Großdehsa

Großdehsa
Großdehsa
Stadt Löbau
Koordinaten: 51° 7′ N, 14° 37′ O51.10891111111114.617772222222Koordinaten: 51° 6′ 32″ N, 14° 37′ 4″ O
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 02708
Vorwahl: 03585

Großdehsa (obersorbisch Dažin) (Dehsa (deza, dize) = Muldenort) ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Löbau im Landkreis Görlitz in der Oberlausitz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Waldhufendorf mit 456 Hektar (1900) Fläche liegt an der S 115, die von Löbau in westlicher Richtung nach Kleindehsa und Cunewalde führt. Großdehsa liegt an der 1928 eröffneten aber heute stillgelegten Bahnstrecke Großpostwitz–Löbau. Großdehsa steigt von Osten nach Westen um 40 m an. Der untere östliche Teil des Ortes läuft breit in den Löbauer Kessel aus. Der obere westliche Teil erstreckt sich zwischen dem Schafberg im Nordwesten und der Kleinen Landeskrone (siehe Bubenik) im Süden.

Geschichte

Karte von Oberreit mit Großdehsa um 1845
Großdehsa - Ortschaftszentrum

Im Jahr 1242 wurde Großdehsa erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1350 kaufte das Domkapitel zu Bautzen nach und nach Teile des Ortes auf, sodass in der Folge der Großteil des Dorfes dorthin Zinsen abführte. Feudalherren der Nachbarschaft besaßen dagegen nur kleine Anteile. Später nahm auch die Landvogtei in Bautzen Rechte wahr. Das Domstift zu Bautzen besaß ein Vorwerk im Ort. Bis in die jüngste Vergangenheit lebten Sorben im Ort. 1397 war ein Rittersitz und 1564 ein Rittergut belegt.

Der Flurname „Kanonenwiese“ erinnert in der Dorfmitte noch heute an die Tage vor der Schlacht von Hochkirch vom 14. Oktober 1758, auf der österreichische Geschütze standen, welche damals mit strohumwickelten Rädern nachts über das Gebirge gegen die preußischen Stellungen vorrückten.

Die meist kleinbäuerlichen Gehöfte liegen beiderseits der Straße S 115 und dem Rinnsal des Großdehsaer Wassers. Nach einem großen Brand im Jahr 1841 waren nur die nördlich im Oberdorf befindlichen älteren Bauten erhalten, während die südlichen Gehöfte massiv wieder aufgebaut wurden.

1827 wurde eine Nebenschule (neben Kittlitz) erbaut, die zunächst zur Hälfte als Armenhaus diente. Sie wurde von 122 Kindern besucht, die „ganz wendisch“ waren[1]. Ein neues Schulhaus entstand 1898. 1955 wurden die Schulkinder jedoch der polytechnischen Oberschule in Kleindehsa zugewiesen.

Noch Ende des 19. Jahrhunderts waren mehr als 70 Prozent der Großdehsaer Sorben[2]. Es ist davon auszugehen, dass die sorbische Sprache bis in die 1960er Jahre bei einem Teil der Bevölkerung im Gebrauch war.

Am 1. März 1994 wurde Großdehsa nach Löbau eingemeindet.[3]

Ortsnamenformen

1238: Herwicus de Dycin (Zuweisung unsicher), 1242: Hertwicus de Dyzin, de Desen, 1306: ambae Theesyn, 1336: Henricus de Desen, 1346: Deysen, 1362: Desen, Desin, Dezen, Deze, Desin, Tesin, Teczin, 1419: Deßen magnum, 1426: Dese, 1491: grossen Desen, 1525: Deße, grossen Deße, 1657: Gros Dehsa

Flurnamen für Großdehsa lauten: Pastivisca = die Hutungen, Bubonik = der Trommler, Wlosanckach = in den Dohnenstiegen, Dolki = die Tälchen und Litte = Wiesen.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner[4]
1777 22 besessene Mann,
18 Gärtner, 45 Häusler
1834 503
1871 507
1890 443
1910 515
1925 533
1939 476
1946 584
1950 610
1964 516
1990 389

Verwaltungszugehörigkeit

1777: Bautzener Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Löbau, 1856: Gerichtsamt Löbau, 1875: Amtshauptmannschaft Löbau, 1952: Kreis Löbau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau, 2008: Landkreis Görlitz

Söhne und Töchter der Stadt

  • Alwin Mittasch (*27. Dezember 1869 in Großdehsa; † 4. Juni 1953 in Heidelberg), Chemiker und Forscher im Bereich der Ammoniaksynthese und der Kohlenoxydhydrierung

Quellen

Literatur

Fußnoten

  1. Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchen-Galerie. Verlag von Hermann Schmidt, Dresden 1840.
  2. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
  3. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  4. Großdehsa im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lubij — Dieser Artikel behandelt die Stadt Löbau in Sachsen. Für die gleichnamige Stadt Löbau in Westpreußen (poln. Lubawa), siehe: Lubawa. Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Löbau — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Oelsa (Löbau) — Oelsa Stadt Löbau Koordinaten: 51° 6′ N …   Deutsch Wikipedia

  • Alwin Mittasch — (1928) Paul Alwin Mittasch (obersorbisch Pawoł Alwin Mitaš; * 27. Dezember 1869 in Großdehsa, heute zu Löbau; † 4. Juni 1953 in Heidelberg) war ein Chemiker, der vor allem durch seine bahnbrechenden und systematischen Forschungen bei der …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Großpostwitz–Löbau — Abzw Großpostwitz–Löbau (Sachs) Kursbuchstrecke (DB): 233 (1997) Streckennummer: 6584; sä. GL Streckenlänge: 18,576 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Maximale Neigung: 29 ‰ …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Löbau (Sachsen) — Wappen Deutschlandkarte Hilfe zu Karten …   Deutsch Wikipedia

  • Bubenik (Berg) — Bubenik Doppelgipfel des Bubenik (rechts) und der Kleinen Landeskrone (links) Höhe …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsch-Obersorbische Ortsnamensliste — In dieser Liste werden Orten im aktuellen oder historischen sorbischen Siedlungsgebiet sowie einigen größeren Orten außerhalb des Gebiets die obersorbischen und deutschen Bezeichnungen zugeordnet. Die Liste lässt sich nach einzelnen Merkmalen… …   Deutsch Wikipedia

  • Eiserode — Stadt Löbau Koordinaten: 51°  …   Deutsch Wikipedia

  • Kittlitz (Löbau) — Kittlitz Stadt Löbau Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”