5]
In den 80er Jahren fanden u.a. in Schweden Versuche statt, Kanus, Schlittschuhläufer, Skifahrer,[6] Wasserskifahrer und Rollschuhfahrer mit Lenkdrachen anzutreiben.[2]
Die Brüder Bruno und Dominique Legaignoux entwickelten Anfang der 80er aufblasbare Lenkdrachen zum Kitesurfen und ließen sich diese Idee im November 1984 patentieren.[7] Dieser sah bereits fast genauso aus wie ein heutiger Tubekite und diente als Ausgangsmodell für alle weiteren Entwicklungen.
1990 wurde durch den Neuseeländer Peter Lynn das Buggykiting entwickelt und im Ashburtoner Argyle Park erstmals angewandt. Dazu kombinierte er den Drachen mit einem dreirädrigen Buggy, ähnlich einem Kettcar. Das Buggykiting wurde daraufhin zum ersten weit verbreiteten Kitesport, so dass bis 1999 rund 14.000 Kitebuggys weltweit verkauft wurden.[2]
Ähnlich der Idee der Legaignoux-Brüder, entwickelten Anfang der 90er der amerikanische Boeing-Aerodynamiker Bill Roeseler und sein Sohn Corey das "KiteSki" System. Die Idee war es, einen Wasserskier mit einem zweileinigen Deltaförmigen-Tubekite zu ziehen. Gesteuert werden konnte der Kite mit einer Lenkstange (Bar). Nachdem sie sich den "KiteSki" patentieren ließen, ging dieser 1994 auf den Markt. Durch seine Luftschläuche konnte der Kite auch nach einer Wasserlandung wieder gestartet werden. Ende der 1990er verwendete Corey Roesler dann erstmals ein Brett, ähnlich einem Surfboard, anstatt Wasserkiern.[2]
Laird Hamilton und Manu Bertin demonstrierten das Kitesurfen 1996 der Öffentlichkeit an der Küste Mauis auf Hawaii, und halfen dadurch, den Sport populärer zu machen.
Auch die Legaignoux-Brüder hielten an ihrer Idee fest, entwickelten diese weiter und brachten schließlich 1997 den "Wipika"-Tubekite auf den Markt. Dieser hatte eine Bow-Kite-Form mit breiteren Enden als die bisherigen Kites und ermöglichte dadurch einen leichteren Wasserstart. Im selben Jahr entwickelten die Franzosen Raphaël Salles und Laurent Ness ein spezielles Kitesurfboard, was seinen Beitrag zur weltweiten Verbreitung des Kitesurfens ab 1998 leistete. Erste Surfschulen lehrten nun das Kitesurfen. Der erste Wettbewerb fand im September 1998 statt, Sieger war der Amerikaner Flash Austin[8][2].
Bis etwa 2001 waren die den Windsurfbrettern ähnlichen Directional-Boards der dominierende Board-Typ. Ab dann wurden die den Wakeboards ähnlichen Twin Tips zunehmend populärer.
Rekorde
Wie bei anderen Extremsportarten gibt es auch beim Kitesurfen mehrere Rekorde in unterschiedlichen Disziplinen, wobei meist zwischen offiziellen und inoffiziellen unterschieden wird.
Sprünge
Bei Sprüngen liegt der Rekord für die Höhe bei ca. 10 Metern offiziell (bei 48 Metern inoffiziell) und einer Weite von 250 Metern. Der längste bisher beweisbare Sprung dauerte 22 Sekunden und wurde am 28. Juli 2007 von Jessie Richman in der Golden-Gate-Meeresenge vor San Francisco durchgeführt.[9]
Geschwindigkeit
Offizieller Speed-Weltrekordhalter nach Version des WGPSSRC: der Franzose Sebastian Catellan mit 56,87 Knoten = 105,32 km/h (Durchschnittsgeschwindigkeit über 10 sec) am 28. Oktober 2009 bei der Lüderitz Speed Challenge in Lüderitz in Namibia.[10]
Offizieller Speed-Weltrekordhalter nach Version des WSSRC: der Franzose Alexandre Caizergues mit 50,98 Knoten = 94,41 km/h (Durchschnittsgeschwindigkeit über 500m) am 14. November 2009 in Lüderitz/Namibia.[11]
Speed-Weltrekordhalter laut des Guinness-Buch der Rekorde: der US-Amerikaner Rob Douglas mit 55,65 Knoten = 103 km/h am 28. Oktober 2010 bei der Lüderitz Speed Challenge in Lüderitz/Namibia.[12]
Distanz
Beim Kiteboarden ist es auch möglich längere Distanzen zu fahren, daher gibt es auch in dieser (inoffiziellen) Disziplin mehrere Rekorde.
- Die Waliserin Kirsty Jones kitete am 13. Mai 2006 in rund 9 Stunden 225 km alleine von Lanzarote nach Tarfaya in Marokko.[13][14]
- Eine Rekordkombination aus Entfernung und Geschwindigkeit gelang den Franzosen Raphaël Salles, Marc Blanc und Sylvain Maurain, die mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 38 km/h in nur 5:30 Stunden 207 km, von Saint Tropez nach Calvi mit den Kites fuhren. Dabei schlugen sie Manu Bertins Rekord auf dieser Strecke, der eine Stunde länger brauchte.[15]
- Eric Gramond kitete am 12. Oktober 2008 in nur 24 Stunden von Fortaleza nach Parnaíba (beides Brasilien), eine Distanz von 419,9 km.[16]
- Natalie Clarke überquerte am 22. März 2010 die 240 km lange Bass-Straße von Stanley in Tasmanien nach Venus Bay in Australien in 9 Stunden und 30 Minuten.[17][18]
Ausrüstung
Die Kitesurf-Ausrüstung besteht aus mehreren Teilen. Die drei wichtigsten bilden dabei das Board, die Bar mit den Steuerungs- und Sicherheitsleinen und der Kite selbst. Hier gibt es große Unterschiede in Bauart und Größe, so dass die Ausrüstung an Körpergewicht und Könnensstand des Sportlers sowie an unterschiedliche Windstärken angepasst werden kann.
