Kittlitz (Löbau)

Kittlitz (Löbau)
Kittlitz
Stadt Löbau
Koordinaten: 51° 8′ N, 14° 41′ O51.13333333333314.675265Koordinaten: 51° 8′ 0″ N, 14° 40′ 30″ O
Höhe: 265 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Jan. 2003
Postleitzahl: 02708
Vorwahl: 03585

Kittlitz (obersorbisch Ketlicy) ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Löbau. Das Pfarrdorf ist eine der ältesten Ortschaften der Oberlausitz und war der Stammsitz der Herren von Kittlitz, dem ältesten Adelsgeschlecht der Oberlausitz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Blick vom König-Friedrich-August-Turm auf Kittlitz

Kittlitz liegt etwa vier Kilometer nördlich des Löbauer Stadtzentrums nahe der Georgewitzer Skala am nordöstlichen Fuße des Lauchaer Schafberges. Umgebende Orte sind Krappe im Norden, Oppeln im Nordosten, Bellwitz im Osten, Georgewitz im Südosten, Unwürde im Süden, Laucha im Südwesten, sowie Carlsbrunn und Wohla im Nordwesten.

Geschichte

Ortsgeschichte

Funde jungsteinzeitlicher und bronzezeitlicher Werkzeuge sowie aus der frühen Eisenzeit belegen, dass die Kittlitzer Umgebung schon in der Frühzeit besiedelt war. Nach der Völkerwanderung siedelte der westslawische Stamm der Milzener in der Oberlausitz und legte auch das Dorf Kittlitz mit einem Burgwall an.

In der Zeit der deutschen Ostsiedlung wurde Kittlitz durch deutsche Siedler vergrößert und als Missionsstation zur Christianisierung der Sorben genutzt. Einem weiteren König Karl IV. bestätigte am 17. April 1348 Heinrich von Kittlitz die Steuerfreiheit sowie die niedere und obere Gerichtsbarkeit, wobei letztere noch im gleichen Jahrhundert an die Stadt Löbau überging.

Auch geistlich hatte Kittlitz zu dieser Zeit weitreichenden Einfluss. Die Kirche betreute vor der Stadtgründung bereits 31 Orte. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Kapelle aus dem 11. Jahrhundert 1252 durch den Bau eines gotischen Kirchengebäudes ersetzt werden konnte.

Blick von der Weißenberger Landstraße auf Kirche und Einfahrt zum Pfarramt

Im 18. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau, der sich von 1749 bis 1775 erstreckte. Markant ist der eingemauerte Grabstein des Friczko von Nostitz, auf dem die Jahreszahl 1288 zu lesen ist.

Im Zuge der Befreiungskriege war Kittlitz Anfang des 19. Jahrhunderts militärischer Lagerplatz.

Am 1. April 1894 begann der Bau der Nebenbahn Löbau–Weißenberg. Sie wurde am 1. August des Folgejahres eingeweiht und brachte Kittlitz einen Bahnanschluss.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verließen die Bewohner vom 18. bis zum 28. April sowie vom 6. bis zum 12. Mai 1945 das Dorf.

Nach dem Krieg zog die Gemeindeverwaltung in das Kittlitzer Schloss ein. Zudem wurden im Schloss auch Kinderkrippe, Kindergarten, Schulhort und Schulküche untergebracht. Weiterhin bot Platz für einen Zahnarzt und eine Gemeindeschwester sowie mehrere Wohnungen.

Schloss Kittlitz

Nach der Wende hat die Gemeinde, die durch die Gemeindegebietsreform 1994 enorm angewachsen war, verschiedentliche Investitionen getätigt. Vier davon stellten sich später als kommunale Fehlinvestitionen heraus, durch die ein Schuldenberg von 21,6 Millionen Euro angehäuft wurde, der dazu führte, dass die Gemeinde handlungsunfähig wurde. Die sächsische Staatsregierung initiierte darauf hin einen Zusammenschluss mit Löbau, was in der Stadt auf Negativkritik stieß und in Kittlitz durch einen Bürgerentscheid abgelehnt wurde.

Nach diversen Zusagen des Freistaates erbrachte ein zweiter Bürgerentscheid schließlich das von der Staatsregierung gewünschte Resultat. Der Stadt Löbau wurde zugesichert, dass der Freistaat Sachsen für fünf Jahre den Jahreszins für 5 Millionen Euro Schulden der Stadt für ein unverkäufliches Gewerbegebiet übernähme. Mit der Eingemeindung nach Löbau übernahmen die Stadt und der Freistaat die Schulden der Gemeinde je zur Hälfte. Dadurch stieg die Pro-Kopf-Verschuldung in Löbau von 871 auf 1200 Euro.

Eingemeindungen

Zum 1. April 1938 wurden die Nachbargemeinden Laucha und Unwürde eingemeindet. Ihnen folgten am 1. April 1974 die Gemeinden Carlsbrunn, Krappe, Oppeln und Wohla.[1] Im Zuge der sächsischen Gemeindegebietsreform wurden am 1. März 1994 die Gemeinden Georgewitz-Bellwitz, Kleinradmeritz und Lautitz nach Kittlitz eingegliedert[1], so dass die Gemeinde auf 34 Quadratkilometer und etwa 2800 Einwohner vergrößert wurde. Die 15 Ortsteile der Großgemeinde waren Alt-Cunnewitz, Bellwitz, Carlsbrunn, Georgewitz, Glossen, Kittlitz, Kleinradmeritz, Krappe, Laucha, Lautitz, Mauschwitz, Neu-Cunnewitz, Neukittlitz, Oppeln und Wohla. Unwürde war inzwischen mit Kittlitz so sehr zusammengewachsen, dass eine gesonderte Ausweisung als Ortsteil nicht mehr erfolgte.

