Lanzarote

Lanzarote
Lanzarote
Satellitenbild von Lanzarote
Satellitenbild von Lanzarote
Gewässer Atlantischer Ozean
Inselgruppe Kanarische Inseln
Geographische Lage 29° 3′ N, 13° 37′ W29.048416666667-13.618972222222671Koordinaten: 29° 3′ N, 13° 37′ W
Lanzarote (Kanarische Inseln)
Lanzarote
Länge 58 km
Breite 20 km
Fläche 845,93 km²
Höchste Erhebung Peñas del Chache
671 msnm
Einwohner 141.437
167 Einw./km²
Hauptort Arrecife

Lanzarote [ˌlansaˈɾote, ˌlanθaˈɾote[1]] ist die nordöstlichste der sieben großen Kanarischen Inseln, die im Atlantischen Ozean eine von Spaniens siebzehn autonomen Regionen bilden. Lanzarote liegt rund 140 Kilometer westlich der marokkanischen Küste und rund eintausend Kilometer vom spanischen Festland entfernt. Hauptverkehrsanbindung ist der Flughafen Arrecife. Mit einer Fläche von 845,94 Quadratkilometern hat die Insel einen Flächenanteil von 11,29 Prozent an der Gesamtfläche aller Kanaren. Als erste vollständige Insel wurde Lanzarote 1993 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.

Inhaltsverzeichnis

Verwaltung

Lanzarote gehört zur spanischen Provinz Las Palmas der Autonomen Region Islas Canarias und ist in die sieben Gemeinden Arrecife, Haría, San Bartolomé, Teguise, Tías, Tinajo und Yaiza gegliedert. Die Hauptstadt Lanzarotes ist Arrecife, die Landessprache Spanisch. Lanzarote besitzt einen eigenen Inselrat, den cabildo insular, dessen Präsident seit der Kommunalwahlen vom 22. Mai 2011 erneut Pedro San Ginés der Partei Coalición Canaria (CC) ist. Die 23 Sitze des Inselrates sind seitdem wie folgt verteilt:[2]

Geographie

Lanzarote misst von Nord (Punta Fariones) nach Süd (Punta Pechiguera) rund 58 Kilometer und in der größten Ost-West-Ausdehnung 34 Kilometer. Südlich von Lanzarote liegt in 11,5 Kilometern Entfernung die Insel Fuerteventura, und im Norden nur einen Kilometer entfernt der Chinijo-Archipel mit den kleinen Inseln La Graciosa, Montaña Clara, Alegranza, Roque del Oeste und Roque del Este. Von den insgesamt 213 Kilometern Küste sind 10 Kilometer Sand- und 16,5 Kilometer Kiesstrand, der Rest besteht aus Felsküste. Auf der Insel gibt es zwei Gebirgszüge. Im Norden der Insel steigt das Famara-Massiv mit dem Gipfel Peñas del Chache auf 671 msnm an, und im Süden der Los Ajaches auf 608 m. Südlich des Famara-Massivs schließt sich die Sandwüste von El Jable an, die das Famara-Massiv von den so genannten Feuerbergen (Montañas del Fuego) des Timanfaya-Nationalparks trennt. Im Timanfaya-Gebiet ereigneten sich zuletzt von 1730 bis 1736 und 1824 starke Vulkanausbrüche, die große Teile des fruchtbarsten Ackerlandes und mehrere Dörfer und Gehöfte mit zusammen etwa 420 Häusern unter sich begruben. Der Rest der Insel ist durch eine Hügellandschaft mit markant aufragenden Vulkankegeln geprägt.

Geologie

Lanzarote ist eine Insel vulkanischen Ursprungs. Vor rund 36 Millionen Jahren begannen wiederholte unterseeische Vulkanausbrüche den Sockel der Insel zu bilden. Diese Eruptionen entstanden als Erscheinungen von Intraplattenvulkanismus durch Kontinentaldrift und Hotspot-Vulkanismus. Ausführlicheres dazu im Artikel Kanarische Inseln. Vor 15,5 Millionen Jahren wuchs Lanzarote über die Meeresoberfläche hinaus.