Das Brett
Grundsätzlich wird zwischen drei Arten von Boards unterschieden: Es gibt "Twin Tips" (auch "Bidies" oder "TT" genannt), Mutant-Boards und Directional-Boards (auch Waveboards genannt). Alle drei Boardvarianten haben im Gegensatz zu Surfbrettern keinen nennenswerten Auftrieb, dieser entsteht erst hydrodynamisch durch die Fahrt über Wasser. Dadurch erklären sich auch die Maße der einzelnen Boards, die in Abhängigkeit von Könnensstand, Windstärke, Körpergewicht und Kitegröße zwischen 120 und 165 cm in der Länge und etwa 26 bis 45 cm in der Breite variieren. Seit Beginn des Kitesports gab es große Entwicklungssprünge; mittlerweile haben sich die Twin Tips am Markt durchgesetzt und werden vom Großteil der Kitesurfer gefahren.
Die Kraftübertragung der Steuerungsbewegungen der Füße auf das Brett erfolgt in den meisten Fällen über Fußschlaufen, doch es werden vereinzelt auch feste Bindungen eingesetzt. Boards ohne Bindung oder Schlaufen existieren ebenfalls. Vereinzelt werden auch normale Surfboards eingesetzt, die dann für das sogenannte "Wavekiten" benutzt werden.
Twin Tips
Das Twin Tip ist ähnlich wie ein Wakeboard oder Snowboard aufgebaut und lässt sich in beide Richtungen fahren (bidirektional). Es weist harte, scharfe Kanten und eine widerstandsarme, flache Bauweise auf. Es wurde ursprünglich aus dem Wakeboarden adaptiert und ist für das Kitesurfen modifiziert worden. Die Twin Tips eignen sich sowohl für Einsteiger als auch für sehr erfahrene Sportler, wobei mit steigendem Könnensstand die Boardgröße meist abnimmt. Charakteristisch für diesen Boardtyp ist die Symmetrie hinsichtlich Outline, Shape und Anordnung der Fußschlaufen. Dies hat den großen Vorteil, dass bei einem Richtungswechsel kein Fußwechsel stattfinden muss. Unterschieden wird noch einmal zwischen großen Twin Tips, deren Form auf beiden Seiten Konkav ist und kleinen Twin Tips, deren Form Konvex ist. Die Grenzen sind aber fließend.
Mutant-Boards
Die Mutants sind eine Mischung aus TTs und Directional Boards. Die Form ähnelt der eines Directionals (klare Unterscheidung zwischen Bug und Heck). Prinzipiell ist es für das fahren in eine Richtung konzipiert, kann aber aufgrund zweier Finnen am Bug auch bidirektional gefahren werden. Wie bei einem Twin Tip gibt es meist nur zwei Fußschlaufen.
Directional-Boards
Das Directional ist "die Mutter" aller Kiteboards und wurde direkt aus dem Wellenreiten übernommen. Anders als bei den vorherigen Board Typen ist die Bauweise bei den Directionals etwas höher und der Auftrieb etwas größer. Aufgrund fehlender Finnen am Bug und der spitz zulaufenden Form ist es nur in eine Richtung fahrbar, so dass ein Fußwechsel erfolgen muss, wenn man in die andere Richtung fahren möchte. Aufgrund seines besonderen Fahrgefühls sowohl beim Fahren in größeren Wellen als auch bei relativ ruhiger See ist es vor allem eine spaßbringende Alternative zum Twin Tip. Es eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene.
Die Bar, Steuerungs- und Sicherheitsleinen
Die Kitebar oder einfach nur Bar verbindet den Sportler über 24-30 m lange Steuerungs- und Sicherheitsleinen mit dem Kite und ermöglicht dessen Steuerung hinsichtlich der Richtung und der Kraftentwicklung. Die neueren Modelle verfügen darüber hinaus über mehrere Sicherheitsmechanismen zum teilweisen oder vollständigen Trennen vom Schirm im Falle von Gefahr und/oder Kontrollverlust über den Schirm. Meist sind diese Sicherheitsauslösungen eine Quickrelease am Chickenloop (Kite stürzt auf das Wasser, ist aber noch mit einer Leine mit dem Trapez verbunden damit der Kite nicht verlorengeht) und eine Safetyleash (Beim Trennen von der Safetyleash ist der Sportler vollständig vom Kite getrennt). Unterschieden werden drei Bar-Systeme mit einer unterschiedlichen Anzahl von Leinen:
- 4-Leiner: Zwei Leinen sind für die Übertragung der Zugkräfte zuständig. Sie werden in der Mitte zur Depower-Leine zusammen geführt und über eine zentrale Durchführung sowie einer Schlaufe am Ende (Chickenloop) am Trapezhaken befestigt. Die anderen zwei Leinen (Lenkleinen oder auch Bremsleinen) werden links und rechts an den Enden der Bar befestigt. Sie ermöglichen weitere aerodynamische Manipulationen wie: Lenken, Anstellwinkel verändern, Anbremsen.