Am 1. Januar 2003 wurde Kittlitz nach Löbau eingemeindet.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1834 [3] 477
1871 624
1890 671
1910 812
1925 769
1939 1170
1946 1508
1950 1570
1964 1313
1990 [4] 1739
1993 1681
1998 2839
2002 2721

Im Jahr 1777 wirtschafteten in Kittlitz 32 Gärtner und 30 Häusler.

Die erste Bevölkerungserhebung in Sachsen, in der nicht die Besitzverhältnisse sondern jeder einzelne Einwohner gleichwertig gezählt wurde, erfolgte im Jahr 1834. Die Bevölkerung vergrößerte sich innerhalb eines halben Jahrhunderts von 477 Einwohner auf 671 im Jahr 1890. Arnošt Muka ermittelte Anfang der 1880er, dass die Bevölkerung zu etwa einem Drittel von Sorben und zwei Dritteln von deutschen gestellt werden. Von den 674 ermittelten Einwohnern waren 229 Sorben.[5]

Bis 1910 ergab sich ein weiteres Bevölkerungswachstum auf 812 Einwohner, fiel danach bis 1925 auf 769 ab. Durch die Eingemeindung von Laucha und Unwürde stieg die Einwohnerzahl bis zum Jahr 1939 auf nahezu 1200. Nach dem Kriegsende fanden viele Flüchtlinge in Kittlitz Unterschlupf, so dass die Bevölkerung auf über 1500 Einwohner anwuchs.

Der anschließend eintretende Bevölkerungsrückgang konnte 1974 durch Eingemeindungen kompensiert werden, so dass die Gemeinde 1990 über 1700 Einwohner aufwies. Bis 1993 war zwar ein Rückgang auf 1681 Einwohner festzustellen, durch die anschließende Gemeindereform wuchs die Gemeinde jedoch auf über 2700 Einwohner an. Bis zur Eingemeindung im Jahr 2003 bewegten sich die Einwohnerzahlen zwischen 2700 und 2900 Einwohnern.

Die gläubige Bevölkerung ist evangelisch-lutherischer Konfession. 1925 lag der Anteil mit 749 Evangelikalen bei 97 % der Gesamtbevölkerung.

Ortsname

Namensformen von Kittlitz sind unter anderem die Personennamen Chideliz (1160), Kiteliz (1185), Kithelicz (1290) und Kethelicz (1319) sowie die daraus entstandenen Ortsnamen Kitlicz (1390) und Kytlitz (1491). Die Form Kittlitz ist für das Jahr 1529 belegt. Die sorbische Namensform Ketlicy ist für das Jahr 1843 belegt. Sie entwickelte sich aus Ketlize und Kettlizy (18. Jahrhundert).

Als Ursprung für den deutschen wie für den sorbischen Ortsnamen gehen Jan Meschgang (1973)[6] sowie Hans Walther und Ernst Eichler (1975)[7] von einem Personennamen aus. Meschgang schließt einen Ursprung vom sorbischen koteł „Kessel“ aufgrund der Schreibweise mit -e- und -i- explizit aus.

Nahverkehr

Seit dem 10. Dezember 2006 betreibt die Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck mbH (KVG) auf nachfrageschwachen Linien zwischen Weißenberg und Löbau für Kittlitz und dessen ehemalige Ortsteile einen Anrufbus. Dieser verkehrt unabhängig von Fahrplan und Linienweg. Der Fahrgast bestimmt durch die Anmeldung seines Fahrtwunschen die Abfahrt und den Linienweg.

Persönlichkeiten

Gebürtige Kittlitzer Persönlichkeiten sind unter anderem:

  • Christian Gottlieb Buder (1693–1763), Jurist und Bibliothekar
  • Martin Rentsch (1853–1911), sorbischer Pfarrer und Wissenschaftler mit besonderem Bezug zur Orts- und Kirchengeschichte seiner Heimat
  • Johannes Georg Rentsch (1856–1916), sorbischer Oberpfarrer und Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften
  • Frieder Jelen (* 1943), Minister für Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern und Landrat des Kreises Demmin

In Kittlitz trat der sorbische Musiker und Komponist Korla Awgust Kocor (1822–1904) im Jahr 1852 die Stelle eines Lehrers und Organisten an. Nach seiner Pensionierung blieb er in Kittlitz und hat in der sorbischen Wissenschaftsakademie Maćica Serbska eine führende Rolle übernommen.

Literatur und Quellen

Literatur

Fußnoten

  1. a b Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  3. Kittlitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Regionalregister Sachsen. Abgerufen am 12. September 2008.
  5. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 105.
  6. Jan Meschgang: Die Ortsnamen der Oberlausitz. 2. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 1979, S. 59 (bearbeitet von Ernst Eichler).
  7. Ernst Eichler, Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 127.

Weblinks


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