Die Oberfläche Lanzarotes ist durch vier vulkanische Hauptphasen entstanden, die meist durch die Kalium-Argon-Datierung nachgewiesen sind:

  • Phase 1: Hier entstanden das Famara-Gebirgsmassiv im Norden, der zweithöchste Gebirgszug Los Ajaches, der östliche Teil der Rubicón-Ebene, so wie einzelne Vulkane bei Tías im Südosten. Diese Eruptionsphase fand vor 15,5 bis 3,8 Millionen Jahren statt, unterbrochen durch Zeiten, die von Erosion geprägt waren.
  • Phase 2: Hier entstanden der westliche Teil der Rubicón-Ebene mit dem Montaña Roja, einige Vulkane im Inselinneren, so wie der Montaña de Guanapay bei Teguise und der Atalaya bei Haría im Norden. Diese eruptive Phase fand vor etwa vor 1,3 bis 2,7 Millionen Jahren statt.
  • Phase 3: Hier gab es bis zu 100 Eruptionszentren, die sich vor etwa 730.000 bis 240.000 Jahren über die ganze Insel verteilt haben.
  • Phase 4: Hier wird unterschieden: Die erste Eruptionsphase ließ vor gut 3.000 Jahren im Nordosten Lanzarotes das 30 Quadratkilometer große Malpaís de la Corona und damit auch die bekannte Cueva de los Verdes entstehen. Die zweite Eruptionsphase ereignete sich von 1730 bis 1736 und 1824, wobei über 23 Prozent der Fläche Lanzarotes mit etwa 3 bis 5 km³ neuer Lava aus etwa 30 neuen Vulkankratern bedeckt wurden. Diese Größenordnung ist hinsichtlich Dauer, eruptierter Lavamengen und Zusammensetzung der Laven (u.a. Olivin-Basalt) in historischer Zeit weltweit eine der bedeutendsten, höchstens noch vergleichbar mit den Eruptionen der Eldgjá (um 934) und der Laki-Krater (1783-84) in Island. Heute erstreckt sich auf einem Großteil dieses Gebietes der Timanfaya-Nationalpark.
Der 562 Meter hohe Hacha Grande von der Rubicón-Ebene gesehen

Geschichte

Erste Berichte durch Griechen und Römer

Durch die Nähe zu Afrika und dem europäischen Kontinent war Lanzarote wohl die erste Kanarische Insel, die besiedelt wurde. Es wird vermutet, dass die Phönizier bereits um 1100 v. Chr. die Insel besucht haben. Auch die griechischen Schriftsteller und Philosophen Herodot, Platon und Plutarch berichten vom Garten der Hesperiden, vom Land der Fruchtbarkeit, wo Obst und Blumen in der Brise des Atlantikwindes duften, und Homer schreibt im vierten Gesang der Odyssee von einem paradiesischen Ort. Es ist aber unklar, um welche Inseln es sich konkret handelt.

Die ersten historischen Aufzeichnungen zu den Kanaren stammen von Pomponius Mela sowie von Plinius dem Älteren mit seiner enzyklopädischen Naturkunde Naturalis historia und Claudius Ptolemaeus, welche auch die Identifizierung einzelner Kanareninseln erlauben. Eine erste Expedition zu den Kanarischen Inseln erfolgte dabei nach Plinius durch König Juba II. von Mauretanien. Die für die einzelnen Inseln vergebenen Namen der Insulae Fortunatae (Inseln der Glückseligen) lauten: Canaria=Invallis (Gran Canaria), Ninguaria=Planasia (Teneriffa), Inaccessa (La Palma), Iunonia (Lanzarote und Fuerteventura), Pluvialia=Ombrios (Gomera) und Capraria (El Hierro). Man glaubt, dass Fuerteventura und Lanzarote miteinander verbunden waren, denn beide, und auch Lobos, werden nicht einzeln erwähnt, jedoch ein Archipel.

Archäologische Funde, die auf das 1. Jahrhundert v. Chr. datiert werden konnten, belegen die Anwesenheit der Römer auf Lanzarote.