- 5-Leiner: Die 5. Leine ist zentral oder als „Y“ an der Vorderkante der Fronttube befestigt. Der Drachen kann durch Zug an dieser Leine drucklos auswehen, was einen Gewinn an Sicherheit bedeutet. Beim Start aus dem Wasser hilft sie außerdem, den Drachen in eine günstige Startposition zu bringen (Umklappen). Eine trimmbare fünfte Leine dient der Stabilisierung des Drachenprofils und erweitert somit den nutzbaren Windbereich.
- 2-Leiner: Ein Zwei-Leiner lässt nur eine eingeschränkte Depower des Schirms zu. Durch Loslassen der Bar kann der Schirm in einer Notsituation sofort an einer der Leinen auswehen. Er hängt dann nur noch an der Sicherheitsleine, die oft am Trapez, früher am Handgelenk befestigt wurde. Gelegentlich wird dieses System in der Anfängerschulung eingesetzt.
Der Schirm
Kites gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die sich auch in Angriffsfläche und Winkel des Windes unterscheiden. Mittels Leinen kann der Lenkdrachen so gesteuert werden, dass die auf den Sportler ausgeübten Kräfte in Richtung und Stärke variieren. Die Größe des Schirmes ist auch von der Windstärke abhängig. Die meistgefahrenen Größen sind 9 bis 12 m². Stärkere Winde erfordern kleinere Schirme, um Überbelastungen zu vermeiden. Besonders Anfänger sollten darauf achten, keinen zu großen Drachen zu verwenden. Hier ist zu bedenken, dass eine Verdopplung der Windgeschwindigkeit eine Vervierfachung der Kräfte im Kite nach sich zieht. Ein 9-m²-Kite kann bei 6 Windstärken locker zwei erwachsene Männer aus dem Wasser reißen. Fehlerhafte Lenkbewegungen können daher dramatische Folgen nach sich ziehen.
Neuere Drachen sind mit einer „Depower“-Möglichkeit ausgestattet, wodurch die auftretenden Kräfte verringert werden können. Unter Verwendung von „Depower“ wird der Winkel der Anströmkante des Drachens zum Wind reduziert und das Profil des Kites verändert, so dass sich weniger Wind im Schirm fängt und der Zug des Drachens abnimmt. Hauptsächlich wird zwischen Softkites und Tubekites unterschieden:
Softkites
Die Softkites oder auch Ram-Air-Kites oder Matten sehen aus wie Gleitschirme und eignen sich vor allem zur Benutzung an Land, z. B. beim Snowboarden oder Allterainboarden. Es gibt aber auch Softkites mit geschlossenen Zellen, die man zum Surfen auf dem Wasser benutzen kann. Sie erhalten ihre Stabilität dadurch, dass die Luft über Lufteinlassventile an der Anströmkante eindringen kann, dort zwischen zwei Tuchschichten "gespeichert" bleibt, und nicht mehr entweichen kann. Softkites mit offenen Zellen hingegen würden sich bei einem Absturz im Wasser mit Wasser füllen und wären somit nur noch schwer flugfähig. Der Begriff Ram-Air bezieht sich auf die Stauluft zwischen Ober- und Untersegel, durch die der Schirm seine Form erhält. Die Flugstabilität wird grundlegend durch Waageleinen erzeugt. Softkites kommen z. T. mit 3 Leinen aus. Bei diesem System gehen die drei Waageleinen in eine Mittellein (Frontline) und zwei Steuerleinen (Backlines) über. Manche Matten haben hingegen Anknüpfpunkte wie Tubekites (4-Leiner).
Tubekites
Tubekites haben anders als Softkites mehrere Luftschläuche (Tubes): einen Frontschlauch (Fronttube), der dem Schirm die Form gibt und mehrere Querschläuche (Struts), die etwa in einem 90° Winkel an die Fronttube angeschlossen sind und der „Segelfläche“ Stabilität geben. Diese Luftkammern werden vor dem Start auf einen Druck von ca. 6–8 psi (ca. 0,4-0,6 bar) aufgepumpt. Sie verhindern nach einer Wasserlandung das Versinken des Schirms und erleichtern so den Wasserstart. Innerhalb der Tubekites wird zwischen 4 Unterarten unterschieden:
C-Kites
C-Kites waren die ersten Tubekites, und erhielten ihren Namen nach der dem Buchstaben „C“ ähnelnden Form des Kites. Sie finden heute vor allem im Freestyle Bereich besonders bei sehr guten Fahrern noch eine weite Verbreitung. Vorteile der C-Kites sind ein sehr direktes Fluggefühl, eine lineare Leistungsabgabe, geringe Barkräfte und ein hohes Potential an abrufbarer Leistung insbesondere bei Sprüngen im Freestyle-Bereich. Durch im Vergleich zu Bow-Kites nur minimaler Depower sind diese Kites für Anfänger eher ungeeignet.
Bow-Kites
Die Bow-Kites sind den C-Kites in der Konstruktion sehr ähnlich, jedoch fällt dass Profil wesentlich flacher aus und die Fronttube verläuft nicht linear, sondern ist zu den beiden Enden hin bogenförmig herumgezogen, was zur Namensgebung führte. Der Bogenschirm besitzt darüber hinaus „Waageschnüre“ mit mehreren Anknüpfungspunkten am Drachen. Durch diese optimierte Form und „Aufhängung“ kann man durch Wegschieben der Bar den Anstellwinkel des Drachens zum Wind über einen im Vergleich größeren Bereich bis nahezu 100 % Depower verstellen, d. h. im Normalfall zieht der Kite den Surfer nicht mehr unvermittelt nach Lee (siehe Gefahren). Somit ist der Kite sehr gut für Anfänger geeignet und wird meist auch bei Kursen eingesetzt. Nachteilig an Bow-Kites ist das oft indirekte Fluggefühl, was besonders im fortgeschrittenen Freestyle-Bereich gegenüber C-Kites ein echtes Manko darstellt.
Hybrid-Kites
Hybrid-Kites bilden eine Mischung aus C-Kites und Bow-Kites. Sie sind wie Bow-Kites meist SLE- (Supported Leading Edge-) Kites, d. h. die Fronttube wird durch Waageleinen an mehreren Anknüpfpunkten stabilisiert. Dadurch ergibt sich ähnlich wie bei Bow-Kites eine hohes Depower-Potential. Die Steuerleinen sind allerdings, ähnlich wie bei C-Kites, meistens direkt am Drachen angeknüpft. Daraus ergeben sich ein direkteres Flug- und Lenkgefühl sowie geringere Kräfte an der Bar. Diese Merkmale werden besonders von fortgeschrittenen Fahrern gefordert. Für Anfänger sind Hybrid-Kites nicht so fehlerverzeihend wie Bow- oder Delta-Kites.
Delta-Kites
Delta-Shape-Kites sind eine Weiterentwicklung der Bow-Kites. Von der französischen Kitesurfmarke F-one Kites wurden sie 2007 auf den Markt gebracht und schnell von anderen Marken nachgeahmt. Sie werden mit 4–5 Leinen geflogen. Wie die Bow-Kites bieten sie eine fast 100%ige Depower und tragen dazu bei, den Sport sicherer zu machen. Auch Delta-Kites haben an der Fronttube Bridles (Waageleinen), die es möglich machen, den Kite in einen steileren Anstellwinkel zum Wind zu stellen, und dadurch leichter und sicherer für Einsteiger zu fliegen sind. Die Kites besitzen eine Deltaform und ähneln den Bow-Kites. Delta-Kites sind zurzeit die Kites mit den besten Wasserstarteigenschaften. Sobald sie auf dem Wasser oder Schnee liegen, treiben sie an den Windfensterrand und lassen sich durch Ziehen an der jeweiligen Steuerleine aus dem Wasser starten. Es gibt auch kleinere Schirme bis zu 6 Quadratmeter.
Weitere Ausrüstungsgegenstände
- Trapez : Nach den drei Hauptbestandteilen wichtigstes Zubehör. Schon kleine Kites entwickeln enorme Zugkräfte, so dass diese ohne ein Trapez der Kite nicht lange gehalten werden kann. Das Trapez schnallt sich der Sportler um die Hüfte und hängt an einem daran angebrachten Metallhaken den Chickenloop der Bar ein, und somit auch den Kite. Beim Trapez wird zwischen einem Hüfttrapetz und einem Sitztrapez entschieden.
- Das Hüfttrapez gewährt dem Fahrer größtmögliche Bewegungsfreiheit und behindert somit auch nicht bei komplizierten Tricks. Andrerseits kann es leicht verrutschen und den Tragekomfort erheblich beeinträchtigen, sollte es z.B. zu hoch sitzen und auf die Wirbelsäule drücken.
- Das Sitztrapez bleibt durch die Beingurte fest am Becken und rutscht auch bei enormen zugkräften oder wenn der Kite im Zenit steht nicht viel nach oben. Dadurch hat es einen besseren Tragekomfort und wird vor allem gerne von Einsteigern benutzt.
- Boardleash: Damit das Brett nach einem Sturz nicht wegtreibt, verbinden einige Kiter ihr Board über eine Leinenverbindung, der sogenannten Boardleash, mit ihrem Trapezgurt oder ihrem Fuß. Dabei wird zwischen einer festen und einer aufrollbaren Leash (ähnlich einer Hundeleine) unterschieden. Bei der Verwendung einer Leash entsteht allerdings ein Gefahrenpotential, da der Kiter im Falle eines Sturzes unsanft vom Brett getroffen werden kann, was teilweise zu schweren Verletzungen im Hals- und Kopfbereich führen kann. Eine Leash sollte aus Sicherheitsgründen nur mit Helm und Prallschutzweste verwendet werden. Die Mehrzahl der Kiter verzichtet daher auf die Leash, da ein verlorenes Brett auch erschwommen werden, oder mit einem einhändigen Bodydrag nach Luv erreicht werden kann.
- Helm: Um das Unfallrisiko bei Stürzen oder eines, durch eine Boardleash zurückschleuderndes, Boards zu minimieren empfiehlt es sich einen Helm zu tragen. Dieser sollte aber ein speziell zum Kitesurfen entwickelter Helm sein und nicht z.B. ein Fahrradhelm.
- Prallschutzweste: Eine Prallschutzweste erfüllt gleich zwei Funktionen. Da Wasser bei einem Aufprall ziemlich hart sein kann, schützt sie den Sportler insbesondere beim trainieren neuer Tricks. Da sie auch einen großen Auftrieb hat, der fast an den einer Rettungsweste herankommt, erleichtert sie auch längere Schwimmeinlagen, wie sie bei Stürzen oftmals nötig sind.
- Schuhe: Sie Schützen in Stehrevieren den Kiter vor Schnittverletzungen und halten bei längeren Fahrten die Füße warm und verhindern somit eine Unterkühlung.
- Sonnenbrille: Sehr sinnvoll vor allem um die Mittagszeit, wenn die Sonne sehr hoch steht während der Kite beobachtet wird. Zudem verhindert sie eine Verblitzung, welche durch die spiegelnde Wasseroberfläche entstehen kann.