Die Wiederentdeckung durch Araber und Europäer

In den nachfolgenden Jahrhunderten geraten die Kanaren nach dem Zusammenbruch des römischen Reichs wieder in Vergessenheit, und werden im Jahr 999 n. Chr. durch Ben Farroukh wiederentdeckt. Die Araber gaben den Inseln den Namen Al Djezir al-Khalida (Glückliche Inseln) und lehnten sich damit an den Namen der Römer an. Im Jahr 1336 stach von Lissabon aus eine Flotte unter der Führung von Lanzarote da Framqua alias Lancelotto Malocello in See, um das damalige Ende der europäischen Welt zu erforschen, das zu jener Zeit vor der nordwestafrikanischen Küste lag. Lancelotto Malocello umsegelte das Kap der Angst (Kap Bojador) nie, entdeckte aber die Kanarischen Inseln erneut, und ließ sich auf Lanzarote nieder.

Zur Zeit des Aufenthaltes von Malocello auf Lanzarote herrschte dort König Zonzamas mit seiner Frau Fayna. Sie soll eine Nacht mit dem Adligen aus Vizcaia auf dem spanischen Festland namens Martin Ruiz de Avendaño verbracht haben, der 1377 die Insel erreichte. Aus dieser Nacht ist der Überlieferung nach Tochter Icó hervorgegangen. König Zonzamas und seine Frau hatten die beiden Söhne Tigufaya, der wurde Thronfolger und mit Frau und weiteren Einwohnern 1393 verschleppt, und Guanarame, der danach Thronfolger wurde. Die wohl uneheliche Tochter Icó heiratete Guanarame und bekam Luis de Guardafía als Sohn. Dessen Tochter hieß Teguise und gab der ehemaligen Hauptstadt der Insel ihren Namen. Sie heiratete Jean de Béthencourts Neffen Maciot de Béthencourt.

In der Nähe der heutigen Stadt Teguise baute er auf dem Montaña de Guanapay ein kleines Fort. Wieder in Portugal angekommen, erreichte er es, dass die von ihm entdeckte und in Besitz genommene Insel in der Weltkarte des Angelino Dulcert als Insula de Lanzarotus Marocelus eingezeichnet wird. Seither soll Lanzarote seinen Namen tragen.

Die Unterwerfung durch Europäer

Jean de Béthencourt

Angelockt sowohl durch wertvolle Rohstoffe wie Orseille (rote Färberflechte) als auch durch Sklaven, unternahm Jean de Béthencourt 1402 eine Expedition unter König Heinrich III. von Kastilien zu den Kanarischen Inseln. Er ging im Süden Lanzarotes (von den Guanchen noch Titeroygatra genannt), bei den Papagayo-Stränden an Land, und konnte den einheimischen Inselkönig Guardafía davon überzeugen, mit ihm friedlich zusammenzuarbeiten, indem er ihm Schutz vor portugiesischen und spanischen Menschenhändlern anbot. Mit seiner Hilfe konnte er in der Rubicón-Ebene eine Festung bauen. Dies war aber eine Täuschung, da Béthencourt den Frieden nutzte, um die anderen Inseln zu erobern. Er stellte aber bald fest, dass seine Ausrüstung und die ihm zur Verfügung stehenden Soldaten nicht ausreichten, die Kontrolle über alle Inseln zu erlangen. Béthencourt begab sich somit zurück aufs Festland. Während seiner Abwesenheit nutzt Gadifer de la Salle die kleine vorgelagerte Insel Los Lobos als Stützpunkt. Hier führte Bertín de Berneval dann aber einen Aufstand und nahm Einheimische als Sklaven mit nach Spanien. Gadifer hatte nun kein Schiff mehr und verdurstete beinahe auf Lobos, während die Einheimischen mit dem Töten von Europäern begannen. Mit Hilfe des Guanchen Atchen wollte Gadifer seine Leute rächen. Atchen nahm den König Guardafía auf Lanzarote gefangen und wollte selbst an die Macht. Guardafía konnte jedoch fliehen und ließ Atchen lebendig verbrennen. Béthencourts mitgebrachte Geistliche tauften Guardafía und beeilten sich mit der Taufe vieler Guanchen, was diese zu Sklaven machte. Zu Béthencourts Rückkehr 1404 war Lanzarote unterworfen. So konnte man sich gut gerüstet der Eroberung der Nachbarinsel Fuerteventura widmen. Béthencourts weniger erfolgreicher Neffe Maciot de Béthencourt wird als sein Stellvertreter auf Lanzarote bleiben. Er nimmt sich die Tochter namens Teguise des bisherigen Herrschers Guardafia zur Lebensgefährtin, und benennt den damaligen Ort Acatife nach ihr.