Manöver
Steuern
Der Kitesurfer regelt seinen Kurs und seine Geschwindigkeit über die Steuerung des Schirms und des Brettes. Die Kurse zum Wind können ähnlich wie ein Segler oder Windsurfer gewählt werden, das heißt gegen den Wind kann aufgekreuzt werden. Unterschiede ergeben sich gegenüber den anderen Segelsportlern unter anderem durch die Eigengeschwindigkeit und die Flughöhe des Drachens. Letztere beträgt je nach Leinenlänge maximal 30 Meter. In dieser Höhe ist der Wind meist stärker, konstanter und frei von Turbulenzen.
Mit der Bar wird es dem Kitesurfer ermöglicht, über die Leinen den Schirm im Windfenster zu steuern. Und somit nach rechts und links, also parallel zum Wind zu fahren. Zur Richtungsänderung wird die Seite der Bar, in die man Fahren möchte, behutsam zum Körper hingezogen und somit der Kite in diese bewegt. Bei einer Richtungsänderung (Halse) wird der Kite langsam in den Zenit und schließlich in den anderen Teil des Windfensters bewegt. Das Wenden kann mit einem Basic Jibe, der Trambahn-Halse erfolgen, oder mit der "richtigen" Wende, einem Carved Jibe. Bei der Trambahn-Halse steht der Kiter kurz, bevor er in die andere Richtung weiter fährt, bei der Carved Jibe fährt der Kiter einen Halbkreis nach Lee und fährt anschließend in die andere Richtung weiter, anstatt stehen zu bleiben. Zusätzlich zu den Lenkbewegungen muss der Sportler mit dem hinteren Fuß das Board belasten, um dem Kite einen Widerstand zu bieten.
Ein Kitesurfer sollte das "Höhelaufen" beherrschen, also durch gezieltes Lenken auf einer gedachten Linie fahren und nach einer Wende wieder beim Ausgangspunkt ankommen, und nicht zu weit nach Lee abgetrieben werden. Beim Höhelaufen spielt vor allem die Boardsteuerung durch Gewichtsverlagerung eine große Rolle. Der "normale" Kurs ist der Halbwindkurs, bei dem der Surfer etwa rechtwinklig zur Windrichtung fährt. Dadurch ist im besten Fall ein exakt gerades Fahren möglich. Lehnt er sich weiter nach vorne, fährt er auf Raumwindkurs und steuert so nach Lee. Lehnt er sich ausgehend vom Halbwindkurs weiter nach Hinten, fährt er auf Amwindkurs. Durch den Raumwind- und Amwindkurs lässt sich somit nach Lee und Luv lenken, also nach "vorne" und "hinten" bzw. "in" das Windfenster und "aus" dem Windfenster "heraus".
Sollten zwei Kiter also aufeinander zu fahren, lässt sich ein Zusammenstoß vermeiden, indem der Leegewandte nach vorne in den Raumwindkurs, und der Luvgewandte nach hinten in den Amwindkurs ausweicht.
Start des Kites
Die Vorgehensweise beim Start des Schirms ist vom eingesetzten System abhängig. Beim Tubekite ist ein Starthelfer sinnvoll. Er hält den Schirm am Windfensterrand, wo der Schirm nicht so viel Zug entwickelt, so dass der Sportler den Schirm gefahrlos in den Zenit fliegen kann. Ohne Starthelfer kann der Schirm an einer umgeschlagenen Schirmecke mit Sand(säcken) am Boden gehalten werden. Zum Start werden die Sandsäcke durch Zug an den betreffenden Leinen abgeworfen und der Schirm steigt zum Himmel auf.
Bestimmte Ram-Air-Schirme können auch ohne Helfer gestartet werden. Diese Drachen sollten aber auch nicht wirklich in der direkten Leistungszone gestartet werden – es sei denn, der Wind ist unter 3 bft. Aus Sicherheitsgründen ist aber auch bei diesen Schirmen ein Helfer angebracht, der den Sportler davor bewahrt, ungewollt nach vorne gezogen zu werden. Das gilt, insbesondere bei extrem viel Wind, auch für den Tubekite-Start.
Wasserstart
Nach einer Wasserlandung von Tubeschirmen versucht der Kitesurfer den Drachen durch Be- und anschließendes Entlasten (in Richtung des Schirms schwimmend) der Frontleinen den Schirm auf den „Rücken“, d. h. die Schirm-Oberkante zu legen. Durch Steuerbewegungen, meist an einer der Bremsleinen, wird der Schirm vorsichtig aus der Leistungszone zum Windfensterrand bewegt. Dort kann der Schirm durch Zug an der nach oben weisenden Seite wieder gestartet werden. Systeme mit einer 5. Leine am Frontschlauch (vorderer, c-förmiger Schlauch) vereinfachen das Umklappen des Drachens und damit den Wasserstart. Insbesondere ist damit auch ein Start in der Leistungszone möglich, der bei Tubeschirmen ansonsten sehr gefährlich werden kann („Russenstart“), weil der Sportler je nach Windzug nach oben und vorne gerissen wird.
Liegt der Schirm andersherum ist ein sog. Rückwärtsstart möglich, wenn der Schirm eine entsprechende Vorrichtung hat. Mattenschirme (3-/4-Leiner) lassen sich recht einfach durch Ziehen an den Backleinen (Leinen, die an der Hinterkante des Schirms angebracht sind) rückwärts starten. Der Drachen erhebt sich dann rückwärts fliegend und kann nach Erreichen von einigen Metern Höhe durch eine 180°-Drehung wieder in die Vorwärtsposition gebracht werden. Einige Tubeschirme haben zum Rückwärts-Start spezielle Leinen, die über ein Umlenksystem oder direkt auf die Hinterkante des Schirms wirken, was ein Rückwärtsfliegen möglich macht. Rückwärtsstart-Systeme sind insbesondere zur Benutzung auf dem Land (auf Schnee) vorteilhaft.