Rubicón bei den Papagayo-Stränden wird sogar erster Bischofssitz durch Benedikt XIII. Bischof Alfonso Sanlúcar de Barrameda zeigte Maciot de Béthencourt wegen seines tyrannischen Verhaltens bei der Spanischen Krone an (siehe auch: Liste der Bischöfe der Kanarischen Inseln). Daraufhin übergab Enrique de Guzmán, Graf von Niebla 1430 auf Befehl der Krone den Besitz der bisher eroberten Inseln an Guillén de las Casas. 1435 übernahm Fernán Peraza durch Erbschaft diesen Besitz. Auf Druck von Béthencourt besetzten Portugiesen Lanzarote, wurden aber nach zwei Jahren von dort vertrieben. Auf Hernán Peraza folgte der Ehemann der Inés Peraza, Diego Herrera, welcher Lanzarote und Fuerteventura auf seine Kinder Sancho de Herrera, María de Ayala und Constanza de Samiento verteilte. In den nachfolgenden Jahren ist die Geschichte Lanzarotes durch immer wiederkehrende Überfälle von Piraten gekennzeichnet. Der schlimmste ereignete sich im Jahr 1618, als die Piraten Jabán und Solimán das Versteck der Einheimischen in den Höhlen der Cueva de los Verdes entdeckten, und rund 1000 Inselbewohner gefangen nahmen, um sie anschließend auf dem afrikanischen Sklavenmarkt zum Verkauf anzubieten.

Naturkatastrophen im 18. Jahrhundert

Die unterirdische Hitze des Timanfaya-Vulkans reicht noch heute aus, um einen Heuballen zu entzünden

1730 kam es auf Lanzarote zu schweren Vulkanausbrüchen. Am 1. September bildeten sich auf einer Strecke von 18 Kilometern 32 neue Vulkane. Die Ausbrüche, die von dem Pfarrer von Yaiza, Don Andrés Lorenzo Curbelo, bis 1731 detailliert dokumentiert wurden, dauerten insgesamt 2053 Tage und endeten im Jahr 1736. Am Ende hatte die Lava rund ein Viertel der Inselfläche unter sich begraben, darunter die fruchtbarsten Böden der Insel und mehrere Dörfer und Gehöfte. Stattdessen entstanden an dieser Stelle hundert neue Vulkane, die den Namen Montañas del Fuego (Feuerberge) erhalten haben. Anfangs war es den Inselbewohnern unter Androhung von Strafe verboten, die Insel zu verlassen, da die Inselführung befürchtete, keine Arbeitskräfte mehr zur Verfügung zu haben. Die Versorgung mit Lebensmitteln verschlechterte sich aber zusehends, so dass der Hälfte der Bevölkerung erlaubt wurde, auf die Nachbarinsel Gran Canaria auszuwandern. 1768 kam es zu einer Dürrekatastrophe, nachdem die Winterniederschläge mehrere Jahre lang nicht fielen. Die Dürre forderte zahlreiche Tote, viele Bewohner wanderten auf die Nachbarinseln oder nach Kuba und Amerika aus.

Im Jahre 1824 kam es zu einem erneuten Vulkanausbruch im Bereich von Tiagua, der aber bei weitem nicht so folgenreich war wie die Ausbrüche in den Jahren 1730 bis 1736. 1974 wurde hier der Timanfaya-Nationalpark gegründet.