Die sogenannten Bow-Schirme haben die Haupttube bogenförmig nach hinten geschnitten, sodass der Schirm nicht mehr mit der gesamten Vorderkante auf Land oder Wasser aufliegt. Durch eine aufgefächerte Anlenkung der vorderen Leinen sind zusätzlich die Ohren vom Untergrund bzw. Wasser abgehoben. Beim Neustart kann sich ein solcher Schirm ohne direkt auf dem „Rücken“ zu liegen ans Windfenster bewegen und wieder hochsteigen. Der Übergang aus der Powerzone ist wesentlich schneller und weicher.
Delta-Shape-Kites sind zurzeit die Kites mit den besten Wasserstarteigenschaften. Sobald sie auf dem Wasser oder Schnee liegen, treiben sie an den Windfensterrand und lassen sich durch Ziehen an der jeweiligen Steuerleine aus dem Wasser starten.
Springen
Ein Kiter springt, indem er den Drachen in voller Fahrt über den Zenit in den anderen Windfensterrand bewegt durch den Auftrieb des Kites schließlich in die Luft gehoben wird. Es lassen sich so große Sprünge – teils schon Flüge – vollbringen. Um nicht nach vorne zu drehen, und sich dadurch mit dem Rücken in Flugrichtung zu befinden, sollte der Sportler eine möglichst kompakte Haltung einnehmen und eine hohe Körperspannung aufweisen. Zum Landen wird der Kite langsam wieder in den ursprünglichen Windfensterrad zurücklenkt. Einen einfachen Sprung nennt man Basic Jump, Air oder bei einem besonders hohen und/oder weitem Sprung Big Air
Wie auch beim Snowboarden, Skaten und ähnlichen Sportarten sind sowohl Flip- als auch Grab-Tricks und darüber hinaus One-Foots, Board-Offs, und aus dem Wakeboarden adaptierte Tricks wie Raileys möglich.
- Bei den Flip-Tricks kann sich der Kiter einfach nach Rechts oder Links, horizontal um die eigene Achse drehen (360 Flip), oder vertikal nach Vorne oder Hinten (Fronftlip, bzw. Backflip)
- Bei Grab-Tricks hat der Akteur noch mehr Möglichkeiten, wie das nebenstehende Schaubild verdeutlicht. Flip- und Grab Tricks lassen sich aber auch Verbinden, so dass Tricks wie "360 Melons" oder "720 Tailgrabs" möglich sind.
- Bei One-Foot-Tricks steigt der Kiter mit einem Fuß aus der Bindung/Schlaufe aus und kombiniert dies mit einem Grab Trick (zur Kontrolle des Boards) und ggf. einem Flip Trick. Ein reiner One-Foot wird selten durchgeführt, da die Wahrscheinlichkeit das Board in der Luft zu Verlieren sehr groß ist.
- Bei Board-Offs steigt der Kiter mit beiden Füßen aus der Bindung/ den Schlaufen. Hier ist die Kombination mit einem Grab-Trick zwangsweise Erforderlich, da man sonst das Board verlieren würde. Auch hier ist die Kombination mit einem Flip möglich.
- Eine besondere Sprungart stellen die Raileys dar, da bei diesen der Kiter nur noch mit der Safetyleash mit dem Kite verbunden ist (er fährt "unhooked"). Nach dem Absprung wird die Bar am Trapez ausgehängt, der Kiter streckt die Arme aus und bringt durch nach hinten abgeknickte Beine das Board auf, oder über Kopfhöhe. Zum Landen muss der Sportler Arme und Beine wieder anziehen, und die Bar einhaken.
Fachausdrücke beim Kitesurfen
- Air time: Dauer eines Sprunges. Diese beträgt meist 3-5 oder 10 Sekunden, kann bei besonders hohen Sprüngen oder guten Windbedingungen aber auch wie bei einem Sprung Jessie Richmans 22 Sekunden betragen.
- Aspect-ratio: Das Verhältnis zwischen Breite und Höhe des Kites (variiert bei den gängigen Kites zwischen High-aspect-ratio von 5,0 und Low-aspect-ration von 3,0)
- Bladder: Der aufblasbare Kunststoffschlauch, der sich in den Tubes befindet und vor dem Start des Kites mit 0,4 bis 0,6 bar aufgepumpt wird. Der Druck ist von der Umgebungstemperatur und der Wassertemperatur abhängig. Bei starker Sonneneinstrahlung und hoher Lufttemperatur kann die Bladder auch ohne Fremdeinwirkung platzen, wenn sie zuvor zu stark aufgepumpt wurde. Gibt man jedoch zu wenig Druck in die Tubes, entwickelt der Kite erst gar kein Profil, oder die Luft in den Tubes kühlt bei Kontakt mit dem Wasser so stark ab, dass der Kite sein Profil verliert und nicht mehr ohne fremde Hilfe gestartet werden kann.
- C-Kite-Feeling: Damit sind die Vorzüge des direkten Steuerverhaltens und der niedrigen Haltekräfte des C-Kites gemeint. Die Hersteller versuchen zunehmend, diese positiven Eigenschaften auf neuere Kitemodelle (z.B. Delta-Kites) zu übertragen, die durch Verbesserung der Depower-Wirkung und anderer Sicherheitsaspekte leider etwas an C-Kite-Feeling verloren haben.