Klima

Lanzarote liegt in der Passatzone, was dazu führt, dass auf der Insel ganzjährig frische Winde aus Nord bis Nordost wehen. Lanzarote besitzt ein ganzjährig mildes und niederschlagsarmes arides Klima, da die Passatwinde an der relativ flachen Insel meist nicht abregnen. Die Lufttemperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei 20,5 °C. Der Monatsdurchschnitt beträgt im August 24,7 °C und im Januar 16,9 °C. Die Wassertemperatur des Atlantischen Ozeans schwankt durch das Aufquellen kalten Tiefenwassers vor der nordwestafrikanischen Küste und dem Kanarenstrom zwischen 22 °C im Sommer und 17 °C im Winter. Das macht in Zusammenhang mit dem Passatwind die teils hohen Sommertemperaturen erträglich.

Niederschläge

Wolkenkondensation am Famara-Massiv
Regenwassersammler Acogida am Volcano de la Corona

Mit nur 112 Millimetern Niederschlag pro Jahr ist Lanzarote die trockenste der Kanarischen Inseln, davon fallen allerdings etwa 85 Prozent von Januar bis März. Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt im Mittel 70 Prozent. Im gebirgigen Norden können mit bis zu 300 Millimetern pro Jahr deutlich mehr Niederschläge fallen als im Süden. Dort können die vom Atlantik kommenden nordöstlichen Passatwinde auf das Famara-Massiv mit dem höchsten Punkt von 671 m treffen, welches damit im untersten Bereich der Kondensationszone liegt. Die Passatwinde stauen sich nur bei starker Zirkulation und werden zum Aufstieg gezwungen. Die feuchte Atlantikluft kühlt während des Aufstiegs um 1 K (1 °C) pro hundert Meter ab (trockenadiabatische Abkühlung). Da die kühlere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann, die absolute Menge an Wasserdampf aber gleich bleibt, kondensiert der Wasserdampf, wenn die Sättigungsgrenze erreicht ist. Es entstehen Wolken, beziehungsweise Nebel. Die Feuchtigkeit aus den Wolken reicht aus, um in diesem Gebiet Landwirtschaft in Form von Trockenfeldbau zu betreiben (siehe Absatz Landwirtschaft). Die Feuchtigkeit reicht ebenfalls aus, um im Tal der 1000 Palmen in der Gegend um Haría einen für Lanzarote ungewöhnlichen Anblick zu schaffen. Mit den vielen Palmen (kanarische Dattelpalme, Phoenix canariensis) und der besonders im Frühling üppigen Vegetation findet man in diesem Tal eine „grüne Oase“ auf der ansonsten sehr vegetationsarmen Insel.

Wasserversorgung

Die Wasserversorgung stellte auf der niederschlagsarmen Insel schon immer ein Problem dar. In der Vergangenheit wurde der Niederschlag mittels großer befestigter Flächen (Acogida) an Berghängen bzw. nahe der Häuser aufgefangen und in großen Zisternen (Ajibes) gesammelt. Rund 25 Prozent des Wasserbedarfs wurde in den 50er Jahren durch wasserführende Stollen im Famara-Massiv gedeckt. Von den sieben wasserführenden Stollen wurden 1950 vier genutzt, heute nur noch einer, da sinkende Grundwasserstände zu einem Nachdrücken von schwererem Meerwasser und damit zu einer Versalzung (Brackwasser) des Grundwassers geführt haben. Durch den in den 50er Jahren einsetzenden Tourismus stieg der Wasserbedarf auf Lanzarote sprunghaft an, so dass mit Tankschiffen Wasser von den Nachbarinseln Teneriffa und Gran Canaria auf die Insel transportiert werden musste. Ursprünglich wurde Regenwasser auch mittels Eras oder auch Alcogidas genannt, gesammelt und in Ajibes gespeichert um es für den Verbrauch im Haus, für Tiere und die Landwirtschaft zu nutzen. Diese Anlagen aus befestigten Flächen, mit ihren teilweise eigenwilligen Außenformen an den Berghängen Lanzarotes, prägen in manchen Regionen die Landschaft.