- High-End: Starkwindeigenschaft - Die High-End-Eigenschaft eines Kites umfasst, wie sich ein Kite bei - in Bezug auf seine Größe - starkem Wind verhält. Ein Kite mit gutem High-End bietet also bei viel Wind gute Zugkräfte und lässt sich trotzdem kontrolliert und sicher steuern.
- Low-End: Leichtwindeigenschaft - Wie der Ausdruck schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Low-End-Eigenschaft um das exakte Gegenteil zum High-End. Ein Kite mit gutem Low-End, entfaltet bei - für seine Größe - wenig Wind bereits respektable Zugkräfte und gutes Steuerverhalten.
- Leading-Edge: Die alternative Bezeichnung für die Front-Tube.
- New School: Die "Neue Schule" umfasst das Repertoire der Tricks aus dem Wakeboarden, bei denen der Kite "unhooked" gefahren wird. Das heißt, der Fahrer hängt vor dem Trick den Chickenloop aus dem Trapez aus und ist nur noch über die Hände an der Bar und die Safety-Leash mit dem Kite verbunden. Dies ist die Grundlage für einige Sprünge und Tricks, die eingehakt nicht möglich wären (z.B. Airpass, Handle-Pass, etc).
- Old School: Das Fahren und Springen in Manier der "Alten Schule", das seit den Anfängen des Kitesurfens existiert und bei dem der Fahrer eingehakt ist.
- Stall: Der Strömungsabriss (engl. "Stall") tritt auf, wenn zu wenig Wind über das Profil des Kites strömt und die Kraft des Sogs, der den Kite in der Luft hält, kleiner wird, als seine eigene Gewichtskraft. Der Kite entwickelt also keinen Zug mehr und stürzt anschließend auf die Oberfläche. Eine Sonderform ist hierbei der sogenannte "Backstall", der entsteht, wenn der Kite sehr tief im Windfenster steht, und der Anstellwinkel des Kites durch Anziehen der Bar derart groß wird, dass der Wind den Kite nicht mehr nach oben zieht, sondern nach unten drückt, sich der Kite überschlägt und letztendlich abstürzt. Dies ist ein häufiger Anfängerfehler und hat den Nachteil, dass sich bei einem 5-Leinen-System die 5-te einmal um den Kite wickelt und auch bei einem gelungenen Restart dessen Flugeigenschaften deutlich negativ beeinflusst. Ein "Frontstall" wird hervorgerufen, wenn der Kite den Surfer überfliegt. Dies passiert, wenn der Kite aus einer Position tief im Windfenster mit viel Schwung an den Windfensterrand (meist auf die 12-Uhr-Position) geflogen wird. Ein Strömungsabriss ist die Folge und der Kite fällt unkontrolliert aufs Wasser.
- Wave: Eine Disziplin, bei der die Elemente des Kitesurfens mit denen des Wellenreitens kombiniert werden. Der Surfer lässt sich mit Kiteunterstützung aufs Meer hinaus ziehen und reitet dann dort die Wellen ab. Der Kite wird dann an den Windfensterrand gebracht, wo er kaum Zugkräfte ausbilden kann und den Surfer auf der Welle am wenigsten beeinflusst. Natürlich sind durch die Vorzüge des Kites dem Surfer auch andere Möglichkeiten gegeben, z.B. gegen die Wellen anzufahren und diese als Rampen zu verwenden.
Gefahrenpotenzial
Kiten birgt wie jede Wasser- und Flugsportart einige Risiken, die sich nicht vollständig reduzieren lassen. Unfälle sind häufig auf schlecht ausgebildete, auch leichtsinnige Kitesurfer sowie Mängel bei der Ausrüstung zurückzuführen. Insbesondere über Land und bei festen Hindernissen ist der Kitesurfer in Gefahr. Da Kitesurfen noch eine recht junge Sportart ist und viele (vorwiegend zwischen 15 und 25 Jahren) Kitesurfer ihr Können überschätzen, gibt es regelmäßig Unfälle, nicht selten mit schweren Verletzungen. Durch neuere Konstruktionen der Kites und ein zunehmendes Gefahrenbewusstsein wird Kiten sicherer. Ein Verletzungs-Risiko geht auch von den Leinen aus, welche unter Zugspannung sehr "scharf" sind. Das statistische Unfallrisiko beim Kitesurfen wird kontrovers diskutiert. Belastbare Belege für das tatsächliche Risiko gibt es nicht. Studien, die sich mit Kitesurfunfällen auseinandersetzen, behandeln die Unfallursachen und deren mögliche Vermeidung, nicht jedoch die Unfallhäufigkeit. [19][20]
Sicherheitsmaßnahmen
Um Unfälle zu vermeiden und sich und andere zu Schützen sollte man folgende Aspekte abklären, bevor man aufs Wasser geht:
- Kitesurfrevier:
- Die Location sollte mindestens 3 Leinenlängen (ca. 90 m) nach Lee breit sein, dort sollte sich ein geeigneter Notausstiegsplatz befinden, der auch mit Rettungsfahrzeugen erreicht werden kann. Darüber hinaus empfiehlt es sich darauf zu achten, welche potentiellen Gefahren sich am Ufer befinden (Bäume, Hochspannungsmasten, etc.), welche Gefahren im Wasser auftauchen könnten (Strömungen, Riffe, Sandbänke usw.) und ob in Luv irgendwelche Hindernisse stehen, die Windverwirbelungen erzeugen können.