Mit der Einführung der Meerwasserentsalzungsanlagen und der Verfügbarkeit von Leitungswasser fast überall, haben die Eras und Ajibes in der Nutzung an Bedeutung verloren. Sie haben aber über Jahrhunderte das Leben auf Lanzarote ermöglicht und sind als Bauwerke die Landschaft prägend und kulturhistorisch von Bedeutung. 1964 wurde dann östlich von Arrecife die erste Anlage zur Meerwasserentsalzung gebaut, die in den folgenden Jahren ständig erweitert wurde und noch heute in Betrieb ist. Die Herstellung von Süßwasser in Meerwasserentsalzungsanlagen stellt ein ökologisches Problem dar. Für die Gewinnung von Süßwasser braucht es viel Energie, was bedeutet, dass zusätzlich Erdöl importiert werden muss. Im Durchschnitt verbraucht jeder Tourist auf den Kanaren pro Tag etwa 230 Liter Wasser, die Einheimischen jedoch nur 138 Liter Wasser.

Wetterphänomene

Steilküste des Famara-Massivs, im Hintergrund die Insel La Graciosa
Sahara-Staub über den Kanarischen Inseln

Auf Lanzarote, wie auch auf den anderen Kanarischen Inseln, kommt es mehrmals pro Jahr zu einer besonderen Wetterlage, der Calima, wenn über der Sahara Staubpartikel durch Sandstürme und starke Thermik bis in große Höhen transportiert werden. Mit südöstlichen Winden werden diese Aerosole dann weit auf den Atlantik hinaus transportiert. Während solcher Wetterlagen sinkt die Sichtweite auf der Insel bis auf wenige 100 Meter ab. Die Luft ist dann voller Staub und der Himmel erscheint in einem schon fast unwirklichen Rot- bis Braunton. Der hohe Gehalt an Aerosolen in der Luft kann dazu führen, dass der Luftverkehr eingestellt oder umgeleitet werden muss, da aufgrund der Topographie Lanzarotes der Anflug auf den Flughafen Guacimeta (ACE) aus Norden nur mit ausreichender Pilotensicht erfolgen kann. Von den Einheimischen (Conejeros) wird dieser heiße Südostwind Levante oder auch Calima genannt. Während dieser Wetterlage können die Temperaturen zeitweise bis auf 40 °C steigen.

Flora und Fauna

Lanzarote besitzt aufgrund der geringen Niederschläge eine karge Flora. Deshalb herrschen hier wasserspeichernde (Sukkulente), gegen Trockenheit resistente (Xerophyten) und salztolerante Gewächse (Salzpflanzen) vor. Es sind insgesamt rund 570 Arten auf der Insel anzutreffen, darunter einheimische und eingeschleppte, aber auch 13 inselendemische Arten, die nur auf Lanzarote vorkommen, und 55 kanarenendemische, die nur auf den Kanarischen Inseln vorkommen.

Flechten als niedere Pflanzen beginnen mit der Besiedlung des jungen Lavagesteins. Bisher wurden 180 unterschiedliche Flechten gezählt. Sie leiten die Sukzession ein, das bedeutet, dass sie den Übergang zu höheren Pflanzenarten schaffen. An diesen fortgeschrittenen Stellen wachsen Euphorbien (Wolfsmilchgewächse, auf den Inseln tabaiba genannt). Diese Pflanzen haben sich in erstaunlicher Weise an die Wasser- und Nährstoffarmut angepasst. Im feuchteren Norden ist die Artenvielfalt größer. Hier findet man die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis), verschiedene Farnarten, Kanarische Kiefern (Pinus canariensis) und vereinzelt den wilden Ölbaum (Olea europaea). Nach den winterlichen Regenfällen erwacht im Februar und März die Vegetation im Norden zu einem farbenprächtigen Blütenteppich, und verwandelt die wüstenähnliche Landschaft in einen grünen Teppich. In der Vergangenheit sollen Lorbeerwälder die Hochflächen des Risco de Famara bedeckt haben. Ein kleiner Rest dieses Waldes befindet sich noch heute an der höchsten Stelle der Famara-Steilküste.

Außer der Fledermaus gelangten alle anderen Säugetiere durch den Menschen auf die Insel. Darunter auch Dromedare, die als Arbeits- und Lasttiere gefragt waren, da sie perfekt an die Umweltbedingungen angepasst waren. Heute werden diese Tiere hauptsächlich im Tourismus eingesetzt. Die Vogelwelt umfasst rund 35 Arten, darunter der seltene Eleonorenfalke, aber auch Wanderfalken und Fischadler. Unter den Reptilien findet sich die endemische Kanareneidechse Gallotia atlantica, die vornehmlich im Inselnorden vorkommt. Eine außergewöhnliche Besonderheit ist der kleine Albinokrebs (Munidopsis polymorpha, Ordnung Remipedia), der in der unterirdischen Lagune von Jameos del Agua vorkommt. Diesen Krebs findet man ansonsten nur in einer Wassertiefe von mehreren tausend Metern. Unklar bleibt, wie er dorthin kam.

Landwirtschaft

Traditionelle Anbaumethode im Weinanbaugebiet La Geria

Auf etwa 2.300 Hektar wird auf Lanzarote Wein (siehe hierzu auch den Artikel Lanzarote (Weinbaugebiet) angebaut. Die bedeutendsten Rebsorten sind der rote Listán Negro und Negramoll. Weißweine werden aus Listán Blanco, Malvasia, Moscatel und Diego hergestellt. Das Weinanbaugebiet La Geria ist ein Naturschutzgebiet und für seine traditionelle Anbaumethode auf Lapilli bekannt (span.: enarenado natural). Die teilweise meterdicke dunkle Lapillischicht (Vulkanasche, auch Picón genannt) wird nutzbar, da sie tagsüber aufheizt und nachts Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugt. Weil es hier nur sehr selten regnet, wird so das Wasser gespeichert. Die Wurzeln der angebauten Pflanzen und der Weinreben können so bis in den darunter liegenden Boden dringen, welcher dazu noch vor Erosion geschützt ist. Hier in La Geria gibt es in dem Ort Masdache die Bodega El Grifo mit eigenem Weinmuseum.

Diese Art des Trockenfeldbaus hat sich auf etwa 8000 Hektar im mittleren und nördlichen Teil der Insel verbreitet. Das älteste Beispiel sind die Opuntienfelder um Guatiza, auf denen Schildläuse zur Herstellung des Karminfarbstoffes gezüchtet werden. Man hat meist künstlich etwa 15 cm dicke Lapillischichten auf fruchtbaren Boden aufgebracht (span.: enarenado artificial). So werden heute hauptsächlich Kartoffeln, Zwiebeln, Mais, Knoblauch, Tomaten und Luzerne angebaut. Eine weitere Art des Trockenfeldbaus sind die Sandkulturen in und am Rande der Tiefebene El Jable, die sich unterhalb des Famaramassivs ins Landesinnere erstreckt. Im Wesentlichen werden hier auf etwa 1000 Hektar Süßkartoffeln, Melonen, Kürbisse, Tomaten und Gurken auf einer dünn mit Lapilli bedeckten Sandfläche angebaut. Die Erträge sind hier allerdings etwas kleiner.

Als landwirtschaftliches Nutztier werden in mehreren Gebieten Ziegen gehalten, aus deren Milch der begehrte kanarische Ziegenkäse in diversen Variationen traditionell hergestellt wird.

Allgemein gehen die landwirtschaftlichen Nutzflächen langsam zurück, da sich die Nutzung immer weniger lohnt.

Persönlichkeiten

Der Künstler César Manrique trug entscheidend zur Gestaltung der Insel bei. Manrique hat es sogar erreicht, dass außer einem Hochhaus in der Hauptstadt Arrecife, welches bereits stand, bevor César mit seinem Schulfreund die entsprechenden Gesetze durchbrachte, kein Gebäude auf der Insel höher als drei Stockwerke (also eine ausgewachsene Palme) gebaut werden durfte, und somit die Insel nicht für den typischen Massentourismus geeignet war. Diese Entwicklung hat sich seit einigen Jahren zunehmend verändert, so dass in den Touristenhochburgen Costa Teguise, Puerto del Carmen und Playa Blanca in Richtung der Papagayo-Strände nun ebenfalls höher gebaut wird. Die Gestaltung der Häuser sah außerdem vor, sie generell weiß zu streichen, und in Fischerorten deren Fensterläden, Türen und Gartenzäune blau, und in landwirtschaftlichen Gegenden grün abzusetzen. Inzwischen sind Grün und Blau, aber auch Braun oder Naturholzfarben inselweit vermischt.