- Wind & Wetter:
- Je größer die Windstärke, desto größer sind die auf den Kiter wirkenden Kräfte. Das eigene Können sollte daher nicht überschätzt werden und ggf. ein kleinerer Schirm bei großen Windstärken verwendet werden.
- Zum Kiten eignet sich am besten konstanter Sideshore (Parallel zum Ufer) und Side-onshore Wind (leicht auflandiger Wind) mit etwa 10–35 Kn / 18–50 km/h / 3–8 Bft. Bei Auflandigem Wind besteht die Gefahr, auf das Ufer gezogen zu werden, bei Ablandigem die Gefahr zu weit ins Meer hinaus getrieben zu werden.
- Nie bei Gewitter kiten!
- Material:
- Das gesamte Material sollte vor jedem Start auf Schäden und Abnutzungserscheinungen; und insbesondere beim Kite der korrekte Aufbau überprüft werden.
- Es sollte immer ein funktionierendes Notauslösesystem an der Bar (Quickrelease) und eine Safetyleash vorhanden sein.
- Am besten immer nur mit Helm und Prallschutzweste, insbesondere bei Verwendung einer Board-Leash, kiten.
- Verhalten:
- Das Board und der Kite sollten an Land immer gut gesichert sein (am besten mit Sandsäcken, da diese einen Abrieb des mit Silikon gegen UV-Strahlung beschichteten Kites verhindern) und nie unbeobachtet bleiben (Diebstahlgefahr).
- Das Starten und Landen sollte immer mit einem eingewiesenen Helfer erfolgen, da dieser bei einem Unfall während dieser beiden Phasen nach deutschem Recht mithaftet!
- Das Ausweichen und Notsituationen wie das Trennen vom Schirm sollten gut trainiert sein.
- Nie über Personen starten, springen oder fahren, die sich im Flug- und Leinenradius des Kites befinden.
- Jeder Sportler sollte nur soweit hinaus fahren, wie er Schwimmen kann und nie allein Kiten, damit im Notfall Hilfe geholt werden kann.
Regeln
Der Schifffahrtsverkehr wird durch internationale, z.T. auch durch nationale Vorschriften geregelt, als "Verkehrsteilnehmer" haben sich daher auch Kitesurfer daran zu Halten. Auf der Hohen See und auf den mit dieser verbundenen Gewässern gelten die internationalen Kollisionsverhütungsregeln. Zudem können in den jeweiligen Hoheitsgewässern weitere und/oder von den Kollisionsverhütungsregeln abweichende Vorschriften gelten, die dann Vorrang haben. Auf innerstaatlichen Flüssen, Kanälen und sonstigen befahrenen Gewässern wie großen Seen gilt die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung.
Für ein unfallfreies und reibungslos verlaufendens Surfen ist das (ungefähre) Kennen und die Beachtung dieser Regeln unbedingt erforderlich; Fahrverbote müssen in jedem Fall eingehalten werden.
Jeder Kiter sollte immer vorausschauend, den Umständen (abhängig von Verkehrsdichte, Manövrierfähigkeit und eigenem Können) entsprechend und immer so fahren, dass gefährliche Situationen von Grund auf vermieden werden, sodass es im besten Fall gar nicht erst zu einer Kollision kommt. Dabei sollte man zudem Rücksicht auf andere Kiter und Wassersportler nehmen, insbesondere gegenüber Anfängern.
Siehe auch
- Buggykiting
- Kiteskiing
- Snowkiting
- Kitewing
- Luftsport
- Liste der Windsurf-Reviere
- Kitesurf-Trophy
- Surfspot
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Jelling Geschichte desk Kitesurfens Kitesurfingnow.com, abgerufen am 25. August 2010
- ↑ a b c d e f Peter Lynn Kurze Geschichte des Kitesurfens, Aquilandia.com, abgerufen am 25. August 2010
- ↑ Samuel Franklin Codys Man-Lifting Kite, www.design-technology.org, abgerufen am 25. August 2010
- ↑ www.skywing.de
- ↑ Patent DE2933050, strasilla.de, abgerufen am 25. August 2010
- ↑ Mark Harris Sea kayaking and kites, July 2002
- ↑ Geschichte der Kiteentwicklung der Legaignoux Brüder, inflatablekite.com, abgerufen am 25. August 2010
- ↑ Flash Austin Profil, windfinder.com, abgerufen am 25. August 2010
- ↑ Jessie Richmans 22 Sekunden Sprung - Youtube.de, abgerufen am 24. August 2010
- ↑ [1]
- ↑ luderitz-speed.com
- ↑ Guinness World Records, Fastest speed kite surfing, 28. Oktober 2010 abgerufen am 20. Februar 2011
- ↑ Terry Tomalin, Tampa Bay area kiteboarders take aim at distance record, St. Petersburg Times, February 27, 2009
- ↑ Kirsty Jones Kiteboards from Lanzarote to Morocco, Outdoornewswire.com, May 15, 2006
- ↑ m8kite.com - Long Distance record
- ↑ [2]
- ↑ Natalie Clarke kite crosses the Bass Strait in record time, SurferToday.com, March 24, 2010
- ↑ Strait Across - Nat breaks record, Outeredge, March 25, 2010
- ↑ Verletzungscharakteristik im Kitesurfen, PDF 230 kB, Dr. Christopher Zitzmann
- ↑ Unfall- und Präventionsmechanismen beim Kitesurfen unter Wettkampf- und Freizeitbedingungen, PDF 3,5 MB, Dissertation von 2009
Weblinks
Commons: Kitesurfen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Wassersportart
- Drachensport
- Brettsportart
- Surfen
Wikimedia Foundation.