Kunst

In der Fundación César Manrique sind neben den permanent ausgestellten Werken aus dem Nachlass des Künstlers César Manrique in temporären Ausstellungen auch internationale Künstler zu sehen, deren inhaltlicher Schwerpunkt im Thema "Kunst und Natur" liegen. Die Fundación César Manrique liegt nördlich von Arrecife an der Landstraße LZ 34, nahe bei Tahice. Ein weiteres Ausstellungsgebäude für Wechselausstellungen der FCM, die Sala Saramaro, befindet sich an der Plaza de la Constitución in Arrecife. Ebenfalls in Arrecife liegt das Museo Insular de Arte Contemporáno (MIAC) im Castillo San José, nahe dem Hafen in der Avenida de Naos.

In die Fußstapfen des 1992 verstorbenen César Manrique tritt der einheimische Künstler Luis Villalba mit seiner Kunstwerkstatt „El Taller de Arte“ (ETDA). Mit seinem internationalen Ausstellungs- und Kulturprogramm leistet er einen wichtigen Beitrag für das zeitgenössische Kunstgeschehen auf der Insel. Die "Taller De Arte" befindet sich bei Tias, nördlich der Autobahn, in Conil im Camino Barranco de Tegoyo.

Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

Nahe der Inselhauptstadt Arrecife liegt der Flughafen Lanzarote. Hier landen die großen Charterflieger hauptsächlich aus England, Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Des Weiteren wird hier ein regionaler Flugverkehr, hauptsächlich mit Binter Canarias, zu den anderen Inseln des Archipels betrieben.

Der Seehafen Puerto de Arrecife, auch als Los Mármoles bekannt, ist der wichtigste Umschlagplatz von Versorgungsgütern für die Insel. Von hier aus gibt es auch Fährverkehr nach Las Palmas de Gran Canaria, Santa Cruz de Tenerife und Cádiz. Zwei weitere Fährlinien der Unternehmen Naviera Armas und Fred. Olsen verkehren mehrmals täglich von Playa Blanca im Süden der Insel aus zur benachbarten Insel Fuerteventura. Seit 2004 wird Fuerteventura auch fünf mal wöchentlich mit einer Personenfähre von Puerto del Carmen aus angefahren.

Das Straßennetz ist sehr gut ausgebaut, so dass fast alle Orte Lanzarotes bequem erreichbar sind. Zwischen dem Flughafen und Arrecife gibt es eine Autobahnverbindung; im Süden zwischen Playa Blanca und Yaiza eine gut ausgebaute Schnellstraße. Zwischen 1988 und 1996 ist der Autobestand Lanzarotes um 65 Prozent angestiegen. Damit gibt es etwa 800 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner, also weit über EU-Durchschnitt (Stand: 2006).

Literatur

  • Klaus G. Förg; Eberhard Fohrer: Lanzarote. Die eigenwillige Vulkanschönheit. (Bildband) Rosenheimer Verlagshaus 2005, ISBN 3-475-53599-8.

Weblinks

 Commons: Lanzarote – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Im kanarischen Spanisch, wie auch in ganz Hispanoamerika, wird das „z“ als [s] ausgesprochen. Die Real Academia Española sagt daher: „[S]e indica siempre, y en primer lugar, la pronunciación seseante, por ser la mayoritaria en el conjunto de los países hispanohablantes.“ (Übersetzung: Die Aussprache mit „s“ (Seseo) wird stets an erster Stelle angegeben, da sie von der Mehrheit der Spanischsprechenden verwendet wird.) Real Academia Española: Diccionario panhispánico de dudas. Erste Ausgabe. Santillana: Madrid, 2005, ISBN 8429406239.
  2. Lanzarote 37° vom 6. Juni 2011: Spanische Kommunalwahl 2011 – Coalición Canaria weiterhin führend auf Lanzarote, Partido Popular überholt Sozialisten

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